Dilettant
Ein Dilettant (ital. dilettare aus lat. delectare "sich ergötzen") im eigentlichen Sinne ist ein Nichtfachmann, Amateur oder Laie. Der Dilettant übt eine Sache um ihrer selbst willen aus, also aus privatem Interesse bzw. zum Vergnügen. Dabei ist es unerheblich, ob der Dilettant vollendete Kenntnisse und Fähigkeiten erwirbt – was nicht selten geschieht – solange er seine Tätigkeit nicht professionell ausübt, also um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, oder eine entsprechende, anerkannte Ausbildung absolviert hat.
Beispiele
Beispiele für Dilettanten und ihre Beschäftigungen:
- der Jurist Otto von Guericke bewies, dass es einen luftleeren Raum gibt,
- der Prediger Joseph Priestley entdeckte Sauerstoff, Ammoniak, Kohlenoxyd und Chlorwasserstoff,
- der Theologe James Bradley entdeckte die Aberration des Lichtes,
- der Musiker Wilhelm Herschel wurde der größte Astronom seiner Zeit,
- der Buchdrucker Benjamin Franklin erfand den Blitzableiter,
- die Papierfabrikanten Montgolfier stiegen in die Lüfte,
- der Politiker Graf Rumford lieferte einen wesentlichen Beitrag zur Wärmelehre,
- der Dichter und Jurist Goethe entdeckte die Metamorphose der Pflanzen und den Zwischenkieferknochen des Menschen,
- der Uhrmacher Beaumarchais verfasste das Erfolgsstück "Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit",
- der Augustiner-Chorherr Gregor Mendel entdeckte die Vererbungsregeln bei Erbsenpflanzen, die bis heute als Mendel'sche Regeln bekannt geblieben sind,
- der Kaufmann Heinrich Schliemann grub die Ruinen von Troja aus,
- der Wissenschaftsjournalist David H. Levy entdeckte zahlreiche Kometen (z.B. Shoemaker-Levy 9); viele davon gemeinsam mit Eugene Shoemaker und dessen Ehefrau Carolyn Shoemaker, die ebenfalls eine Dilettantin ist.
Beispiele für den Dilettanten als Motiv in der Literatur sind die beiden Titelfiguren in Bouvard und Pecuchet von Gustave Flaubert oder das Dilettantentheater in Shakespeares Ein Sommernachtstraum, das später auch Goethe im ersten Teil des Faust motivisch verarbeitete.
Geschichte
Der Begriff galt ursprünglich dem nicht geschulten Künstler oder Kunstliebhaber. Er ist zusammen mit dem Verb dilettieren seit dem 18. Jahrhundert in der deutschen Sprache belegt und war besonders in der Bezeichnung musikalischer Werke zu finden, die "für Kenner und Liebhaber" geschrieben wurden. Das Wort war dabei keinesweg abwertend gemeint, sondern diente vielmehr dazu, die Tätigkeiten der Adeligen von denen derjenigen abzugrenzen, die sie zur Bestreitung ihres Lebensunterhaltes ausüben mussten.
In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts bezeichneten sich Musiker, die gegen alle Traditionen der Popmusik anspielten, als "Geniale Dilletanten", die bereits durch die Schreibweise (absichtlich) dilettierten.
In der heutigen Umgangssprache wird Dilettant oft mit einer anderen, abwertenden Bedeutung verwendet, wenn eine Tätigkeit unfachmännisch, unsachgemäß, fehlerhaft, stümperhaft, oberflächlich, also dilettantisch erledigt wurde.