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Thomas Middelhoff

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Thomas Middelhoff (* 11. Mai 1953 in Düsseldorf) ist ein deutscher Manager und seit dem 12. Mai 2005 Vorstandsvorsitzender des Essener Handelskonzerns KarstadtQuelle AG.

Leben

Thomas Middelhoff ist der Sohn eines Textilunternehmers. Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und promovierte danach am Institut für Marketing bei Prof. Heribert Meffert. In dieser Zeit wurde er Mitglied des Marketing Alumni Münster e.V., einem Ehemaligenverein der Marketingstudenten in Münster.

Laufbahn

Bereits während seines Studiums arbeitete er im Betrieb seines Vaters. Nach seinem Diplom bekam er eine leitende Position in der Middelhoff GmbH. Während dieser Tätigkeit promovierte er und ging 1986 zur Bertelsmann AG als Assistent der Geschäftsleitung der Graphischen Betriebe Mohndruck in Gütersloh. 1990 wurde er Vorstandsmitglied bei Bertelsman

Middelhoff erkannte früh das Potenzial der damals neuen digitalen Medien. So tätigte er für Bertelsmann zunächst kleinere Investments u.a. in die Berliner Firma Pixelpark. Später investiert er für Bertelsmann in den damals stark expandierenden Online-Dienst America Online (AOL). Ein Investment, welches sich in innerhalb weniger Jahre vervielfacht hat und auf Middelhoffs späteren Aufstieg zum Vorstandsvorsitzenden der Bertelsmann AG einen entscheidenden Einfluss hatte. Middelhoff war von Mai 1995 an Aufsichtsratmitglied von America Online (AOL) und wurde in dieser Zeit ein "enger Freund" von Steve Case, dem Gründer von AOL. 1995 ging AOL Europe mit der Bertelsmann AG das Joint Venture AOL Deutschland ein.

Von November 1998 bis Juli 2002 war Middelhoff Vorsitzender des Vorstandes der Bertelsmann AG. In dieser Zeit intensivierte das Unternehmen seine Internetaktivitäten, u. a. durch den Start (1999) des internationalen Medienportals BOL (Bertelsmann Online; das deutsche Portal wurde 2002 an buch.de, Münster, verkauft), sich aber auch alsbald aus Engagements zurückzog, etwa durch den (Rück-)Verkauf der Anteile an AOL-Europe (2000) an die mit Time Warner fusionierte AOL. Im Januar 2000 hatte Middelhoff zunächst einen Vorstandsposten bei AOL abgelehnt und sich anschließend auch aus dem Aufsichtsrat von AOL zurückgezogen. Die Trennung zwischen Middelhoff und Bertelsmann geht vermutlich zurück auf Differenzen mit Reinhard Mohn, dem "Firmenpatriarch" der Bertelsmann AG, über die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens. The Economist (14 April 2005, "Middelhoff's way") nennt den Verlust des Vertrauens der Eigner von Bertelsmann in Middelhoff:"(...) Mr Middelhoff, who made headlines himself in 2002 when he was forced out of Bertelsmann, a German media group, where as chief executive he clashed with the controlling Mohn family over his plans to take the firm public. Apparently, the family considered him far too interested in doing the bidding of financial types—an interest he has continued since June 2003 as a partner of Investcorp, a private-equity firm, scouting for acquisitions in Europe." Middelhoff erhielt eine Abfindung in Höhe von € 50 Millionen. Nachdem er Bertelsmann verlassen hatte, lösten sich seine vermeintlich genialen strategischen Entscheidungen bezüglich AOL und Napster in Luft auf: ein US-Gericht sprach Middelhoffs früheren Mitarbeitern für deren herausragende Rolle beim AOL-Deal eine hohe Entschädigung zulasten Bertelsmanns zu; Schadensersatzklagen der übrigen Music Majors gegen BMG wegen Napster führten bis heute zu Vergleichen, in denen Bertelsmann bzw. BMG einmal € 60 Millionen und ein anderes Mal € 100 Millionen gezahlt hat; weitere Klagen sind noch rechtshängig. Napster hingegen hat außer Verlusten und weiter bestehenden Haftungsrisiken für Bertelsmann nie einen Profit abgeworfen und gehört heute der Firma Roxio.

Ab Sommer 2003 koordinierte Middelhoff die Europageschäfte der Arabian Investment Banking Corporation (Investcorp), einer in London ansässigen Private-Equity Beteiligungsgesellschaft. Zu Investcorp gehören in Deutschland z.B. die Firmen Gerresheimer Glas und der TV-Kabel Anbieter Callahan. Auch die Apcoa Parking AG wurde durch die Investcorp 2004 übernommen, Middelhoff wurde von der Apcoa im Juli 2004 in den Aufsichtsrat bestellt.

Seit September 2003 ist Middelhoff auch Mitglied im Aufsichtsrat der New York Times Company und dort zuständig für das Compensation Committee.

Als Vertrauter von Madeleine Schickedanz wurde er Juni 2004 als Vorsitzender des Aufsichtsrates der KarstadtQuelle AG bestellt und übernahm im Mai 2005 den Posten des Vorstandsvorsitzenden, nachdem sich KarstadtQuelle in einer existenziellen Schieflage befand.

Middelhoff engagiert sich sehr stark für die Weiterentwicklung der Corporate Governance in Deutschland und fordert eine deutliche Professionalisierung in diesem Bereich. Seit Mai 2006 ist er Unterstützer und Mitglied im Beirat des Instituts für Corporate Governance (ICG) an der Universität Witten/Herdecke.

Im Juli 2006 übernahm Middelhoff auch den Vorsitz im Aufsichtsrat der Senator Entertainment AG.