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Kapellenkreuzweg Kloster Altstadt

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Lage

Der Hohe Peißenberg liegt inmitten der moränenreichen Landschaft des Pfaffenwinkels, zwischen den Gemeinden Weilheim und Schongau, etwa 60 Kilometer südwestlich von München und etwa 20 Kilometer vom Alpenrand entfernt, im Grenzgebiet zwischen gefalteten und ungefalteten Tertiärschichten des Alpenvorlandes. Er bietet einen allseits freien Sichthorizont mit einem Alpenpanorama in einer Breite von etwa 200 Kilometern und reicht von den Berchtesgadener bis zu den Schweizer Alpen. Der Berg gilt als die am weitesten in die Schwäbisch-Bayerische Hochebene vorgeschobene nennenswerte Erhöhung. Der Hohe Peißenberg ist 989 Meter hoch und überragt die umliegende Region um 250 bis 300 Meter. Der Berg wird an seinem Fuß im Süden, Osten und Norden von der Gemeinde Hohenpeißenberg umgeben. Die besondere Lage des Hohenpeißenbergs bekundete schon Lamont 1851 in seiner Einleitung zum Band mit den Hohenpeißenberger Daten:

„Dieser isoliert stehende Berg erhebt sich in Kegelform mitten auf der Ebene die südwestlich von Weilheim bis zur Gebirgskette sich erstreckt: auf der höchsten Spitze 3000 Fuß über dem Meere und ungefähr 1000 Fuß über dem umgebenden Flachlande steht die Kirche und das Pfarrhaus, als Hospiz erbaut von dem etwas über eine Stunde entfernten Kloster Rottenbuch (ehemals Raitenbuch genannt) im Jahre 1619.“

Johann von Lamont

Der Hohe Peißenberg weist im Grundriss eine Länge von 4,5 Kilometern und in der Breite von 1,5 Kilometern auf. Der Berg ist zunächst ein schroff, dann allmählich ansteigender Höhenrücken, der fast genau von Ost nach West ausgerichtet ist. An seinem westlichen Ende ist er mit etwa 750 Meter Breite am schmalsten und nach Süden und Westen fällt er mit etwa 40 Grad steil ab, nach Norden mit etwa 15 bis 20 Grad Hangneigung. Der Berg bildet die Wasserscheide zwischen Lech und Ammer. Der nördliche und westliche Teil des Berges entwässern in den Lech, der südliche und östliche in die Ammer.

Geschichte

Das Observatorium gehörte am Ende des 18. Jahrhunderts, als man mit den Beobachtungen begann, zum Kloster Rottenbuch und wurde von den Augustinerchorherren betrieben. 1803 wurde es nach der Säkularisation des Klosters Rottenbuch von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München verwaltet, 1838 der Sternwarte Bogenhausen bei München fachlich unterstellt und 1879 in den neu entstandenen Bayerischen Landeswetterdienst eingegliedert. Bis zum Jahre 1886 war es die höchstgelegene Station in diesem Messnetz. Bis zur Übernahme der Station durch den Reichswetterdienst im Jahre 1934 betreuten die Pfarrer Hohenpeißenbergs mit den Lehrern der Hohenpeißenberger Schule die meteorologische Station. Im Jahre 1940 wurde sie in das neu errichtete Gebäude der Flugfunkforschungsinstituts an der Westkante des Hohenpeißenbergs verlegt, am 10. März 1950 wurde die Wetterstation in ein Observatorium umgewandelt und zählte formell als Forschungseinrichtung des Wetterdienstes der US-Zone. Seit 1952 gehört es zum neugegründeten Deutschen Wetterdienst.

Erste Messungen

Bereits in den Jahren 1758 und 1759 wurden auf dem Hohenpeißenberg die ersten meteorologischen Beobachtungen durch den Rottenbucher Konventualen Wittner durchgeführt. Bereits 1514 wurde auf dem Hohenpeißenberg eine Wallfahrtskirche errichtet, die Rottenbucher betreuten seit 1604 die Wallfahrt. Die Augustinerchorherren lehrten zu dieser Zeit Philosophie und Theologie, widmeten sich aber offensichtlich auch meteorologischen Aufgaben. Wittner sandte kurz nach der Gründung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften seine Beobachtungsdaten aus dem Zeitraum November 1758 bis Februar 1759 dem dortigen ersten Sekretär, Johann Georg von Lori, zu. Ob darüber hinaus noch weitere Beobachtungen durchgeführt wurden, ist nicht bekannt. Es ist auch nicht bekannt, welche Instrumente bei den Beobachtungen verwendet wurden. Wahrscheinlich handelte es sich um Barometerablesungen. Am 21. November 1759 wurden von verschiedenen Autoren Aufsätze zur ersten ordentlichen Versammlung der Akademie der Wissenschaften eingesandt. Der Sekretär der Akademie, Westenrieder, vermerkte in seiner Geschichte der Akademie hierzu:

„Der regulierte Chorherr in Rottenbuch Anton Wittner legte eine wohlgearbeitete Tabelle 'observations Barometri in Hohenpeissenberg vom Jahr 1758 und 59' vor.“

Westenrieder

Die Aufzeichnungen von Wittner umfassten den Zeitraum von November 1758 bis Februar 1759 und enthielten je eine Beobachtung um etwa neun Uhr am Vormittag und etwa drei Uhr am Nachmittag. Ob die Messungen weitergeführt wurden ist nicht belegt. Dies wird einer möglichen Rivalität zwischen Rottenbuch und dem Kloster Polling zugeschrieben, das in diesem Zeitraum eigene Beobachtungen durchführte. Vom Hohenpeißenberg wurden keine weiteren Berichte eingesandt.

Planung der Sternwarte

Die Planungen für eine akademische Sternwarte auf dem Hohenpeißenberg reichen bis in das Jahr 1772 zurück. Die Anregung hierzu kam vom Geheimen Rat Johann Georg von Lori, dem Vertrauten des Kurfürsten Max II. Joseph von Bayern. Er war für alle zeitgemäßen Bildungsfragen zuständig und Begründer der Akademie der Wissenschaften in München. Er regte an, auf dem Hohenpeißenberg, der für die Mutter-Gottes-Wallfahrt sehr bekannt war, eine Hohe Warte für Naturforscher einzurichten. Im Verlaufe eines Gespräches im Jahre 1772 zwischen dem Kurfürsten und dem Rottenbucher Chorherrn Ambrosius Mösner, der ab 1775 Stiftspropst war, bemerkte Lori, dass der Hohenpeißenberg mit seiner exponierten Lage im Alpenvorland für astronomische Beobachtungen ideal wäre. Der Kurfürst ging auf die Bitte seines Vertrauensmannes ein und sprach den Wunsch aus, dass auf dem Hohenpeißenberg vom Stift Rottenbuch unter Mithilfe des Stiftes Polling eine Sternwarte geschaffen werden sollte. Der Rottenbucher Chorherr kam dieser Aufforderung gleich nach, da er sonst eine Auflösung der Klosters befürchtete.

Johann Georg von Lori war seit Beginn seiner Akademiepläne schon in enger Verbindung mit dem Stift Polling gestanden, wo der gelehrte Propst Franziskus Töpsl und andere wissenschaftlich bedeutende Chorherren wie Eusebius Amort und Prosber Goldhofer die Naturwissenschaften mit großem Eifer betrieben. Dementsprechend lautete auch das Schreiben von Lori, das er an Propst Polling schickte:

„Da es Uns zum besonderen Wohlgefallen gereichet, daß ihr in in dem euch anvertrauten Kloster die nützliche Wissenschaften in aufnahm zu bringen euch allen Fleißes beeifert, und Wir Uns zu euch gänzlich versichern können, daß ihr selbe in Unseren Churlanden, und besonders unter euren Ordens Brüdern zu verbreiten von selbst allerdings geneigt seyet: so sehen Wir gern und wollen gnadigst, daß ihr dem Kloster Rottenbuch zu Errichtung des von Uns selbem aufgetragenen Geschäftes, und besonders beim Anfang derer auf dem hohen Peißenberg anzustellenden Astronomischen Beobachtungen mit Mathematischen Instrumenten, euren Einsichten und Beirath, auch mit Hilfe eurer Mathematik verständigen Religiosen, nach Möglichkeit an Handen zu gehen [...]“

Johann Georg von Lori

Die Rottenbucher Chorherrn waren mit dem Auftrag, auf dem Hohenpeißenberg ein astronomisches Observatorium zu errichten, vor eine schwierige Aufgabe gestellt. Es gab im Stift zwar viele Seelsorger, einige davon waren gute Theologen, aber keiner war in mathematischen Fächern vorgebildet. Das Stift durfte es sich aber nicht erlauben, die Bitte des Kurfürsten abzulehnen, weil man befürchtete, dass sonst das Stift Polling den Zuschlag zur Errichtung und Betreuung des Observatoriums auf dem Peißenberg bekäme.

Es wurden bei Beratungen des Stiftskapitals verschiedene Vorschläge erörtert. Einige vertraten die Ansicht, es wäre das beste, wenn man einen Professor der Mathematik aus einem anderen Kloster herbeiriefe, der den Novizen die nötigen Kenntnissen beibrächte. Andere wiederum waren dafür, einen Priester aus dem Konvent nach Dillingen oder Ingolstadt zur Ausbildung in Mathematik und Physik zu schicken. Letztendlich wurde Professor Anselm Greinwald nach Polling entsandt, um dort mit Propst Töpsel die ganze Angelegenheit zu besprechen. Propst Töpsel bot an, den Rottenbucher Chorherrn Cajetan Fischer, der eine außerordentlich gute Auffassungsgabe besaß, Privatunterricht in höherer Mathematik und Physik in Polling zu erteilen.

Im Herbst 1773 kehrte Cejatan Fischer aus Polling, wo er seit dem 7. Januar 1973 studiert hatte, zurück. In Rottenbuch waren nicht nur die geistigen Voraussetzungen sondern auch die wirtschaftlichen Verhältnisse hervorragend. Das Stift Rottenbuch betrieb Bierbrauereien, wobei es die dabeui erzielten Einkünfte vorwiegend dafür einsetzte, den Einstieg in die astronomischen Beobachtungen zu ermöglichen. Das Stift kaufte für 400 Gulden einen Quadranten aus Paris sowie die nötigen Fachbücher und Instrumente. Außerdem wurde ein Observatorium portable von dem bekannten Mechaniker und Physiker Georg Friedrich Brander aus Augsburg gekauft. Das Stift ließ von ihm auch einen Plan für die Beobachtungsstätte anfertigen. Bei diesen Planungen war wohl das Stift Polling beteiligt, wo schon 1761 Propst Töpsl durch Prosper Goldhofer eine kleine provisorische Sternwarte hatte errichten lassen.

Auf dem Dach des mit der Wallfahrtskirche verbundenen Priesterwohnhauses wurde eine Plattform als Beobachtungsstandort errichtet. Von dort aus war der ganze Himmelsumkreis sichtbar. Der Initiator der Sternwarte, Georg von Lori, konnte allerdings keine Finanzmittel aus der kurfürstlichen Hofkammer in München freimachen. Die Bayerische Akademie der Wissenschaften in München war darüber hinaus zu dieser Zeit zu sehr mit inneren Rivalitäten belastet, als dass sie sich um die Organisation von auswärtigen astronomischen Beobachtungsstellen kümmern konnte. So wurde es nichts aus den Wunschvorstellungen Georg von Loris, eine akademische Sternwarte auf dem Hohenpeißenberg. zu errichten.

Station der Societas Meteorologica Palatina

Die Kulturbestrebungen in Bayern änderten sich durch die Übernahme des Kurfürstentums durch Karl Theodor von der Pfalz, es stellte sich ein weltoffener Zug ein. Er hatte schon 1763 in seiner Residenzstadt Mannheim mit der Academia Theodora Palatina eine bedeutende Pflegestätte naturwissenschaftlicher Forschung gegründet. Sein gelehrter Hofkaplan Johann Jakob Hemmer, der ein Fachmann auf dem Gebiet der Elektrizität und Meteorologie war, gliederte in den Jahren 1779 und 1780 der Mannheimer Akademie als dritte Klasse eine eigene Societas Meteorologica Palantina an. Diese sollte durch ein weitverzweigtes Stationsnetz Beobachtungen aus verschiedenen Ländern bearbeiten.

Kurfürst Karl Theodor wünschte auf Anregung seines Kabinettssekretärs Stephan von Stengel, dass bei der Akademie der Wissenschaften in München auch eine Abteilung für Meteorologie geschaffen werde. Diese Abteilung sollte zusammen mit eigenen Beobachtungsstationen innerhalb Bayerns der Mannheimer Gesellschaft unterstellt werden, damit die Ergebnisse koordiniert und publiziert werden konnten. Für ein Observatorium für Klima- und Wetterkunde bot der Hohenpeißenberg eine besonders günstige Lage an. Hierbei sollte die astronomische Beobachtungsstätte genutzt und der Hohenpeißenberg direkt in das Mannheimer Beobachtungsnetz eingegliedert werden.

Das Mannheimer Beobachtungsnetz umfasste 39 Stationen, die in Europa, Grönland und Nordamerika lagen. 14 davon befanden sich in Deutschland, zwei waren Bergstationen, nämlich auf dem Sankt Gotthard und dem Hohenpeißenberg. Diese Stationen waren alle mit den gleichen Geräten ausgerüstet und führten ein einheitliches Beobachtungsprogramm durch. Es wurden hierbei die als Mannheimer Stunden bekannt gewordenen Messzeiten gewählt, wobei Messungen um sieben, 14 und 21 Uhr Ortszeit durchgeführt wurden. Diese Messzeiten haben sich für die Beobachter und die daraus folgenden Berechnungen des Tagesmittels bewährt.

Da das Kloster Rottenbuch als Betreiber des meteorologischen Observatoriums in eine guten finanzielle Verfassung war, kaufte es zusätzliche Geräte zur Beobachtung des Erdmagnetismus und der Luftelektrizität. Diese Geräte zählten nicht zur Grundausstattung durch die Societas Palatina, so dass dieses Observatorium dadurch besonders gut ausgestattet war.

Das Messprogramm der Station Hohenpeißenberg umfasste Lufttemperatur, Luftdruck, Luftfeuchte, Niederschlag, Verdunstung, Windstärke und Richtung, Himmelszustand, Wettererscheinungen wie zum Beispiel Nebel oder Gewitter, magnetische Deklination und Inklination, atmosphärische Elektrizität und phänologische Entwicklung. Dazu kamen noch astronomische Beobachtungen, worüber allerdings nichts Näheres bekannt ist. Die gemessenen Daten wurden in den Mannheimer Ephemeriden publiziert. Für die Jahre 1781 bis 1792 liegen zwölf Bände der Mannheimer Epheremerides Societatis Meteorologicae Palatinae vor. Hohenpeißenberg war gleichzeitig als Station des Bayerischen meteorologischen Messnetzes ausgewiesen. Dieses von der Akademie der Wissenschaften in München eingerichtete Messnetz schloss sich der Mannheimer Initiative an und umfasste 21 Stationen. Es befand sich ausschließlich im Bereich bayerischer Klöster.

Im Herbst 1780 kam der Geistliche Rat Hemmer persönlich nach Rottenbuch, um im Auftrag des Kurfürsten Karl Theodor die Messstation auf dem Hohenpeißenberg einzurichten. Er gab auch Cejatan Fischer die für den Betrieb der Station notwendige Unterweisung. Hierbei wurden einheitliche Instrumente, die zuvor in Mannheim geeicht worden waren, aufgestellt. Hemmer brachte auf Anweisung von Propst Ambrosius Mösner auf dem Klostergebäude in Rottenbuch und auf dem Hohenpeißenberg die ersten Blitzableiter an, was als Neuheit von der Bevölkerung bestaunt wurde. Der Blitzableiter hat sich auf dem Hohenpeißenberg in der Folgezeit vollauf bewährt, wie aus einem Manuskript des Chorherrn Primus Koch aus den Jahr 1781 und 1782 ersichtlich ist:

„Erst kürzlich zog sich ein schwere Donnerwolke über unser Kloster her, häufig sahen die Handwerksleit und Klosterdiener die elektrische Materie auf den Dächern herumfahren, auf dem Hohenpeißenberg hatte innerhalb der letzten 12 Jahre (vor 1781) siebenmal der Blitz in die Kirche oder das Hospisziumsgebäude eingeschlagen.“

Primus Koch

Cejatan Fischer siedelte am 24. November 1780 auf den Hohenpeißenberg über und begann am 1. Januar 1781 mit den täglichen Beobachtungen, die sich nach dem Arbeitsprogramm der Mannheimer Meteorologischen Gesellschaft richtete. Die Beobachtungen und alle Messergebnisse wurden sorgfältig registriert und an die Societas Palatina nach Mannheim weitergegeben.

Cajetan Fischer wurde 1781 nach München berufen, wo er an der Akademie der Wissenschaften und am Lyceum die Fächer Höhere Mathematik und Physik lehren sollte. Als seinen Nachfolger schlug er seinen begabtesten Schüler, Guarinus Schlögl vor, der schon im Noviziat seine hervorragende Begabung zeigte. Schlögl wurde kurz nach seiner Priesterweihe am 18. September 1779 auf den Hohenpeißenberg geschickt. Er war an der Einrichtung des meteorologischen Observatoriums 1780 beteiligt. Unmittelbar nach dem Weggang Fischers wurde er selbständiger Observator und führte die täglichen Beobachtungen und Messungen durch. Schlögl wurde jedoch schon im Oktober 1782 ins Stift Rottenbuch zurückberufen, um dort die Professur für Philosophie und Naturwissenschaften zu übernehmen.

Nachfolger Schlögls wurde ein anderer Mitbruder, Herkulan Schwaiger, der schon im Mai 1782 auf den Hohenpeißenberg geschickt worden war, um sich neben der Wallfahrtsseelsorge in die meteorologischen Aufgaben einzuarbeiten. Schwaiger galt als erster ordentlicher Observator der Mannheimer Meteorologischen Gesellschaft und übte diese Tätigkeit vom Oktober 1782 bis Oktober 1785 aus. Aufgrund seiner fleißigen und gediegenen Arbeit wurde er am 2. März 1784 von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München zu ihrem außerordentlichen Mitglied ernannt.

Guarinus Schlögl, der an einem schleichendem Lungenleiden litt, kam von Zeit zu Zeit zum Hohenpeißenberg, um seinen Schüler zu unterrichten oder eigene Beobachtungen durchzuführen. Aufgrund der Höhenluft besserte sich sein Leiden zeitweilig, so dass die Hoffnung auf Genesung bestand. Propst Ambrosius Mösner schickte ihn daraufhin im Herbst 1784 abermals auf den Hohenpeißenberg, wo er sich eine Wohnung nahm. Bis 1787 konnte er trotz seiner fortschreitenden Lungenkrankheit als Observator auf dem Hohenpeißenberg wirken. In diesem Zeitraum lieferte er neben den laufenden meteorologischen Beobachtungen auch eine genaue Beschreibung der Station auf dem Hohenpeißenberg, die er für die in Mannheim erscheinenden Ephemeriden der Societas Palatina angefertigt hatte. Aufgrund seiner sorgfältigen Messungen auf dem Hohenpeißenberg konnte er auch noch eine eigene Druckschrift veröffentlichen, bevor er im Alter von nur 36 Jahren am 25. Januar 1788 verstarb.

Für die anstrengenden Beobachtungsarbeiten hatte ihm Propst Mösner bereits 1786 und 1787 Albinius Schwaiger, einen nahen Verwanden von Herkulan Schwaiger, zur Unterstützung gegeben. Schwaiger wurde 1784 zum Priester geweiht und bildete sich in der Naturkunde weiter, so dass er im Jahre 1788 nach Schlögls Tod den Observatoriumsdienst übernehmen konnte. 1792 konnte er aufgrund der seit 1781 sorgfältig registrierten Forschungsergebnisse und seiner eigenen Studien den Versuch einer meteorologischen Beschreibung des hohen Peißenbergs veröffentlichen.

„Dieser hohe, einzelne, und von den Tyrolgebürgen ganz abgesonderte Berg ist im Reiche der Schöpfung ein Original der seltensten Vorzüge. So wie er von allen Seiten her wegen seiner sanft erhabenen und romantischen Lage das reizendste Ansehen darbeit; so eröffnet er auch in einem unermeßlichen Bezirk des Himmels und der Erde die manigfaltigste, feyerlichste Ansicht, und ist daher sowohl zur Stern- als Witterungskunde der auserlesenste Ort, den man sich irgend wünschen darf.“

Albin Schwaiger

Dieser Veröffentlichung lag auch eine von ihm angefertigte Karte bei, in der er alle umliegenden Ortschaften mit geometrischen Graden eingezeichnet hatte. Diese Karte wurde im Format von 60 mal 60 Zentimeter von Josef Anton Zimmermann nachgestochen. Dies ist der erste gemeinverständliche Bericht über die landwirtschaftlichen Eigenarten des Hohenpeißenbergs und die Forschungstätigkeiten des Observatoriums. Er fand in der Bevölkerung großen Anklang, so dass eine zweite Auflage notwendig wurde.

1790 verstarb mit Jakob Hemmer der Sekretär der Meteorologischen Gesellschaft Mannheim. Hemmer war die Seele der Societas Palatina und sein Ausscheiden stürzte die Unternehmungen in eine große Krise. Die politischen Wirren der Französischen Revolution griffen zudem immer weiter um sich, so dass das ganze System immer mehr zerbröckelte. Die Mannheimer Meteorologische Gesellschaft löste sich schließlich 1793 ganz auf.

Die Verhältnisse waren aber auch in Bayern nicht günstiger. Das Stationsnetz, das die Akademie der Wissenschaften in München organisierte, funktionierte ohnehin nie so gut wie das von Mannheim. Die Schuldenlast der Staatskasse wuchs zunehmend und innere Spannungen unter den Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften lockerten die Verbindung zu den außerhalb gelegenen Stationen zunehmend.

Station unter Leitung der Chorherrn

Die Rottenburger Chorherrn standen nach der Auflösung der Mannheimer Gesellschaft vor dem gleichen Problem wie schon bei der Errichtung der Akademischen Sternwarte, als sie vom Staat den Auftrag aber keine finanziellen Mittel für die Sternwarte erhielten. Sie mussten sich entscheiden, entweder alleine weiterzumachen oder die Station aufzulassen. An Zusammenarbeit zu Forschungszwecken mit den internationalen Beobachtungsstationen, wie sie von der Mannheimer Gesellschaft praktiziert worden war, war nicht mehr zu denken.

Propst Mösner und Albin Schwaiger trafen schließlich die Entscheidung, die meteorologischen Beobachtungen auf dem Hohenpeißenberg in eigener Verantwortung fortzusetzen und mit gewohnter Umsicht und Sorgfalt die meteorologischen Beobachtungen, Messungen und Aufzeichnungen wie bisher durchzuführen, obwohl abzusehen war, dass in absehbarer Zeit die Zusammenarbeit mit den zentralen Stationen ins Stocken geraten würde.

Albin Schwaiger wurde als Pfarrvikar nach Oberammergau berufen und musste seine Arbeit als Observator auf dem Hohenpeißenberg am 22. Juli 1796 aufgeben. Chorherr Gelasius Karner, der schon 1794 zum Hohenpeißenberg geschickt worden war, um sich als Hausverwalter in die meteorologischen Arbeiten einzuarbeiten, übernahm 1796 die Nachfolge. Karner hatte an der Universität Ingolstadt von 1785 bis 1788 ein Studium in Naturwissenschaften und der Theologie absolviert und war für diese Aufgabe sehr geeignet. Er führte als Observator die meteorologischen Beobachtungsreihen mit größter Gewissenhaftigkeit weiter durch und fertigte jährlich versandbereit Berichte und Witterungskalender an. Die Münchner Akademie forderte diese allerdings zu Lebzeiten von Karner nicht an. Die Säkularisation im Jahr 1803 bedeutete das Aus für das Stift Rottenbuch. Am 24. März 1803 wurde es mit dem Wallfahrtsort Hohenpeißenberg und dem kompletten Observatorium enteignet. Die vier Chorherren, die zu dieser Zeit auf dem Hohenpeißenberg wohnten, wurden heimatlos.

Die Chorherrn Karner und Koch fassten den Entschluss, ohne Abstimmung mit dem Propst die meteorologischen Beobachtungen in Eigenregie weiterzuführen, obwohl keine klösterlichen Mittel mehr zur Verfügung standen und sie die notwendigen Materialen selbst finanzieren mussten. Koch wurde der erste Pfarrer auf dem Hohenpeißenberg und Karner führte wie bisher die Beobachtungen durch. Karners angeschlagene Gesundheit veranlasste ihn allerdings im Jahre 1804, nach Oberammergau umzuziehen. Daraufhin übernahm Primus Koch, der als Lehrer an der von ihm 1802 gegründeten Volksschule unterrichtete, auch den Beobachtungsdienst. Dies geschah ohne jegliche Vergütung. Die in mühevoller 20-jähriger Arbeit gewonnenen Erkenntnisse sollten nicht in Vergessenheit geraten.

Koch konnte auf Dauer nicht alleine und ohne Rückhalt durch staatliche Stellen den Observatoriumsdienst termingerecht und finanziell bewältigen. Er bemühte sich 1806 um die übernahme des Observatoriums in die Bayerische Akademie der Wissenschaften, übersandte der Münchener Akademie der Wissenschaften eine Reinschrift von zwölf Jahrgängen der meteorologischen Beobachtungen und schlug als Gehilfen für den Stationsdienst seinen jüngeren Bruder Franz Michael Koch vor. Dieser war als Schullehrer in Kissing bei Augsburg tätig. Professor Imhof von der Akademie teilte Primus Koch daraufhin mit, dass man seinen Vorschlag annähme und man sich wegen der Finanzierung an die Königlich Bayerische Landesdirektion wenden werde.

Beobachtungen durch Pfarrer und Lehrer

Nachdem von der Akademie der Wissenschaften keine weiteren Anweisungen kamen, stellte Koch den 39-jährigen Johann Georg Schmautz, einen in der Pfarrgemeinde Hohenpeißenberg allgemeinen geachteten Mann als provisorischen Schulgehilfen und Mesner ein. Die Regierung erkannte ihn auf Kochs Vorschlag aufgrund der in München abgelegten Prüfung als Lehrer an. Schmautz war zudem ein ausgebildeter Geometer und hatte somit Verständnis für mathematische Genauigkeit. So erwies er sich auch bei den meteorologischen Beobachtungen als ein zuverlässiger und geschickter Mitarbeiter.

Es dauerte allerdings noch eine geraume Zeit, bis die Akademie der Wissenschaften die Besoldung regelte. Primus Koch beklagte sich noch am 13. April 1810:

„Bisher gab die Akademie weder dem Observator, noch seinem Gehilfen (Georg Schmautz) etwas für ihr Tagwerk und läßt uns noch immer in der Hoffnung schon seit ihrer neuen Organisation im Jahre 1807.“

Primus Koch

Koch hatte aber schon am 12. August 1809 bei einer Audienz bei Minister Graf von Montgelas erreicht, dass nicht nur 775 Gulden für die dringendsten Restaurierungen von Kirche und Pfarrhaus auf dem Hohenpeißenberg zugestanden wurden, sondern dass er jährlich 20 Klafter und sein Gehilfe fünf Klafter Holz erhielten. Schließlich wurde festgelegt, dass dem Observator eine Jahresbesoldung von 150 Gulden zustand.

Durch seine unermüdliche Energie und seinen Hang zur Naturwissenschaft hatte es Primus Koch als letzter der Rottenbucher Observatoren erreicht,dass die Hohenpeißenberger Station mit der Hilfe der Münchener Akademie der Wissenschaften erhalten werden konnte. Aufgrund seiner Verpflichtungen als Pfarrer und seiner fortschreitender Krankheit konnte er allerdings seine wissenschaftlichen Pläne nicht mehr verwirklichen. Er blieb allerdings dem Dienst bis zu seinem Tode am 20. März 1812 treu.

Nach dem Tode von Koch war die Pfarrei Hohenpeißenberg über ein Jahr unbesetzt und konnte nur durch Vikare versorgt werden. Die Regierung erwog allerdings, neben dem Pfarrseelsorger auch einen eigenen hauptamtlichen Observator für den Hohenpeißenberg einzustellen, wie aus einem Schreiben vom 15. März 1813 hervorgeht. Vorgesehen als Observator war ein Geistlicher, da es nach der Säkularisation eine große Zahl von wissenschaftlich gebildeten Ordensleuten gab, die für eine solche Stellung geeignet waren. Priester Gilbert Niedermayr wurde beauftragt, bis zur Ernennung eines Observators einstweilen die meteorologischen Beobachtungen, nach den Anweisungen der Akademie der Wissenschaften fortzusetzen. Die Stelle eines hauptamtlichen Observators wurde allerdings, wohl aus Sparsamkeitsgründen, nie besetzt, sondern blieb in Personalunion mit der des Pfarrers.

Nachfolger von Niedermayr wurde am 3. August 1817 Dr. phil. Josef Maria Wagner, der ehemals Konventuale der Abtei Benediktbeuren und von 1804 bis 1810 Professor für Mathematik, Physik, Chemie, und Landwirtschaft an der Universität Salzburg war. Am 16. September 1817 wurde ihm zugleich die Pfarrei Hohenpeißenberg durch allerhöchstes Reskript verliehen. Von da an versorgten die Pfarrer von Hohenpeißenberg mit Hilfe des Volksschullehrers den Observatoriumsdienst. Dem Beobachter von Hohenpeißenberg wurde zugleich am 21. März 1827 mit den Oberservatoren von München, Augsburg und Regensburg amtlicher Charakter als meteorologischer Beobachtern der Akademie zuerkannt. Dies war der Versuch von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften einer Wiedererrichtung eines meteorologischen Stationsnetzes, der aber aufgrund der zu knappen Finanzmittel keinen Erfolg hatte. Zumindest war die Finanzierung der vier Wetterstationen, darunter auch Hohenpeißenberg, dauerhaft gesichert.

Dem Hohenpeißenberger Observatorium wurde das Instrumentarium aus der Rottenbucher Periode überlassen, die Geräte waren jedoch reparaturbedürftig und zum Teil für die praktische Verwendung unbrauchbar. Professor Siber aus München versuchte zu erreichen, die Daten der meteorologischen Messstationen in den Bayerischen Annalen abdrucken zu lassen. Wie er den Pfarrern auf dem Hohenpeißenberg in einem Schreiben mitteilte, hatte er dabei allerdings keinen Erfolg.

Dennoch ist dokumentiert, dass später im lokalen Wochenblatt des Königlichen Bayerischen Landgerichts Schongau die Daten von Hohenpeißenberg regelmäßig veröffentlicht wurden. Das Landgericht Schongau verfasste im Zusammenhang mit der Einstellung eines Pfarrers auf dem Hohenpeißenberg einen Bericht, wobei am Schluss die Situation des Hohenpeißenbergs geschildert wird:

„XIV.
Diese Pfarrey ist sehr beschwerlich, der Pfarrhof liegt zu höchst am Berge, während die Pfarrkinder am Fuße des Berges wohnen. Daher muß er immer den Berg steigen, wenn er diese besuchen muß.
Weil der Hohe Peißenberg in den Sommermonaten v. vielen Fremden besucht wird, von denen die meisten dort übernachten, so soll er diese mit Speisen, Getränke u. Betten versehen können. Dies erfordert ein Kapital somit.“

Landgericht Schongau

1837 wurde die Verwaltung der Attribute der Akademie der Wissenschaften neu organisiert, wobei die politische Neugliederung Bayerns und die Schaffung des Bezirks Oberbayern der Auslöser war. Im Zuge dieser Neugliederung wurde die Station Hohenpeißenberg 1838 der Sternwarte Bogenhausen in München unterstellt. Dies war insbesondere das Verdienst von Johann von Lamont, der von 1835 bis 1879 Leiter der Sternwarte war, bei der seit 1825 meteorologische Messungen durchgeführt wurden. Lermont zeigte ein lebhaftes Interesse an den Arbeiten auf dem Hohenpeißenberg, steuerte die dortigen Arbeiten und bearbeitete die Beobachtungen.

Lamont verfolgte das Ziel, ein meteorologisches Messnetz nach dem Vorbild der Societas Meteorologica Palatina wieder neu aufzubauen. Schon 1803 erließ er eine Vorschrift, mit der die Anzahl der meteorologischen Stationen vergrößert werden sollte. Nach diese Anweisung in Vergessenheit geraten war, gab er sie 1839 erneut heraus und gründete den Meteorologischen Verein.

1878 wurde im Königreich Bayern durch die neu gegründete Meteorologische Zentralstation in München ein staatliches Beobachtungsnetz eingerichtet, das meteorologische Station auf dem Hohenpeißenberg übernahm. Im Juli 1878 wurde die Landeswetterwarte eingerichtet und im Oktober die neuen Beobachtungsinstrumente installiert. Im Dezember 1878 wurden Meldebögen eingeführt, so dass zum Jahresbeginn 1879 bereits Erfahrungen zum Betrieb und zum Datenfluss vorlagen.

Ab 1827 führten über 100 Jahre lang Pfarrer die meteorologischen Beobachtungen auf dem Hohenpeißenberg durch, womit sich die damals getroffene Regelung bewährt hatte. Pfarrer Josef Kleidorfer war von 1932 bis 1936 der letzte beobachtende Pfarrer auf dem Hohenpeißenberg.

Eigenständiges meteorologische Observatorium

Die Landeswetterwarte wurde 1934 in den neu gegründeten Reichswetterdienst eingegliedert. An der Station Hohenpeißenberg brachte dies zunächst keine Veränderungen. Die Aufgaben wurden dann im Dezember 1936 wesentlich erweitert und hauptamtliche Wetterbeobachter an der Wetterstation eingesetzt. Die Station selber wurde aus dem Pfarrhof ausgelagert, wo sie seit 1781 war, und in zwei Räume der Gastwirtschaft Greitner, die angemietet wurden, eingegliedert. Die Station erhielt neue Registriergeräte und eine Wetterhütte, die laut Mietvertrag im Garten der Gastwirtschaft aufgestellt war.

Parallel zu dieser Umsiedlung fanden die Planungen zum Neubau der Außenstelle der Flugfunkforschung in Gräfelfing auf dem Hohenpeißenberg statt. Der Wetterdienst sollte dort in die zweite Etage einziehen. Der Neubau der sich am westlichen Ende des Berggipfels befindet, wurde unter Architekt Moßner 1937 begonnen. Im März 1940 wurde das Gebäude bezogen. Die Geräte der Wetterstation wurden auf das 200 Meter westlich vom Gebäude gelegene Hauptmessfeld umgesetzt.

Während dem zweiten Weltkrieg wurden die Beobachtungen durchgängig durchgeführt. Zum Kriegsende kam es zu kurzfristigen Unterbrechungen der Beobachtungstätigkeit. Die meteorologischen Aufzeichnungen wurden nach dem 28. April 1945 lückenhaft und setzten am 2. Mai 1945 ganz aus. Der Hohenpeißenberg blieb während dem Krieg frei von Luftangriffen. Der Hohenpeißenberg wurde jedoch gegen Ende des Krieges unter Beschuss genommen, wobei eine Granate in die Wallfahrtskirche einschlug. Am 14. Mai 1945 konnten jedoch bereits wieder Messungen durchgeführt werden, da die damalige Besatzungsmacht aus Gründen der Flugsicherung sehr an den meteorologischen Beobachtungen interessiert waren. Mit den Beobachtungen wurde Frau Leiderer, die bereits seit 1943 auf der Bergstation eingesetzt war, beauftragt. Sie war bis zur Übernahme der Station durch den Wetterdienst in der US-Zone am 1. April 1946 alleine tätig.

Helmut Weickmann, der als Leiter des Wetterdienstes der US-Zone eingesetzt war, wurde 1947 Stationsleiter auf dem Hohenpeißenberg. In seinem Aufenhaltszeitraum viel der Baubeginn des heutigen Observatoriums, die er mit vorbereitete. Weickmann ging ende Juni 1949 nach den USA, vorerst für ein halbes Jahr, dann für immer. Nachdem die juristischen Besitzverhältnisse geklärt waren, konnte auf Anregung des damaligen Präsidenten des Deutschen Wetterdienstes in der US-Zone, Professor Ludwig Weickmann, Vater von Helmut Weickmann, im März 1950 mit dem Aufbau des heutigen Meteorologischen Observatoriums begonnen werden. Dabei wurde die bisherige Bergstation am 10. März 1950 zu einem Meteorologischen Observatorium aufgewertet. Dipl.-Ing. Dr. Johannes Grunow übernahm die Leitung des Observatoriums. Über die Aufwertung zum Observatorium schilderte der Präsident Weickmann in einer Übersicht über den Deutschen Wetterdienst der US-Zone:

„V. Die Observatorien
An die Einrichtung und Betreuung von Observatorien konnte nach der Umwandlung der Militärregierung in die Dienstelle des Hohen Kommissiars herangegangen werden, weil Observatorien vorher verboten waren. So wurden die Bergdienststellen Hohenpeißenberg und Zugspitze erst am 10. 3. 1950 in Observatorien umgewandelt. Die Gründung weiterer Observatorien war nicht beabsichtigt, so daß von deutscher Seite das Projekt des Taunus Obs nicht weiter verfolgt wurde.“

Ludwig Wickmann

Das Mitarbeiterstab umfasste einen Meteorologen und fünf Techniker, die mit den wissenschaftlichen Arbeiten begannen. Dabei wurden synchrone Vergleichsmessungen zwischen den Temperaturwerten in der alten Fensterhütte am Klosterbau und in der neuen Klimahütte auf dem Messfeld durchgeführt werden. Dabei sollte die Sicherung der Kontinuität der Temperaturdaten erzielt werden. Ebenfalls wurden Untersuchungen durchgeführt, wie der Hangeinfluss sich auf die Punktniederschlagsmessung auswirkte.

Am 11. November 1952 wurde der Deutsche Wetterdienst durch die Zusammenführung der Wetterdienste der verschiedenen westalliierten Besatzungszonen, unter anderem die US-Zone, deren der Hohenpeißenberg angehörte, gegründet. Im neugegründeten DWD nahm die Station Hohenpeißenberg als Station der II. Ordnung die höchste Stufe ein. Am Vormittag des 8. Mais 1956 wurde eine kleine Feier zum 175-jährigen Bestehen der Station Hohenpeißenberg begangen. Dabei wurden verschiedene Vorträge gehalten und anschließend einen Rundgang durch das Observatorium durchgeführt. Die Bedeutung der langen Reihen der Station Hohepeißenberg wurde bei dieser Feier gewürdigt.

Als Beitrag des Deutschen Wetterdienstes sollten auf dem Hohenpeißenberg im Rahmen der Messungen zum Internationalen Jahr der Ruhigen Sonne hochreichende Ballonsondierungen und zusätzliche Sondierungen des vertikalen Profils des Spurengases Ozon in der freien Athmosphäre durchgeführt werden und zugleich Vorbereitungen für Forschungen auf dem Gebiet der Radarflächenniederschlagsmessungen in Angriff genommen werden. Dipl.-Met. Dr. Walter Attmannspacher wurde damit im Herbst 1964 beauftragt, der im August 1967 als Nachfolger von Dr. Grunow auch die Leitung des Observatoriums übernahm. Auf dem Hohenpeißenberg wurde am 6. Januar 1965 die erste Ballonsonde mit Hilfe moderner elektronischer Hilfsmittel gestartet und aufgenommen. In den darauf folgenden zwei Jahren war es durch finanzielle Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft möglich Radarflächenniederschlagsmessungen technisch vorzubereiten.

Zunächst konnten an jedem Mittwoch, trotz zeitweise auftretender finanzieller, personeller und technischer Schwierigkeiten, die Ozonsondierungen aufrechterhalten werden. Dabei wird seit November 1967 der gleiche Ozonsondentyp benutzt. Ab 1977 war es mit Unterstützung durch den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung möglich, drei Ballonaufstiege pro Woche durchzuführen. 1967 kamen zu der Ballonsondierung des Ozongehalts der freien Atmosphäre mit Hilfe eines Spektrophotometers und seit 1970 Dauerregistrierungen des Ozons in Bodennähe hinzu. 1970 und 1978 konnten neben zahlreichen anderen Arbeiten auf dem Gebiet der Ozonforschung in Zusammenarbeit mit der Weltorganisation für Meteorologie und der Internationalen Ozonkommission der Internationalen Union für Geophysik und Geodäsie am Observatorium Ozonsondenvergleiche durchgeführt werden, um Aussagen über die Messgüte dieser Sensoren zu erhalten. Ende 1978 fand zusätzlich ein internationaler Vergleich von Messgeräten zur kontinuierlichen Erfassung des bodennahen Ozons statt

1982 konnte die Wetterstation des Observatoriums durch die Fortschritte in der Radar- und der Rechnertechnik mit aktuellen Radarbildern versorgt werden. Dabei können dann Gewitter bereits vor dem Eintreffen an den oberbayerischen Seen erkannt werden. Dadurch kann der Unwetterwarndienst in München durch entsprechend frühzeitige Hinweise unterstützt werden. Andere Wetterstationen fragten darauf hin oft bei diesigem Wetter bei der Wetterstation Hohenpeißenberg an, ob auf deren Radarschirm Gewitter zu erkennen seien, um dadurch ihre eigenen Beobachtungen zu intensivieren. Ab 1981 wurden auf dem Hohenpeißenberg Blitzzähler installiert, da aus den Radardaten keine Blitzaktivität und somit wirkliche Gewitter nicht erkennbar sind. Ab 1985 wurde dann das Blitzortungssystem Thundar erprobt und dessen Daten später in die Radarbilddarstellung integriert.

Im Jahr 1981 stand die 200-Jahr-Feier der Wetterstation Hohenpeißenberg an. Mit den Vorbereitungen wurden bereits zwei Jahre vorher begonnen. In einem Sonderband sollten die meteorologischen Datenreihen, die zuvor gesichtet wurden, herausgegeben werden. Zur Feier hin wurde auch die Geschichte des Observatoriums gründlich bearbeitet und die Ergebnisse der neueren Forschungseinrichtung präsentiert. An der Feier, die am 8. Mai 1981 in einem internationalen Rahmen im neu restaurierten Bibliothekssaal des Klosters Polling statt fand, nahmen etwa 370 Teilnehmern teil, darunter auch der damaligen Generalsekretär der WMO, Wiin-Nielsen. Am 9. Mai gab es zusätzlich einen Tag der offenen Tür, wobei 1200 Besucher dies zur Besichtigung des Observatoriums nutzten. Eine dreiwöchige Ausstellung Wetterbeobachtungen gestern – heute, 200 Jahre meteorologische Beobachtungen auf dem Hohenpeißenberg fanden in der Sparkasse Schongau statt. Dabei wurden Schautafeln aufgebaut und anhand von Gerätemodellen und alter Geräte aus der Palatinazeit die Geschichte und Arbeitsweise der Wetterstation gezeigt.

Klaus Wege übernahm im Jahr 1986 die Leitung des Observatoriums Hohenpeißenberg. Nach der Erkennung des antarktischen Ozonloches und der Aufklärung seiner Entstehung durch FCKW, was ein großes öffentliche Interesse an der Entwicklung der Ozonschicht in der Nordhemisphäre und deren Auswirkung auf die UV-Strahlung weckte. Ende 1987 konnte mit der routinemäßige Überwachung der Ozonschicht bis in Höhen von 50 Kilometer, nach dem vollständigen Aufbau des Ozonlidars, begonnen werden.

Als zweites wichtiges Arbeitsfeld auf dem Hohenpeißenberg gestaltete sich zum anderen die Arbeit am Aufbau des Radarverbundes des DWD, der vom Observatorium maßgeblich gestaltet wurde. Aus mehreren Radars wurden erste Kompositdarstellungen erstellt und an anderen Dienststellen des DWD, besonders den Wetterberatungszentren, zur besseren Charakterisierung der aktuellen Niederschlagssituation zur Verfügung gestellt. Die Radardaten bekamen nach dem Unfall des Atomreaktors Tschernobyl 1986 besondere Bedeutung. Dabei wurden Radar-Flächenniederschläge, die zur Abschätzung der Auswaschung von radioaktivem Material dienten, an den Britischen Wetterdienst abgegeben.

Von der Bundeswehrhochschule München wurden im Jahre 1991 durch Professor Wiesinger der Aufbau einer Messkabine für Blitzstudien im Bereich des Fernsehturms Hohenpeißenberg vorgenommen werden, wo dann mehrjährige Messungen durchgeführt wurden. Es stellte sich dabei heraus, dass der Fernsehturm besonders im Frühjahr offenbar zusätzliche Blitze auslöst. Dies geschieht dann, wenn sich nämlich die Raumladungen nahe der Erdoberfläche befinden und der Blitz vom Boden nach oben schlägt. Die Blitze starten im Sommer von der Wolke aus und finden ihren Weg nach unten. Dabei ist das bodennahe elektrische Feld für den Blitzweg weniger entscheidend.

Der Observatoriumsbetrieb benötigte aufgrund des gestiegenen Messprogramme, immer mehr Raum. Als eine personelle Verstärkung der Radargruppe bevorstand, wurden in den Jahren 1991 und 1992 eine Raumerweiterung durch Aufstockung des Zwischentraktes vorgenommen. Es entstanden dabei fünf Büros und ein Sozialraum. Ein Jahr später wurden die Dachschindeln auf dem Hauptgebäude erneuert. Dabei wurde auch das vorhandene Storchennest, eine Beobachtungsplattform für die Wetterbeobachtung, zu einer Dachplattform mit der etwa doppelten Größe erweitert, um bessere Aufstellmöglichkeiten für die vorhandenen Strahlungsmessgeräte zu schaffen. Außerdem wurde das Rechnernetz des Observatoriums modernisiert.

Angesichts des antarktischen Ozonlochs und der immer deutlicher sichtbar werdenden Klimaerwärmung hatte die WMO im Jahre 1989 das luftchemische Messprogramm Global Atmosphere Watch (GAW) ausgerufen und ihre Mitglieder dazu aufgefordert, sich aktiv daran zu beteiligen. Peter Winkler, der bisherige Leiter des Dezernates Luftbeimengungen am Observatorium Hamburg, wurde im Jahre 1993 neuer Leiter des Observatoriums Hohenpeißenberg. Er führte die von Wege eingeleiteten Vorbereitungen zum Aufbau einer GAW-Globalstation fort.

Durch die Zusammenlegung der beiden meteorologischen Dienste, nach der deutschen Wiedervereinigung, wurde eine Neuordnung der Aufgabenverteilung der Observatorien in Deutschland notwendig. In Bezug zur Umsetzung des deutschen GAW-Beitrags fanden zahlreiche Abstimmungsgespräche statt. Dem DWD als Vertreter in der WMO wurde die Federführung übertragen. Präsident Dr. Mohr berichtete am 22. Juli 1994 den Generalsekretär der WMO, dass Deutschland eine Globalstation betreiben wolle, was das Observatorium Hohenpeißenberg werden solle. Daraufhin wurde mit dem Auftrag zum Aufbau der Globalstation eine deutliche Aufstockung des Personalstandes nötig. Für Deutschland als Industrienation bedeutete die luftchemische Überwachung eine wichtige internationale und langfristige Aufgabe und wurde daher nachträglich auch im neuen DWD-Gesetz vom 1. Januar 1999 in Paragraph vier verankert. Mit dieser Neugliederung des Observatoriums verlor allerdings das bisher traditions- und erfolgreiche Dezernat Ozon seine Selbstständigkeit und wurde in die GAW-Globalstation eingegliedert.

Am Hohenpeißenberg wurde im Jahr 1996 das erste Dopplerradar der neuen Gerätegeneration in Betrieb genommen, was auch die Anforderungen des Radarverbunds erfüllt. Das 7. Stockwerk des Turmes musste neu aufgebaut werden, da das Turmgeschoss für das Gewicht der neuen, größeren Antenne nicht ausgelegt war. Mit diesem Radar wurde die Ableitung neuer bzw. die Verbesserung vorhandener Produkte möglich, was die Zuverlässigkeit der Radardaten erhöht.

Da für die luftchemische Arbeiten am Hohenpeißenberg keine geeigneten Labors vorhanden waren, wurde ein Neubau geplant, der am 4. Mai 2001, nach zahlreichen Verzögerungen, offiziell eingeweiht wurde. Diese Einweihung wurde zu einem Tag der offenen Tür genutzt, den 6000 bis 8000 Besuchern nutzten, was das große Interesse der Bevölkerung an dem traditionsreichen Observatorium dokumentierte.

Es mussten im Jahre 2000 Waldabholzungen am Südhang und weitere Baumfällungen vorgenommen werden, um die vorgeschriebene ganztägige Besonnung des Hauptmessfeldes wieder herzustellen und die Beeinträchtigung der Sonnenscheindauermessung zu vermeiden, die durch die emporgewachsenen Bäume am Messhorizont verursacht wurden. Diese Fällarbeiten müssen in größeren Zeitabständen immer wiederholt werden.

Da zahlreiche Besucher zum Hohenpeißenberg kommen, wurde mit der Einrichtung eines Infopavillons mit Zugang für die Öffentlichkeit als weitere Neuerung geschaffen. Aufgrund der großen Nachfrage nach Besichtigungen und Führungen, was den Bedarf der verfügbaren Kapazitäten überstieg, wurde dies angedacht. Ohne großen Kostenaufwand konnten aus freigewordenen Containern der Bauphase der Infopavillon aufgebaut und im Jahre 2003 eingeweiht werden, was sich bisher einen sehr guten Besuch erfreut.

Aufgrund des sehr umfangreichen Messprogramm das eine GAW-Globalstation ausführen soll, kam es zu einer Aufteilung an den beiden Plattformen Hohenpeißenberg und Schneefernerhaus auf der Zugspitze. Am Hohenpeißenberg wurde zu dem bestehenden Ozonmessprogramm die Messung von reaktiven Gasen, physikalischen und chemischen Parametern des Aerosols und der chemischen Zusammensetzung des Niederschlags hinzugenommen. Das Umweltbundesamt betreibt die Station Schneefernerhaus als eine Ergänzungstation, wo vor allem langlebige Klimagase gemessen werden.

Das Observatorium hatte am 31. Dezember 2005 sein 225-jähriges Bestehen vollendet. Im September 2006 begangen zu diesem Jubiläum der offizielle Festakt, unter der Leitung von Dr. Wolfgang Fricke, der am 19. Januar 2006 als neuer Leiter des Observatoriums ernannt wurde.

Wetter- und Klimabeobachter

Zeitraum Beobachter
Von Bis erster Beobachter zweiter Beobachter
Januar 1781 Oktober 1781 Chorherr Cejatan Fischer
Oktober 1781 Oktober 1782 Chorherr Guarin Schlögl
Mai 1782 Oktober 1785 Chorherr Herkulan Schwaiger
1784 1787 teilweise Chorherr Guarin Schlögl
Oktober 1785 Juli 1796 Chorherr Albin Schwaiger
Juli 1796 Oktober 1804 Chorherr Gelasius Karner
Oktober 1804 März 1812 Pfarrer Primus Koch
1806 März 1812 Lehrer Johann Georg Schmautz
März 1812 August 1817 Pfarrer Gilbert Niedermayer Lehrer Johann Georg Schmautz
1. Januar 1818 30. Juni 1828 Pfarrer Josef Martin Dr. Wagner Lehrer Johann Georg Schmautz
1. Juli 1828 31. Dezember 1835 Pfarrer Mattias Kiener Lehrer Johann Georg Schmautz
1. Januar 1838 1843 Pfarrer Georg Köpf Lehrer Johann Georg Schmautz
1843 30. September 1854 Pfarrer Christoph Ott Lehrer Johann Georg Schmautz, bis etwa 1848
1848 30. September 1854 Lehrer Kirchberger
1. Oktober 1854 30. September 1864 Pfarrer Georg Mayr Lehrer Kirchberger
1. Oktober 1864 31. Dezember 1885 Pfarrer Joseph Bangratz Lehrer Hugo Fürst
1. Januar 1886 31. Mai 1886 Lehrer Hugo Fürst
1. Juni 1886 15. Juni 1896 Pfarrer Joseph Bartmann Lehrer Hugo Fürst
16. Juni 1896 31. August 1896 Lehrer Hugo Fürst
1. September 1896 31. Oktober 1896 Pfarrverweser Augustin Sedlmayr
1. November 1896 31. Dezember 1896 Lehrer Hugo Fürst
1. Januar 1897 31. August 1901 Pfarrer Felix Fischer Lehrer Hugo Fürst, bis 31. Mai 1899
1. Juni 1899 31. August 1901 Lehrer Hugo Kropf
1. September 1901 30. September 1911 Pfarrer Konrad Pirngruber Lehrer Hugo Kropf
16. Juli 1906 14. September 1906 Hilfslehrer Enelbert Strehle
15. September 1906 30. September 1911 Lehrer Hans Jung
1. Oktober 1911 14. Mai 1912 Lehrer Hans Jung
15. Mai 1912 20. März 1920 Pfarrer Josef Wallner Lehrer Hans Jung, bis Ende 1915
21. März 1920 22. September 1920 Pfarrer Wallner und Pfarrvikar Metzler
23. September 1920 30. April 1932 Pfarrer Ludwig Obholzer
1. Mai 1932 30. November 1936 Pfarrer Josef Kleidorfer

Station

Vom 1. Januar 1781 bis zum 30. November 1936 befand sich die Beobachtungsstation auf dem höchsten Punkt des Berges in einem Zimmer im zweiten Stock des Klosterbaues, der unmittelbar östlich an die Kirche, die 1619 vollendet wurde, grenzt. Auf dem Dach des Klosterbaues befand sich seit 1772 eine Beobachterplattform, die ursprünglich für die geplante Sternwarte gebaut worden war. Auf dieser Plattform waren Regen- und Schneesammelgefäße und eine Windfahne angebracht. Vor dem Fenster des unbeheizten Beobachterraums mit verschiedenen meteorologischen Instrumenten befand sich die Thermometerhütte. Diese war ursprünglich aus Holz und wurde durch Lamont durch eine Fensterhütte aus Zinkblech, durch hölzerne Schattenschirme gegen morgendliche und abendliche direkte Sonnenbestrahlung in den Sommermonaten geschützt, ersetzt. Ein Federkielhygrometer war in einem zweiten Gehäuse untergebracht. Nach Süden hin, auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite, befand sich ein Flur, von dem aus eine Mittagslinie, nach der das Deklinatorium ausgerichtet war, in den Beobachtungsraum führte.

Durch eine ehemals vorhandene Tür wurde der Beobachtungsraum zum südlich angrenzenden Flur abgetrennt. Durch diese Tür ging die Mittagslinie. Lamont ließ in diesem Flur sein Gerät zur Messung der magnetischen Intensität aufstellen. Der durch eine herausgebrochene Trennwand vergrößerte Raum mit den Instrumenten wurde durch einen einfachen Lattenverschlag abgetrennt, um so Besuchern einen Einblick in das Observatorium zu ermöglichen, sie aber von dem Raum fernzuhalten. Der Beobachtungsraum blieb über einem Zeitraum von 155 Jahren bis 1936 nahezu unverändert.

Am 1. Dezember 1936 wurde die Station in ein etwa 100 Meter entferntes, in östlicher Richtung gelegenes Gasthaus verlegt. Am Ostende dieses Gebäudes befand sich im ersten Stock der Beobachtungsraum. Am 10. April wurde die Bergwetterstation in das neugebaute Observatorium am westlichen Ende des Höhenrückens, etwa 100 Meter von der Kirche entfernt, umquartiert. An diesem Gebäude, das von drei Seiten von einem baumbestandenen Steilhang umgeben ist, befindet sich westlich ein Werkstatt- und Labortrakt, daran wiederum anschließend, unmittelbar vor dem Steilhang, ein 30 Meter hoher Turm. Der Beobachtungsraum war zunächst im zweiten Stock des Observatoriums untergebracht und zog Ende 1967 in darüber liegende, neu ausgebaute Räume um.

Instrumentale Ausstattung

Zu Beginn der Messungen der Station Hohenpeißenberg 1781, bis 1840, standen verschiedene meteorologische Messgeräte zur Verfügung standen, für Beobachtungen zur Verfügung. Eine Quechsilbergefäß-Barometer mit einer Skala in Pariser Linien und Vernir auf dem Barometerbrett, in welches ein Reduktionsthermometer mit Reaumur-Skala eingelassen war. An einer Wand im Beobachtungsraum befand sich das Barometer, in dem auch ein Deklinatorium und Inklinatorium von Brander, Augsburg, was für erdmagnetische Messungen dient, auf einer Marmorplatte, die in einer Wan eingelassen ist, aufgestellt. Ein Thermometergehäuse war frei in der Luft, ein Pariser Fuß vom Mittelrahmen des Fensters entfernt, angebracht. Das Gehäuse war ein unten geöffneter Holzkasten, indem sich ein Thermometer mit Holzskala und ein Federkielhygrometer befand. Auf der Plattform auf dem Dache des Klosterbaus befanden sich verschiedene Messgeräte: Ein viereckiger Regenmesser mit einem pyramidenförmigen Trichter. Der Regenmesser hatte eine Auffangfläche von vier Pariser Quadratfuß. Außerdem ein viereckiger Schneemesser mit einer Auffangfläche von ein Pariser Quadratfuß und 2,5 Pariser Fuß Tiefe, ein Verdunstungsmesser, sowie ein zweites, frei in der Sonne hängendes Thermometer. Dieses zweite Thermometer befand sich neben einer Windfahne. Im Beobachtungsraum war die Windrichtungsanzeige angebracht. Weiter Instrumente, von Brander gebaut, gehörten zur Ausrüstung der Station: Ein Glasnonius, ein Elektrometer, was zur Messung der Luftelektrizität dient, eine große Nivellierwaage, das sogenannte Observatorium portatile, ein Newtonianisches Spiegel-Teleskop. Zudem war noch ein Sonnenqudrant und ein Sekundenpedel vorhanden.

Das Federkielhygrometer musste 1811 außer Betrieb genommen werden, weil es unbrauchbar geworden ist. Dafür konnte 1828 ein neues Haarhygrometer eingesetzt werden. Die Station erhielt 1841 neue Thermometer und ein Psychrometer nach August und 1842 ein zusätzliches Barometer aus den Werkstätten der Königlichen Sternwarte München. 1840 wurde die Temperaturmessung durch ein kupfernes Gehäuse mit besserer Durchlüftung verbessert. 1849 erhielt die Thermometerhütte seitlich hölzerne Blenden zur Abschirmung der kurzzeitigen Sonnenbestrahlung. Ein zusätzliches Stationsbarometer wurde Mitte 1850, was von der Königlichen Sternwarte München kam, aufgebaut. Bis 1875 wurde dies Ausrüstung im wesentlichen beibehalten.

Eine Neuausrüstung erhielt die Station Hohenpeißenberg mit der Übernahme durch die Königlich Bayerische Meteorologische Zentralstation München. Dabei wurde die Station mit Geräten von der Zentralstation in München ausgerüstet. Die alte Thermometerhütte wurde durch ein ebenfalls vor dem Fenster angebrachtes Thermometergehäuse aus Zinkblech mit rechteckigem Querschnitt ersetzt., was ein Psychrometer und ein Extremthermometer enthielt. Ein zylindrisches Normalthermometergehäuse aus weißlackiertem Zinkblech mit doppelten konischen Dach kam 1888 hinzu. Einen zusätzlichen Barographen erhielt die Station 1892 und 1878 einen neuen Regenmesser nach Bezold mit einer Auffangfläche von 500 Quadratzentimetern. Dieser wurde in der Südostecke des östlich vom Pfarrhaus liegenden Gartens, etwa 26 Meter vom Gebäude entfernt, aufgebaut.

Der Regenmesser von Bezold wurde 1902 oder 1903 gegen einen Hellmann-Regenmesser mit 200 Quadratzentimetern Auffangfläche ausgetauscht. Ein älteres Anemometer für direkte Ablesung konnte ab 1910 übernommen werden, außerdem wurden ein Thermograph und ein Hygrograph aufgestellt. 1910 begannen registrierende Windmessungen mit dem Aufbau eines registrierenden Schalenkreuzanemometers nach Fuess auf der Plattform des Pfarrhauses. Die Station erhielt 1936 ein Stationsbarometer nach Fuess. Im Garten zwischen Gasthaus und Klosterbau konnte ein Messfeld von vier auch vier Meter Größe eingerichtet werden. Darauf befand sich eine Thermometerhütte mit Psychrometer und Extremthermometer, Haarhygrometer, Thermograph und Hygrograph, Aspirator, Gebirgsregenmesser und ein Erdboden-Minimumthermometer. Auf der Plattform des Klosters wurde 1936 einen Sonnenscheinautomaten und 1938 ein Windschreiber Fuess Universal installiert.

1940 kamen die Zimmerinstrumente, mit der Verlegung der Beobachtungen in das heutige Observatoriumsgebäude, in den Beobachtungsraum im zweiten Stock. Das messfeld mit Klimahütte wurde ebenfalls 1940 im Gelände des Observatoriums aufgebaut. Auf dem Dach des Stationsgebäudes auf einen Mast wurde der Windschreiber Fuess Universal gesetzt. Der Sonnenscheinschreiber blieb zunächst an der allten Stelle, und wurde erst 1946 auf die Plattform des Observatoriums verlegt. 1948 konnte dort ein Robitzsch-Aktinograph und 1957 ein Solarimeter nach Moll-Gorczynski in Betrieb genommen werden.

Mit der Wiederaufnahme des Forschungsbetriebs am Observatorium kamen nach 1950 zahlreiche Messgeräte und Apparate hinzu. Ende 1964 erforderte die Erweiterung der Forschungsaufgaben zusätzlich den Aufbau moderner elektronischer Geräte, wie zwei elektronische Theodolite im Dezimeterwellenbereich und ein Primärradar im X-Band-Bereich. 1971 konnte eine elektronische Datenverarbeitungsanlage und 1974 ein Solid State-C-Band-Radar in Betrieb genommen werden. Zudem ein genaues Spektrophotometer sowie chemische und optische Geräte waren Voraussetzung zur Messung des Ozons der Atmosphäre. Für die Forschungsaufgaben notwendige Zusatzgeräte und Messinstrumente, die nicht auf dem Markt befindlich waren, mussten selbst entwickelt und gebaut werden, wie etwa ein Ombrometer HP und ein naßchemisches Bodenozonmessgerät HP.

Beobachtungen

Die Beobachtungsreihen des Hohenpeißenberg muss in mehrere Zeiträume, die durch Gerätewechsel oder den Wechsel des Standortes geprägt ist, unterschieden werden. Durch die Übernahme der Station Hohenpeißenberg durch die Königliche Meteorologische Centralstation München wurde im Oktober 1878 das gesamte Instrumentarium ausgetauscht. Dies fiel besonders einscheidend bei der Niederschlagsmessung auf. Es wurde deswegen verschiedentlich versucht die Differenzen die in den Messungen entstanden Unterschiede auszugleichen. Einen Bericht über den alten Niederschlagsmesser gibt eine Schilderung bei Beobachtungen 1879:

„Der Regenmesser befand sich früher auf der obenbeschriebenen Plattform, ein wenig oberhalb und seitwärts vom Firste des äußerst steil ansteigenden Daches, 22 m hoch über dem Erdboden. Dieser Umstand, im Vereine mit der eigenthümlichen Gestalt des Regenmessers – ein flacher Trichter mit quadratischem Querschnitt – mußte nothwendig zu geringe Resultate liefern und sind deßhalb die ältesten Beobachtungen über die Menge des Niederschlags mit den neueren nicht vergleichbar.“

Beobachtungen 1879

1781 bis 1878

Das Beobachtungsmaterial von den Jahren 1781 bis 1878 wurden in verschiedenen Unterlagen, wie Veröffentlichungen, Tagebücher und Zusammenstellungen veröffentlicht:

Veröffentlichungen

  • 1781–1792: Ephemerides Societatis Meteorologicae Palatinae
  • 1792–1850: Lamont, Johann von: Annalen der Münchener Sternwarte, 1. Supplementband
  • 1851–1864: Lamont, Johann von: Annalen der Münchener Sternwarte, VII. Supplement

Tagebücher

  • 1800–1835: Gebundene Abschriften
  • 1827–1863: Original-Tagebücher

Zusammenstellungen

  • 1792–1864: Extensobeobachtungen für jedes Element gesondert
  • 1865–1874: Extensobeobachtungen für jedes Element gesondert
  • 1840–1878: Monatstabellen
  • 1792–1960: Auswertungen mit Monatsmitteln zu den Klimaterminen
  • 1790–1806: Monatsmitteln
  • 1781–1878: Hollerith-Listung

Bei der Durchsicht des vorhandenen Datenmaterials stellte man fest, dass Gerätewechsel sowie Änderungen der Auswertemethode die Messreihe verschiedentlich stark beeinflusste. Die Beobachtungen führten von Anfang an bis nach der Säkularisation Chorherren des Augustiner Chorstifts Rottenbuch aus. Ab 1806, mit der Übernahme der Station durch die Königliche Akademie der Wissenschaften war der ansässige Lehrer, als zweiter Beobachter, in der regel für die Morgenbeobachtung zuständig, während der Pfarrer die Beobachtungen mittags und abends übernahm. Beobachterwechsel wie 1843 und 1854 führten nach einer genauen Überprüfung der Originaltagebücher beim Luftdruck zu starken Unregelmäßigkeiten und bei der Bewölkungsmenge teilweise zu deutlichen Abweichungen, was auf Verwechslungen beim Eintragen einzelner Zeichen zurückzuführen ist, auf. Die Beobachtungen die durchweg von den Pfarrer durchgeführt wurden, waren gleichmäßiger.

1879 bis 2007

Beim Gerätewechsel im Oktober 1878 wurden die meisten ausgetauscht. Die Thermometerhütte blieb allerdings am Fenster unverändert. 1888 wurde diese, womöglich auf Wunsch von Pfarrer Bartmann, der seit 1886 den Beobachtungsdienst versah und mit der alten Hütte nicht ganz zu frieden war, dann überprüft. Es wurden Vergleichsmessungen mit der neuen, bayerischen Standard-Thermometerhütte aus weiß gestrichenen Zinkblech, was schwenkbar an einem Arm am Fensterstock angebracht wurde und beim Ablesen mit einen Faden herangezogen wurde, durchgeführt. Bartman legte Wert auf Vergleichsmessungen, rügte aber bereits im August 1888 die Vergleichshütte. Die Vergleichsmessungen wurden über ein Jahr bis in den Oktober 1889 fortgesetzt. Die Auswertung der Daten wurden vom Direktor der Centralanstalt persönlich vorgenommen. Das Ergebnis dabei war, dass die alte Hütte weiterhin verwendet werden konnte.

Bartmann führte auch Vergleichsmessungen zwischen dem Haarhygrometer und dem Psychrometer durch und meldete im Januar 1889 Fehlmessungen, wobei dies das Hygrometer bei geringer Feuchtigkeit aufwies. Daraufhin wurden alle Stationen der Centralstation angewiesen, das Haarhygrometer nur noch bei Feuchten oberhalb 70 Prozent zu verwenden. In München wurden daraufhin ebenfalls Vergleichsmessungen durchgeführt. Am 20. Mai 1889 ging ein Rundschreiben an alle Stationen, um die wegen eines Herstellersfehlers ungenau arbeitenden Geräte einzuschicken und zur Reparatur zu geben.

Ab dem Jahr 1879 weißt die Beobachtungsreihe nur eine kurze Unterbrechung am Ende des zweiten Weltkriegs auf. Von elf Tagen, vom 3. bis zum 13. Mai 1945 fehlen Daten, die allerdings durch Interpolation nach den Klimabeobachtungen von München, Augsburg, Füssen und privaten Wetteraufzeichnungen, unter Berücksichtigung der Wetterlage, geschlossen werden konnten. Gewisse Änderungen in der Beobachtungsreihe traten auf, als die Station am 1. Dezember 1936 vom Reichswetterdienst übernommen wurde, und die Betreuung der Station durch hauptamtliche Beobachter durchgeführt wurden. Eine weitere Änderung trat am 10. April 1940 auf, als die Station vom Klosterbau in das Gebäude des neuen Observatoriums verlegt wurde.

Nach der Stationsverlegung 1940 wurden zwei Jahre lang Vergleichsmessungen zwischen dam alten und dem neuen Standort durchgeführt, um eventuelle Unterschiede zwischen den beiden Standort zu erkennen. Teilweise wurde auch versucht, die ermittelten Unterschiede beim Zusammenschluss der Zeitreihen vor 1940 und nach 1940 anzugleichen, in der heutigen Zeit wird aber die die Zeitreihe ohne Homogenisierung gekoppelt. Die Stationsverlegung 1940 verursachte eine deutliche Änderung beim Luftdruck und zwar im Mittel einen Anstieg der Werte, was auf die geänderten Stationshöhe zurückzuführen ist.