Gulbuddin Hekmatyār
Gulbuddin Hekmatyar (* 1947 in Imam Saheb, Provinz Kunduz) war in den 1990er Jahren zweimal Ministerpräsident Afghanistans. Er ist sunnitischer Paschtune.
In den 1970er Jahren wurde Hekmatyar Mitglied der islamistischen Gruppierung Nahzat-e-Jawanane Musalman („Muslimische Jugendbewegung“). Bekanntheit erlangten Hekmatyar und seine Anhänger dafür, dass sie mit Motorrädern an Universitäten vorbeifuhren und Säure in das Gesicht von unverschleierten Studentinnen schütteten. Hekmatyar bestreitet diesen Vorwurf; seiner Aussage nach habe er noch nie einer Frau Gewalt angetan.
Im Krieg in Afghanistan gegen die Sowjets wählte der pakistanische Geheimdienst ISI möglichst fanatische Islamisten aus, darunter auch Hekmatyar. Seine Gruppierung „Hezb-e Eslami“ (Partei des Islam, Islamische Partei) gehörte in den 1980er Jahren zu den am stärksten von Pakistan, den USA und Saudi-Arabien finanziell, militärisch und logistisch unterstützten Mudschahedingruppen. Hekmatyar war einer der wichtigsten Kriegsherren in Afghanistan.
Hekmatyar wurde 1993 Premierminister von Afghanistan. In den Machtkämpfen der 90er Jahre verlor er sein Amt, konnte es aber 1996 noch ein mal für wenige Wochen zurückgewinnen. Nachdem die Taliban 1996 Kabul eroberten, floh er in den Iran.
2001 stellte er sich auf die Seite von Osama bin Laden und 2002 rief er in einer Radioansprache zum Dschihad gegen die USA auf. Daraufhin wurde er von der iranischen Regierung des Landes verwiesen und kehrte nach Afghanistan zurück. Es wird davon ausgegangen, dass er dort gegen die USA kämpft. Im Jahr 2006 erklärte er in einem veröffentlichten Video, mit der Organisation Al-Qaida kooperieren zu wollen. Laut einem Interview mit dem Spiegel stellt er sich gleichermaßen gegen die Politik der USA und seiner Verbündeten europäischen Mächte, wie seinerzeit gegen die Sowjetunion, aber auch als Sunnit gegen den Iran. Offenbar sammelt er im Osten Afghanistans neue Anhänger seiner Bewegung. Sein heutiger Aufenthaltsort ist unbekannt.
Literatur
- Ishtiaq Ahmad: Gulbuddin Hekmatyar: An Afghan Trail from Jihad to Terrorism. Pan-Graphics, Islamabad 2004, ISBN 969-8796-00-2
- Der Widerstand wächst. In Der Spiegel. Hamburg 2007, 3 (15. Januar), S. 106, ISSN 0038-7452
Weblinks
- BBC-Artikel
- Gulbuddin Hekmatyar: The Evil Sod
- Gulbuddin Hekmatyar: From Holy Warrior to Wanted Terrorist
- Interview bei Stern.de
Personendaten | |
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NAME | Hekmatyar, Gulbuddin |
KURZBESCHREIBUNG | Kriegsherr in Afghanistan |