Raelismus
Die Rael-Bewegung, auch Raelismus oder Raelistische Religion genannt, war bis 1976 auch als MADECH (mouvement pour l’accueil des extraterrestres, créateurs de l’humanité, dt.: Bewegung für den Empfang der Außerirdischen, Schöpfer der Menschheit) bekannt. Die Religion wurde 1973 von Claude Vorilhon alias Raël (* 1946), gegründet, der in diesem Jahr eine Begegnung mit einem aus einem UFO entstiegenen Vertreter einer außerirdischen Zivilisation gehabt haben will.
Glaubensvorstellungen und Leben
Die Raëlisten (auch Raëlianer oder Raeliens genannt) glauben, dass wissenschaftlich weit fortgeschrittene, menschenähnliche Wesen, die man früher für Götter gehalten hat, für die Schöpfungsgeschichte verantwortlich waren. Die stark an die Bibel angelehnte Version der Schöpfung, die Rael postuliert, sei ein Produkt dieser Wesen, die durch überlegene Technik dazu in der Lage sind, Landschaften zu formen, Atmosphären zu schaffen und durch Klontechnologie Menschen (nach ihrem Abbild) zu schaffen.
Als einzigen Beleg für seine Theorie führt Rael die wörtliche Übersetzung des Begriffs "Elohim" an. Der Plural des hebraeischen Wortes "Eloha". "Elohim" (="die, die im Himmel sind") ist in den alttestamentarischen Schriften eine Bezeichnung für Gott, wobei laut kirchengeschichtlicher Meinung die Benutzung des Plurals auf die Versinnbildlichung des Allmachtsanspruchs Gottes zurückgehe. Rael proklamiert jedoch, in seiner "Offenbarung", den Treffen mit den außerirdischen Schöpfern, herausgefunden zu haben, dass es sich um einen von der Kirche verleugneten Übersetzungsfehler handele: Man müsse den Plural strikt übersetzen, da er die Außerirdischen bezeichne. Alle weiteren Belege, die Rael für seine Theorie anführt, sind Neuinterpretationen einiger Bibelstellen, die auf seinen "Vier-Augen" Gesprächen mit den Außerirdischen basieren sollen. Somit reduziert der Raelismus den Kern der Bibel auf einige Passagen, die seiner extraterrestrischen Version der Entstehung der Welt dienen. Diese Vorgehensweise löst einigen Stoff für Diskussionen aus, da sich der rein logisch-technische Schöpfungsprozess, der von unbedingt vernünftig denkenden Wesen unglaublicher Intelligenz eingeleitet wurde, in typisch religiös literarischer Manier (Gleichnisse, Metaphern) in der Bibel ausdrückt.
Raël und andere Propheten (Buddha, Moses, Jesus, Mohammed, Elija, Joseph Smith und andere ) seien von diesen "Elohim" geschickt worden, um die Menschheit voranzubringen. Die "Elohim" würden sich sogar mit den Menschen paaren können, was auch geschehen sei. Früher waren die Menschen absichtlich ohne den Zugang zur Wissenschaft gelassen worden und konnten daher nicht verstehen.
Seit 1945, mit der Explosion der Atombombe von Hiroshima - als Zeichen der Beherrschung der Energien, mit denen man in den Weltraum reisen oder sich selbst vernichten kann - würden wir im Zeitalter der 'Apokalypse' leben, was etymologisch gesehen 'Offenbarung' heißt.
Ziel der Raëlisten ist, unter anderem, ein Botschaftsgebäude auf neutralem Territorium zu bauen, in dem die "Elohim" empfangen werden können.
Durch wissenschaftlichen und vor allem bewusstseinsmäßigen Fortschritt - erreichbar auch durch die Angaben zum Beispiel in den "Schlüsseln" in den Büchern Raëls, durch Meditation - mit der Vervollkommnung des Klonens und schließlich des Mind-Uploading würden die Menschen irdische Unsterblichkeit und paradiesische Zustände erreichen können.
Die Lehre wird als völlig rational angesehen, mit keinen Bezügen zum Übernatürlichen. Beispielsweise kennen die Raëlisten kein Leben nach dem Tod.
Die rationale Entsprechung für "Leben nach dem Tod" ist bei den Raëlisten die Kombination von sofortigem Ganzkörperklonen (per Biotechnologie oder Nanotechnologie?) und "Uploading" in diesen aus der eigenen DNA neu geschaffenen jungen Körper, oder auch eine zwischenzeitliche Weiterexistenz in einem fortgeschrittenen Computer.
Neben inhaltlichen Auseinandersetzungen berufen sich Kritiker der Raëlianer vor allem auf den grundsätzlichen Widerspruch, dass der Raelismus zwar für sich beansprucht, eine rationale Lehre zu sein, sein Gehalt sich aber nicht mittels des Rationalismus verifizieren oder falsifizieren lässt.
Mitglieder werden immer wieder zu "Seminaren" eingeladen. Nach Aussage von Dominique Saint-Hilaire seien diese jedoch im Grunde nichts anderes als große Zeltlager, auf denen meditiert und sehr viel Gruppensex praktiziert werde. Raël meine, körperliche Liebe schaffe eine optimale "Verbindung" zu den Elohim. Um noch bessere Verbindung herstellen zu können, lassen sie sich Kopf- und Barthaare wachsen, die als Antennen dienen sollen.
Dominique Saint-Hilaire berichtet zudem, dass sie und die anderen Mitglieder oft missioniert wurden, meistens um Claude Vorilhons Bücher zu verkaufen und somit seine Weltanschauungen zu verbreiten. Dies durchaus auch für gute Zwecke: Raël soll seine Anhänger missioniert haben, um in Kanada an Schulen Kondome zu verteilen, weil dort die Aufstellung von entsprechenden Automaten verboten wurde.
Die Raël-Sekte ist andererseits sehr friedlich, es soll keine Probleme bereiten aus ihr wieder auszusteigen.
Die Raëlisten und das Klonen
Die der Rael-Bewegung nahestehende Firma Clonaid behauptet - allerdings ohne bisher Beweise vorzulegen - mehrere Menschen geklont zu haben. Es gab von ihnen bereits einige Schlagzeilen, ihnen sei das Klonen gelungen. Jedoch ist die Firma laut Zeugenaussagen recht klein und unmodern, sodass man durchaus skeptisch sein kann.
Mit ihrer Firma planen sie auch noch einige andere suspekte Projekte, die bereits für einige Schlagzeilen sorgen konnten. So planen sie Hitler zu klonen, um ihn jetzt nachträglich für seine Taten vor Gericht zu stellen. Zudem wollen sie sogar Jesus mithilfe des Turiner Grabtuchs klonen. Des Weiteren plant Rael empfindungslose menschliche Sexsklaven zu klonen:
„Wenn wir können, werden wir Sexpuppen machen, die nicht aus Gummi, sondern aus Haut bestehen. Wie ein Mensch, nur ohne Willen, Schmerzempfinden und Persönlichkeit.“
Geschichtliche Entwicklung
Bei seiner ersten angeblichen Begegnung mit den Außerirdischen soll Claude Vorilhon eine Botschaft für die Menschheit erhalten haben, die besage, dass die Elohim vor 25.000 Jahren das erste Mal auf die Erde kamen und hier dank ihrer Beherrschung der DNA das Leben wissenschaftlich erschufen. Die Besucher sollen ihm den Namen Rael ("der das Licht der Elohim bringt") gegeben haben.
Vorilhon verfasste darauf Das Buch, das die Wahrheit sagt und trat im Fernsehen auf, um seine Lehre zu verbreiten. Die dadurch erreichte Popularität führte zur Gründung der "MADECH".
Am 7. Oktober 1975 besuchte Vorilhon angeblich den Planeten der Außerirdischen und erhielt die in seinem Buch Die Außerirdischen haben mich auf ihren Planeten mitgenommen veröffentlichten Lebensregeln. Seine Schilderungen der Elohim und deren Planeten klingen zum größten Teil noch einigermaßen akzeptabel, jedoch gibt es kuriose Stellen, die darauf schließen lassen, dass Claude Vorilhon womöglich eine außergewöhnlich starke Psyche hat und sehr lebensechte und für ihn glaubwürdige Träume/Visionen hatte:
„Der Planet der Elohim sah ähnlich aus wie die Erde. [...] Auf den Wiesen tummelten sich rosa und blaue Eichhörnchen mit Teddybärköpfen."
Anzumerken ist außerdem, dass in seinem Buch eindeutig erwähnt wird, dass der Planet der Elohim viel zu weit weg ist und Menschen ihn nicht betreten können.
Es folgte eine Ausbreitung der Bewegung über den französischen Sprachbereich, die mit einer Umbenennung, zuerst (1977) in "Rael-Bewegung" (Mouvement Raëlien), und 1998 in "Raelistische Religion".
Im Jahr 2002 hatte die Bewegung nach eigenen Angaben weltweit etwa 40.000 Mitglieder. Jedoch reichen diese Zahlen bei einigen Quellen auch bis zu 55.000 Mitgliedern.