Hausname
Ein Hausname ist ein zusätzlicher Name für Familien und deren Anwesen in bäuerlich geprägten Siedlungen. Er benennt einerseits das Anwesen (Haus), andererseits dient er wie ein Familienname und Personen wurden mit der Kombination aus Vorname und Hausname eindeutig benannt. Der korrekte Familienname war den Dorfbewohnern oft gar nicht richtig bekannt und häufig gar nicht eindeutig, da der Familienname mehrfach auftauchte, der Hausname dagegen war eindeutig.
Der Hausname hat damit eine Zwischenstellung zwischen Beinamen zum Familiennamen und Namen des Anwesens. In der traditionellen Agrarstruktur war die Anzahl der Bauernhöfe und die darauf wohnenden Familien beschränkt, so dass diese über mehrere Generationen eine Einheit bildeten. Der Hausname blieb meist auch dann erhalten, wenn sich der Familienname durch Einheirat eines Mannes änderte oder der Besitzer durch Kauf wechselte.
Hausnamen entstanden aus dem
- Vornamen früherer Besitzer, z.B. (im Odenwälder Dialekt) Ballse-Anna eine 'Anna' mit einem männlichen Vorfahren namens 'Balthasar', (im Westerwälder Dialekt, nördlich Altenkirchen) Hannesgens zusammengesetzt aus 'Johannes' und 'Gerhard' laut Willi Eichelhardt, Heupelzen, entstanden ca. 1815
- Nachnamen langjähriger oder prominenter früherer Besitzerfamilien
- Spitznamen früherer Besitzer
- Beruf, z.B. Wagner, Schmied, Wirt, Weber
- Standort des Anwesens z.B. Torschmied
- Namen von einzeln stehenden Mühlen mit eigenem Ortsnamen z.B. Tradmühle zu Tradmüllner
vielfach ergänzt durch Attribute wie
- Ober-/Unter-
- Groß/Klein
- Vorder-/Hinter-
wenn eine Berufsbezeichnung nicht eindeutig war.
Die Hausnamen wurden meist nur mündlich tradiert und deshalb im Laufe der Generationen verballhornt und verschliffen.
Im Mittelalter war es üblich, Häuser nicht mit Nummern zu versehen, sondern mit Hausnamen. Die Häuser hatten oft auffällige Hauszeichen, die häufig mit dem Namen des Hauses zusammenhingen. Hausnamen und -zeichen erleichterten die Orientierung in einer Zeit, in der die meisten Menschen Analphabeten waren.
In Städten besitzen markante Häuser heute noch individuelle Namen, die sich oft von dem Namen prominenter Besitzer (analog Hausnamen in Dörfern) oder markanten Details am Haus ableiten. Beispiele:
- Vierlinghaus, nach Besitzerfamilie Vierlinger (Weiden i.d. Opf)
- Goliathhaus in Regensburg nach dem riesigen Goliath-Fresko an der Fassade
- Chilehaus in Hamburg
- Haus zur steinernen Glocke in Prag nach der Glocke aus Stein an der Fassade
- Walfischhaus in Amberg nach den Wal(fisch)-Figuren als Teil der dargestellten Jonas-Geschichte aus der Bibel
Die Tradition der Hausnamen lebt in den Namen von Wirtshäusern und bei einigen Bauernhöfen in Österreich weiter.
Aus Wien sind u.a. die Hausnamen "Zum güldenen Drachen", "Zur Großen Presse" und "Zur Kleinen Presse" (siehe Berghof) bekannt.
Auch in Badeorten ist es üblich, Häusern Namen zu geben.
Die dörfliche Tradition hingegen gerät durch die starke Migration der Nachkriegsjahre und die daraus resultierende Aufspaltung von eventuellem Familiengrundbesitz und Wohnort in Vergessenheit.