Friedrich Wilhelm Buttel

Friedrich Wilhelm Buttel (* 1. Dezember 1796 in Zielenzig; † 4. November 1869 in Neustrelitz durch Freitod) war Baumeister, Oberbaurat und Großherzoglicher Hofbaumeister von Mecklenburg-Strelitz.
Leben
Buttel wuchs in Meseritz auf und legte dort als Sohn eines Maurermeisters am 23. November 1813 seine Gesellenprüfung zum Maurer ab. Autodidaktisch beschäftigte er sich mit dem Vermessungswesen und erhielt eine Anstellung als praktischer Feldmesser bei einem königlichen Oberförster namens König in Birnbaum. Danach meldete er sich als Freiwilliger, um im 1. Pommerschen Infanterie-Regiment gegen Napoleon zu kämpfen. Dort war er freiwilliger Jäger im Füsilier-Bataillon und kämpfte erfolgreich in der Schlacht bei Waterloo. Für seine Tapferkeit erhielt er zur Verabschiedung vom Militärdienst am 7. Januar 1816 den Rang eines Seconde-Lieutenant. Ab dem 15. November 1816 bis 1819 studierte er in Berlin Mathematik, Bildende Künste und Architektur. An der Bauakademie lernte er Karl Friedrich Schinkel kennen und an der Akademie der Künste wurde er durch den Zeichenunterricht bei Johann Gottfried Schadow nachhaltig geprägt. Sein Studium beendete er 1819 mit dem Abschluss Baukondukteur, das Zeugnis war vom Direktor der Bauakademie Johann Albert Eytelwein und von Schinkel persönlich unterschrieben. Unter dessen Leitung gelangte er in preußische Dienste und wirkte als Regierungsbaukondukteur an der Überbrückung des Opernkanals, dem Bau der Neuen Wache sowie am Umbau des Berliner Doms mit. Die Stellung dürfte nach heutigem Verständnis einem leitenden Bauingenieur entsprochen haben. Daneben bereitete er sich auf das große Bauexamen vor, doch konnte er dann wegen eines Stellenwechsels in „der Kürze der Zeit die Prüfung zum architektonischen Zeugnis nicht mehr machen“[1].
Im Alter von 24 Jahren wurde er durch die Fürsprache Schinkels 1821 als Beamter in die Bauverwaltung der Mecklenburg-Strelitzschen Landesregierung in Neustrelitz aufgenommen. Bereits 1822 heiratete Buttel Emilie Dunckelberg, eine Tochter des Landesbaumeisters Friedrich Wilhelm Dunckelberg (1773-1844). In dieser Ehe wurden 11 Kinder geboren, darunter der Jurist und spätere Neustrelitzer Bürgermeister Hermann Buttel (1823-1891). In seiner Freizeit pflegte Buttel seine künstlerischen Talente. Es entstanden Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen mit einem zarten und feinen Strich. Buttel spielte Klavier, die gemeinsame Liebe zur Musik verband ihn freundschaftlich mit dem Sänger Eduard Ruscheweyh.
Großherzog Georg war ein baufreudiger Landesherr, in dessen Diensten der von der Schinkelschule geprägte Buttel bereits 1823 zum Hofbaumeister befördert wurde und seine architektonischen und landschaftsgestalterischen Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte. An zahlreichen Bauprojekten des Großherzogs war Buttel maßgeblich beteiligt und viele Landadlige folgten dem Beispiel ihres Herrschers und beauftragen den klassizistischen Architekten mit der Planung neuer oder der Umgestaltung bestehender Herrenhäuser. Im Todesjahr Goethes 1832 ernannte man ihn zum Baurat.
Buttel veröffentlichte Artikel im Mecklenburgischen Wochenblatt sowie zahlreiche Fachaufsätze zu Fragen der Architektur und Technik, so zum Beispiel über die Verbesserung der Feuerungsanlagen, über die Zimmerheizung und über hydraulischen Mörtel. Als wegweisend galt sein Beitrag für die Konstruktion von Flachdächern. 1842 erschien dazu seine Monographie Praktische Erfahrungen über Dornsche Dächer nebst ausführlicher Beschreibung, Kostenberechnung und Zeichnung solcher Constructionen, welche denselben größere Dauer und Dichtigkeit geben, und einem Anhange über die flachen Dächer bei ökonomischen Gebäuden. Er hat darin erstmalig die geteerte Dachpappe für die Abdeckung klassizistischer Flachdächer beschrieben und kann wohl als deren Erfinder betrachtet werden.
Am 26. Dezember 1848 wurde Buttel Mitglied des Bau-Departements und das Dezernat in Bauangelegenheiten wurde ihm unterstellt. Schließlich wurde er 1860 zum Oberbaurat befördert. Damit hatte er im kleinen Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz eine ähnliche Stellung wie Schinkel im großen Königreich Preußen: Buttel unterstand das gesamte Bauwesen, er prägte einen eigenständigen regionalen Stil und optimierte die ästhetische Gestaltung der Bauprojekte des Landes. Prestigeträchtig waren dabei insbesondere der Umbau der Orangerie Neustrelitz, welche 1842 unter der Beteiligung Schinkels und Friedrich August Stülers erfolgte, sowie der Bau der dortigen Schlosskirche von 1855 bis 1859. Die Schlosskirche mit ihren von Albert Wolf modellierten Statuen der vier Evangelisten über dem Portal gilt als das Hauptwerk Buttels. Nicht zuletzt dafür erhielt er 1860 den Orden als Guelphen-Ritter. Sechs Jahre später zeichnete ihn Großherzog Friedrich Wilhelm mit dem Mecklenburgischen Kronen-Orden aus.
Neben seiner baumeisterlichen Tätigkeit interessierte sich Buttel auch für technische Problemlösungen: Er entwarf Formsteine und Terrakotten, entwickelte eine Schlämmaschine für die Radelandziegelei, eine Flammofenanlage mit zwei Kammern für eine Ziegelei in Grünow sowie Ofenanlagen für die herzogliche Küche im Schloss von Neustrelitz. Unter seiner Oberleitung entstanden zahlreiche Brücken, neue Brunnenanlagen, Schleusen und Wasserleitungen. Er sanierte den neuen Kanal und den Hafen von Neustrelitz. Als Bausachverständiger half er bei dem Befall eines Gebäudes mit Hausschwamm in Breslau. Außerdem unternahm er zahlreiche Reisen zur Fortbildung nach Berlin, wo er sich immer wieder mit Schinkel und Stüler beriet, aber auch zur Walhalla bei Regensburg, zum Ulmer Münster, nach Paris und England.
Noch 1869 wurde Buttel zusätzlich zum Betreuer der Bauten des Norddeutschen Bundes in Mecklenburg-Strelitz. Er sah nur noch schlecht und war stark überarbeitet. Bauschäden an der Schlosskirche und der Verlust seiner Frau zermürbten ihn. Kurz nach seinem Freitod erschienen in Berlin anonym Erinnerungen an Friedrich Wilhelm Buttel, verfasst von dem Neustrelitzer Lehrer Jacob Friedrich Roloff.


Werke
- Belvedere bei Neubrandenburg (1823)
- Schauspielhaus (Komödienhaus) in Neubrandenburg, Umbau (1825), inzw. auf den Ursprungszustand zurückgebaut
- Gymnasium Neubrandenburg (1826), Kriegsverlust 1945
- Turm der Stadtkirche Neustrelitz (1828/1831)
- Mädchenschule Neustrelitz (am Markt) (1831-1832)
- Rathaus (Burg) Stargard (1832/1833), Kriegsverlust 1945
- Marienkirche Neubrandenburg, umgestaltende Restaurierung (1832-1841)
- Kammerkanal bei Neustrelitz (1840-1842)
- Rathaus Neustrelitz (Umbau) (1840-1843)
- Orangerie (Neustrelitz), grundlegender Umbau (1840-1842)
- Louisenstift Mühlenstraße (erster Kindergarten Mecklenburgs) (1842)
- Kaserne in Neustrelitz (1843-1846)
- Klosterkirche Malchow (1844-1848), nach Brand 1888-1890 neu errichtet
- Hebetempel Schlosspark Neustrelitz (1845)
- Stadtkirche Fürstenberg/Havel (1845-1849)
- Marienpalais Neustrelitz (1850)
- Karolinenpalais Neustrelitz (1850-1851)
- Schlosskirche (Neustrelitz) (1855-1859)
- Friedhofskapelle Neubrandenburg (1864)
- Kirche in Zierke (1864-1865)
- Landgericht Neustrelitz (1865)
- Pläne für den Marstall (1869-70)
- sowie zahlreiche Gutshäuser in Mecklenburg-Vorpommern, u. a. das in Schönhausen und zwischen 1836 und 1858 die Anlage einiger Chausseen
Anmerkungen
- ↑ so im Brief vom 14. März 1821 an die Großherzogliche Kammer von Mecklenburg-Strelitz
Literatur
- Friedrich Wilhelm Buttel: Praktische Erfahrungen über Dornsche Dächer nebst ausführlicher Beschreibung, Kostenberechnung und Zeichnung solcher Constructionen, welche denselben größere Dauer und Dichtigkeit geben, und einem Anhange über die flachen Dächer bei ökonomischen Gebäuden. Verlag G. Barnewitz, Neubrandenburg 1842
- Jacob Friedrich Roloff: Erinnerungen an Friedrich Wilhelm Buttel. Commissionsverlag Gustav Lange, Berlin 1870
- Hans Müther: Friedrich Wilhelm Buttels Leben und seine Kirchenbauten. - Neubrandenburg, 1936. [Zugl.: Diss., TH Braunschweig, 1935]
- Gerlinde Kienitz: Friedrich Wilhelm Buttel 1796 - 1869. Museum der Stadt Neustrelitz, Neustrelitz 1996
- Melanie Ehler, Matthias Müller (Hrsg.): Schinkel und seine Schüler. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2004
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Buttel, Friedrich Wilhelm |
KURZBESCHREIBUNG | Baumeister, Oberbaurat und Hofbaumeister der Großherzöge zu Mecklenburg[-Strelitz] |
GEBURTSDATUM | 1. Dezember 1796 |
GEBURTSORT | Zielenzig |
STERBEDATUM | 4. November 1869 |
STERBEORT | Neustrelitz |