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Homebrew

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Begriff Homebrew (engl. für selbstgebraut) bezeichnet meist unautorisierte, selbst erstellte Programme für Konsolen (Xbox, Playstation, Dreamcast, Sega Mega Drive/Genesis, NES/FamiCom, …) sowie Handheld-Systeme (Game Boy Color, Game Boy Advance, Playstation Portable, Nintendo DS, WonderSwan Color, …).

„Unautorisiert“ bezieht sich hier darauf, dass üblicherweise nur vom Hersteller der Konsolen lizenzierte Programmierer die Erlaubnis haben, auf diesen Systemen tätig zu werden – immerhin handelt es sich um einen rein kommerziellen Markt.

Hersteller sind deshalb mittlerweile darauf bedacht, die Software und Firmware der Geräte darauf zu optimieren, dass Homebrew-Anwendungen auf der Konsole nicht ausgeführt werden können. Diese Sicherheitslücken könn(t)en auch benutzt werden, um illegal kopierte Spiele zu starten.

Problematik

Konsolen und Handhelds sind üblicherweise geschlossene und komplett auf Kommerz ausgerichtete Systeme. Häufig wird dabei die Hardware subventioniert verkauft, der eigentliche Gewinn entsteht durch Softwarelizenzen. Da Homebrew-Programme meistens gratis verteilt werden, ist dies den großen Videospieleherstellern ein Dorn im Auge, da damit auch eine Klientel bedient werden kann, die weniger oder gar keine offiziellen Produkte kauft. Homebrew stellt somit ein potenzielles Umsatz- und Ertragsrisiko dar.

Der grundsätzliche Konflikt geht um die Frage, ob der Systemlieferant lediglich der Anbieter der Hardware ist, samt der vom Kunden freiwillig bei ihm gekauften Software, oder ob der Hersteller berechtigt sei, seine Kunden dieses Gerätes auf die gesamte künftige Nutzungsdauer nur auf die von ihm und seinen Lizenzpartnern erstellte Software zu verweisen, die Kunden damit auf den Systemanbieter als Alleinlieferant jeglicher Software festzulegen. Dieses könnte einen enteignungsgleichen Eingriff in die Rechte des Endkunden darstellen bzw. den Kunden in seiner Entscheidungsfreiheit unzulässig einschränken. Das Recht des Endkunden auf freie Nutzung (im Rahmen der Gesetze) steht dem Gewinninteresse des Systemanbieters aus dem weitergehenden Verkauf von Software gegenüber.

Nicht jeder besitzt das notwendige Hintergrundwissen, um unautorisierte Software auf seiner Konsole oder auf seinem Handheld benutzen zu können, dennoch ist dieses Wissen meist schnell erworben. Flash-Karten und Mod-Chips sind häufig leicht über das Internet erwerbbar. Neben dem Aspekt der Gratis-Software spielt auch die Piraterie von Konsolenspielen eine wichtige Rolle. Ist es erst geschafft, seinen eigenen Code zum Laufen zu bringen, ist man technisch nicht mehr weit davon entfernt, illegal kopierte Spiele benutzen zu können.

Die Anzahl der Personen, die sich nur mit legalem Homebrewing befassen, ist nicht vergleichbar mit der großen Zahl der Raubkopierer. Sieht man den aktuellen Kampf von Sony, die PlayStation gegen Piraten und Homebrew-Coder abzusichern, merkt man sofort, dass dies ein endloses Katz- und Maus-Spiel sein wird. Sony ist hierbei ein Paradebeispiel, noch nie hat sich eine Firma so extrem mit Firmware-Zwangsupdates gewehrt.

Nintendo wehrt sich ebenfalls gegen die extreme Vielzahl an Flash-Karten, die für alle Game Boy-Typen verfügbar sind, jedoch ist dies ebenfalls eine Sisyphusarbeit. Die meisten Hersteller von Flash-Karten agieren im Ausland, oftmals China, und sind somit seitens der Konsolenhersteller kaum zu belangen.

Homebrew selbst versteht sich als legal und Anti-Piraterie-treu. Die Rechtslage in Deutschland verbietet allerdings die Umgehung technischer Schutzmaßnahmen (Firmware-Patch) und das Verändern (patchen) geschützter Software, so dass sich die Homebrew-Szene häufig in einer rechtlichen Grauzone bewegt. Das Patchen von Firmware ist somit nur gestattet, wenn die Patchversion von der lizenzierten Firma herausgegeben wurde. Patches sind z. B. auf Webseiten von Software-Unternehmen zu finden.

Homebrew auf verschiedenen Systemen

Spielekonsolen

Xbox

Die Xbox ermöglicht das Ausführen von eigener Software nach Einbau eines MOD-Chips, welcher mit einem alternativen BIOS geflasht wird. Alternativ zu einem MOD-Chip, gibt es auch Softwaremodifikationen.

Sega Dreamcast

Der Sega Dreamcast erlaubt das Abspielen von CD-Rs auch ohne MOD-Chip oder sonstigen Umbauten dank der Kompatibilität der Hardware zum MIL-CD Format. Aufgrund dieser Eigenheit (und der leistungsfähigen 128-bit-Hardware) hat sich eine vitale Szene von Enthusiasten zusammengefunden, die bislang knapp an die eintausend Programme entwickelt und kostenlos ins Netz gestellt hat.

Diese Programme werden meist als einfache Dateien („Plain Files“, werden beispielsweise mittels des Windows-basierten BootDreams auf CD-R gebrannt) oder als vollständige CDs im Disk Juggler CDI Format angeboten. Ein weiteres gebräuchliches Format sind sogenannte SBIs (SBI für „Selfboot Inducer“), dass es erlaubt mehrere Programme auf eine CD zu brennen.

Die Bandbreite veröffentlichter Software reicht von Portierungen zahlloser Emulatoren von frühen 8-bit-Computern zu 16-bit- und 32-bit-Konsolen, über Multimedia-Applikationen, bis hin zu aufwändigen Originalentwicklungen wie beispielsweise Alice Dreams oder Drill.

Mehr als 99% dieser Veröffentlichungen sind völlig legal mittels der freien Software Library KallistiOS entwickelt worden. Im Gegensatz zur Xbox wurden offizielle Entwicklerkits nur in einer Handvoll der frühesten Veröffentlichungen verwendet, beispielsweise in QuakeDC aus dem Jahre 2000, dass auf WinCE basiert. Die Verwendung von KallistiOS und der Austausch des benötigten Bootsectors ('IP.BIN') durch eine gleichwertige und legale Ersatzdatei (geschrieben von LiENUS und veröffentlicht am 15. Januar 2002) ermöglichte auch kommerzielle Veröffentlichungen von Spielen wie Feet of Fury (2003), Inhabitants, Maquipai (beide 2005), Cool Herders (2006) oder Last Hope (2007) für Dreamcast über die unabhängigen Labels GOAT Store Publishing und redspotgames. Die Veröffentlichung von Cool Herders ermöglichte es den Entwicklern Harmless Lion Studios eine Portierung des Spiels auf Nintendo DS über Alten8 zu vertreiben. Für die kommenden Jahre sind mehr als ein Dutzend weiterer Titel verschiedener kleiner Entwicklerteams angekündigt, beispielsweise Rush Rush Rally Racing oder Age of the Beast (von Senile Team).

Handhelds

Playstation Portable

Zur Zeit funktioniert Homebrew auf der Playstation Portable nur mit der Firmware 1.00 und 1.50, mit diversen Ladeprogrammen ist Homebrew auch bis inklusive der 2.80er Firmware möglich. Außerdem kann man Homebrew auch auf einer so genannten Custom Firmware, wie zum Beispiel die 2.71 Special Edition oder die neuere 3.40 Open Edition ausführen.

Da die europäischen PSP-Modelle größtenteils mit der Version 2.0 ausgeliefert wurden, war es zunächst nicht möglich, selbstentwickelte Software zu starten. Jedoch gelang es findigen Hackern, eine Sicherheitslücke in der gängigen Version ausfindig zu machen, welche ein Downgrade auf Version 1.50 ermöglicht. Diese wurde allerdings in der Version 2.01 wieder geschlossen. Mittlerweile ist es einem Hacker namens Dark~AleX jedoch gelungen einen Downgrader zu programmieren, der es ermöglicht, auch die Firmwares 2.5 , 2.6 und 2.71 wieder auf 1.50 downzugraden. Außerdem ist nun dank 0okm auch ein Downgrade von Firmware 2.80 möglich, welches mithilfe des xLoader ausgeführt wird. Selbst ein Firmwaredowngrade von der Firmware 3.03 ist neuerdings möglich.

Von der Version 3.03 kann man dann mit einer, vom Programmierer Fanjita, gefundene Methode das Savegame von GTA: Liberty City Stories so zu manipulieren, dass Homebrew gestartet werden kann. Ende April 2006 veröffentlichte Sony das Firmwareupdate 2.70 welches auch diese Methode verhindert. Auch wurde eine neue Version von GTA veröffentlicht und die gefundende Savegame-Methode verhindert.

Ende Januar 2007 ist schon wieder ein Downgrader von Fanjita erschienen. Dieser Downgrader benutzt abermals die Sicherheitslücke von GTA LCS, welche von Sony nicht richtig entfernt wurde. Sony hat aber bereits geantwortet. Die Sicherheitslücke ist mit 3.10 wieder geschlossen. Am 31. Januar 2007 war es dann soweit, die Firmware 3.10 wurde komplett entschlüsselt. Und am 4. Februar stellte Dark~AleX die nächste Open Edition online, die 3.10OE.

Seit Mitte Juni 2007 ist es möglich die Version 3.5 downzugraden; ausgenutzt wird dabei ein Exploit in Lumines. Die Sicherheitslücke ist wie beim GTA LCS ein Bufferoverflow beim Laden eines Savegames.

Mit den neuen eLoader-Programm „Märzenbier“ von Fanjita ist es auch möglich, ohne den Besitz von GTA in den Genuss von Homebrew zu kommen. Die eLoader-Programme ermöglichen bis Firmware 2.71 ein Starten der Homebrew-Programme über die Bildbetrachtungsfunktion der PSP. Mit dem eLoader „Kriek“ kann man bei Firmware 2.80 auch erstmals seit Firmware 1.5, Homebrew-Programme direkt aus dem Game-Menü der PSP zu laden. Die dafür neu entwickelte Loaderversion nennt sich xLoader. Einige Programme müssen jedoch erst mit einem Tool für den xLoader kompatibel gepatched werden, damit sie abgespielt werden können.

Inzwischen hat sich die PSP Homebrew Community prächtig entwickelt und hat bisher fast alles geknackt was Sony herausgebracht hat. Der Programmierer Dark~AleX, der in der Homebrew-Szene als der Beste zählt, hat es sogar geschafft den offiziellen PlayStation 1 Emulator der ab Firmware 3.00 enthalten ist, so zu cracken, dass die Community eigene PlayStation Sicherheitskopien umwandeln und anschließend mit voller Geschwindigkeit gespielt werden können. Diese Funktion ist unter anderem Teil der Custom Firmware 3.03 OE die vieles mehr bietet wie z. B.: MP4 Videos können mit voller Auflösung abgespielt werden, oder einem internen Loader zum Laden von Sicherheitskopien im ISO-Format.

GP32 und GP2x

Einen gänzlich anderen Weg beschritt die koreanische Firma Gamepark mit dem GP32. Dieser Handheld war erst als Konkurrenz gegen Game Boy (u.a.) gedacht, wurde dann aber relativ schnell quell-offen, womit das Abspielen von Homebrew sehr leicht möglich war. Der Nachfolger – der GP2X – ist hingegen seit seiner Veröffentlichung im November 2005 OpenSource.

Nintendo DS

Homebrew für den Nintendo DS sind mittels einer herkömmlichen NDS- (Slot-1) oder GBA-Flashkarte (Slot-2) zu starten. Sie werden über diverse Libraries in den Programmiersprachen C/C++ und Lua geschrieben. Zum Ausführen von eigenem Programmcode muss der interne Schutzmechanismus des DS ausgeschaltet werden. Dies geschieht über modifizierte Firmware (FlashMe), oder eine Variation des PassMe. Bei der Slot-1 Variante ist diese Funktion schon integriert.

Offizielle Homebrew Möglichkeiten

In der Vergangenheit bündelten oft Softwarepiraten und Homebrew Hacker ihre Kräfte, um Zugang zu den Systemen zu erhalten. In der aktuellen 7. Konsolengeneration deutet sich ein Umbruch in der Politik der Hersteller an.[1] Um die Gruppe der Angreifer zahlenmäßig zu reduzieren, bieten die Hersteller den Hackern Gelegenheit, eigene Software zum Laufen zu bringen.

Sony Playstation 3

Am weitesten geht hier Sony mit seiner PlayStation 3, wo die Maschine in einem Linux Modus gestartet werden kann, bei dem allerdings die Grafikbeschleunigung abgeschaltet ist, um die Entwicklung von Homebrew Spielen als Konkurrenz zu eigenen Titeln unattraktiv zu machen.

Microsoft Xbox 360

Microsoft bietet für seine Xbox 360 spezielle Entwicklerkits (XNA Gamestudio Express) und Lizenzen (Xbox Live Arcade) an, mit denen eigene Spiele entwickelt und online vermarktet werden können. Hier erhält der Entwickler vollen Zugriff auf die Leistung der Maschine.

Nintendo Wii

Bei der Wii Konsole ist die Situation aktuell noch unklar. Gerüchteweise soll auch Nintendo hier offizielle Angebote planen. Verfügbar sind momentan nur inoffizielle Projekte, welche z. B. das Abspielen von Gamecube Kopien, DVDs, MP3 usw. ermöglichen.[2][3]

Quellen

  1. Felix Domke: Console Hacking 2006 – Xbox 360, Playstation 3, Wii, 23. Chaos Communication Congress, 28. Dezember 2006. Videomitschnitt.
  2. http://wiibrew.org/ WiiBrew Wiki.
  3. LiquidIce's Nintendo Wii Hacks – Blog zu aktuellen Wii Homebrew Projekten.