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Oerlinghausen

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Oerlinghausen ist eine Bergstadt im Kreis Lippe in der Nähe von Bielefeld in Nordrhein-Westfalen, Deutschland.

Geografie

Geografische Lage

Die Stadt Oerlinghausen liegt im Teutoburger Wald, etwa in der Mitte zwischen Bielefeld und Detmold. Die Kernstadt ist überwiegend am Nordhang des Tönsberges gelegen, ebenso der Ortsteil Währentrup. Die Ortsteile Südstadt und Lipperreihe liegen in der Ebene südlich des Teutoburger Waldes, der Ortsteil Helpup nördlich davon.

Ausdehnung des Stadtgebiets

Das Stadtgebiet von Oerlinghausen umfasst 32,7 km², was 3.270 ha entspricht, von diesen entfallen 9,2 km² auf die Stadt Oerlinghausen, 13,46 km² auf die ehemalige Gemeinde Helpup und 10,04 km² auf die frühere Gemeinde Lipperreihe.

Die Ausdehnung des Stadtgebietes in Nord-Süd-Richtung beträgt sieben Kilometer, in Ost-West-Richtung fünf Kilometer.

Nachbargemeinden

Oerlinghausen grenzt westlich an die Bielefelder Stadtteile Sennestadt und Stieghorst, nördlich an die Gemeinde Leopoldshöhe, östlich an die Stadt Lage, südlich an die Stadt Schloß Holte-Stukenbrock und südöstlich an die Gemeinde Augustdorf.

Stadtgliederung

Blick auf Oerlinghausen

Folgende Ortschaften liegen in der Stadt.

  • Oerlinghausen
  • Lipperreihe
  • Helpup, mit den Ortschaften
    • Währentrup
    • Mackenbruch
    • Wellentrup

Eingemeindungen

Zum 1. Januar 1969 wurden die Gemeinden Lipperreihe und Helpup zu Oerlinghausen eingemeindet. Während dieser Schritt in Helpup durchaus auf Akzeptanz stieß, gab es in Lipperreihe erheblichen Widerstand. In einer dort durchgeführten Abstimmung sprachen sich über 90 Prozent der Bevölkerung gegen die geplante Angliederung aus. Letztlich klagte Lipperreihe gegen die Eingemeindung bis zu dem Verfassungsgerichtshof in Münster; dabei war das Ziel eine eigenständige Gemeinde mit Sennestadt, welche ihrerseits gegen die Eingemeindung nach Bielefeld klagte. Als Gutachter für Lipperreihe fungierte in dem Rechtsstreit Hans Bernhard Reichow. Unter anderem auch aufgrund der Lippischen Punktationen wurde die Klage verloren.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1895 2.300
1919 2.699
1933 3.473
1968 7.580
2004 17.443
Oerlinghausen Hauptstraße

Politik

Stadtrat

Der Stadtrat hat 32 Sitze, die sich nach der Kommunalwahl vom 26. September 2004 wie folgt zusammensetzten:

Parteien/Wählergemeinschaften Stimmen Sitze
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 35,4 % 11
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 34,9 % 11
Grüne Bündnis 90/Die Grünen 11,3 % 4
FDP Freie Demokratische Partei 10,9 % 4
FW Freie Wähler Oerlinghausen 7,4 % 2
Gesamt 100 % 32

Nach dem Übertritt eines Ratsmitglieds der CDU-Fraktion zu den Freien Wählern hat sich seit November 2006 folgende Verschiebung ergeben:

  • CDU: 10 Sitze
  • FW: 3 Sitze

Die übrige Sitzverteilung ist unverändert geblieben.

Wahlergebnisse

Die früheren Wahlergebnisse der Kommunalwahlen zum Stadtrat seit den Eingemeindungen von Lipperreihe und Helpup:

Parteien und Wählergemeinschaften 1999 1994 1989 1984 1979 1975 1969
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 36,9 % 42,4 % 41,3 % 43,6 % 48,6 % 50,2 % 47,3 %
CDU Christlich Demokratische Union 41,2 % 33,8 % 27,3 % 31,0 % 33,4 % 32,8 % 25,6 %
Grüne Bündnis 90/Die Grünen 10,8 % 12,9 % 14,3 % 11,8 % - - -
FDP Freie Demokratische Partei 11,1 % 11,0 % 17,1 % 13,6 % 13,2 % 16,3 % 27,1 %
Wählergruppen - - - - 4,2 % - -
Einzelbewerber - - - - 0,7 % 0,6 % -
Gesamt 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % 100 %

Bemerkenswert das starke Abschneiden der FDP bei der ersten Wahl nach den Eingemeindungen. Dies führte dazu, dass die FDP als zweitstärkste Fraktion - mit Unterstützung der CDU - den ersten Bürgermeister der erweiterten Stadt stellte.

Bürgermeister

Aktuelle Bürgermeisterin ist seit 1999 Dr. Ursula Herbort, die zuvor bereits Stadtdirektorin war. Sie ist parteilos, jedoch hat die CDU zu ihren Gunsten bei den Wahlen 1999 und 2004 auf einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten verzichtet. Bei ihrer Wiederwahl 2004 setzte sie sich gegen Dirk Becker durch.

Die Bügermeister Oerlinghausens seit Erteilung der Stadtrechte:

  • 1926–1933: August Reuter
  • 1933–1945: Friedrich Möller
  • 1945–1946: August Reuter
  • 1946–1965: Heinrich Kramer
  • 1965–1969: Heinrich Schildmann
  • 1969–1975: Konrad Dreckshage
  • 1975–1984: Erich Diekhof
 1984-1989: Horst Steinkühler
  • 1989–1999: Martin Weber
  • seit 1999: Ursula Herbort

Wappen

Die Wappenbeschreibung lautet: In Rot ein silbernes (weißes) Segelflugzeug. Im Schildfuß ein goldener (gelber) Dreiberg, belegt mit einer roten fünfblättrigen Rose mit goldenem (gelbem) Butzen und goldenen (gelben) Kelchblättern.

Städtepartnerschaften

Eine Partnerstadt von Oerlinghausen ist

Außerdem werden Städtefreundschaften gepflegt mit:

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bekannt ist die Stadt unter anderem durch das Archäologische Freilichtmuseum und den größten Segelflugplatz Europas.

Bauwerke

  • Die evangelisch-reformierte Pfarrkirche (auch Alexanderkirche genannt) ist eine dreijochige Hallenkirche mit 5/8-Schluss. Der heutige Bau entstand zwischen 1511 und 1514 nach einem größeren Brandschaden. Vom Vorgängerbau aus der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts wurden die Seitenschiffsmauern und der untere Teil des Westturmes übernommen. Bedeutendstes Austattungsstück ist der Orgelprospekt von 1688. Den Namen „Alexanderkirche“ erhielt sie vermutlich durch die gleichnamige Glocke „Sanderus“ (Alexander), die im Jahre 1547 von Johan Ahns gegossen wurde. Die etwa 1.500 Kilogramm schwere Bronzeglocke erklingt im Schlagton dis′ und hängt neben drei Gussstahlglocken in der Tonfolge h° - d′ - e′. Die Inschrift dieser Glocke stellt eine einmalige plattdeutsche Übersetzung des alten Glockenspruches „vivos voco, mortuos plango, fulgura frango“ dar.
Hünenkapelle
Hünenkapelle Innenansicht
  • Synagoge, Tönsbergstr. 4. Schlichter, durch kräftige Lisenen gegliederter Bruchsteinbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Er wird seit 1979 vom Kunstverein Oerlinghausen e .V. genutzt. Das ehemalige Bethaus ist eine der wenigen alten Synagogen im Gebiet Westfalen-Lippe, die weitgehend originalgetreu erhalten geblieben sind (siehe auch: Alte Synagogen in Nordrhein-Westfalen).
  • Die „Hünenkapelle“ (auch "Tönskapelle" genannt) auf dem Tönsberg. Von der mittelalterlichen Saalkirche, die innerhalb einer vorgeschichtlichen Ringwallanlage ("Sachsenlager") liegt, sind nur die Umfassungsmauern erhalten.
  • Villa, Detmolder Str. 20. 1913/14 im Stil des Architekten Hermann Muthesius errichtet. An der Schlussplanung war der Frankfurter Architekt H. A. E. Kopf beteiligt. Der zweigeschossige Bau wird außen durch abgetreppte Lisenen mit Mosaikverblendungen gegliedert.
  • Der ehemalige jüdische Friedhof wurde seit dem Ende des 17. Jahrhunderts von der jüdischen Gemeinde als Begräbnisstätte genutzt. Hier befinden sich noch zahlreiche ältere Grabsteine.

Museen

  • Archäologisches Freilichtmuseum Oerlinghausen mit rekonstruierten Häusern aus der Steinzeit bis ins frühe Mittelalter. Das Museum ist klein, ein Besuch lohnt jedoch. Neben Führungen wird auch ein museumspädagogisches Programm, wie der Wikingertag oder Handwerkskurse angeboten.

Infrastruktur und Wirtschaft

Schulen

  • Heinz Sielmann Schule Haupt-Real-Schule (Verbundschule)
  • Fröbelschule Oerlinghausen
  • Niklas Luhmann Gymnasium

Bundesweit in die Schlagzeilen, mit Artikeln etwa in Der Zeit [1], Focus usw. sowie Beiträgen etwa im WDR, geriet das Gymnasium 1997, als der Schulleiter Friedrich Mahlmann das Buch Pestalozzis Erben veröffentlicht. In dem Buch wird der Schulalltag persifliert; dabei gibt es offensichtliche Parallelen zwischen der fiktiven Stadt Rodenburg und Oerlinghausen. Von ehemaligen Lehrern, die sich in den Akteuren des Romans wiederentdecken, wird daraufhin - letztlich erfolglos - auf Entschädigung sowie gegen die weitere Verbreitung des Buches geklagt.

Verkehr

Luftverkehr

Oerlinghausen besitzt einen Segelflugplatz mit regem Motor- und Segelflugbetrieb und einer Segelflugschule. Der Segelflugplatz ist der größte Europas.

Schienen- und Busverkehr

Der Bahnhof Oerlinghausen in Leopoldshöhe-Asemissen liegt an der Begatalbahn (KBS 404). Er wird jeweils im Stundentakt, sonntags alle zwei Stunden, vom RE 82 „Der Leineweber“ (Altenbeken–) DetmoldLageBielefeld und weiter als RB 67 bis Münster sowie von der RB 73 „Der Lipperländer“ Lemgo–Lage–Bielefeld und weiter als RB 71 nach HerfordRahden bedient. Ein weiterer Haltepunkt der RB 73 befindet sich in Helpup.

Durchgeführt wird der Schienenpersonennahverkehr für den RE 82 von der NordWestBahn und für die RB 73 von der Eurobahn, die jeweils Diesel-Triebwagen vom Typ Bombardier Talent für Geschwindigkeiten bis zu 120 km/h einsetzen.

Im Straßenpersonennahverkehr bestehen direkte Busverbindungen nach Bielefeld, Lage (Lippe) und Bad Salzuflen. Eine Stadtbuslinie verbindet die Südstadt (Segelflugplatz) mit dem Bahnhof in Asemissen.

Holzheizkraftwerk

Straßen

Oerlinghausen liegt an der Bundesautobahn 2 und der Bundesautobahn 33.

Ansässige Unternehmen

In Oerlinghausen sind etwa 700 Unternehmen beheimatet, darunter jedoch ein Großteil Klein- und Kleinstbetriebe. Die bedeutendsten Oerlinghausener Unternehmen sind:

  • Hanning & Kahl GmbH & Co. KG

Das 1898 von Adolf Hanning und Wilhelm Kahl gegründete Unternehmen produziert im Wesentlichen Sicherheitstechnik für Schienenfahrzeuge. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden in dem - damals noch in Bielefeld ansässigen - Unternehmen auch Zwangsarbeitende eingesetzt.

  • Hanning Elektro-Werke GmbH & Co. KG

Im Jahr 1947 gründete Robert Hanning, ein Sohn von Adolf Hanning und zum damaligen Zeitpunkt bereits zehn Jahre in der Leitung der Hanning & Kahl-Werke die Hanning Elektro-Werke. Das Unternehmen produziert im Wesentlichen im Bereich der Antriebstechnik und beschäftigt heute rund 1.400 Mitarbeiter.

  • Isra Vision AG

Im Jahr 1959 wurde in Oerlinghausen die Sortiermaschinen GmbH im Unternehmensverbund der Feldmühle gegründet. Im Rahmen der Umgliederungen der Feldmühle wurde später daraus die eigenständige Lasor AG, die 2004 von der börsennotierten Aktiengesellschaft Isra Vision übernommen wurde. Der Unternehmenszweig hat weiterhin seinen Sitz in Oerlinghausen und agiert unter dem Namen Isra Vision Lasor.

  • Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG

Der Kernbereich der Oetker-Gruppe, die Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG hat in Oerlinghausen eine Produktionsstätte, in der hauptsächlich Müsli und Backmischungen gefertigt werden.

  • Gundlach

Seit 1965 produziert die Gundlach-Gruppe, Druck und Verlag, in einem Zweigwerk in Oerlinghausen.

Kliniken

In Oerlinghausen befindet sich die "Klinik am Hellweg", ein Fachkrankenhaus zur Rehabilitation suchtkranker Männer. Dort stehen 120 Therapieplätze vorwiegend zur Behandlung von Alkohol- beziehungsweise Medikamentenabhängigkeiten zur Verfügung. Die Klinik gehört zum Verbund des Evangelischen Johanneswerkes in Bielefeld.

Zudem existiert seit 1993 in Oerlinghausen die "Venomed-Klinik", eine Fachklinik für plastische Chirurgie und Phlebologie.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Stadt

Folgende Persönlichkeiten wurden in Oerlinghausen geboren:

Weitere Persönlichkeiten

Folgende Persönlichkeiten stammen nicht gebürtig aus Oerlinghausen, wirk(t)en aber hier:

Literatur

  • Michael Brocke, Aubrey Pomerance: Der jüdische Friedhof in Oerlinghausen. Eine bildlich-textliche Dokumentation. Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 1993, ISBN 3927085693
  • Uwe Gartenschlaeger, Jürgen Hartmann, Hans-Christoph Seidel: Eine rote Festung wird erobert - Der Nationalsozialismus in Oerlinghausen. Stadtverwaltung Oerlinghausen, Oerlinghausen 1986
  • Jürgen Hartmann: Eine gescheiterte Ehrenbürgerschaft. Oerlinghausen und Marianne Weber. In: Rosenland. Zeitschrift für lippische Geschichte. 2. Jahrgang, 2006, Ausgabe 4/2006, S. 26-28
  • Manfred Hellmann: Max und Marianne Weber in Oerlinghausen. "Diese Landschaft ist doch von ganz unglaublicher Schönheit". In: Der Minden-Ravensberger. 68. Jahrgang, 1996, S. 102-104
  • Karl Henke, Katharina Sitnikov-Peters: Ver-Gegenwärtigung. Der Ikonenkreuzweg in Oerlinghausen. Bonifatius, Paderborn 1994, ISBN 3870887311
  • Werner Höltke: Die "Tweten". Verträumte Stiegen und Gassen in Oerlinghausen. Thomas P. Kieper, Bielefeld 2002, ISBN 3-9803990-3-6
  • Stadt Oerlinghausen: Oerlinghausen - Geschichte und Geschichten. Oerlinghausen 1984
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  1. Sabine Etzold: Ein Schulleiter erzählt aus seinem leidvollen Alltag. Die Zeit, 35/1997.