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Corvey

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Das Kloster von Corvey

Corvey (veraltet auch Korvey) ist eine ehemalige Benediktinerabtei in Höxter im heutigen Nordrhein-Westfalen. Corvey war eines der bedeutendsten karolingischen Klöster, es verfügte über eine der wertvollsten Bibliotheken des Landes und zahlreiche Bischöfe gingen aus der Abtei hervor. Corvey hatte entscheidenden Anteil an den ersten Missionierungsversuchen in Skandinavien. Ansgar, der „Apostel des Nordens“, wurde hier erzogen.

Gründung und erste Blütezeit

Kaiser Ludwig der Fromme begründete im Jahre 815 auf Veranlassung seines Vaters Karls des Großen ein Kloster in Hethis, unweit von Corvey, das von Benediktinermönchen aus Corbie an der Somme bezogen wurde, und nannte es Corbeia nova, neues Corbie. Diese verlegten den Sitz im Jahre 822 an die Stelle des heutigen Corvey, wo es sich im 9. und 10. Jahrhundert zu einem der bedeutendsten Kulturzentren Nordwesteuropas entwickelte. In dieser Zeit schrieb Widukind von Corvey hier seine „Sachsengeschichte“. Die dreischiffige Basilika wurde 830 begonnen und 844 geweiht. 873–885 wurde das Westwerk nach dem Vorbild der Aachener Pfalzkapelle angeschlossen, heute nicht nur das älteste westfälische Baudenkmal und ehrfurchtsvoll das „Heiligtum“ Westfalens genannt, sondern das älteste erhaltene Westwerk überhaupt. Es war das größte Gebäude des norddeutschen Raumes seiner Zeit. Die dort vorhandenen Fresken aus dem 9. Jahrhundert zeigen antike Motive der Odyssee. Der karolingische König Ludwig der Deutsche siegelte am 25. September 870 in seinem Palast zu Aachen eine Urkunde, in der er sein umfangreiches Hofgut Litzig ("lizzicha") bei Traben-Trarbach dem Kloster Corvey schenkte. 1152 ist es als "Liciacum", 1156 als "Liciacus", 1200 als "Lizeche", 1296 als Lytzig, ab 1500 als Litzig erwähnt. Noch heute erinnert das "Corveyer Wäldchen" im Trabener Stadtteil Litzig an diese Zeit.

Reichsunmittelbarkeit und Dreißigjähriger Krieg

Unter Abt Wibald von Stablo (1146–1158) wurde das Westwerk in seiner heutigen Form ausgebaut und das Kloster erlangte seine Reichsfreiheit. Es gelang ihm auch, ein kleines Territorium von 5 km² zu bilden, welches unmittelbar an das des Fürstbischofs von Paderborn angrenzte, in dessen Diözese es auch lag. 1500 kam Corvey zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Kloster zerstört und danach barock in seiner heutigen Form wieder aufgebaut. Der Brand vernichtete eine der bedeutendsten Bibliotheken der damaligen Welt.

Säkularisierung

Das etwa 12.000 Einwohner starke Hochstift, das im Jahr über etwa 100.000 Taler Einnahmen verfügte, versuchte sich stets aus der Abhängigkeit des Bischofs von Paderborn zu lösen. Einen enormen Motivationsantrieb erhielt es durch die Bedrohung seines Aussterbens, zählte der Konvent doch 1786 lediglich noch 13 Mitglieder. Da es nur adligen Kandidaten Aufnahme gewährte und es von diesen kaum noch Bewerber gab, versuchte man dem Untergang durch die Erhebung in ein Bistum zu entgehen.

Nach verschiedenen Vergleichen mit den umliegenden Herrschern und dem Bischof von Paderborn erlangte die Abtei 1779 die Erhebung in den Rang einer exemten Territorialabtei. In Gegenwart des Abtes beschloss der Konvent, dass der Gottesdienst, der stets sein benediktinisches Gepräge behalten hatte, auch nach einer Säkularisation der Abtei nicht verringert werden sollte, was für einen noch immer strengen klösterlichen Tagesablauf sprach. Für die Abhaltung der Gottesdienste wurden die Alumnen des 1786 eröffneten Priesterseminars herangezogen, da die meisten Mönche zu alt waren, um den ganzen Gottesdienst abhalten zu können. Zugleich wurde die Zahl der künftigen Domherren auf zwölf und deren Gehalt auf 500 Taler festgelegt. Auch wurde die Vita communis weitestgehend reformiert und die Klausur aufgehoben.

1788 richtete die Abtei ihren Säkularisierungsantrag an den Papst. Hierfür wurde besonders Ferdinand von Lüninck aktiv, der dafür mit einem Domkanonikat entlohnt wurde. Der Papst hob das Kloster 1792 auf und erhob sein Stiftsgebiet zum Bistum, welches lediglich 10 Pfarreien umfasste. Die Konventualen wurden nun zu Domherren erhoben, denen sich noch weitere Domizellare zugesellen sollten. Gleichzeitig erhielt die neue Kathedrale sechs Domvikare. Der Abt Theodor von Brabeck wurde nun Bischof und der Prior Domdechant. Die Kleidung und die Rechte wurden den übrigen deutschen Domkapiteln angeglichen. Im Jahr 1794 wurde die Urkunde durch den Kaiser ausgestellt und das neue Bistum, das lediglich das Gebiet des Hochstiftes umfasste, der Kirchenprovinz Mainz unterstellt. Auf Theodor von Brabeck folgte 1794 Ferdinand von Lüninck als Fürstbischof. Schon wenig später wurde 1803 das Fürstentum Corvey durch die Säkularisation aufgehoben. Das Bistum Corvey blieb bis zum Tode Ferdinand von Lünincks 1825 bestehen.

Hoffmann von Fallersleben in Corvey

In Corvey befindet sich das Grab des Dichters Hoffmann von Fallersleben, der als Bibliothekar die Fürstliche Bibliothek Corvey des Herzogs von Ratibor und Fürsten von Corvey mit etwa 74.000 Bänden betreute.

Besitz der Herzöge von Ratibor

Das Herzogliche Haus Ratibor und Corvey ist bis heute Eigentümer von Schloss Corvey.

Benachbarte Siedlungen

Beim Kloster befinden sich Reste der Stadt Corvey, die rund um das von Corvey abhängige Stift Niggenkerken von den Äbten als Konkurrenz für das nahegelegene Höxter gegründet wurde. Die Siedlung verfiel nach einem Überfall des Bischofs von Paderborn und der Bürger Höxter 1267 allmählich und wurde im 16. Jahrhundert endgültig aufgegeben. Ebenfalls in unmittelbarer Nähe des Klosters befindet sich die Ruine der abhängigen Probstei tom Roden.

Siehe auch

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