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Metapher

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Metapher (v. griech.: meta pherein = anderswo hintragen) ist eine rhetorische Figur, eine Verdichtung, die der Verdeutlichung und Veranschaulichung dient. In dieser Art des Tropus erfolgt der Ersatz der Bedeutung eines Ausdrucks durch einen versinnbildlichten Ersatzausdruck.

Bei der Metapher werden zwei getrennte Sinnbereiche in einen ungewohnten, oft kreativen Zusammenhang gerückt. Metaphern sind zweideutig. Wenn man sie "wörtlich" (beziehungsweise die Wörter in ihren ursprünglichem, gewohnten Sprachgebrauch) nimmt, sind sie sozusagen falsch. Der "Fuß des Berges" hat natürlich keine Zehen. Es kommt jedoch auch vor, dass offensichtliche Wahrheiten metaphorisch sein können. "Geld stinkt nicht" würde mit hoher Wahrscheinlichkeit von niemanden wörtlich aufgefasst werden.

Metaphern fordern dazu auf, Ähnlichkeiten zu konstruieren. Man versteht eine Metapher, wenn es gelingt, mindestens zwei Gegenstände miteinander in Assoziation zu bringen. Das heißt, man sieht den einen Gegenstand sozusagen im Lichte des anderen (gleichzeitig verdecken sie einen Teil, das heißt haben Blinde Flecken).

Mit einer Metapher wird ein Ausdruck aus seinem ursprünglichen Zusammenhang genommen und in einem anderen Zusammenhang verwendet, das heißt es wird eine Bedeutungsübertragung vorgenommen. Es handelt sich dabei um den Vergleich zweier Bereiche, bei dem die Vergleichspartikel "wie" und die dem Vergleich zugrundeliegende Hinsichtnahme (tertium comparationis) fehlen, beispielsweise Das "Haupt" der Familie.

In der kognitiven Linguistik werden Metaphern als eine der wesentlichen Strukturierungen des Denkens angenommen (Lakoff/Johnson 1980). Diese Strukturen werden als 'konzeptuelle Metaphern' bezeichnet und vereinen einen Quellbereich sowie einen Zielbereich. Als Beispiel könnte DAS LEBEN (Zielbereich) IST EINE REISE (Quellbereich) genannt werden. Dieses Konzept vereint zahlreiche gängige metaphorische Ausdrücke (beispielsweise "Am Beginn des Lebens", "Lebensweg", "Stolpersteine" etc.). Metaphorische Kreativität ist demnach vor allem innerhalb der bestehenden Konzepte möglich. Recht analog ist die Terminologie von Harald Weinrich, der die Regularitäten der Bildlichkeit als 'Bildfelder' kennzeichnet, denen ein gemeinsamer 'Bildspenderbereich' und ein gemeinsamer 'Bildempfängerbereich' zugeordnet ist.

Es gibt:

  • Lebendige Metaphern - Der Übertragungseffekt ist offensichtlich, zum Beispiel "Das Konzert war ein Feuerwerk"
  • Tote Metaphern - sie sind zum Begriff geworden, man nimmt sie nicht mehr offensichtlich wahr, beispielsweise "Tischbein", "Handschuh"
  • Lexikalisierte Metaphern - Tote Metaphern, die als Zweitbedeutung in den Begriffswortschatz eingegangen sind. Beispiel: Schloss (Burg, die ein Tal "abschließt").

Eine Metapher ist nicht immer von einer Metonymie klar unterscheidbar: ein Tischbein ist sowohl eine Funktion, als auch aus einem anderen Bereich übertragen.

Oft werden Metaphern verwendet, wenn ein Wort durch ein anderes ersetzt werden soll, weil es tabu ist, oder weil es aus anderen Gründen nicht nennbar ist, (dann verwendet man einen Euphemismus).

Metaphern spielen beim Lernen (Wissensbildung) eine wichtige Rolle. Durch strukturelle, visuelle und funktionale Analogien können neue Inhalte wesentlich schneller erfasst und verstanden werden.

Die Wissenschaft von der Metapher heißt 'Metaphorologie'.

Beispiele

  • Rabeneltern - Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen
  • jemanden in den Himmel loben - die Schmeichelei übertreiben
  • mein eigen Fleisch und Blut - die eigene Verwandtschaft
  • leeres Stroh dreschen - inhaltslos reden
  • Er hat sich in den Stürmen des Lebens bewährt. - Er hat sein Ziel erreicht.
  • Eine Mauer des Schweigens empfing uns - wir werden still empfangen.
  • Der FCB reitet auf einer Erfolgswelle - Der FCB ist erfolgreich und hat im Moment Glück.
  • Einen Krieg entfesseln - durch aggressives Handeln während bestehender Spannungen den Krieg beginnen.

Literatur

  • Beckmann, Susanne: Die Blödsinn der Metapher. Eine gebrauchstheoretische Untersuchung des metaphorischen Sprechens, Tübingen: Niemeyer, 241 S. (Die Autorin untersucht, wie das Bilden und Verstehen von Metaphern adäquat beschrieben werden kann.)
  • Blumenberg, Hans: Beobachtungen an Metaphern. in: Archiv für Begriffsgeschichte XV/2, hrsg. von Karlfried Gründer, Bonn 1971, S. 161-214
  • Calvert, Kristina: Mit Metaphern philosophieren. Sprachlich-präsentative Symbole beim Philosopieren mit Kindern in der Grundschule, 201 S., kt., München: KoPäd-Verlag 2000
  • George Lakoff, Mark Johnson: Metaphors We Live By. Amsterdam/Philadelphia. 1980
  • Macho, Thomas, H.: Todesmetaphern. Frankfurt am Main 1987
  • Metaphorischer Sprachgebrauch. (Reihe: 'Arbeitstexte für den Unterricht'), Stuttgart: Philipp Reclam jun., Universal-Bibliothek Nr. 9570 (2)
  • Neswald, E.: Und noch mehr Metaphern? Zur Methaphernforschung der 90er Jahre. in: Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 3/1998, Stuttgart: Frommann-Holzboog
  • Otto, Detlef: Wendungen der Methapher. Zur Übertragung in poetologischer, rhetorischer und erkenntnistheoretischer Hinsicht bei Aristoteles und Nietzsche. München: Wilhelm Fink Verlag 1998, 503 S., kart., 78 Mark
  • Söhngen, G.: Analogie und Metapher. Freiburg/München 1962
  • Stub, Chr.: Kalkulierte Absurditäten Freiburg: Alber 1991, (Hat die Metapher in der modernen Kommunikation eine Existenzberechtigung? Der Autor entwickelt eine eigene Metapherntheorie, die den 'Skandal der Metapher' gegen gängige Theorien zu bewahren sucht.)
  • Teuwsen, Rudolf: Familienähnlichkeit und Analogie. Freiburg/München: Verlag Karl Alber 1988.
  • Weinrich, Harald: Sprache in Texten. Stuttgart 1976

Siehe auch: Allegorie, Analogie, Bild, Chiffre, Erkennen, Gleichnis, Rhetorik, Verstehen

Weblink: http://www.metaphorik.de