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Amtzell

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Amtzell ist eine Gemeinde mit 124 Weilern im württembergischen Allgäu und gilt als westliches "Tor zum Allgäu". In einer Beschreibung des Oberamts Wangen aus 1841 wird ausgeführt, dass die Gemeinde "die parzellirteste des ganzen Königreiches Württemberg" ist.

Mit der Stadt Wangen im Allgäu und der Gemeinde Achberg besteht eine Verwaltungsgemeinschaft.

Geografie

Amtzell liegt etwa auf halber Strecke zwischen den Städten Ravensburg und Wangen im Allgäu, an der B 32. Es liegt in einer typischen Moränenlandschaft des Voralpengebietes. Bei guten Wetterverhältnissen ist das Panorama der Schweizer und Vorarlberger Alpenketten hervorragend sichtbar. In den niedriger gelegenen Teilen des Gemeindegebietes wird auch Hopfen angebaut.

Nachbargemeinden sind Bodnegg, Neukirch (bei Tettnang), Vogt, Waldburg und die Stadt Wangen im Allgäu.

Geschichte

Es wurde noch vor kurzem stark vermutet, dass Amtzell eine Gründung des Klosters St. Gallen sei, worauf der Namensteil "zell" (abgeleitet von "cella") deute. Mundartlich werden die Einwohner häufig "Zeller" genannt. Lehnsgüter dieses Klosters in Pfärrich, Karbach und Schattbuch untermauerten diese These. Der Ortsteil Karbach wird z.B. in einer Urkunde des Klosters St. Gallen 853 erstmals erwähnt. Neuere Forschungen stellen die St.Gallische Abkunft in Frage. Erstmals 1275 wird in einer Urkunde des Bistums Konstanz eine "ecclesia in Annencelle" erwähnt.

Im selben Jahre 1257 schenkte Heinrich von Ravensburg den Ort an das Kloster Weißenau. 1360 werden das Gericht und die Vogtrechte erworben. Danach ging es in den Besitz derer von Hartnang über. 1594 herrschten die Humpis von Waltrams, 1670 die Herren von Altmannshausen und ab 1749 die von Reichlin-Meldeggs über den Ort Amtzell. Die Parzellen des jetzigen Gemeindegebietes gehörten zu vielen Herrschaften, darunter dem Kloster Weingarten, dem Kloster Weißenau, der Deutschordenskommende Altshausen, den Truchsessen von Waldburg und einige zu Vorderösterreich. 1806 wurde Amtzell württembergisch und als eigene Gemeinde dem Oberamt Altdorf zugeordnet, jedoch bereits 1810 dem Oberamt Wangen. 1826 erfolgte die Eingemeindung nach Pfärrich. Die Gemeindeverwaltung zog 1844 in das ehemalige Schloss in Amtzell, was letztlich dazu führte, dass sich der Gemeindename ebenfalls zu Amtzell wandelte und dies jahrzehntelange Animositäten hervor rief. 1938 wurden der Gemeinde mehrere zur damals aufgelösten Gemeinde Eggenreute gehörende Enklaven zugeordnet. Bei der Verwaltungsreform 1973 wurde das Thema weiterhin bestehender Ex- und Enklaven endgültig behoben. Bis zu dessen Auflösung am 1. Januar 1973 gehörte die Gemeinde zum Landkreis Wangen im Allgäu.

Wappen

Das seit 1938 bestehende Wappen zeigt einen Bären als Symbol für die (heute eher umstrittene) frühere Zugehörigkeit zum Kloster St. Gallen, die Montfortfahne erinnert an die Herrschaft der Grafen von Montfort, die über Jahrhunderte mit ihren Residenzen in Tettnang, Bregenz und Feldkirch starken Einfluss ausübten.

Schultheißen und Bürgermeister

In der Gemeinde Pfärrich (bis 1844) und danach Amtzell amtierten folgende Bürgermeister (bis 1933 „Schultheißen“):

  • 1568–1599: Hans Huetter (aus Winkelmühle)
  • 1600–1601: Jerg Merlin (aus Ruzenweiler)
  • 1616–1632: Martin Weyhe (aus Ibele)
  • 1637–1652: Jakob Stüblin (aus Pfärrich)
  • 1652–1671: Gregorius Möhrlin (aus Pfärrich)
  • 1671–1687: Ludwig Phillipp Scherrich (aus Pfärrich)
  • 1687–1688: Georg Heinrich Mauch (aus Pfärrich)
  • 1688–1689: Michael Schedler (aus Hankelmann)
  • 1708–1735: Johann Jakob Schedler (aus Unterhelbler)
  • 1735–1752: Franz Anton Unold (aus Karbach)
  • 1752–1755: Peter Jocham (aus Bremen)
  • 1755–1767: Franz Anton Unold (aus Karbach)
  • 1767–1779: Johann Michael Renauer (aus Schnabelau)
  • 1779–1809: Johann Cornelius Unold (aus Karbach)
  • 1809–1811: Franz Xaver König (aus Pfärrich)
  • 1811–1837: Dominicus Pfleghar (aus Kugel)
  • 1837–1840: Michael Wucher (aus Oberhelbler)
  • 1840–1844: Josef Wucher (aus Büchel)
  • 1844–1860: ?? Mayr (aus Toblach/Tirol)
  • 1860–1876: Konrad Amann (aus Schnabelau)
  • 1876–1889: Josef Baptist König (aus Pfärricherhöf)
  • 1889–1913: Gallus Riedesser (aus Neuravensburg)
  • 1914–1933: Ludwig Steimle (aus Pfullingen)
  • 1933–1946: Julius Karle (aus Buchau)
  • 1946–1948: Josef Duller (aus Geiselharz)
  • 1948–1966: Dr. Gebhard Stilz (aus Amtzell)
  • 1966–1986: Walther Schmid (aus Leutkirch)
  • seit 1986: Paul Locherer (aus Burgrieden)

Politik

Gemeinderat

Die Kommunalwahl 2004 ergab folgende Sitzverteilung:

CDU 5 Sitze
SPD 2 Sitze
FWG 6 Sitze

Gemeindepartnerschaft

Amtzell unterhält seit 1971 eine Gemeindepartnerschaften mit der französischen Gemeinde Cosne-d'Allier in der Auvergne. Darüber hinaus besteht seit 1993 eine Freundschaft mit Eichstetten am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg.

Sehenswürdigkeiten

Pfarrkirche St. Johannes Evangelist & Mauritius
Horizontalsonnenuhr im Gemeindezentrum

Die bereits für das Jahr 1250 urkundlich belegte Pfarrkirche St. Johannes Evangelist & Mauritius ist eine spätmittelalterliche Basilika, die im Jahre 1758 barockisiert wurde. 1972/73 wurde die Kirche renoviert.

Östlich von Amtzell gelegen, findet sich in Pfärrich die um das Jahr 1350 als Kapelle gegründete, 1386 zur Wallfahrtskirche geweihte Kirche Unserer Lieben Frau. Sie ist ein frühes Beispiel für einen barocken Wandpfeilerbau nach Vorarlberger Muster.

Ehrenbürger

  • 1954: Alfons Stübe, ehemaliger Ortspfarrer von Amtzell

Söhne und Töchter der Gemeinde

Verkehr

Der Ort Amtzell liegt an der Bundesstraße 32, die aber vor einigen Jahren aus dem Ortskern in eine Umgehungsstraße verlagert wurde. Über Buslinien ist die Gemeinde u.a. mit Ravensburg und Wangen im Allgäu verbunden und gehört dem Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo) an. Zugang zum Autobahnnetz besteht in Wangen-West auf die A 96, die von Memmingen nach Lindau führt. Von Amtzell nach Wangen besteht ein Fahrradweg entlang der B 32.

Vereine und Brauchtum

Älteste Vereine sind die 1764 gegründete Musikkapelle Amtzell, die 1774 erstmals erwähnten "Justinigrenadiere", die heut zu Tage als Bürgerwehr Amtzell auftreten und zusammen mit dem 1924 gegründeten Spielmannzug an der Kirchweih, der Fronleichnamsprozession sowie zusammen mit der 1911 gegründeten "Blutreitergruppe Amtzell" am Weingartener Blutritt teilnehmen.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Bauernmarkt jeden Samstag von 9 bis 12 Uhr
  • Narrensprung am "Bromigen Freitag" (Freitag vor Fasnetssonntag)
  • Ostermarkt am Samstag vor Palmsonntag
  • Justinifest am Pfingstmontag
  • Mauritiusfest am 3. Wochenende im September
  • Weihnachtsmarkt am Samstag vor dem 1. Adventssonntag

Literatur

  • Ludwig Frisch: Gemeinde Amtzell einst und jetzt. Selbstverlag, Amtzell-Buchreute 1974
  • Georg Müller: Pfärrich. Geschichte einer Wallfahrtskirche. Arbeitskreis für die Geschichte der Gemeinde Amtzell, Amtzell 1991
  • Georg Müller: Amtzell. Schloss und Ritterschaft. Arbeitskreis für die Geschichte der Gemeinde Amtzell, Amtzell 1994
  • Walther Schmid (Hrsg.): Amtzell. Bilder aus vergangenen Tagen. Geiger, Horb 1986, ISBN 3-924932-90-5
  • August Friedrich Pauly: Gemeinde Pfärrich. In: Beschreibung des Oberamts Wangen. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1841 (Volltext bei Wikisource)
Commons: Amtzell – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien