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Marburger Blutsonntag

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Als Marburger Blutsonntag wird die blutige Zerschlagung einer Demostration deutschsprachiger Bürger der Stadt Marburg an der Drau (Maribor) durch Soldaten der SHS-Armee am 27. Januar 1919 bezeichnet. Dabei wurden 13 Menschen getötet und rund 60 verwundet.

Während der Auflösungserscheinungen der Habsburgermonarchie in der Spätphase des Ersten Weltkrieges wurde Marburg, damals die zweitgrößte Stadt der Steiermark, am 1. November 1918 von slowenischen Landsturmeinheiten besetzt. Sie standen unter dem Kommando des k.u.k. Hauptmanns Rudolf Maister, des Kommandanten des Landsturm-Bezirkskommandos Nr. 26. Maisters Truppen besetzten auch alle umliegenden Orte und drangen teilweise über die deutsch-slowenische Sprachgrenze nach Norden (Radkersburg, Spielfeld, Mureck, Abstall usw.) vor. Maister ließ die deutschen Volkswehreinheiten und Polizisten entwaffnen und zum Großteil nach Norden in die neu entstehende Republik Deutschösterreich abschieben. Er ernannte sich auch selbst zum Stadtkommandant der damals zu rund 80% deutschsprachigen Stadt Marburg, setzte den gewählten Bürgermeister und den Stadtrat ab und fing an die Stadt zu slowenisieren. Alle deutschsprachigen Beamten wurden entlassen und abgeschoben, Widerstand mittels der willkürlichen Festnahme von Geiseln verhindert.

Da es aber in der Stadt Radkersburg zu erfolgreichem Widerstand freiwilliger deutschösterreichischer Verbände gekommen war und auch die neu gegründete Republik Deutschösterreich das überwiegend deutschsprachige Gebiet von Marburg und Umgebung beanspruchte, kündigte sich für den 27. Januar 1919 eine Delegation der USA (US-Coolidge-Kommission) unter Colonel Sherman Miles an, um sich ein Bild von der ethnischen Situation in Marburg zu machen. Ein Teil der deutschen Bevölkerung Marburgs und der Umgebung versammelte sich daraufhin vor dem Rathaus und zeigte mittels ihrer österreichischen und deutschen Fahnen ihren Willen, bei Österreich bleiben zu wollen. Im Verlaufe der Demonstration eröffneten slowenische Soldaten das Feuer auf die Demonstranten. Während von deutscher Seite ausgesagt wurde, dass Maister ohne Vorwarnung auf die gewaltfreie und waffenlose Menschenmenge schießen ließ, behaupten slowenische Augenzeugen, deutsche Zivilisten hätten versucht, das Rathaus zu stürmen und die ersten Schüsse seien von einem Deutschen abgegeben worden. Insgesamt gab es 13 tote und 60 verletzte Zivilisten aus Marburg und Umgebung. Auf Grund dieser Ereignisse konnten die Deutschen Marburgs nicht ihre Forderungen an die US-Kommission übermitteln. Nach slowenischen Angaben sollen die Schießereien jedoch die Amerikaner gegen die slowenische Seite aufgebracht haben.

Anders als in Kärnten, wo gegen die Besetzung durch SHS-Einheiten militärischer Widerstand geleistet wurde (Abwehrkampf), verzichtete die steiermärkische Landesregierung auf jeden organisierten militärischen Widerstand (die deutschösterreichischen Einheiten in Radkersburg standen nicht unter ihrem Kommando) und vertraute auf die Gerechtigkeit der Siegermächte, die neuen Staatsgrenzen nach den ethnischen Gegebenheiten zu ziehen (Wilsons 14 Punkte).

Im Herbst 1919 wurde Marburg und Umgebung im Vertrag von Saint-Germain ohne Volksabstimmung und gegen den erklärten Willen von vormaligem Bürgermeister, Gemeinderat, Landtags- und Reichsratsabgeordneten dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, später Jugoslawien genannt angeschlossen, die einheimische deutsche Bevölkerung zum Großteil vertrieben.

Quellen

Zeitgenössische österreichische Quellen

Slowenische Quellen