Humoralpathologie
Die Humoralpathologie oder Viersäftelehre wurde von Galen begründet.
Er war der Meinung, dass Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle die Hauptbestandteile des Körpers seien. Beim gesunden Menschen befänden sich diese Körperflüssigkeiten im Gleichgewicht (Eukrasie). Ein Ungleichgewicht (Dyskrasie) der Säftemischung führe zu Krankheiten. Aufgabe des Arztes sei es, dieses Ungleichgewicht durch Diätetik, Arzneimittel oder auch chirurgische Maßnahmen wieder aufzuheben.
Diese Theorie hielt sich bis ins 19. Jahrhundert und übte einen großen Einfluss aus, u. A. auch auf die Medizin der Hildegard von Bingen, die frühe Psychiatrie und die Ernährungslehre.
Laut Galen wird jeder dieser Säfte in einem eigenen Organ produziert und steht entsprechend der aristotelischen Vier-Elemente-Lehre mit einem dieser Elemente in Beziehung. Damit glaubte Galen auch, die unterschiedlichen Charaktere der Menschen erklären zu können und baute seine Konstitutionslehre in dieses System ein. Veränderungen in der psychischen und körperlichen Befindlichkeit wurden auch durch den Einfluss der vier Jahreszeiten und der unterschiedlichen Lebensalter auf die Produktion dieser Säfte erklärt.
So sieht Galen folgende Zusammenhänge:
- Blut, das im Herzen gebildet wird, sei der konstituierende Saft der Sanguiniker und dem aristotelischen Element Luft, dem Morgen, dem Frühling und der Kindheit anverwandt. Einen bestimmenden Einfluss übe neben den Sternbildern des Zwilling, des Stiers und des [Widder (Tierkreiszeichen)|Widder]]s auch der Jupiter aus.
- gelbe Galle, die aus der Leber stamme, wird den Cholerikern sowie dem aristotelischen Element Feuer, dem Sommer, der Jugend, dem Mittag und den Sternbildern Jungfrau, Löwe, Krebs und dem Planeten Mars zugeordnet.
- schwarze Galle, die in der Milz und den Hoden produziert werde, betimme den Charakter der Melancholiker und dem aristotelischen Element Erde dem Herbst, dem Erwachsenenalter, dem Nachmittag und den Sternbildern Waage, Skorpion, Schütze und dem Planeten Saturn zugeordnet.
- Schleim, der im Gehirn produziert werde, bestimme das Wesen der Phlegmatiker und habe Bezug zumaristotelischen Element Wasser, dem Abend, dem Winter und dem Greisenalter sowie den Sternbildern Fische, Wassermann, Steinbock und dem Mond .
Dieses System lässt natürlich außerordentlich viel Platz für philosophische Betrachtungen, und konnte ohne Zweifel manche Fragen eines Patienten zu dessen Zufriedenheit klären helfen. Richtig meinte Galen demnach auch, ein guter Arzt müsse ebenfalls ein guter Philosoph sein.
Siehe auch: Griechische Medizin - Arabische Medizin - Hormon - Humor