Ostasieninstitut der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen

Das Ostasieninstitut ist eine Einrichtung der Fachhochschule Ludwigshafen mit den Schwerpunkten Wirtschaft Japans oder Wirtschaft Chinas. Es wurde 1989 von dem Sinologen Siegfried Englert unter dem Namen Marketing Ostasien gegründet und 1992 von dem Japanologen Peter Wetzler um den Schwerpunkt Japan erweitert. Das betriebswirtschaftliche Studium wird derzeit von etwa 180 Studierenden mit dem Abschluss eines Diplom-Betriebswirts (FH) betrieben. Ab dem Wintersemester 2004/2005 ist der Abschluss Bachelor/Master vorgesehen. Für die Studierenden ist ein Auslandsaufenthalt von mindestens einem Semester in China oder Japan vorgeschrieben. Die Dozenten des Ostasieninstituts betätigen sich nicht nur in Forschung und Lehre, sondern auch in der Beratung von Unternehmen, Behörden und Institutionen sowie von Einzelpersonen. Mitarbeiter des Instituts haben auch entscheidend am Aufbau des chinesischen Teehauses im Mannheimer Luisenpark mitgewirkt. Außerdem ist das Ostasieninstitut federführend bei den Partnerschaften des Landes Rheinland-Pfalz zu der chinesischen Provinz Fujian und der japanischen Präfektur Iwate.
Logo
Logo des Ostasieninstituts sind fünf stilisierte Päonie. Die Strauchpäonien (chinesisch: 牡丹 Mudan; japanisch: Botan) sind ein Symbol, das sowohl in China als auch in Japan positiv besetzt ist. Die ersten Samen von Strauchpäonien brachten Mönche nach Japan. In China war die Päonie die Blume schlechthin. Gedichte und Gemälde verherrlichen diese Blume, die sich der Sage nach sogar dem Willen der Kaiserin Wu Zetian widersetzte und als einzige Blume weigerte, im Winter zu blühen. Als Strafee dafür wurde sie aus den Kaiserlichen Gärten verbannt.
Die Päonie ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit und hat in Ostasien eine zunehmend mystische Verehrung erfahren, die mit nichts in Europa vergleichbar ist. In der europäischen Antike wurden sie als Medizinalpflanze hoch verehrt. Päon, der Arzt der griechischen Götter – von ihm hat sie ihren deutschen Namen - heilte mit Päonienwurzeln den von Herakles verwundeten Hades.
Chronik
- 1988 Gründung als Modellstudiengang "Marketing Ostasien" (MO) der Fachhochschule Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen
- 1995 Auslagerung der Emil-Helfferich-Sammlung aus Neustadt an der Weinstraße
- 1997 Neubau des Ostasieninstituts am Rheinufer
- 1997 Besuch des Bundespräsidenten Roman Herzog
- 2000 Besuch des Bundespräsidenten Johannes Rau
- 2001 Wiedereröffnung der Emil Helfferich-Sammlung
- 2004 Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengang
Neun Drachen

In der Bibliothek des Ostasieninstituts hängt eine vergoldete Schnitzerei mit einem Durchmesser von 120 Zentimetern, die viel über die chinesische Kultur erzählt. Dargestellt sind neun Drachen. „Neun Drachen“ das heißt auf Chinesisch „jiulong“ 九龙, auf Kantonesisch „kaulun“ 九龍. Kowloon ist die große Halbinsel nördlich der Insel Hongkong 香港. Der Name kommt vom letzten Kaiser der Südlichen Song-Dynastie, der auf der Flucht in die Gegend des heutigen Hongkong kam. Er stand dort auf einem der imposanten Berge und sagte zu seinen Begleitern: „Ich sehe acht Drachen.“ Er meinte damit die acht Berge Hongkongs. Einer seiner verbliebenen Mandarine sagte: „ Ich sehe neun Drachen.“ Der neunte war der Kaiser, der vor ihm stand, denn das Symbol des Kaisers in China war der Drache. Dieser ist in Ostasien ein positives Symbol und frisst keine Jungfrauen, vielmehr kommt er den Menschen bei Überschwemmungen und Dürre zu Hilfe. Bei aller Beliebtheit in den dekorativen Künsten, nahmen sich die Literatenmaler nur ungern des Drachen an. Dies geht auf eine alte Parabel von Han Feizi zurück: „Ein Fremder malte für den Fürsten von Qi. Einmal fragte ihn der Fürst: „Was ist am schwersten zu malen?“ Der Fremde antwortete: „Hunde und Pferde.“ „Und was ist leicht?“, fragte der Fürst. „Geister und Dämonen“, antwortete der Fremde. „Denn Hunde sieht man von Morgens bis Abends. Deshalb sind sie schwer zu malen. Geister und Dämonen aber haben keine körperliche Gestalt, niemand kann sie sehen. Deshalb sind sie leicht zu malen.“ Der Drache ist das einzige Tier der chinesische Astrologie, das als Fabelwesen zu betrachten ist. Er setzt sich aus neun Tieren zusammen. Neun ist nach der chinesischen Zahlensymbolik die Zahl des Kaisers. Im chinesischen Lexikon Zhongwen Da Cidian heißt es unter dem Stichwort long 龍:
- Geweih wie vom Hirsch,
- Kopf wie vom Kamel,
- Augen wie vom Dämon,
- Hals wie von der Schlange,
- Bauch wie von der Muschel,
- Schuppen wie vom Fisch,
- Krallen wie vom Adler,
- Pranken wie vom Tiger und
- Ohren wie vom Rind.
Der chinesische Historiker und Dichter Wen Yiduo vertrat die These, der Drache sei die Gesamtheit verschiedener Totems der chinesischen Vorzeit. Ein Volk mag die Schlange als Totem-Tier gehabt haben. Nach dem Sieg über ein anderes Volk mit einem Vierfüßler als Totem könnten der Schlange im vereinten Totem vier Füße gewachsen sein, um den ehemaligen Feind nicht zu demütigen. Das ging so weiter, bis der Drache sein heutiges Aussehen erhalten hatte. In der Han-Dynastie wurden Drache und Kaiser identisch. Seine Kleider hießen hinfort „Drachengewand“, die Thronbesteigung wurde „Drachenflug“ „genannt. Er wurde zum Symbol von Stärke und Macht - gefürchtet und verehrt. Ein Drache auf gelbem Grund - gelb war die kaiserliche Farbe - zierte denn auch die erste Nationalflagge Chinas.