Ackermann Fahrzeugbau
Der Ackermann Fahrzeugbau wurde 1850 von C. W. Ackermann in Wuppertal-Vohwinkel als Werkstatt für landwirtschaftliche Geräte gründet.
Anfangjahre
In den Anfangjahren wurden nur landwirtschaftliche Geräte produziert. Aber bald spezialisierte sich die junge Firma Ackermann auch auf den Bau von Nutzfahrzeugen. Im Jahr 1894 wurde ein Plateauwagen mit 100 Tonnen Tragfähigkeit gebaut, der von Pferden gezogen wurde. In den Zeiten der Motorisierung erweiterte Ackermann Mitte der zwanziger Jahre den Nutzfahrzeugbau für den LKW Bereich. Der von Ackermann neu entwickelte Möbelwagen, war schon damals auf der Reichsbahn verladungsfähig. Er wurde in der sehr stabilen und aufwendigen, schweren Stabholzkonzeption, für den Transport für LKW gebaut. Die elegant gerundete Kanten am Wagendach wurden sehr bekannt und zum Markenzeichen von Ackerman.
Innovationen und Experimente
Vor dem 2. Weltkrieg experimentierte Ackermann schon mit der wesentlich leichteren und produktionstechnisch revolutionären Aluminium-Zellenbauweise. Carl Wilhelm Kölker, ein Nachfahre, entwickelte mit Bernd Thiele im Jahr 1948 ihren ersten Anhänger mit Aluminium-Leichtmetall-Zellenbauweise und zum 100jährigen Jubiläum 1950 wurde darauf das Deutsche Bundespatent Nr. 804159 erteilt.
Die Basis für diese Entwicklung war der bekannten Ackermann Pullmann-Möbelwagen. Ein Frontlenker-Chassis, wurde vom Motorwagen-Hersteller geliefert und Ackermann konnte das LKW-Chassi in einen Volumen-Möbelkoffer vertigstellen und mit seinem prägnanten geflügelten Logo vorne an der oberen seitlichen Kofferkante versehen. Bei der Herstellung von den sogenannten Thermoswagen, experimentierte Ackermann mit einigen Kühltransport- Speditionen in den 1960er Jahren als dem Vorläufer der heutigen Kühlfahrzeuge und Isolieraufbauten.
Neben dem Sattelauflieger baute Ackermann den Behältertransport im Haus-zu-Haus-Verkehr der Bundesbahn. 1965 stellte Ackermann das AWL - System (Ackermann - Wechsel - Lader) vor, wobei der LKW – Fahrer ohne fremde Hilfe den Wechselaufbau vom LKW aufnehmen und absetzen konnte. Dieses Wechsel-System wurde von verschiedenen Herstellern weiterentwickelt und ist heute nicht mehr wegzudenken. Als sehr gutgehende Firma erwirbt Ackermann 1966 in Wolfhagen bei Kassel eine weitere Firma. Dort wurden Bausätze für Kofferaufbauten in Verbund-Kunststoff-Konstruktion, z. B. für Lebensmittel- und Kühltransporte und Möbelaufbauten produziert. Ab ca. 1970 hatte Ackermann die Isolier-Kofferaufbauten im Programm, hierfür wurden die Verbund-Kunststoff-Elemente im Zweigwerk Wolfhagen vorproduziert und in Wuppertal zusammengebaut. Damit wurde Ackermann in den nachfolgenden Jahren zu einem der führenden Hersteller für geschlossene Kofferaufbauten in Deutschland.
1972 wurde die "Ackermann - Fruehauf" – Gesellschaft gegründet. In fünf Werken wurde derzeit produziert: Wuppertal - Vohwinkel, Treis an der Mosel, Wolfhagen, Schierling (Niederbayern) und in Hamburg.
In Wuppertal entstand 1979 der erste serienmäßige „Großraum-Lastzug“. Die Innovation dafür hatte Ackermann 1977 auf der IAA beim "X 90" MAN Pilot- Objekt entdeckt, wo der dort ausgestellte LKW mit einem zusätzlich aufgesetzten Schlaf- Kabinenabteil zu sehen war. Eine Schlafkabiene wurde auf ein Mercedes-Benz LKW-Fahrerhaus aufgebaut und diese neue Ackermann Kreation wurde in Fachkreisen als sogenannter „Toppsleeper“ vielbeachtet. Von den Fernfahrern wurde diese Schlafmöglichkeit grundsätzlich abgelehnt, weil auf dem Nahverkehr- Fahrerhaus eine Plastik- Kabine als sog. Schlafraum aufgesetzt wurde und der Fahrer musste durch ein kleines Loch klettern wenn er schlafen wollte. Dadurch ließ sich ca. 60 cm an Ladefläche gewinnen, wobei inkl. der sehr kurzen Deichsel insg. 1,50 m zusätzlicher Transportraum gewonnen wurde. Dieser LKW- Jumbozug wurde auch ohne Toppsleeper ausgeliefert und durch eine spezielle Zusatzlenkung als gekürzte Deichsel konnte zusätzlich 90 cm nutzbare Ladefläche zur Verfügung gestellt werden.
Bei Ackermann - Fruehauf verfolgte man die Vergrößerung des Ladevolumens bei gleichbleibender Lastzuglänge weiter. Im Jahr 1986 wurde von Ackerman erstmals der Typ: "EZ 70" mit einem "Zentralachsanhänger" vorgestellt. Dieser wurde an eine tief unter dem Zugwagenaufbau angebrachte kleine Sattelkupplung angekoppelt und damit auf eine einfache, robuste Weise der Abstand von Zugwagen zu Anhänger bei Geradeauslauf bis auf 75 cm reduziert.
1987 wurden Produktion und Verwaltung nach Kerpen - Sindorf bei Köln verlegt. 1987 gliederte die Fruehauf – Corp. (USA) ihre europäischen Werke aus und Anfang 1988 wird in Paris eine europäische Gesellschaft für den Bau von Sattelauflieger gegründet, wobei die Fruehauf - Töchter, die in Frankreich, Großbritannien, Niederlanden und Deutschland tätig waren darin aufgegangen mussten. Die neue europäische Ackermann - Fruehauf Gruppe hatte einen Marktanteil von 25 %.
Mit der Waggonfabrik Talbot entwickelte man ein System, in dem der Sattelauflieger mit Hilfe, der vorne und hinten untergeschobenen Eisenbahnfahrgestellen, als eine Art von Güterwaggons im Zugverband auf Schienen gefahren werden konnte. Auch wurden moderne Tiefkühlauflieger weiter entwickelt, die den Markt revolutionieren sollten. 1991 wird ein erfolgreiches Jahr in der Firmengeschichte und im September wurde die Karosserie- und Fahrzeugbau GmbH in Oschersleben gekauft. Im Jahr 1992 wurden die konkurrierenden Systeme als Kombitrailer und Semirail zum einheitlichen bimodalen System für Europa zusammengeführt: zum „Kombirail“.
Ende und Neuanfang
Nach dem Boom durch die Wiedervereinigung gingen die Auftragseingänge zurück und die Rezession setzte sich 1993 fort, bis schließlich 1994 das Ende von Ackermann - Fruehauf eingeläutet wurde. Im April 1996 wurde ein Vergleichsantrag gestellt und konnte in ein Konkursverfahren umgewandelt werden.
Zuviel Innovation bzw. Entwicklung und zu viele Werke in Europa hatten die Geschäfte beeinträchtigt. Die Gesco AG, eine Beteiligungsgesellschaft konnte einsteigen und engagiert sich ab Juni 1996 in Wolfhagen. Weil die meisten Außendienstmitarbeiter als Handelsvertreter weiterhin für den Ackermann Fahrzeugbau in Oschersleben gewonnen werden konnten, war es noch im selben Jahr möglich in Oschersleben und Wolfhagen eine neue, erfolgreiche Ära der traditionsreichen deutschen alten Fahrzeugbaufirma Ackermann Fahrzeugbau wieder aufleben zu lassen. Auch hatte schließlich das Einzigartige Vertriebssystem von Ackermann über Lizenznehmer einen Ausschlag zum Neuanfang gegeben.
Heute gibt es „Ackermann Fahrzeugbau“ in Wolfhagen und Oschersleben wo die Komponenten und Komplettfahrzeuge für den Transport vielfältiger Güter produziert werden. Der Schwerpunkt liegt nach wie vor im Bereich der Kofferfertigung.