Bahnstrecke Göttingen–Bodenfelde
Bahnstrecke Göttingen–Bodenfelde | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Streckennummer: | 1801 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Kursbuchstrecke (DB): | 356 Süd, bis 1992 KBS 245, bis 1970 KBS 202d | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 36,780 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 9,2 ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 500 m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckengeschwindigkeit: | 60 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stationen | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Bahnstrecke Göttingen–Bodenfelde, in Göttingen auch Bodenfelder Bahn genannt, ist eine Eisenbahnstrecke in Normalspur in Südniedersachsen. Die eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn verläuft von Göttingen nach Bodenfelde durch das Weserbergland. Sie dient überwiegend der Erschließung der Region, aber auch dem Durchgangsverkehr. Über diese Strecke verkehrte früher beispielsweise die Verbindung Düsseldorf–Göttingen.
In Adelebsen besteht Güterverkehr durch ein Sägewerk und einen Basalt-Steinbruch.
Streckenverlauf
Die Bahnstrecke zweigt heute bei Kilometer 3,270 am ehemaligen Haltepunkt Weende im Göttinger Güterbahnhof von der Hannöverschen Südbahn (Nord-Süd-Strecke) ab. Sie verläuft etwa von Südost nach Nordwest, wichtigere Zwischenstationen sind Lenglern und Adelebsen. Von Adelebsen bis Bodenfelde folgt die Strecke dem Flüsschen Schwülme, dieser Abschnitt wird gelegentlich auch als „Schwülmetalbahn“ bezeichnet. Der Haltepunkt Vernawahlshausen liegt im Bundesland Hessen. Ab dort läuft sie parallel zur Sollingbahn. Im Endbahnhof Bodenfelde mündet die Strecke bei Kilometer 36,780 in die Sollingbahn.
Geschichte
Vorgeschichte und Bau
Bereits bei der Planung der Bahn Hannover–Hann. Münden–Kassel (hier eröffnet 1854–1856) waren Varianten westlich von Göttingen in der Diskussion. Mitte der 1860er Jahre wurde eine Verbindung zwischen Göttingen und der Friedrich-Wilhelms-Nordbahn bei Bad Karlshafen über Adelebsen diskutiert. Gerade in Adelebsen mit seinen schon damals wichtigen Steinbrüchen wurde dies vehement gefordert. Diese Bahn wäre auch für den Fernverkehr interessant gewesen, da die Halle-Kasseler Eisenbahn zwar 1867 von Arenshausen nach Göttingen angebunden wurde, die Verlängerung nach Kassel aber umstritten war. Jedoch kam die Verbindung Arenshausen–Münden (–Kassel) 1872 doch noch zustande, 1878 wurde weiter nördlich die Sollingbahn über Uslar und Hardegsen eröffnet. Damit umfuhr der Ost-West-Verkehr Göttingen und Adelebsen, eine weitere Fernbahn war nicht zu erwarten. Es folgten drei Jahrzehente Forderungen und Diskussionen. Unter anderem wurde ab 1897 die Westverlängerung der schmalspurigen Gartetalbahn (Duderstadt–Göttingen) über Adelebsen und Uslar nach Schönhagen (der letzte Abschnitt hätte der späteren Bahnstrecke Uslar–Schönhagen entsprochen) geplant.
Ab etwa 1901 interessierte sich auch Preußische Staatsbahn wieder für diese Region. Am 25. Juni 1904 beschloss der preußische Landtag ein Paket von mehreren Neben- und Kleinbahnen, darunter auch eine von Göttingen nach Bodenfelde. Ab 1906 wurde die Trasse vermessen, im Frühjahr 1908 begann der Bau. Er wurde kurzzeitig durch ein Hochwasser der Leine gestört, das Gelände war jedoch unproblematisch. So wurde die Nebenbahn mit einer maximalen Neigung von 1:109 flacher als die benachbarten Hauptstrecken Sollingbahn oder Dransfelder Rampe. Die Bahnstrecke Göttingen–Bodenfelde wurde am 15. August 1910 eröffnet.
Bis 1945
Die Nebenbahn wurde in den 20er Jahren eine der rentabelsten im Reich. In Adelebsen wurden täglich 2000 t Basalt aus drei Steinbrüchen verladen. Zudem entwickelte sich der Durchgangsverkehr. 1926 bis 1928 wurden die Bahnhöfe in Lenglern, Adelebsen und Verliehausen ausgebaut.
Im zweiten Weltkrieg wurde bei Lenglern eine Rüstungsfabrik an die Strecke angeschlossen. Bei Kämpfen im April 1945 wurde auch diese Bahnlinie, unter anderem beim Beschuss eines Geschützzuges, beschädigt. Angeblich entstand ein Schaden in Emmenhausen erst, als die US-Truppen die Kämpfe für Filmaufnahmen nachstellten und dabei einen Güterwagen mit Munition entzündeten. Die Bahn stand Mitte Juni wieder zur Verfügung.
50er bis 80er Jahre
In den 50er und frühen 60er Jahren stieg der Verkehr noch einmal an, erreichte aber nicht den Umfang der Vorkriegszeit. Der Basaltabbau um Adelebsen herum ging zurück, heute ist nur noch ein Tagebau in Betrieb. Dafür siedelte sich ein Sägewerk an. Seit Mitte der 60er Jahre ging auch der Personenverkehr zurück. 1973 wurde der Haltepunkt Eberhausen geschlossen, 1976 Weende, 1988 wurden Lenglern und Emmenhausen aufgegeben. Die Bundesbahn schwankte mehrfach zwischen mittelfristiger Stillegung und Ausbau für den Fernverkehr Ruhrgebiet–Göttingen. Bis heute wurde weder das eine noch das andere umgesetzt, die Höchstgeschwindigkeit blieb bei 60 km/h.
Bis zur Eröffnung des neuen Eggetunnels zwischen Kassel und Paderborn wurden mehrfach Züge Kassel–Ruhrgebiet übe Adelebsen umgeleitet, wenn die direkte Strecke durch das Eggegebirge durch Hangrutsche blockiert war.

Beim Bau der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg wurde die bisherige Einführung in den Bahnhof Göttingen weggerissen. Der Verkehr der Nebenbahn wurde zuerst ab Weende provisorisch über die Neubaustrecke umgeleitet, bis im Bereich des ehemaligen Bahndammes eine Brücke über die Trasse der Schnellfahrstrecke und der neuen B 3 entstand. Damit waren die Bodenfelder Züge die ersten, die in Göttingen die Neubaustrecke befuhren.
Heute
Im Dezember 2005 wurde nach andauernden Druck auf die Bahn und die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen in Lenglern wieder eine Haltestelle eröffnet. Die Strecke wird zukünftig durch ein elektronisches Stellwerk in Göttingen gesteuert. Ob die Geschwindigkeit angehoben wird, ist noch ungeklärt. Der Verkehrsvertrag zwischen der Deutschen Bahn und der Landesnahverkehrsgesellschaft sieht eine Bedienung dieser Strecke bis 2019 vor.
Bedienungsangebot
Die Bahnstrecke Göttingen–Bodenfelde wird in der Regel zweistündlich, teilweise auch stündlich, durch eine Regionalbahn der DB Regio bedient. Die Fahrzeit beträgt rund 45 Minuten. Die meisten Züge fahren weiter bis Ottbergen (auch als Oberweserbahn bezeichnet) und haben Anschluss in Richtung Paderborn. Eingesetzt werden LINT-Triebwagen. Bis 2005 wurden meist die DB-Baureihen 614 und 628 eingesetzt.
Sonstiges
Im modularen Trassenpreissystem der Deutschen Bahn zählt diese Strecke zur Kategorie Z1 und seit dem 10. Dezember 2006 gibt es eine Versorgung mit GSM-R.
Im Bahnhof Adelebsen besteht eine Möglichkeit zur Zugkreuzung, alle anderen Stationen sind nur noch Haltepunkte.
Literatur
- Meier, G./ Busse, G./ Henne, H./ Lorenz, K.-P., "Eisenbahn Göttingen - Bodenfelde, Bahnlinie - Lebenslinie", Verlag Kenning, Nordhorn 1989 ISBN 3-927587-03-6