Zum Inhalt springen

Mission (Christentum)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 2. Juli 2007 um 13:55 Uhr durch Dutz (Diskussion | Beiträge) (Gegenwärtige Situation). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Mission wird im Christentum als Verkündigung des christlichen Glaubens (Evangelium) an Menschen verstanden, die nicht an Jesus Christus glauben oder sich innerlich von ihm entfernt haben. Der Begriff leitet sich vom lateinischen "missio" (Sendung) ab. Darunter versteht man die Entsendung von Missionaren durch eine kirchliche Institution oder ein überkonfessionelles Missionswerk. Evangelisation nennt man die Verkündigung der frohen Botschaft durch den "Sendboten" (Missionar). Im Zuge des modernen Wortgebrauchs von "Mission" im Zusammenhang mit Entwicklungshilfe bei schon christianisierten Völkern wird von "Weltmission" gesprochen.

Biblische Grundlagen

Die christliche Missionstätigkeit wird traditionell mit den folgenden Bibelzitaten begründet (jeweils Neue Genfer Übersetzung):

  • Der Missionsbefehl nach Mt 28,18-20: Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.
  • Mk 16,15f (Nachtrag zum Evangelium): Geht in die ganze Welt und verkündet der ganzen Schöpfung das Evangelium! Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet werden. Wer aber nicht glaubt, wird verurteilt werden.
  • Nach seiner Auferstehung spricht Jesus zu seinen Freunden / seinen Jüngern: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. (Johannes 20,21; Lutherübersetzung).

In der christlichen Mission gibt es zahlreiche Phasen, in denen bestimmte Kirchen oder Gruppen in bestimmten Gebieten besonders aktiv waren. Hier der Hinweis auf die Darstellung an andere Stelle:


Gegenwärtige Situation

Neben der "Neuland-Mission" in Gebieten ohne christliche Glaubenszeugnisse (Pioniermission oder früher "Heidenmission") hat sich die Weltmission der christlichen Denominationen vielfach in eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Kirchen des Nordens und den Kirchen der traditionellen Missionsgebiete entwickelt, von denen die meisten heute unabhängige, selbstständige Kirchen sind. Viele dieser unabhängigen Kirchen betreiben ihrerseits Missions: So entsendet die Evangelisch Lutherische Kirche in Tansania Missionare nach Mosambik. Korea ist heutzutage das Land, das weltweit die meisten Missionare entsendet.

Mit Hilfe ihrer Partner spielt in den "jungen Kirche" auch Diakonie eine wichtige Rolle, vor allem auch deshalb, weil in den Ländern des Südens Gesundheit und Bildung auf der Aufgabenliste der Regierung selten ganz oben rangiert, fühlen sich die Kirchen herausgefordert, den Menschen ganzheitlich zu dienen. Evangelisierung und Entwicklungshilfe / Gesundheitsarbeit / Sozialarbeit ist bei den Mitgliedswerke des EMW Evangelisches Missionswerk in Deutschland e.V. immer eng verbunden gewesen.

Mission wird eng mit Diakonie in Verbindung gebracht, die Missionsgesellschaften der verschiedenen christlichen Kirchen verbinden ihre Arbeit mit praktischer Entwicklungshilfe.

Im ökumenischen Dialog im Rahmen der Weltmissionskonferenz hat sich der Missionsbegriff zur Missio Dei gewandelt, das heißt Gott selbst handelt in seiner Schöpfung, und die Christen beteiligen sich "nur" daran. Ganz in diesem Sinne ging es auf der Weltmissionskonferenz 2005 in Athen um die Frage, wie christliche Gemeinschaften, Kirchengemeinden vor Ort und ganze Kirchen sich an der Heilung und Versöhnung beteiligen können, welche die Menschen und Gesellschaften um sie herum dringend benötigen. Beispiele dafür sind die Theologie der Befreiung in Lateinamerika oder die Wahrheits- und Versöhnungskommission (engl. Truth and Reconciliation Commission) in Südafrika. Durch den Interreligiösen Dialog mit Muslimen, Juden und Angehörigen anderer Religionen versucht man, alte Missionspositionen zu überwinden. Die Abkehr von der Missionierung jüdischer Menschen ist, nach den christlichen Gräueln, der christlichen Schuld und der kirchlichen Sünden zur Zeit der Shoa, ein grundlegender Baustein dazu.

Sowohl die katholische als auch die evangelischen Kirchen in Deutschland sehen sich in jüngster Zeit gesellschaftlichen - vor allem demographischen und steuerpolitischen - Veränderungen ausgesetzt. Bereits 1999 hat eine Synode der EKD in Leipzig Mission als künftige Kernaufgabe der Kirche benannt. Besonders in den neuen Bundesländern wird die Entfernung der Menschen zur Kirche und zum christlichem Glauben als eine große Herausforderung gesehen. Missionarischem Wirken komme hier die Aufgabe zu, auf Menschen zuzugehen, mit ihnen über ihr Leben ins Gespräch zu kommen, und sie mit dem Glauben an Jesus Christus bekannt zumachen. In einer Gesellschaft der Postmoderne könne dies - insbesondere aus Sicht der Volkskirchen - nur geschehen, wenn das Christentum als ein Angebot unter vielen deutlich artikuliert wird. Deswegen wird eine überzeugende Vermittlung der christlichen Werte für zunehmend unverzichtbar gehalten.

Fußnoten

Siehe auch

Literatur

  • Fritz Kohlbrunner: Mission. In: Volker Drehsen et al. (Hrsg.): Wörterbuch des Christentums. Orbis Verlag, München 1995, ISBN 3-572-00691-0 (S. 811ff)
  • Norman Lewis: Die Missionare. Über die Vernichtung anderer Kulturen. Ein Augenzeugenbericht. Stuttgart 1982, ISBN 3-608-95312-4
  • Stephen Neill: A History of Christian Missions (The Penguin History of the Church, Volume Six). 2. überarbeitete Auflage, London 1990, ISBN 0-14-013763-7
  • Neal Pirolo: Berufen zum Senden Haenssler Verlag ISBN: 9783775136464
  • Gert von Paczensky: Verbrechen im Namen Christi. Mission und Kolonialismus. Orbis Verlag 2002, ISBN 3572011779
  • Werner Raupp: "Mission in Quellentexten" - Verlag der Evang.-Luth. Mission, Erlangen 1990 ISBN 3-238-0
  • Thomas Schirrmacher; Aufbruch zur modernen Weltmission - William Careys Missionstheologie Ref. Verlag H.C.Beese; ISBN 9783928936583
  • Joachim Wietzke (Hg.): Mission erklärt. Ökumenische Dokumente von 1972 bis 1992. Leipzig 1993 ISBN 3-374-01479-8
  • Klaus Wetzel: Missionsgeschichte Deutschlands. 2005, Korntaler Reihe 2, VTR, ISBN 3-937965-18-I
  • Klaus Wetzel: Bevölkerungsentwicklung und Mission, 2005, Korntaler Reihe 4, VTR, ISBN 3-937965-47-5