Friedrichsdorf
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland
Friedrichsdorf ist eine Stadt im Hochtaunuskreis, rund 20 Kilometer nördlich von Frankfurt am Main.
Geographie
Lage


Friedrichsdorf liegt im Taunus und ist nach Bad Homburg und Oberursel die drittgrößte Gemeinde im Hochtaunuskreis. Das Stadtgebiet umfasst zum einen landwirtschaftlich geprägte Flächen wie etwa bei Burgholzhausen, die am Rand der Wetterau liegen. Zum anderen findet sich auch ein großes Waldgebiet am Taunuskamm. Darin befindet sich der höchste Punkt der Gemarkung, die Gickelsburg, mit 471 m. ü. NN. Vom Taunuskamm her durchfließt der Erlenbach die Stadt. Friedrichsdorf liegt am Südhang des Taunus, was eine gewisse Klimagunst bedingt: Die nach Süden exponierte Lage lässt mehr Sonnenstunden zu und die Gemeinde ist vor kalten Nordwinden durch den Taunushauptkamm geschützt. Dadurch ist Friedrichsdorf ein beliebtes Siedlungsgebiet wie der gesamte Vordertaunus.
Nachbargemeinden und -kreise
Friedrichsdorf grenzt im Norden und Osten an die Stadt Rosbach (Wetteraukreis), im Süden an die Stadt Bad Homburg sowie im Westen an die Gemeinde Wehrheim.
Geschichte

Die Gründung im Jahre 1687 geht auf die Hugenottenverfolgung in Frankreich zurück. Millionen flohen aus Frankreich. Einem Teil gewährte Landgraf Friedrich II. mit den Worten „Lieber will ich mein Silbergerät verkaufen, als diesen armen Leuten die Aufnahme versagen“ Asyl. Sie gründeten Friedrichsdorf, welches die Hugenotten aus Dankbarkeit nach ihm benannten. Sie brachten Flanell und Strümpfe aus Frankreich mit, die sich rasch verbreiteten.
Später wurde in Friedrichsdorf Zwieback produziert, deswegen wird Friedrichsdorf „Stadt des Zwiebacks“ genannt. Aus dem Zwiebackfabrikanten „Emil Pauly“ ging Milupa hervor. Die in Friedrichsdorf stehende Milupa-Fabrik ist allerdings ins Ausland verlegt worden, nur die Labors und Bürogebäude bleiben.

Der berühmteste Sohn der Stadt war Philipp Reis, Lehrer am Institut Garnier und Erfinder der elektrischen Übertragung von Sprache, besser bekannt als Telefon. Ihm wurde in Friedrichsdorf ein Museum gewidmet, das in seinem Wohnhaus untergebracht und als „Philipp-Reis-Haus“ bekannt ist. Außerdem wurde die Friedrichsdorfer Gesamtschule (Philipp-Reis-Schule; „PRS“) nach ihm benannt.
Im Jahre 1916 wurde Dillingen eingemeindet, das erst 1804 gegründet worden war. Seinen Namen übernahm Dillingen von einer Wüstung aus dem Dreißigjährigen Krieg, in deren Gemarkung die Friedrichsdorfer Hugenotten siedelten.
Stadtgliederung
Im Juli 1972 haben sich die Gemeinden Friedrichsdorf, Seulberg, Köppern und Burgholzhausen im Zuge der Gebietsreform zur Stadt Friedrichsdorf/Taunus zusammengeschlossen.
Köppern
- Hauptartikel: Köppern
Köppern wird 1269 erstmals urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit wurde dem Buchard von Printsac eine Mühle zu „coppern“ vom Grafen Gerhard von Eppstein zum Lehen gegeben. Leinenweberei und Ziegelbrennerei stellten neben der Landwirtschaft lange Zeit die wichtigsten Erwerbszweige dar. Später kamen die Fabrikation von Hüten und die Verarbeitung von Leder hinzu. 1901 wurde vom Frankfurter Arzt Emil Sioli das heute noch bestehende Waldkrankenhaus (Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie) gegründet. In Köppern gibt es eine Streethockeymannschaft, die unter anderen vom Eishockeyprofi Ingo Schwarz (Verein Rote Teufel Bad Nauheim) trainiert wird.
Burgholzhausen
- Hauptartikel: Burgholzhausen vor der Höhe
1221 wird in Urkunden Burgholzhausen als Holzhausen erstmals erwähnt. Im Jahr 1803 zählte Burgholzhausen zu den letzten fünf verbliebenen freien Reichsdörfern im Alten Reich. Als wichtigste Erwerbszweige galten neben Landwirtschaft und Leinenweberei die Herstellung von Fliesen, deren Grundstoff aus nahegelegenen Lehmgruben gewonnen wurde. Ende des 17. Jahrhundert wurde durch die Herrschaft des Geschlechtes der Ingelheimer der Obstanbau nach Burgholzhausen gebracht.

Seulberg
- Hauptartikel: Seulberg
Im Lorscher Codex wird Seulberg 767 zum ersten Mal erwähnt. Seulberg gilt als eine der ältesten Siedlungen im Hochtaunuskreis. Neben Landwirtschaft und Leinenweberei ist hier die Töpferei lange ein wichtiger Erwerbszweig gewesen. Mit den Hugenotten in Friedrichsdorf bestanden rege Handelsbeziehungen. Ein eher trübes Kapitel stellen die Hexenprozesse im 17. Jahrhundert dar, in deren Verlauf 31 Frauen hingerichtet wurden.
Das Wappen
Das erste Wappen erhielt Friedrichsdorf 1821 in Erinnerung an den Besuch der russischen Prinzessin Alexandra (und ihrer acht Gäste) bei Graf Friedrich in Bad Homburg: In Blau neun ringförmig angeordnete silberne Rosen.
Nach der Eingliederung wurde 1975 ein neues Wappen geschaffen, das auch die neuen Stadtteile berücksichtigt: Oben in Blau eine silberne Rose (Friedrichsdorf), links in Silber das rote vierspeichige Rad von Köppern, rechts in Silber ein rotes Hufeisen für Seulberg und unten in Rot der goldene Turm aus dem Wappen von Burgholzhausen.
Wirtschaft und Infrastruktur

Bekannte Unternehmen
Nicht nur in der Tradition, auch in der Moderne ist Friedrichsdorf Standort namhafter Firmen. In den verschiedenen Gewerbegebieten finden sich zahlreiche Unternehmen, deren Namen auch national und international bekannt sind. Teilweise handelt es sich um die deutschen Niederlassungen von weltweit agierenden Unternehmen oder um die Zentrale deutscher Firmen.
Hierbei handelt es sich beispielsweise um Namen wie Kawasaki (Motorräder), Bose Corporation (HiFi), OETTINGER Performance GmbH, Milupa (Babynahrung), PEIKER acustic (Kommunikationstechnik), MAXON (3D Software), World Vision Deutschland e. V. und viele mehr.
Verkehr
Durch die Friedrichsdorfer Gemarkung verläuft die wichtige Verkehrsachse A 5, die am nördlichen Rand des Stadtgebiets auch eine Anschlussstelle (16, Friedberg/Friedrichsdorf) hat. Außerdem durchquerte die B 455 die Stadt, die durch die L 3075 (seit 2006 die Friedrichsdorfer Entlastungsstraße) abgelöst wurde.
Auch mit Schienenverkehr ist die Stadt gut versorgt. Insgesamt vier Stationen sind auf alle Stadtteile verteilt. Der Bahnhof Friedrichsdorf ist nach dem Haltepunkt Seulberg Endpunkt der S-Bahnlinie 5 von Frankfurt am Main. Außerdem halten hier und in Köppern die Triebwagen der HLB, die auf der Taunusbahn verkehren. Die Querverbindung zur Main-Weser-Bahn stellt die Bahnstrecke Friedberg–Friedrichsdorf her, zu der auch in Burgholzhausen zugestiegen werden kann.
Der internationale Rhein-Main-Flughafen ist über die Straßen leicht zu erreichen. Zudem ist die Firma Rotorflug in Friedrichsdorf ansässig, die Helikopterflüge anbietet.
Baugebiete

- „Schäferborn“: Die Siedlung besteht schon länger und schließt an den Houiller Platz an. Der Name stammt von einer Quelle im nahen Spießwald. Die Straßen im offenen, begrünten Wohngebiet tragen Pflanzennamen, was der Siedlung auch den Namen „Blumenghetto“ eingebracht hat.
- „Römerhof“: Dieser Teil war bis 2006 noch Baugebiet. Er liegt südlich der Bahn zwischen dem Schäferborn und Seulberg. Ein ehemaliger römischer Gutshof liegt direkt am Rand und hatte auch die namensgebende Funktion. Im Jahr 2006 wurden dort Infotafeln aufgestellt und ein Erlebnisspielplatz im Stil von einer Ausgrabungsstätte und einem Limes-Turm errichtet. Die Straßen enthalten die Namen bekannter römischer Feldherren.
- „Waldkristall“: Die 3,3 ha große Fläche liegt nördlich der Hugenottenstraße und wird eingegrenzt durch die Taunusbahn und die Verbindungsstraße Friedrichsdorf - Köppern. Vor der Umwidmung der Gewerbefläche in ein Wohn- und Mischgebiet befand sich dort das Werk III der Tettauer Glaswerke, welche sich mit der Herstellung von medizinischen und insbesondere keimfreien Glasverpackungen befassten. Das Glaswerk, das auch einige städtische Wohnhäuser und das Freibad mit der Abwärme der Glasöfen beheizte, wurde im Jahr 2002 stillgelegt. 2005 wurde mit der Demontage und der Einebnung der Fläche begonnen, um sie für die geplante Verwendung vorzubereiten.
- Milupa-Werk: In der Stadtmitte liegt das Gelände der Milupa-Werke. Da die Produktion ins Ausland verlegt wurde, sollen nun die Gebäude abgerissen werden. Auf der frei werdenden Fläche kann ebenfalls ein Wohngebiet entstehen, es gibt jedoch noch keine genauen Entscheidungen.
Schulen
Es gibt in Friedrichsdorf in jedem der vier Stadtteile jeweils eine Grundschule; die Grundschule in der Kernstadt heißt Peter-Härtling-Schule.
In der direkten Nachbarschaft der Peter-Härtling-Schule liegt im Hohen Weg die Philipp-Reis-Schule (Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe), welche jährlich rund 1.600 Schülerinnen und Schüler besuchen. Ein neues Schulgebäude soll bald zwischen Schäferborn und Spießwald erbaut werden und dann unter anderem eine große Mensa besitzen und als Ganztagsschule fungieren. Was mit dem alten Schulgelände passiert, ist noch nicht entschieden, jedoch könnte ein neues Wohngebiet entstehen, da die Grundstücke am Dillinger Hang wegen der Aussicht beliebt sind.
Desweiteren gibt es in der Hugenottenstraße die Rhein-Main International Montessori School (RIMS), eine kostenpflichtige Privatschule, die zwischen 2006 und 2007 erweitert und ausgebaut wurde.
Einwohner
(wenn nicht anders angegeben, jeweils zum 31. Dezember)
Jahr | Einwohner |
---|---|
1987 (25. Mai) | 22.336 |
1998 | 24.404 |
1999 | 24.128 |
2000 | 24.282 |
2001 | 24.406 |
2002 | 24.572 |
2003 | 24.497 |
2004 | 24.605 |
2006 (30. Juni) | 24.522 |
Politik

Stadtverordnetenversammlung
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
---|---|---|---|---|---|
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 37,1 | 14 | 34,1 | 13 |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 19,9 | 7 | 26,4 | 10 |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 15,9 | 6 | 14,5 | 5 |
FDP | Freie Demokratische Partei | 8,6 | 3 | 6,3 | 2 |
FWG | Freie Wählergemeinschaft | 15,5 | 6 | 8,5 | 3 |
REP | Die Republikaner | 1,9 | 1 | 2,3 | 1 |
LLF | Linke Liste Friedrichsdorf | 1,1 | 0 | — | — |
UWG | Unabhängige Wählergemeinschaft | — | — | 8,0 | 3 |
Gesamt | 100,0 | 37 | 100,0 | 37 | |
Wahlbeteiligung in % | 46,9 | 56,3 |
Bürgermeister
- Horst Burghardt
Städtepartnerschaften


- Houilles (Frankreich) – seit 1973
- Bad Wimsbach-Neydharting (Österreich) – seit 1968 mit dem heutigen Stadtteil Seulberg
- Chesham (England) – seit 1980
Bekannte Persönlichkeiten
- Abraham Louis Wallon (1807–1889), methodistischer Prediger in Deutschland und Amerika
- Pierre Jean Édouard Desor (1811–1882), Wissenschaftler
- Marie Blanc (1833–1881), Mitbegründerin der Spielbank in Monte Carlo
- Philipp Reis (1834–1874), Lehrer und Erfinder (Telefon)
- Karl Willy Wagner (1883-1953), leistete bedeutende Beiträge zur Theorie der elektrischen Filter
- Karl-Herbert Scheer (1928–1991), Vater von Perry Rhodan
- Martin „Maddin“ Schneider (* 1964), Comedian und Schauspieler
- Stella Deetjen (* 1970), deutsche Entwicklungshelferin
Sonstiges
In Friedrichsdorf steht der Frankfurt-Tempel, einer der beiden Tempel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in Deutschland.
Unterhaltsames, Literatur
- Uschi Flacke: Die Hexenkinder von Seulberg. Carlsen, 2003, ISBN 355135250X
Ein trauriges Kapitel schrieb die Friedrichsdorfer Geschichte Mitte des 17. Jahrhundert, als etliche Kinder und Frauen aus dem damaligen Dorf und heutigem Stadtteil Seulberg Opfer einer üblen Hexenverfolgung wurden. (Historischer Jugendroman)
Weblinks
Linkkatalog zum Thema Friedrichsdorf bei curlie.org (ehemals DMOZ)