Trostfrauen

Trostfrauen (jap. 慰安婦 ian-fu) ist ein euphemistischer Ausdruck für Mädchen und Frauen (meistens aus Japan, aber auch Korea, China und Südostasien), die für die japanischen Kriegsbordelle des Zweiten Weltkrieges als Prostituierte zwangsrekrutiert wurden.
Politische Hintergründe
Schätzungen sprechen von 20 000 bis 300 000 betroffenen Mädchen und Frauen. Genaueres ist nicht bekannt, da einerseits viele der betroffenen Frauen aus Scham schweigen und nicht bereit sind, Auskünfte über ihr Schicksal unter der japanischen Besatzung zu geben und andererseits die japanische Regierung historisches Material bis heute zurückhält, das über die staatlich organisierte sexuelle Versklavung von Frauen Aufschluss geben könnte. Nach 1945 wurden auch viele Dokumente vernichtet, aus Angst, die Beteiligten könnten als Kriegsverbrecher zur Rechenschaft gezogen werden.
Öffentliche Debatte nach dem Krieg bis heute
Erst 1992 hat die japanische Regierung diese Tatsache offiziell anerkannt und erst seit 1994 werden diese Tatsachen in den Schulbüchern erwähnt. Die japanische Regierung hat sich seit 1993 mehrfach für die Verwicklung der Armee entschuldigt, zuletzt Ministerpräsident Shinzō Abe am 26. März 2007.
1995 wurde von Japan ein privater Fonds mit dem Namen Asia Women's Fund eingerichtet, um den betroffenen Frauen eine finanzielle Entschädigung auszuzahlen. Der von Tomiichi Murayama geleitete Fonds wurde durch Spenden aus der japanischen Öffentlichkeit finanziert. 285 Opfer erhielten je zwei Millionen Yen (rund 14 700 €) Entschädigung, medizinische und soziale Unterstützung sowie eine inoffizielle, von Premierminister Junichirō Koizumi unterschriebene schriftliche Entschuldigung. Viele frühere Zwangsprostituierte weigerten sich, diese Entschädigung zu beantragen, da sie eine Entschädigung direkt vom japanischen Staat erwarteten. Die japanische Regierung stellt sich jedoch auf den Standpunkt, dass das Problem mit den Friedensverträgen nach dem Krieg gelöst worden sei. Anfang 2005 wurde die Auflösung des Fonds zum März 2007 angekündigt.
Während sein Vorgänger Koizumi 2001 sein „tiefes Bedauern“ über das Schicksal jener Frauen, die im Zweiten Weltkrieg in den besetzten Gebieten in Korea, China und Südostasien zur Prostitution gezwungen worden waren, und ihre „unermesslichen und schmerzlichen Erfahrungen“ ausgedrückt hatte, meinte Premierminister Shinzō Abe am 1. März 2007: „Es gibt keinen Beweis dafür, dass Zwang auf Frauen ausgeübt wurde, wie es zunächst geheißen hatte“. Dem waren Pläne für eine Resolution des US-Kongresses vorausgegangen, in der gefordert werden sollte, dass Japan formell die Verantwortung für das diesen „Trostfrauen“ zugefügte Leid anerkennen soll.[1] Nach heftiger Kritik erneuerte jedoch auch Abe am 26. März die japanische Entschuldigung.
Siehe auch
Belege
Literatur
- Yuki Tanaka: Japan's Comfort Women: Sexual Slavery and Prostitution During World War II and the US Occupation. Routledge, London 2002, ISBN 0415194016.
- Yoshiaki Yoshimi: Comfort women: sexual slavery in the Japanese military during world war II. Übersetzt von Suzanne O'Brien. Columbia University Press, New York 2000.
- Barbara Drinck, Chung-Noh Gross: Erzwungene Prostitution in Kriegs- und Friedenszeiten, Kleine Verlag ISBN-10: 3-89370-422-1
- Juliette Morillot: Die roten Orchideen von Shanghai. Das Schicksal der Sangmi Kim. Roman/Erzählung nach der Lebenserzählung einer alten Frau