Fernsehturm Riga
Der Fernsehturm Riga (Rīgas radio un televīzijas tornis) ist mit einer Höhe von 368,5 Metern das höchste Bauwerk der lettischen Hauptstadt Riga.
Er ist zugleich der dritthöchste, freistehende Turm in Europa. In einer Höhe von 97 Metern befindet sich die höchste Aussichtsplattform von Riga, von der man fast die gesamte Stadt sehen kann. Bei gutem Wetter sieht man auch den Rigaische Meerbusen und die umliegenden Städte.
Bis vor einiger Zeit gab es auf einer Höhe von 93 Metern auch ein Restaurant mit Namen "Vēja Roze" ("Windrose"). Zur Zeit ist es geschlossen und die Betreibergesellschaft des Turms sucht nach einem Investor, um es wieder herzurichten.
Lage und Beschaffenheit
Der Turm steht auf der Insel Zaķusala in der Düna, welche etwa 6 - 7 Meter über dem Meeresspiegel liegt.
Bei der Planung wurden mögliche Hochwasser und Erdbeben berücksichtigt. Der Turm soll Beben der Stärke 8,5 standhalten (da es sich damals um Planungen unter politischer Führung handelte, ist dieser Wert sicher mit Vorsicht zu genießen. Allerdings dürfte der Turm wahrscheinlich nie stärkere Erdbeben erleben, da Lettland fernab seismisch aktiver Gebiete liegt). Der Turm soll Windstärken bis 44 m/s standhalten. Um die Schwingungsamplitude zu verringern sind in 198 Metern Höhe drei, jeweils 10 Tonnen schwere Pendel angebracht die den Schwingungen entgegenwirken. Die tageszeitlichen Temperaturschwankungen können eine Längenänderung von bis zu 2,4 Metern an der Turmspitze hervorrufen.
Die Errichtung des Turms war ein Meilenstein in der Versorgung mit Rundfunk- und Fernsehprogrammen. Heute deckt er eine Fläche ab, die weit über die Stadtgrenzen von Riga hinausreicht.
Das Fundament besteht aus Schalbeton-Pfeilern, die sich in 24 - 27 Meter Tiefe auf eine Dolomit-Platte stützen.
Das Tragwerk besteht aus drei Stützen, wobei in zwei Stützen Express-Schrägaufzüge der Firma Otis untergebracht sind. Sie können Besucher in 42 Sekunden auf die genannte, 97 Meter hohe Aussichtsplattform befördern. In der dritten Stütze (der süd-östlichen) befinden sich eine Treppe sowie verschiedene technische Versorgungseinrichtungen.
Im Mittelteil befindet sich der Großteil der technischen Einrichtungen sowie ein weiterer senkrechter Aufzug. Für den Rostschutz des Mittelteils wurden 62 Tonnen Farbe benötigt. Die Malerarbeiten wurden von Sankt-Petersburger Kletterern verrichtet.
Im Antennenteil befindet sich ein Kran der schwedischen Firma Alimak Hek, mit dem sich Lasten bis auf 308 Meter Höhe befördern lassen. Die restlichen 44 Meter lassen sich über eine Treppe innerhalb der Konstruktion erklimmen.
Zum 50-jährigen Jubiläum des lettischen Fernsehens am 6. November 2004 gab es ein Großfeuerwerk am Turm und es fand ein Fotowettbewerb zum Turm statt.
Entstehung
Über den Standort des Turms wurde vor seiner Errichtung viel diskutiert. Schließlich konnte man sich auf die Insel Zaķusala als Standort einigen, obwohl die Insel nicht besonders hoch liegt.
Die Konstruktion wurde im damals sowjetischen staatlichen Fernmelde-Institut entworfen. Der optische Entwurf kam vom Bauingenieur Nikuradze. Der endgültige Entwurf wurde von einem Rigaer Architekten-Team unter der Leitung von Gunārs Asara ausgewählt.
Die Bauarbeiten begannen 1979 und wurden von der Rigaer Werksbau-Gesellschaft durchgeführt. Dabei wurde Dolomit von der Insel Saaremaa, Granit aus Karelien sowie Stahlfachwerk aus Tscheljabinsk verbaut.
Die stählerne Spitze wurde von einer Montagemannschaft aus Sankt Petersburg montiert. Die Stahlkonstruktion hat Vorteile im Bezug auf die Formgebung, ist jedoch auch teurer als eine reine Stahlbetonkonstruktion und muss auch regelmäßig mit Rostschutzmittel behandelt werden.
Der Fernsehturm wurde 1986 fertiggestellt.
Programme
UKW
| Freq. (MHz) |
Direkt./ Pol. |
Höhe (m) |
ERP (dBW) |
Station |
|---|---|---|---|---|
| 89,2 | ND/V | 85 | 36,5 | Radio SWH Rock (jüngster Ableger der "SWH"-Gruppe) |
| 90,7 | ND/H | 274 | 45,5 | Latvijas Radio 1 (öffentlich-rechtlich; Nachrichten & Information) |
| 91,5 | ND/H | 274 | 45,5 | Latvijas Radio 2 (öffentlich-rechtlich; Schlager) |
| 93,9 | ND/H | 274 | 40 | Baltkom Radio |
| 99,5 | ND/H | 246 | 36,6 | Fit FM (Lifestyle-Radio, gehört zu "Mix FM") |
| 101,8 | ND/H | 246 | 37,1 | Latvijas Kristīgais Radio (christliches Programm) |
| 102,7 | ND/H | 246 | 38,4 | Mix FM (russischsprachig) |
| 103,7 | ND/H | 274 | 39,8 | Latvijas Radio 3 Klasika (öffentlich-rechtlich; Klassik & Kultur) |
| 104,3 | ND/H | 246 | 36,3 | European Hit Radio (ehem. "Super FM"; Chart-Platzierungen) |
| 105,2 | ND/H | 274 | 41,2 | Radio SWH (bekanntester Privatsender in Lettland) |
| 105,7 | ND/H | 246 | 35,7 | Radio SWH+ (russischsprachig) |
| 107,2 | ND/H | 246 | 36,7 | Radio Skonto (Ü30-Format) |
| 107,7 | ND/H | 274 | 38,2 | Latvijas Radio 4 "Домская Площадь" (öffentlich-rechtlich; russischsprachig) |
Analog-TV
Das verwendete Farbübertragungssystem ist PAL D/K (6,5 MHz Bild-/Tonträgerabstand).
| Kanal | Höhe (m) |
ERP (dBW) |
Programm |
|---|---|---|---|
| 3 | 305 | 50,1 | LTV1 (öffentlich-rechtlich; Nachrichten, Reportagen und Kultur) |
| 7 | 326 | 32,6 | TV Riga (TV5) (interaktive TV-Shows und Infotainment) |
| 10 | 326 | 50,8 | LTV7 (öffentlich-rechtlich; Sport, Serien und Spielfilme) |
| 28 | 343 | 55,7 | LNT (erster privater TV-Sender; Shows & Spielfilme) |
| 31 | 343 | 55,2 | TV3 (Shows & Spielfilme) |
Seit 1998 ist das Programm TV3 verschlüsselt auch über Sirius 3 zu empfangen.
Am 29. März 2006 sind die Programme TV5 (unverschlüsselt) sowie LTV1 und LNT (ebenfalls verschlüsselt) hinzugekommen.
DVB-T
Seit dem 29. Mai 2002 finden vom Turm auch DVB-T-Testsendungen statt. Sie werden Werktags von 10 bis 21 Uhr ausgestrahlt und sollen bis zur endgültigen Einführung fortgesetzt werden.
| Kanal | Höhe (m) |
ERP (dBW) |
Modulation | Schutz- intervall |
Fehler- korrektur |
|---|---|---|---|---|---|
| 38 | 343 | 32 | 64-QAM (8K) | 1/8 | 3/4 |
Als Zeitpunkt für die Analogabschaltung im Raum Riga wird momentan der 1. Juli 2008 angegeben. Bis zum 1. Januar 2010 soll DVB-T landesweit verfügbar sein. Am 1. Januar 2011 soll die analoge, terrestrische Ausstrahlung endgültig eingestellt werden. Im Gespräch ist ähnlich wie in Estland und Litauen MPEG-4 als Videocodec.
Leider hat DVB-T seit 2003 in der lettischen Öffentlichkeit aufgrund eines weitreichenden Finanzskandals (in der Presse als "digitālā afēra", "digitale Affäre" bezeichnet) einen etwas negativen Beigeschmack bekommen. Zusätzliche Diskussionen gab es um die Subventionierung entsprechender Set-Top-Boxen für weniger wohlhabende Haushalte. Dies sind einige Gründe, warum die Einführung von DVB-T in Lettland bislang nur sehr schleppend vorankommt.
Kurios: Seit Anfang 2004 verwendet der Telekomanbieter und Kabelnetzbetreiber Baltkom DVB-T als Ersatz für DVB-C, um nicht zwei verschiedene Systeme betreiben zu müssen.
DAB
Die Einführung von DAB ist derzeit aufgrund der hohen Kosten für DAB-Radios und einer zufriedenstellenden UKW-Versorgung nicht geplant. Mittelfristig besteht jedoch wie bei DVB-T aufgrund des begrenzten Frequenzspektrums Handlungsbedarf. Anders als in einigen anderen europäischen Ländern sind alternative Übertragungsverfahren wie DVB-T-Radio nicht im Gespräch.
DMB / DVB-H
Zur Zeit wird in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) Baden-Württemberg die Einführung von DMB bzw. DVB-H als Übertragungsverfahren für Mobile-TV erörtert. Als Beispiel hierzu dient das DMB-Projekt des Unternehmens "Mobiles Fernsehen Deutschland" in Baden-Württemberg.
Signalzuführung
Der Turm dient auch der zentralen Signalzuführung zu praktisch allen lettischen Radio- und Fernsehsendern per Richtfunk.
Datendienste
Auf dem Turm befindet sich ein SDH- und PDH-Knotenpunkt sowie MMDS- und WiMAX-Accesspoints zahlreicher Telekom-Anbieter.
Lettland ist zudem eines der wenigen europäischen Länder, in dem neben GSM und UMTS auch CDMA2000 eingesetzt wird.
Sonstiges
Der Turm beherbergt zusätzlich Fernmeldeeinrichtungen des Militärs, des Verteidigungsministeriums, des Grenzschutzes, der Stadtverwaltung, der Flugnavigation, des Stromversorgers Latvenergo sowie mehrerer Telekom-Unternehmen.
Andere Senderstandorte
UKW
Die folgenden Programme werden nicht vom Fernsehturm ausgestrahlt, sind aber dennoch in Riga und Umgebung zu empfangen und sollen daher nicht unerwähnt bleiben.
Der Standort Āgenskalns (unbenannte Parameter 1:56_56_12.7_N_24_04_20.1_E_type:landmark_region:LV, 2:Geo ) ist der alte, ehemalige Fernsehturm im gleichnamigen Rigaer Stadtteil.
| Freq. (MHz) |
Direkt./ Pol. |
Höhe (m) |
Standort | ERP (dBW) |
Station |
|---|---|---|---|---|---|
| 88,6 | D/V | 150 | Ulbroka | 30,5 | Gold FM (gehört zu "Mix FM") |
| 89,8 | ND/V | 35 | Sigulda | 27 | Radio Sigulda |
| 92,4 | D/V | 80 | Tukums | 31,2 | Kurzemes Radio |
| 93,1 | D/V | 190 | Ulbroka | 37 | LR5 Plenarsitzungen / Radio NABA (Campusradio der lettischen Universität) |
| 96,2 | ND/V | 115 | R-Āgenskalns | 33,2 | Krievu Hītu Radio |
| 99,0 | D/V | 60 | Jūrmala | 33 | Radio Jūrmala |
| 100,0 | D/V | 100 | R-Āgenskalns | 34 | Radio PIK (russischsprachig) |
| 100,5 | ND/H | 115 | R-Āgenskalns | 31 | BBC World Service |
| 101,0 | D/V | 125 | Iecava | 33 | Capital FM (House & RnB) |
| 103,2 | ND/H | 90 | R-Āgenskalns | 24 | Radio Nova (russischsprachig; gehört zur russischen Kette "Europa plus") |
| 106,2 | ND/V | 190 | Ulbroka | 38 | Star FM (Rotations-Radio, gehört zur gleichen schwedischen Gruppe wie "TV3") |
| 106,6 | V | 70 | Bauska | 30,9 | Radio Zemgale |
KW und MW
Am Senderstandort Ulbroka (unbenannte Parameter 1:56_56_17.7_N_24_17_00.0_E_type:landmark_region:LV, 2:Geo ) befinden sich noch zwei AM-Sender:
| Freq. (kHz) |
Direkt./ Pol. |
Masthöhe (m) |
ERP (dBW) |
Station |
|---|---|---|---|---|
| 945 | ND/V | 125 | 35,3 | Radio Nord (Schlager; DRM-Simulcast) |
| 9290 | D/H | 34,4 | unregelmäßiger Relaisbetrieb für diverse Stationen |
Der Mittelwellensender, der auf 945 kHz sendet, verfügt über einen der wenigen noch vorhandenen Blaw-Knox-Sendetürme in Europa.
Der letztere diente zu Zeiten der Sowjetunion teilweise militärischen Zwecken.
Heutzutage wird er von verschiedenen freien europäischen Radiosendern (z.B. von Radio Joystick im Jahre 2007 an jedem ersten Samstag des Monats um 9 Uhr UTC, außerdem von Radio Caroline Eifel oder Radio City) für einige Stunden am Wochenende angemietet und ist meist in großen Teilen Mitteleuropas, manchmal auch mit gutem Signal weltweit, zu empfangen.
Die Sendestunde kostet seit Dezember 2006 78 € (davor waren es einmal 45 €, dann 65 €).
Neuerdings gibt es über den genannten Sender unter dem Titel "Latvia Today" eine einstündige, von Radio SWH produzierte Magazinsendung.
Amateurfunk
Das Rigaer 2m-Amateurfunk-Relais YL2RMK (Ausgabe: 145,650 MHz) befindet sich ebenfalls nicht wie zu vermuten wäre auf dem Turm, sondern im Gerüst der ehemaligen Leuchtreklame des alten VEF-Gebäudes (unbenannte Parameter 1:56_58_14.2_N_24_09_39.4_E_type:landmark_region:LV, 2:Geo ).
Siehe auch
Weblinks
- Webseite des Turms (lettisch)
- Betreibergesellschaft des Fernsehturms (engl.)
- Gesellschaft zur Einführung des digitalen Rundfunks (engl.)
- Lettische Fernmeldedirektion (entspricht der Frequenzordnung der Bundesnetzagentur)
- Lettischer Fernseh- und Rundfunkrat (lettisch)
- Liste verschiedener Hörfunksender in Lettland (lettisch)
- Eintrag bei skyscraperpage.com
- Eintrag in Structurae
