OS/2
OS/2 | |
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Entwickler | IBM / Microsoft |
Lizenz(en) | Proprietär |
Akt. Version | Warp 4.52 (Januar 2002) |
Abstammung | \ Multitasking MS-DOS \ OS/2 |
Architektur(en) | x86 |
Sonstiges | Preis: kostenpflichtig Entwicklung: 2005 beendet; wird mit eComStation aber weitergeführt |
www.ibm.com/os2/ |
OS/2 (Operating System/2 - anfangs bei IBM Deutschland auch BS/2 für Betriebssystem/2) ist ein Multitasking-fähiges Betriebssystem für den PC. Es wurde ursprünglich als Nachfolger für DOS von IBM und Microsoft gemeinsam entwickelt. Nachdem Microsoft sich 1991 zurückzog, entwickelte IBM es allein weiter. 2005 wurden der Vertrieb und die Basisentwicklung von IBM eingestellt, unter der Markenbezeichnung eComStation ist das Betriebssystem in einer angepassten Version weiterhin erhältlich.
OS/2 konnte neben speziell für OS/2 entwickelten Programmen auch in mehreren virtuellen Maschinen MS-DOS-Programme und mittels WinOS/2 Windows-3.1-Programme ausführen. Zudem gab es seit langem zwei Projekte, die Anwendungen anderer Betriebssysteme auf OS/2 lauffähig machen sollen: Odin, für die Verwendung von Win32-Programmen, EverBlue für Linux-Anwendungen.
Geschichte
Im Heim-Bereich war OS/2 wegen seiner Stabilität und des schon auf Rechnern mit i386-Prozessor effizienten Multitaskings als Basis für Mailboxen sehr beliebt. Die Version OS/2 Warp 3 war Mitte der 1990er Jahre auf den Rechnern einiger Computerketten (u.a. Vobis, Escom) vorinstalliert. Dies war allerdings eine größtenteils auf Deutschland beschränkte Erscheinung. Dort konnte OS/2 Mitte der 1990er Jahre einen gewissen Marktanteil gewinnen. Weltweit konnte sich OS/2 jedoch nie gegen Windows durchsetzen, unter anderem, weil es höhere Anforderungen an die Hardware stellte. Insbesondere waren 8, besser 12 Megabyte Arbeitsspeicher notwendig, um die Leistungsfähigkeit wirklich nutzen zu können. Dies war zu dieser Zeit noch recht teuer. Viele Vorinstallationen hatten meist den Fehler, dass die Rechner nur 4 MB Arbeitsspeicher hatten und deshalb sehr langsam waren, da das System permanent mit Auslagern auf die Festplatte beschäftigt war.
Durch das schlechte und widersprüchliche Marketing von IBM war ein Scheitern am Markt vorbestimmt; IBM bewarb OS/2 auf der einen Seite als Lösung für jugendliche Computerfreaks, hatte aber andererseits einen Großteil Firmenkunden, die ganz andere Anforderungen stellten. Der Versuch, auf den Massenmarkt vorzudringen, misslang vor allem in den USA weitgehend, zumal es IBM nicht rechtzeitig gelang, bekannte Softwarehersteller zu bewegen, für die OS/2-Plattform zu produzieren. Spiele gab es vergleichsweise wenige, brauchbare Büroanwendungen nur von wenig bekannten Herstellern. Die bekannten Büroanwendungen des Marktführers Microsoft gab es zwar, diese waren jedoch 16-bittig, deutlich langsamer und instabiler als ihre Windows-Pendants. Ein weiterer Grund für das Scheitern von OS/2 im Massenmarkt wurde vermutlich auch das Verhalten Microsofts, wie es unter anderem im Kartellverfahren in den USA aufgedeckt wurde. Diese Vorgänge sind in den freigegebenen Gerichtsprotokollen dokumentiert.
OS/2 hatte von Anfang an Eigenschaften, die erst später in anderen PC-Betriebssystemen umgesetzt wurden. Ein Beispiel ist Speicherschutz, welcher verhindert, dass eine fehlerhafte Anwendung ein anderes Programm oder das gesamte System in Mitleidenschaft zieht. Dazu kommt präemptives Multitasking. Ein weiteres Beispiel ist die Möglichkeit, für verschiedene Programme (aus Kompatibilitätsgründen) mehrere Versionen einer Programmbibliothek gleichzeitig halten zu können. Diese Möglichkeit bietet Microsoft erst mit Windows XP. Technisch wurde dies über die Segmentierungseinheit des IA-32 gelöst, mit welcher es möglich ist Speicherbereiche untereinander komplett zu trennen, was bei dem von anderen Betriebssystemen durch Verwenden eines Flat Memory Modells kaum möglich ist. Dadurch sind Pufferüberläufe praktisch unmöglich.
Verwendung des Betriebssystems heute
Mittlerweile wird OS/2 im Heim-Bereich (wegen des geringeren Angebots aktueller Software) seltener eingesetzt, bei Banken, Versicherungen, und Fluggesellschaften ist es noch anzutreffen, aber rückläufig. Neue Installationen werden meistens in der eComStation-Distribution realisiert. Daneben findet es noch im Bereich der Haustechnik und der Sicherheitstechnik Verwendung. Außerdem füllt es eine gewisse Nische in der Fertigungsindustrie aus.
Ein besonders in dieser Zeit immer wichtigerer Aspekt zur Nutzung von eComStation (eCS) ist die hohe Sicherheit gegen Viren, Trojaner und Würmer. Es sind bisher keine Angriffe aus dem Netz auf OS/2- oder eCS-Systeme bekannt geworden.
Aktuelle Situation
IBM hat im Winter 2002 das Ende des Privatkundenvertriebs von OS/2 angekündigt. Geschäftskunden werden weiterhin von IBM mit OS/2 beliefert. Der Kundendienst von IBM endete am 31. Dezember 2006.[1] IBM rät seinen Kunden zu einem Umstieg auf Linux.
Der Vertrieb wurde schon 2001 von der Firma Serenity Systems, als Lizenzprodukt, unter der Bezeichnung eComStation übernommen. Allerdings hat man dort keinen Zugriff auf die Quelltexte, so dass Weiterentwicklungen des Betriebssystemkerns nicht zu erwarten sind. Dafür wurde die Arbeitsoberfläche weiterentwickelt, die Installation vereinfacht, Teile des Betriebssystems erneuert und mit Hilfe einer engagierten Anwendergemeinschaft die Software-Basis für eComStation und OS/2 beträchtlich erweitert.
Es gibt auch Bestrebungen, ein zu OS/2 kompatibles Open-Source-Betriebssystem zu entwickeln. Das Projekt nennt sich osFree und befindet sich noch in einem sehr frühen Stadium.
Ein weiteres Projekt, die Arbeitsoberfläche von eCS / OS/2 (WPS) auf einen neuen Betriebssystemunterbau zu bringen, heißt Voyager.
Präsentations-Manager
Die mit Version 1.1 eingeführte grafische Benutzeroberfläche wird als Präsentations-Manager (engl. Presentation Manager, PM) bezeichnet und entspricht den IBM-Richtlinien SAA und CUA. Ab Version 2.0 wurde die Arbeitsoberfläche (engl. Workplace Shell, WPS) als objektorientierte Benutzerschnittstelle verwendet, welche auf der Objekttechnologie SOM basiert. Kein modernes Betriebssystem-Äquivalent hat etwas Vergleichbares, welche die Benutzeroberfläche des Betriebssystems als vollständig objektorientierten Schreibtisch darstellt.
HPFS
HPFS (für High Performance File System) ist das Dateisystem von OS/2. Die ursprüngliche 16-Bit Version, in der Programmiersprache C geschrieben, war noch von Microsoft geschaffen worden. Sie stellte später die Grundlage für die Microsofts eigene Weiterentwicklung NTFS. Für den IBM LAN-Server hat IBM selbst eine vollständig in Assembler implementierte 32-Bit Version dieses Dateisystems entwickelt, HPFS386 oder auch IBM386FS. Diese war extrem schnell und bot erweiterte Sicherheitsfunktionen. Sie war auch mit Standard OS/2 lauffähig, wurde aber den offiziell vertriebenen OS/2 Versionen nie beigegeben. Einige für Standard-HPFS programmierte Hilfsprogramme, etwa solche zur Wiederherstellung gelöschter Dateien, waren allerdings unter der 32-Bit Variante nicht mehr funktionsfähig.
HPFS unterstützt lange Dateinamen, mit bis zu 255 Zeichen, und sogenannte erweiterte Attribute, die es erlauben, beliebige Metainformationen mit einer Größe von bis zu 64 Kbyte je Datei an eine Datei zu binden, ohne deren Nutzdaten zu verändern. So lässt sich z. B. eindeutig hinterlegen, mit welcher Anwendung eine Datei bearbeitet werden kann. Hierdurch entfällt gleichzeitig der Zwang, einer Datei eine bestimmte Dateiendung geben zu müssen (wie z. B. unter Windows).
Seit 1999 unterstützt OS/2 (WarpServer for e-business) auch das Journaled File System (JFS).
Versionsgeschichte
(Die Release-Daten sind bei verschiedenen Quellen unterschiedlich angegeben, daher teilweise die (oder xxx ?) Zusätze.)
- Gemeinsam von Microsoft und IBM entwickelt
- Microsoft OS/2 1.0 – 1987
- IBM OS/2 1.0 Standard Edition (kurz „SE“) – Dezember 1987, Textmodus
- IBM OS/2 1.0 Extended Edition (kurz „EE“) – Juli 1988, Kommunikationsmanager und Datenbankmanager
- Microsoft OS/2 1.1 – 1989
- IBM OS/2 1.1 Standard Edition – Oktober 1988, erstmals mit Presentation Manager
- IBM OS/2 1.1 Extended Edition – Anfang 1989
- Microsoft OS/2 1.2 – 198?
- IBM OS/2 1.2 SE und EE – November 1989 (oder Oktober?)
- Microsoft OS/2 1.3 Server – 1991, wie EE, jedoch andere Versionen der Serverprogramme, bereits mit HPFS386.
- IBM OS/2 1.3 SE und EE – 1991 (oder Oktober 1990?)
- IBM OS/2 2.0 – 31. März 1992, 32 Bit, i386-basiert.
- von IBM alleine weiterentwickelt
- IBM OS/2 2.1 – Mai 1993
- IBM OS/2 2.1 für Windows – Ende 1993 (November?), ein OS/2 2.1, 3.0 Warp ohne Windows-3.1-Emulation. Die Original-Windows-3.1/3.11-Installation wurde dabei integriert. Selbiges gilt auch für OS/2 Warp 3.0 für Windows.
- IBM OS/2 2.11 – Februar 1994
- IBM OS/2 Warp 3.0 für Windows – Oktober 1994
- IBM OS/2 Warp 3.0 – Ende 1994
- IBM OS/2 2.11 SMP – Dezember 1994, Unterstützt SMP bis 16 Prozessoren
- IBM OS/2 Warp Connect 3.0 – 1995 (Mai?)
- IBM OS/2 Warp Server 4.0 „Aurora“ – 1996, Grundsystem war OS/2 Warp 3.0 Connect mit den neuesten Bugfixes und der neuesten Version des TCP/IP-Stacks. Es gab eine Standard- und eine Advanced-Version. Letztere enthielt mehr Netzwerkzeuge und das Dateisystem HPFS386.
- IBM OS/2 Warp 4 „Merlin“ – September 1996, OpenGL-Unterstützung
- IBM WorkSpace on-Demand 1.0 – 1997
- IBM WorkSpace on-Demand 2.0 – 1999
- IBM OS/2 Warp Server for e-Business (4.50) – 1999
- IBM OS/2 Warp 4.51 „Convenience Pak 1“ – Dezember 2000
- IBM OS/2 Warp 4.52 „Convenience Pak 2“ – Januar 2002
- in Lizenz von Serenity Systems
- eComStation 1.0 – 2001
- eComStation 1.1 – 2003
- eComStation 1.2 – 2004
- eComStation 1.2R – 2006
Trivia
OS/2 Warp 4 hatte einen Productplacement-Auftritt in dem James-Bond-Film GoldenEye, wo es auf den Rechnern des Observatoriums lief.
Einzelnachweise
Weblinks
- http://www.ibm.com/os2/
- http://de.os2.org/
- http://www.netlabs.org/ - Open-Source-Software Entwicklung für OS/2 und eCS
- http://www.osfree.org/doku/ - OpenSource Variante OS/2 clone
- http://www.ecomstation.com/
- http://www.warpstock.org/ - Jährliche eCS / OS/2 Konferenz
- http://www.os2voice.org/
- http://www.os2world.com/
- http://www.ecomstation.it/ecsoft2/index.php?language=en
- http://www.winhistory.de/aliens/os2/warp.htm - Umfangreicher Beitrag auf Winhistory.de von Michael Kahoun
- http://pages.prodigy.net/michaln/history/ - Sehr umfangreiche Reportage über OS/2 von Version 1 bis Warp 3 (englisch)
- eCS / OS/2 User treffen sich im Jabber-Multi-User Chat im Raum eCS / OS/2 MUC auf Server jabber.ccc.de (os2@conference.jabber.ccc.de)