Rudolf Friedrich (Politiker, 1923)
Rudolf Friedrich (* 4. Juli 1923 in Winterthur) ist ein Schweizer Politiker (FDP) und Rechtsanwalt, ehemaliger Bundesrat und Vorsteher des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartementes.
Politischer Werdegang
Rudolf Friedrich studierte und promovierte an der Universität Zürich in Staats- und Wirtschaftswissenschaft. Er absolvierte die militärischen Schulen und wurde Mitglied der Offiziersgesellschaft[1] seiner Heimatstadt Winterthur. Während den Kriegsjahren leistete er Aktivdienst im Gebirgsarmeekorps. Nach mehrjähriger Tätigkeit an Gerichten, in der Wirtschaft und der Advokatur eröffnete er 1957 ein eigenes Anwaltsbüro in Winterthur. Er engagierte sich früh in der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP), die er als Winterthurer Gemeinderat (1962-1975), Zürcher Kantonsrat (1967-1977) und Nationalrat (1975-1982) mit grosser politischen Leidenschaft vertrat. Bis zu seiner Wahl ins Bundesparlament präsidierte er die FDP des Kantons Zürich. Friedrich war Präsident der Militärkommission des Nationalrates und interessierte sich besonders für aussen- und sicherheitspolitische Themen. Er befürwortete eine starke Landesverteidigung als Garant der schweizerischen Neutralität und Unabhängigkeit und warnte vor totalitären Gefährdungen der Schweiz. Er war 1978 Mitbegründer der Schweizer Helsinki-Vereinigung, in dessen Präsidium er auch heute Mitglied ist.[2]
Bundesrat
Rudolf Friedrich wurde am 8. Dezember 1982 im ersten Wahlgang in den Bundesrat gewählt. Während seiner Amtszeit stand er dem Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement vor. Zu seinem Namen verknüpft sich ein Gesetz, das so genannte «Lex Friedrich», welches den Kauf von Boden in der Schweiz für Ausländer beschränkte - es wurde eine langlebige Konsenslösung zwischen gegensätzlichen Interessen. In der Flüchtlingspolitik traf er Massnahmen gegen Missbrauch des Asylgesetzes, welches politisch verfolgten Menschen Schutz der Schweiz zugesicherte. Die Verfahrensabläufe der Asylentscheinde wurden vereinfacht, um die wachsende Pendenz zu verringern. Friedrich mass der menschlichen Dimension der Problematik grosse Bedeutung bei und beschäftigte sich auch persönlich mit Härtefällen. Weitere Schwerpunkte seiner Tätigkeit bildeten unter anderen die Revision des Eherechtes und die Föderalismusreform. 1983 lies er die Berner Büros der sowjetischen Presseagentur Nowosti schliessen, da diese u.a. durch die Friedensbewegung politische Subversison und Spionage betätigte. Im August 1984 wurde ein Sprengstoffanschlag gegen sein Haus verübt, niemand wurde verletzt.
Bundesrat Rudolf Friedrich trat am 20. Oktober 1984 in Folge gesundheitlicher Probleme zurück. Seine Geradlinigkeit, Unbestechlichkeit, Integrität, breite Fachkenntnisse und sein Anspruch auf Präzision wurden allseits gewürdigt.
alt-Bundesrat
Er blieb auch als alt-Bundesrat politisch aktiv, engagierte sich für einen UNO-Beitritt (1. Volksabstimmung 1986) und EWR-Beitritt (Volksabstimmung 1992) der Schweiz. Er befürwortete stets eine stärkere Mitwirkung der Schweiz an Aufbau eines stabilen, prosperierenden und friedlichen Kontinents, da die Schweiz nach seiner Ansicht davon existentiell abhängig ist.[3] Er blieb kritischer Begleiter der aktuellen Innen- und Aussenpolitik, ein vehementer Verteidiger der Freiheit und der freien Meinungsbildung[4]. Anlässlich des 75. Geburtstages von Rudolf Friedrich gab die Offiziersgesellschaft Winterthur zu seiner Ehren eine Festschrift heraus.[5] Er war Mitglied der Initiativkomitee der 2. Volksabstimmung für den UNO-Beitritt (2002), die er zum Erfolg half.[6]
Friedrich beteiligte weiterhin an einigen Aktivitäten der FDP und gab persönliches Beispiel für den Zusammenhalt der Generationen.[7] Er war 2003 Mitautor und Erstunterzeichner eines Manifestes[8] für die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der EU und begleitet mit Skeptik den gegenwärtigen bilateralen Weg der Schweiz.[9]. Ebenso Erstunterzeichner war Friedrich bei der Steuer-Initiative «Easy Swiss Tax» der FDP des Kantons Zürich.[10] Er war langjähriges Vorstandsmitglied der Schweizer Patenschaft für Berggemeinden[11] und war bis 1996 Stiftungsratspräsident, danach Ehrenpräsident von Pro Juventute. Er ist Mitglied der Patronatskomitees der Arbeitsgemeinschaft für eine offene Schweiz[12] und der Stiftung "Technorama der Schweiz". Alt-Bundesrat Friedrich äussert sich häufig in Leserbriefen der Neuen Zürcher Zeitung, zu deren Verwaltungsrat er lange Zeit angehörte, sowie von Lokal- und Regionalzeitungen.
Audiodokument
- Rudolf Friedrich: Für eine freiheitliche Politik - persönliche Erinnerungen an die Zeit der Ost-West Konfrontation und deren Überwindung, Kolloquium bei Archiv für Zeitgeschichte, 7.4.1999 (1.5 min Ausschnitt, Winamp)
Foto
Referenzen
- ↑ Offiziersgesellschaft Winterthur
- ↑ Swiss Helsinki Committee
- ↑ Basisarbeit für eine zweite Europa-Abstimmung – Start der Arbeitsgemeinschaft für eine Offene Schweiz, Neue Zürcher Zeitung, 13.10.1993
- ↑ Rudolf Friedrich: Die Monopolmedien – Ein Problem für die Demokratie. In Jeanne Hersch (Hg.): Rechtsstaat im Zwielicht – Elisabeth Kopps Rücktritt, Verlag Peter Meili Schaffhausen, 1991, ISBN 3-85805-153-5
- ↑ Dieter Kläy, Ulrich Zoelly (Hg.): Sicherheit - auf den Punkt gebracht. Festschrift zum 75. Geburtstag von alt Bundesrat Rudolf Friedrich, Verlag NZZ, Zürich, 1998, ISBN 3-85823-747-7
- ↑ Rudolf Friedrich: UNO: Basis der Terrorismus-Bekämpfung, Freisinniger Pressedienst, 13.12.2001
- ↑ «Golden Age - Alt und Jung gemeinsam stark», Medienkonferenz der FDP Schweiz, 18.8.2003
- ↑ EU-Beitritts-Manifest als Gegen-Zeichen, Swissinfo, 26.11.2003
- ↑ Rudolf Friedrich: Das Notwendige möglich machen In Jürg Altwegg (Hg.): Helvetia im Außendienst, Nagel & Kimche im Carl Hanser Verlag, München, Wien, 2004, ISBN 3-312-00349-0
- ↑ Die FDP steigt mit drei Initiativen in den Wahlkampf, Neue Zürcher Zeitung, 30.10.2006
- ↑ Dank für jahrzehntelange Mitarbeit, Pressemitteilung der Schweizer Patenschaft für Berggemeinden, 27.4.2007; Interview, 23.4.2007
- ↑ AGOS (siehe auch Ref.3)
Weblinks
- Der Schweizerische Bundesrat – offizielle Webseite
- Vorlage:PND
- {{{Autor}}}: Friedrich, Rudolf. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Fritz Honegger | Mitglied im Schweizer Bundesrat 1983-1984 | — |
Personendaten | |
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NAME | Friedrich, Rudolf |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Politiker (FDP) |
GEBURTSDATUM | 4. Juli 1923 |