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Siebengebirge

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Blick vom Bonner Rheinufer auf das Siebengebirge

Das Siebengebirge ist ein rechtsrheinisches südöstlich von Bonn im Bereich der Städte Königswinter und Bad Honnef gelegenes Gebirge, das aus mehr als 40 Bergen und Anhöhen besteht. Es ist vulkanischen Ursprungs und vor etwa 400 Millionen Jahren entstanden. Große Teile des Siebengebirges gehören zum Naturpark Siebengebirge und unterliegen gesetzlich bestimmten Schutzvorschriften.

Die Berge des Siebengebirges

Die sieben großen Berge:

Weitere kleinere Berge und Anhöhen:

  • Himmerich („Riesenschiß“, 366m)
  • Trenkeberg (430m)
  • Weilberg (297m, Erstmalige Vergabe des Europadiploms für das Siebengebirge am 15.10.1971)
  • Stenzelberg (Kletterberg, 287m)
  • Broderkonsberg (378m)
  • Mittelberg (353m)
  • Leyberg, (359m)
  • Jungfernhardt (320m)
  • Geisberg (324m)
  • Schallenberg (310m)
  • Großer Breiberg (313m)
  • Kleiner Breiberg (288m)
  • Wasserfall (338m)
  • Kleiner Oelberg (332m)
  • Limperichsberg
  • Scharfenberg

Die Herkunft der Bezeichnung 'Siebengebirge'

Die Entstehung der Bezeichnung Siebengebirge ist nicht eindeutig geklärt. Es existieren zwei Definitionen der Bezeichnung Siebengebirge (Quelle: Wanderkarte Naturpark Siebengebirge, Landesvermessungsamt NW, 7. Auflage 1995) :

  1. Sieben ist eine Ableitung des ripuarischen Wortes Siefen, das ein feuchtes Bachtal bezeichnet
  2. Die älteste Namensnennung (Moller, 1590) lautet nicht Siebengebirge, sondern Sieben Berge (septem montes). Je nach Blickrichtung rheinauf- oder abwärts erkennt man ziemlich genau sieben Berge, die nicht immer die selben und auch nicht die höchsten sind. Auch wird die Zahl sieben für eine größere, nicht genau festgelegte Menge verwendet (z.B. “Siebenbürgen”, “Siebensachen”). Die Zahl sieben mit ihrer hohen Symbol- und Magiebedeutung erscheint außerdem naheliegend für ein Gebirge, das bis zum beginnenden 19. Jahrhundert als abweisend, undurchdringlich, unheimlich und als Schauplatz von Sagen und Spukgeschichten galt.

Die Entstehung des Siebengebirges

Vor circa 400 - 350 Millionen Jahren lagerten sich in der Zeit des Unterdevons durch das Devonmeer und die darin mündenden Flüsse das Grundgestein Grauwacke, Tonschiefer und Sandstein an. Vor etwa 350 – 280 Millionen Jahren wurde dieses Gestein durch Druck aufgepresst und zusammengefaltet. Es bildete sich das Variskische Gebirge, dessen Gebiet sich von der Bretagne bis nach Polen hinzog. Vor etwa 67 – 58 Millionen Jahren wurde das Variskische Gebirge durch Einflüsse der Umwelt, z.B. Wind und Wasser zu einem Rumpfgebirge mit welliger Oberfläche abgetragen. Infolge dieser Einflüsse brach die Kölner- bzw. Niederrheinische Bucht ein.

Vor etwa 37 Millionen Jahren verlagerte sich infolge dieser Absenkung die Nordsee bis in die Gegend des heutigen Bonns und zog sich vor etwa 25 Millionen Jahren wieder in Richtung Norden zurück. In den folgenden Jahren kam es im Siebengebirgsraum zu [[Vulkanismus|vulkanischen Aktivitäten], wodurch große Mengen von trachytischer Asche ausgestoßen und zu einer hundert Meter hohen Ablagerung führten. Der Trachytasche folgten glutflüssiger Trachyt und latitische Asche sowie glutflüssiges Latit. Die vulkanischen Aktivitäten endeten vor etwa 7 Millionen Jahren mit der Eruption von Basalt. Erneut wurden durch Einflüsse von Wind und Wasser die Schichten (vor allem Asche) abgetragen, die nicht resistent waren. Vor etwa 450 000 Jahren begann der Rhein durch das sich hebende Rheinische Schiefergebirge einen Weg zu formen. Hiervon zeugen zahlreiche, auch heute noch vorhandene, Kurven und Knicke im Verlauf zwischen Bingen und Bonn.
Innerhalb von Millionen von Jahren bildete sich so die Vulkanregion Siebengebirge.

Die Nutzung des Siebengebirges

Oberkasseler Steinbrüche

Bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. bildeten sich im Siebengebirge die ersten römischen Steinbrüche. Die Römer eröffneten drei Steinbrüche am Drachenfels, dem Rüdenet und am Großvaterstuhl. Die Steinbrüche dienten dem Abbau von Trachytgestein, welches über Schiffe auf dem Rhein abtransportiert wurde. Vermutlich diente das Gestein dem Bau von damaligen Gebäuden. Nach dem Zerfall des römischen Reiches kam es erst im 11. Jahrhundert zur Wiedereröffnung zahlreicher Steinbrüche. Die nun abgebauten Gesteine wurden zum Bau zahlreicher rheinischer Kirchen genutzt. Der Bau des Kölner Doms wurde bereits im Jahr 1248 mit Steinen des Siebengebirges angefangen, der Abbau der dafür benötigten Steine hielt 312 Jahre bis in das Jahr 1560 an. Weitere Steinbrüche wurden von der Zisterzienserabtei Heisterbach (dem heutigen Kloster Heisterbach) betrieben und zur Errichtung des Klostergebäudes und der Abteikirche mit Latingestein genutzt. Im Jahr 1827 erwarb die Königswinterer Steinhauergewerkschaft den Bergkegel des [[Drachenfels|Drachenfelses und eröffnete im oberen Berghang mehrere Steinbrüche. Ein von der Burgruine ins Tal gestürztes Mauerstück sorgte für die Einstellung der Steinbrucharbeiten durch die königliche Regierung am 4.5.1828 in Köln. Der preußische Fiskus erwarb in den folgenden Jahren den Bergkegel des Drachenfelses für 10 000 Taler und konnte so die Burgruine Drachenfels erhalten. Der Abbau in zahlreichen weiteren Steinbrüchen im Siebengebirge (Stenzelberg, Wolkenburg, Ennert, Dolldendorfer Hard) war von dieser Rettungsmaßnahme allerdings nicht betroffen.

Der Schutz des Siebengebirges

Datei:Weilberg.jpg
Weilberg - Europäisches Diplom

Die zahlreichen Steinbrüche im Siebengebirge zwischen dem 1. Jahrhundert n. Chr. und dem 19. Jahrhunderten führten zu einer sukzessiven Zerstörung des Siebengebirges. Die Steinbrüche drohten das Siebengebirge völlig zu zerwüsten. Nachdem im Jahre 1920 der Begriff des Naturschutzes erstmalig gesetzlich verankert wurde, ist das Siebengebirge am 7.6.1922 durch den preußischen Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung sowie für Landwirtschaft und Forsten zum Naturschutzgebiet erklärt worden. Ein Jahr später wurde durch eine Verordnung der Kahlschlag von Wäldern verboten, sowie zahlreiche Pflanzen und Tierarten unter Schutz gestellt. Durch eine weitere Verordnung im Jahre 1930 wurde jede auf Gewinnung von Bodenschätzen gerichtete Tätigkeit untersagt. Es kam zu einer Einstellung jeglicher Steinbruchaktivitäten. 1971 wurde durch den Ministerrat des Europäischen Rates der Naturpark Siebengebirge erstmals mit dem Europäischen Diplom (heute: Europäisches Diplom für geschützte Gebiete) ausgezeichnet.

Das heutige Siebengebirge

Ansicht
v.l.n.r.:Löwenburg, Lohrberg und Oelberg

Das moderne Siebengebirge ist eine bewaldete Hügellandschaft vulkanischen Ursprungs. Der Naturpark Siebengebirge umfasst eine Größe von 4800ha und ca. 200km ausgeschilderte Wanderwege. Die Eigentümer des Siebengebirges sind die Stadt Bad Honnef, die Stadt Bonn, der Verschönerungs-Verein Siebengebirge, die Bundesrepublik, die Mannesmann Ag sowie zahlreiche kleinere Waldbesitzer. Der Naturpark Siebengebirge dient heute als Erholungsgebiet und wird land- und forstwirtschaftlich (geregelte Abholzung, Anbau von Trauben, Getreide etc.) genutzt.

Literatur


Bruno P. Kremer Das Siebengebirge – Natur, Landschaft, Kultur, Wienand Verlag, ISBN 3-87909-770-4
Frieder Berres, Christian Kiess Siebengebirge – Naturpark Orte Sehenswertes, Rheinlandia Verlag, ISBN 3-925551-72-7

Siehe auch:


Siehe auch: Liste der Naturschutzgebiete in Deutschland