Zum Inhalt springen

Fritz Stastny

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Juni 2007 um 21:17 Uhr durch RoReSu (Diskussion | Beiträge) (Ehrungen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Friedrich Rudolf Stastny (* 4. März 1908 in Brünn, Österreich-Ungarn; † 25. Mai 1985 in Ludwigshafen) war ein Chemie-Ingenieur.

Fritz Stastny erwarb sich als Dr.-Ingenieur und Diplom-Chemiker in der BASF AG, Ludwigshafen große Verdienste in der Erweiterung der großtechnischen Chemie auf dem Gebiet der Schaum-Kunststoffe. Ebenso war er Pionier für die grundlegenden Erneuerungen im Produktions-und Anwendungssektor. Seine bedeutendsten Erfindungen sind Styropor, Neopolen, Palusol.

Leben

Fritz Stastny wurde als viertes Kind des deutsch-tschechischen Brandschutz-Inspektors und seiner deutschen Ehefrau, einer Gymnasial-Lehrerin aus einer wohlhabenden Prager Familie am 4. März 1908 in Brünn geboren. Er, seine zwei älteren Brüder und eine Schwester wuchsen zweisprachig auf. Der älteste Bruder wurde als Diplom-Ingenieur später Stadtdirektor. Der andere Bruder schloss ein Studim der Elektrotechnik ab und ebenso absolvierte er ein Medizinstudium . Er praktizierte als H-N-O- Arzt. Fritz Stastny verlor mit sechs Jahren seinen Vater durch eine damals unheilbare Lungen-Krankheit. Ab seinem 12. Lebensjahr erhielt er, inspiriert durch die studierte Klavierpädagogin seine Großmutter, auf eigenen Wunsch Klavierunterricht. Er gründete eine Musikband und finanzierte sich damit sein späteres naturwissenschaftliches Studium in Brünn. 1926 erfolgte die Matura (Abitur) in Brünn. 1930 schloss er sein Studium an der Technischen Hochschule Brünn mit den Fächern Chemie und Chemische Technologie als Diplom -Chemiker und Diplom -Ingenieur ab. Fritz Stastny promovierte 1934 bei Prof. Dr.Albin Kurtenacker mit dem Thema: "Zerfallsvorgänge in Polythionatlösungen" zum Dr.-Ing.

Wirken

Seine Berufsjahre begann Dr-Ing.Fritz Stastny in Prag, und zwar als Diplom-Chemiker beim Tschechoslowakischen Elektrotechnischen Verband und bei der Lederfabrik E. Traub, Prag. Danach wurde er Mitarbeiter der Semperit-Gummiwerke AG, Wien im Werk Engerau bei Pressburg. Bereits nach einem Jahr wurde er dort als Laborleiter bestellt. Trotz guter Berufsaussichten bewarb sich Stastny bei der damaligen I.G.Farbenindustrie AG (BASF AG, Badische Anilin-und Soda-Fabrik,Ludwigshafen) um eine Anstellung. Vor allem wegen der Beherrschung von vier Fremdsprachen fand er am 1.September 1939 bei der BASF AG/ Anwendungstechnische Abteilung (AWETA) seine Anstellung. Vom Militärdienst wurde er freigestellt.

Forschungstätigkeit bei BASF AG, Ludwigshafen

Zunächst arbeitete Stastny an der Weiterentwicklung verschiedener Sytheseprodukte für Anwendung als Bindemitteln, Weichmachern, kautschukähnlicher und anderer Kunst-Werkstoffe. Sein Wirken konzentrierte sich des weiteren auf Forschungsarbeiten und Spezialprodukte auf dem Schaumstoffsektor. Stastny gehörte zu denjenigen Forschern in der BASF AG, die im Jahre 1947 unter sehr widrigen, äußeren Umständen die Arbeit wieder aufnahmen, zunächst in einem verlagerten Labor. Im Jahre 1949 gelang es Fritz Stastny seine bedeutendste Erfindung, das Styropor als neuartiges System, aromatische Monomere zusammen mit niedrigsiedenden diphatischen Kohlenwasserstoffen als Treibmittel zur Polymerisierung zur Entwicklung zu führen. Das Patent wurde erstmals am 5. November 1949 erteilt mit dem Titel: "Verfahren zur Herstellung poröser Massen oder poröser Formkörper aus Polymerisaten" Im Jahre 1952 auf der Düsseldorfer Kunststoffmesse wurde das neue Produkt STYROPOR, wie es von seinem Erfinder genannt wurde, erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Zitat Stastny: "Der Sachbearbeiter muss das Glück haben, eine Position einzunehmen, die es ihm ermöglicht, seine Kenntnisse und Erfahrungen im freien Spiel der Gedanken zu Erkenntnissen zu verdichten und die gesuchten und gefundenen Ideen in die Realität umzusetzen. Die Verarbeitung des Rohstoffs muss den Eigenarten eines schäumbaren Polystyrolgranulats angepasst werden". Dies Verfahren umfasste: 1. Vorschäumen auf ein niedriges Schüttgewicht von circa 15 g/ l , wobei Polystyrol ungeschäumt etwa 970 g / l wiegt. Dies beinhaltet das Arbeiten mit Heißdampf im kontinuierlichen Verfahren, eine Neuerung, die vorher nicht erfunden wurde. 2. Spezielle, mit Dampf beheizte, perforierte Formen mussten entworfen und im Großformat gebaut werden. Bei kurzer Beheizung - genannt Dampfstoß - entstehen Blöcke bis zu 4 x 1 x 2 m Größe. 3. Es konnten Formkörper beliebiger Gestalt aufgeschäumt werden, was bei anderen Schaumstoffen meist nicht möglich ist. Die Ausarbeitung der einzelnen Verfahren nahm mehrere Jahre in Anspruch und führte zur Erteilung von ca. 60 Patenten. Eigenschaften von Styropor (R) : Es hat ein sehr niedriges Raumgewicht, ist resistent gegen Schimmel und Bakterien, besitzt eine geringe Wärmeleitfähigkeit, eine hohe Alterungsbeständigkeit. Es besitzt praktisch keine Wasseraufnahme, hat eine geschlossen-zellige Struktur, sehr gute Dämmfähigkeit und eignet sich hervorragend zur Wärme-und Schalldämmung. Anwendungsgebiete (ca. 135 Gebiete): Verwendung im Hausbau, Isolierungen für Kühlhäuser, Autoindustrie,Motorradindustrie, Straßenbau, Verpackungen, Theaterkulissen. Erprobte Behausung am Südpol, Schiffsbergungen, Rettungswesen, Behausung für Vogelhäuschen und als Verpuppung von Seidenraupen, Platten, Styropor-Perlen zur Auflockerung von Gartenböden.

Großauftrag: Der erste Großauftrag kam von einer schwedischen Reederei, die Schwimmwesten und Rettungsringe bestellte.

Weitere Erfindungen

Palusol (1951), eine Brandschutzplatte auf Silicatbasis.
Neopolen (1961), ein wärmebeständiger Weichschaumstoff aus Polyäthylenschaum.

Ehrungen

1973 Plakette und Urkunde durch den Fachverband Schaumkunststoffe e.V., 1978 Silbermedaille für Verdienste der pfälzischen Wirtschaft, 1981 Ritter-von Gerstner-Medaille ,1983 Diesel-Medaille in Gold als höchste Auszeichnung im Erfinderwesen.

Er war Mitarbeiter bzw. Obmann in diversen Unterausschüssen des Deutschen-Normen-Ausschusses sowie als Delegierter tätig der International Organisation for Standardisation.

Ein Vorstandsvorsitzender der Industrie Hartschaum e. V., Heidelberg anlässlich des 70.Geburtstags von FRITZ STASTNY: Zitat: " Wenn wir Ihnen gratulieren, so ist das genau so , wie eine Kinderschar ihrem Vater gratuliert , denn Sie sind der "Vater des Styropor" und der IVH ist der Verband, der alle Verarbeiter vereinigt, die heute die große "STYROPOR-FAMILIE " bilden. Aus Ihrer Erfindung sind Industrien und Unternehmen auf der ganzen Welt entstanden und Ihre Erfindung gibt abertausenden Menschen Lohn und Brot." Seine Verdienste um die Erweiterung im Produktions-und Anwendungsbereich weisen Dr.-Ing. Fritz Stastny als einen Pionier des wissenschaftlich-technischen Fortschritts aus.

Vorträge und Reisen

Dr.-Ing. FRITZ STASTNY hielt ca. 200 Voträge und Dia-Vorträge in deutscher, englischer und französischer Sprache. Er bereiste folgende Länder: Europa, USA, Kanada, China, Indien ,Asien,

Er war Mitarbeiter bzw. Obmann in diversen Unterausschüssen tätig des Deutschen Normen-Ausschusses sowie als Delegierter der International Organisation for Standardisation.


Fritz Stastny widmete sich in seiner geringen Freizeit den großen Piano-Musikerpersönlichkeiten, wie Chopin, Ravel, Debussy u. a., die auch immer wieder Neuerungen vorzeichneten. Er beherrschte seinen Flügel meisterhaft. Ebenso gehörte seine Liebe seinen jahrelangen Italienreisen mit seiner deutschen Ehefrau. Zwei Kinder und drei Enkelkinder schätzten ihn als liebevollen Vater und Großvater sowie als charaktervollen Menschen. Fritz Stastny verstarb am 25. Mai 1985 in Ludwigshafen am Rhein.

Werke

Schriften

-Katalog der Deutschen Nationalbibliothek,Stichwort: Styropor (R) -

Dr.-Ing.Fritz Stastny: Über praktische Erfahrungen mit Styropor - Sonderheft aus: "Der Plastverarbeiter", 1956

BASF Kunststoffe: Aufschäumbares Polystyrol - STYROPOR, Ludwigshafen 1968

V.Cube,H.L./ Pohl,K.E: Die Technologie des schäumbaren Polystyrols,Dr.A.Hüthig Verlag,1965
Neufert,E.: Styropor-Handbuch, Bauverlag, 1966

Dr.-Ing.Fritz Stastny: Neuartige Polyäthylen-Schaumstoffe, Hanser Verlag, 1967

Dr.-Ing.Fritz Stastny: Polystyrol Schaumstoffe, Hanser Verlag, 1968

Dr.-Ing.Fritz Stastny: Über die Verwendung des neuartigen Dämmstoffs Styropor im Bauwesen,

Dr.-Ing.Fritz Stastny: Ullmanns Enzyklopädie der technischen Chemie,Band 15,1969 ,

Dr.phil. Fritz Störi: Der Stoff,aus dem die Schäume sind.Die Geschichte vom Styropor.1976 BASF AG Ludwigshafen, Archiv

www.basf.de

www.ludwigshafen.basf.de

www.2.basf.de/Palusol/Neopolen

www.styropor.de

www.ivh.de

www.deutsches kunststoff-museum.de

www.styroporverpackung.de