Wien
Die Stadt Wien ist die Hauptstadt Österreichs und hat ca. 1,6 Millionen Einwohner (Stand 2001). Außerdem ist Wien auch ein österreichisches Bundesland.
Wien liegt an der Donau und an der Wien. Wahrzeichen von Wien ist der Stephansdom, Sitz des Erzbischofs (Kardinals) von Wien. Auch sehr bekannt ist der Wiener Prater, insbesondere der "Wurstelprater", ein Vergnügungspark. Wien ist Sitz verschiedener internationaler Organisationen wie der OPEC und der internationalen Atombehörde IAEA, sowie dritte UNO-Stadt. Die Innenstadt von Wien wird von der Unesco zum Weltkulturerbe gezählt.
Geschichte
Im ersten Jahrhundert legten die Römer an der Stelle des heutigen Wiener Stadtzentrums ein Militärlager namens Vindobona an. Zusätzlich entstand eine zivile Siedlung, die im Jahr 212 das Stadtrecht erhielt. Noch heute kann man an den Straßenzügen der Innenstadt, insbesondere der Ringstraße um den 1. Bezirk (innere Stadt), den Mauerverlauf des Lagers nachvollziehen. Die Römer blieben bis ins 5. Jahrhundert, als sie von den Hunnen geschlagen wurden und abzogen.
976 wurde unter den Babenbergern die Markgrafschaft Österreich eingerichtet, auf deren Gebiet (nahe der Grenze nach Ungarn) auch Wien lag.
Um das Jahr 1200 wurde die Wiener Stadtmauer errichtet.
1221 bekam Wien das Stadt- und Stapelrecht verliehen. Letzteres bedeutete, dass Kaufleute, die durch Wien zogen, in der Stadt ihre Waren zum Verkauf anbieten mussten. Dies ermöglichte den Wienern den Zwischenhandel, so dass Wien bald weitreichende Handelsbeziehungen, insbesondere entlang der Donaustraße und nach Venedig, unterhielt und als eine der bedeutensten Städte des Reichsgebiets galt.
1278 nahm Rudolf I. nach einem Sieg über Ottokar II. von Böhmen die österreichischen Länder unter eigene Verwaltung, damit begann die Herrschaft der Habsburger.
1438 wurde Wien nach der Wahl Herzog Albrechts V. zum deutschen König (Albrecht II.) Reichshauptstadt. 1469 wurde Wien zudem Bischofssitz und damit St. Stephan zur Kathedrale. 1526 schließlich wurde Wien Sitz des Kaisers, nachdem Ungarn und Böhmen zum Herrschaftsbereich der Habsburger hinzugekommen waren.
1529 wurde Wien das erste Mal von den Türken erfolglos belagert. Die Stadt konnte den Angriffen nur mit Mühe standhalten, bis schließlich ausgebrochene Seuchen und ein befürchteter früher Wintereinbruch die Türken zum Rückzug zwangen. In der Folge wurden ab 1530 die alten Stadtmauern durch eine modernere Befestigung nach italienischem Vorbild ersetzt. Die Mauern wurden durch Basteien und einen Stadtgraben geschützt, und um die Stadt herum wurde ein breiter, unverbauter Bereich, das "Glacis", angelegt, das den Verteidigern ein freies Schussfeld gab. Diese Befestigungsbauten, die bis ins 17. Jahrhundert hinein den Hauptteil der Bautätigkeit ausmachten, sollten sich 1683 bei der zweiten Türkenbelagerung auszahlen, denn sie schützten die Stadt zwei Monate lang, bis die türkische Armee wegen des Eintreffens des Entsatzheeres ihre Kampfrichtung änderte und somit die Belagerung auch diesmal erfolglos endete. Dies war der Beginn des endgültigen Zurückdrängens des osmanischen Reiches.
Stadt und Umland waren jedoch schwer getroffen. In der Folge setzte jedoch rege Bautätigkeit ein. Im Zuge des Wiederaufbaus wurde Wien weitgehend barockisiert. Jedoch wurde vor allem in den praktisch vollständig zerstörten Vorstädten viel gebaut, weswegen diese 1704 ihr eigenes, großzügig angelegtes Befestigungssystem bekamen, den "Linienwall".
In den Franzosenkriegen wurde Wien von Napoleon gleich zweimal eingenommen, einmal 1805 und einmal 1809. Die erste Eroberung war jedoch kampflos: Drei französische Marschälle kamen mit weißer Fahne über die Taborbrücke, die damals einzige und stark verteidigte Donaubrücke, und überzeugten den österreichischen Befehlshaber, dass der Krieg eigentlich schon vorbei sei. In der Zwischenzeit konnte die französische Armee ungehindert einziehen und wurden von der Bevölkerung eher neugierig als ablehnend begrüßt. Napoleon ließ denn auch 10.000 Männer der Wiener Nationalgarde bewaffnet und überließ ihnen später bei seinem Abzug wieder das unbeschädigte Waffenarsenal. Die zweite Besetzung Wiens hingegen gelang nur nach schwerem Beschuss. Kurz darauf hatte aber Napoleon vor Aspern seine erste große Niederlage zu verkraften.
Nachdem Napoleon endgültig besiegt war, fand in Wien vom 18. September 1814 bis zum 9. Juni 1815 der Wiener Kongress statt, der die politischen Verhältnisse in Europa neu ordnete. Der Kongress war von vielen gesellschaftlichen Veranstaltungen begleitet, was C. J. Fürst von Ligne zum berühmten Satz veranlasste: "Der Kongress tanzt, aber er geht nicht weiter" ("Le congrès danse beaucoup, mais il ne marche pas"). Diese Veranstaltungen kosteten Österreich viel Geld, wie auch dem folgenden Spott über die wichtigsten Teilnehmer zu entnehmen ist:
- Alexander : liebt für alle
- Friedrich Wilhelm: denkt für alle
- Friedrich von Dänemark: spricht für alle
- Maximilian von Bayern: trinkt für alle
- Friedrich von Württemberg: frisst für alle
- Kaiser Franz: zahlt für alle
Die französische Februarrevolution 1848 wirkte sich auch in Wien aus. Am 13. März brach die Märzrevolution aus, die Metternich schließlich zum Rücktritt zwang.
1850 wurde die Stadt erweitert, indem vor allem der Bereich innerhalb des Linienwalls eingemeindet und in Bezirke unterteilt wurde. Seither stieg die Bevölkerung Wiens stark an, vor allem aufgrund der starken Zuwanderung. Die seit 1869 regelmäßig durchgeführten Volkszählungen zeigten schließlich im Jahr 1910 den historischen Höchstwert von 2.031.000 Einwohnern.
Der erste Weltkrieg (1914-1918) führte zwar nicht zu einer unmittelbaren Bedrohung Wiens, jedoch zu einer verheerenden Versorgungskrise aufgrund der wirtschaftlichen Blockade der Entente-Mächte, die insbesondere zu einer Verknappung der Nahrungsmittel und Bekleidung führte.
Das Ende des Weltkrieges war zugleich auch das Ende der österreich-ungarischen Monarchie. Am 12. November 1918 wurde vor dem Parlament in Wien die "Republik Deutsch-Österreich" ausgerufen. Aufgrund des nun wesentlich kleineren Staatsgebietes war Wien im Verhältnis zu groß geworden. Die Bevölkerung konzentrierte sich in der Hauptstadt, die deshalb und wegen der damit verbundenen Belastungen auch oft "Wasserkopf" genannt wurde.
1921 wurde Wien durch das "Trennungsgesetz" vom umgebenden Niederösterreich abgetrennt und zum eigenen Bundesland erklärt.
In Wien selbst dominierte ab 1918/19 die Sozialdemokratie. Nach der Trennung von Niederösterreich nahmen die politischen Verhältnisse nunmehr ausgeprägte Konturen an, Wien selbst wurde in den zwanziger und frühen Dreißigerjahren zum international renommierten Modellfall einer sozialdemokratisch geführten Stadtverwaltung, dem "Roten Wien".
Zwischen den beiden großen politischen Lagern - dem sozialdemokratischen wie dem christlichsozialen - ergab sich eine immer deutlichere Polarisierung, im Juli 1927 kam es im Gefolge von tätlichen Demonstrationen nach einem Fehlurteil zum Brand des Justizpalastes. Die Spirale der politischen wie wirtschaftlichen Krise begann sich immer mehr zu drehen, der Zusammenbruch einer der größten Banken des Landes und die steigenden Arbeitslosenzahlen waren dafür symptomatisch. Regelrechte Paukenschläge waren sodann 1933 die Auflösung des Parlaments sowie wenige Monate später der Bürgerkrieg im Februar 1934. Die demokratische Verfassung endete damals, der so genannte "Ständestaat" begann, auch in Wien gab es kein gewähltes Stadtparlament mehr. Möglichkeiten der Arbeitsbeschaffung sah man in der Ära des "Ständestaates" in der Realisierung von Großprojekten, vor allem auf dem Gebiet des Straßenbaus. Aus diesen Jahren stammen nicht nur die Aussichtsstraße über den höchsten Berg Österreichs, die Großglockner-Hochalpenstraße, auch in Wien selbst entstand damals eine vergleichbare Anlage mit der Straße auf den Kahlenberg, den Aussichtsberg der Stadt. Mit Deutschland und Italien war Österreich in diesen Jahren eingekreist von Staaten faschistischer Prägung. Sowohl dem politischen wie dem wirtschaftlichen Druck vermochte das Land immer weniger standzuhalten, und im März 1938 erfolgte der "Anschluss" an Hitler-Deutschland. Adolf Hitler, der anlässlich seines ersten Besuches im Wiener Rathaus davon sprach, dieser "Perle", der Stadt Wien, eine würdige Fassung geben zu wollen, sollte mit seiner Politik freilich nicht nur über Europa und die Welt, sondern auch über Österreich und Wien schweres Leid bringen. Der in Wien seit vielen Jahrhunderten, vor allem aber seit der Jahrhundertwende herrschende Antisemitismus verband sich mit der letztlich auf die Vernichtung des jüdischen Bevölkerungselements gerichteten Politik der Nationalsozialisten, und im November 1938 fielen die Wiener Synagogen, damit die Zentren des religiösen wie sozialen Lebens der jüdischen Mitbürger, der Zerstörungswut des Novemberpogroms (Reichskristallnacht) zum Opfer. Die Stadt verzeichnete vor allem in den Jahren 1944 und 1945 grosse Schäden, trotz allem hielten die meisten der historischen Gebäude der Innenstadt der Bombardierung stand oder wurden erneut aufgebaut. Das Kriegsende in den Apriltagen des Jahres 1945 sah Kampfhandlungen mitten in der Stadt.
Binnen weniger Tage wurde nach dem Ende der Kämpfe noch im April 1945 eine provisorische Gemeindeverwaltung konstituiert, die politischen Parteien entstanden ebenfalls von neuem. Im November 1945 erfolgte mit der Abhaltung der ersten Gemeinderatswahlen die endgültige Rückkehr zu demokratischen Verhältnissen. Die 100 Mandate des Wiener Gemeinderates teilten sich zu 58 auf die Sozialistische Partei (SPÖ), zu 36 auf die Volkspartei (ÖVP) und zu 6 auf die Kommunistische Partei (KPÖ) auf. Bereits 1946 beschloss man das so genannte "Gebietsänderungsgesetz", das die Stadterweiterung von 1938 weitgehend wieder rückgängig machen sollte. Das Gesetz fand jedoch acht Jahre lang nicht die Zustimmung der Besatzungsmächte, vor allem der sowjetischen, sodass seine endgültige Realisierung erst 1954 möglich war. Seither umfasst das Stadtgebiet 23 Bezirke, wobei gegenüber der Ära vor 1938 der 22. Bezirk nördlich der Donau und der 23. Bezirk im äußersten Süden des Stadtgebietes nunmehr endgültig zu Wien kamen.
Ein Jahr später, am 15. Mai 1955, sollte dann auch das Land mit dem "Österreichischen Staatsvertrag" seine Freiheit wiedererlangen. In Wien selbst kam es nicht zuletzt dank der Auswirkungen der Marshallplan-Hilfe wie auch des Endes der Beschlagnahmungen von Industrieanlagen seitens der sowjetischen Besatzungsmacht zu einem neuerlichen Wirtschaftsaufschwung.
Mit Ende des 20. Jahrhunderts wurde die grossteils niedrige Bebauung durch nun teilweise bereits existente, zum Teil noch in Bau befindlichen "Wolkenkratzer" (Andromeda Tower, Milleniumstower) am linken Donauufer (21. und 22. Bezirk) ergänzt.