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Parabelflug

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Als Parabelflug wird ein besonders Flugmanöver bezeichnet, bei dem das Flugzeug mehrere (meist 5 bis 30) vertikale Parabeln mit dem Scheitel nach oben in der Luft beschreibt. Dazu geht die Maschine zu Erst in einen 45°-Steigflug. Vor Erreichen des Scheitels werden die Triebwerke gedrosselt, so dass das Flugzeug nun in einen nahezu antriebslosen (aber beherrschbaren) Sturzflug übergeht. Nach 15-30 Sekunden Sturzflug wird die Maschine durch Hochfahren der Triebwerke und Ziehen des Höhenruders wieder abgefangen.

Parabelflüge dienen der Erzeugung von Schwerelosigkeit. Sie sind die einzige Möglichkeit, Personen und Geräte kurzfristig in einen schwerelosen Zustand zu versetzen, ohne den Weltraum aufsuchen zu müssen. Während des Steigflugs und des Abfangens herrscht im Flugzeug nahezu doppelte Schwerkraft, während in der Sturzflugphase alles im Inneren der Maschine nahezu völlig schwerelos ist, da es sich im freien Fall befindet. Somit ergeben sich für Parabelflüge folgende Anwendungen:

  • Erprobung von Geräten, die unter schwerelosen Bedingungen (etwa im Weltraum) arbeiten sollen. Besonders Flammen, Flüssigkeiten und Gase verhalten sich unter schwerelosen Bedingungen teilweise völlig anders als auf dem Erdboden.
  • Durchführung naturwissenschaftlicher (vor allem aero- und hydrodynamischer sowie materialwissenschaftlicher und chemischer) Experimente unter Schwerelosigkeit.
  • Ausbildung von Raumfahrern. Vor dem Raumflug muss die Reaktion eines angehenden Raumfahrers sowohl auf die Schwerelosigkeit selbst, als auch auf schnelle Wechsel der Schwerkraftwirkung (etwa beim Start einer Rakete) ausgetestet werden.
  • Erzeugung von Spezialeffekten für Filmschaffende: Viele der Weltraumszenen aus dem Film Apollo 13 mit Tom Hanks wurden während mehrerer Parabelflüge gedreht, um die im Weltraum herrschende Schwerelosigkeit nachzuahmen.
  • Sogar als Touristenattraktion werden (im Sternenstädtchen bei Moskau etwa) Parabelflüge angeboten -- allerdings vielfach zu Preisen um € 5.000.

Viele Menschen reagieren auf die schnellen Schwerkraftwechsel bei einem Parabelflug mit Schwindel, Übelkeit oder Brechreiz; daher werden vor einem solchen Flug meist spezielle Medikamente verabreicht (die aber manchmal wiederum Nebenwirkungen verursachen). Allerdings empfinden viele Teilnehmer die Schwerelosigkeit als angenehm.

Generell können mit praktisch jedem Flugzeug Parabeln geflogen werden. Zum Einsatz kommen aber meist leicht modifizierte militärische (eine Il-76 bei der russischen Raumfahrtbehörde, eine KC-135 bei der NASA) oder zivile (bei der ESA eine A 300) Transporter zum Einsatz. Vorteilhaft ist ein weiter Innenraum, der genug Platz für Experimente und zum freien Schweben bietet. Wegen der oben geschilderten unangenehmen Symptome bei vielen Teilnehmern tragen diese Maschinen den Spitznamen "Kotzbomber" (engl. vomit comets).