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Eins, zwei, drei

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Film
Titel Eins, Zwei, Drei
Originaltitel One, Two, Three
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Deutsch
Russisch
Erscheinungsjahre 1961
Länge 115 Minuten
Stab
Regie Billy Wilder
Drehbuch Billy Wilder
I.A.L. Diamond
Produktion Billy Wilder
Musik André Previn
Kamera Daniel L. Fapp
Schnitt Daniel Mandell
Besetzung

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Eins, zwei, drei (englischer Originaltitel: One, Two, Three) ist ein US-amerikanischer Kinofilm des Regisseurs Billy Wilder.

Handlung

C. R. MacNamara ist Direktor der bundesdeutschen Coca-Cola AG mit Sitz in West-Berlin. Da er es gerne zum Direktor für ganz Europa bringen möchte, empfängt er eine sowjetische Handelskommission, die ihm helfen soll die Brause auch hinter dem eisernen Vorhang zu vertreiben. W. P. Heseltine, der Vorstandsvorsitzende in Atlanta, lehnt das ab und bemüht ihn stattdessen um einen privaten Gefallen, seine pubertierende Tochter Scarlett soll während ihrer Berlinvisite von ihm betreut werden. Wider Erwarten verläuft der Besuch sehr harmonisch, bis Scarlett eines Morgens im Büro von MacNamara auftaucht und ihm eröffnet, dass sie heimlich den ostdeutschen Otto Ludwig Piffl geheiratet hat, einen linientreuen Kommunisten mit dem sie in die Sowjetunion ziehen möchte. MacNamara sieht seine Karriereträume bedroht, er fädelt eine Intrige ein, die Ottos Verhaftung als Spion zur Folge hat. Als Scarlett davon erfährt, bricht sie zusammen, ein herbeigerufener Arzt diagnostiziert bei dieser Gelegenheit eine Schwangerschaft bei der jungen Frau. Die Tochter des Chefs als ledige Mutter wäre das Ende seiner Laufbahn, daher macht sich MacNamara auf den Weg nach Ost-Berlin um Otto mit Hilfe der sowjetischen Handelskommissare zu befreien. Er ködert sie mit dem falschen Versprechen, ihnen im Tausch für den jugen Mann seine Sekretärin Fräulein Ingeborg zu überlassen. Am frühen Morgen gelingt ihm mit dem bewusstlosen Otto die Flucht nach West-Berlin, wo er erfahren muss, dass Mr. und Mrs Heseltine am Mittag desselben Tages eintreffen werden. MacNamara bleiben eine handvoll Stunden um Ottos Aussehen und Auftreten in eine für die Schwiegereltern akzeptable Form zu bringen, nebst umfassender Herrenkollektion stattet er ihn daher mit einem Adelstitel aus. Grösstes Problem bleibt jedoch die unverbrüderliche Gesinnung des Revolutionärs, bis unerwartet Schützenhilfe auftaucht. Kommissar Peripetschikoff ist ebenfalls in den Westen geflohen, als er auf Otto trifft, konfrontiert er ihn mit den Schattenseiten des Stalinismus. Um der Liebe zu Scarlett willen, gibt Otto seine ideologischen Dogmen auf und fügt sich in MacNamaras Plan, der allerdings nich so aufgeht, wie es sich sein Schöpfer gedacht hatte. Die Verwandlung Ottos ist so perfekt, dass Heseltine seinen Schwiegersohn nicht nur bereitwillig akzeptiert, sondern ihn auch aufgrund seines Adelstitels zum Direktor des europäischen Marktes macht. MacNamara bleibt der schwache Trost einer Beförderung und Versetzung in die Konzernzentrale nach Atlanta.

Hintergründe

Der Schauplatz des Kinofilms ist die geteilte Stadt Berlin kurz vor dem Mauerbau 1961. Die damals noch weitgehend durchlässige Sektorengrenze erhält als Handlungsort eine große Bedeutung. Die Filmproduktion erhielt aber nicht die Erlaubnis, am Brandenburger Tor zu drehen. Deshalb wurden die Kulisse mit großem Aufwand auf dem Bavaria Film-Gelände in Geiselgasteig aufgebaut. Der Regisseur Billy Wilder arbeitete mit dem Filmproduktionsunternehmen Mirisch Corporation zusammen. Diese unterhielt einen Distributionvertrag mit dem Filmverleih United Artists. Die Handlung des Films basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Ferenc Molnár.

Sonstiges

  • Wilder zeigt in dem Film überzeichnete Stereotypen: hackenknallende und bedingungslos obrigkeitshörige Deutsche, trinkfeste Sowjets und besonders neureiche Amerikaner – sowohl die Yankees als auch die Südstaatler.
  • Filmmusik ist der Säbeltanz aus dem Ballett Gajaneh von Aram Chatschaturjan (1946). Piffl wird von der ostdeutschen Polizei durch das pausenlose, für ihn qualvolle Anhören des Schlagers Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini zum „Geständnis“ gezwungen, er sei ein amerikanischer Spion, während Friedrich Holländer in einem Gastauftritt im „Grand Hotel Potemkin“ (angeblich in Ostberlin, aber in Wirklichkeit die nur noch als Ruine existierende Fassade des ehemaligen Anhalter Bahnhofs in Berlin-Kreuzberg), den Schlager „Ausgerechnet Bananen“ dirigiert. Henning Schlüter, der als Hausarzt der MacNamaras die Schwangerschaft der Hazeltine-Tochter feststellt, überbringt diese „frohe Kunde“ mit den Worten: „Schwanger ist trächtig, schwanger ist trächtig!“ zur Melodie des Wagner’schen Walkürenritts, nachdem die Kinder der Macnamaras ihrer Mutter anhand eines weiblichen Hundes, der Junge geworfen hat, Scarlet Hazeltimes Zustand erklärt haben.
Im englischen Original singt er:
„Schwanger is pregnant, schwanger is pregnant“ als Gedächnisstütze für die englische Vokabel „pregnant“. In der deutschen Übersetzung hätte das keinen Sinn ergeben, also musste man ein Ersatzwort für „pregnant“ finden.
  • Die drei anfänglich linientreuen sowjetischen Kommissare, die mit Coca Cola ins Geschäft kommen wollen und sich schließlich in den Westen absetzen, sind eine Reminiszenz an den Ernst Lubitsch-Film Ninotschka von 1939, an dessen Drehbuch Billy Wilder maßgeblich beteiligt war.
  • Liselotte Pulver ist in diesem Film eine satirische Darstellung des Fräuleinwunders.
  • Hubert von Meyerinck ist in der Originalfassung nicht zu hören und wird von Sig Ruman (bekannt als Colonel Erhardt aus Sein oder Nichtsein) synchronisiert.
  • Dem Film wurde durch sein Erscheinen kurz nach dem Mauerbau der Erfolg verwehrt, über die Thematik mochte damals niemand lachen. Erst über 20 Jahre später kam der Film erneut in die Kinos. Diesmal wurde er ein Kassenerfolg. „Ich erinnere mich noch gut, der 13. August 1961 war ein schöner Sommertag. Wir hatten die Tage zuvor am Brandenburger Tor gedreht und dabei, entsprechend dem Drehbuch, Ballons mit der Aufschrift ‚Russki go home’ aufsteigen lassen. Was wir dort an jenem 13. August erlebten, hielten wir für einen bösen Scherz. (...) Der Mauerbau, der mitten in meine Dreharbeiten zu ‚One, two, three’ fiel – dieser frostigste Kälteeinbruch im Kalten Krieg – machte meine Komödie für Jahre überflüssig (...) ein Mann, der die Straße lang läuft, hinfällt und wieder aufsteht, ist komisch. Einer, der hinfällt und nicht mehr aufsteht, ist nicht mehr komisch. Sein Sturz wird ein tragischer Fall. Der Mauerbau war ein solcher tragischer Fall (...);“ sagte Billy Wilder einmal dazu.

Preise

  • 1962 – unter anderem Oscar-Nominierung für die beste Schwarzweiß-Kameraführung, und Laurel-Preis-Nominierung (Laurel Award) als Spitzenkomödie (Top Comedy).

Theaterversion

Ab dem 13. November 1989 spielte die erste Bühnenversion des Stoffes im Berliner Theater des Westens.

Seit 2004 gibt es ein Theaterstück „Eins, zwei, drei“. Es ist eine deutsche Inszenierung und wurde im Hebbel am Ufer in Berlin am 17. März 2004 uraufgeführt.

Literatur

  • Ferenc Molnár: Eins, zwei, drei (OT: Egy, kettö, három). Deutsch von Vera Thies in Liliom. Drei Stücke. Reclam, Leipzig 1981