Name
Namen sind Bezeichnungen, an die keine denotative Bedeutung gekoppelt ist (Es können aber Konnotationen ent- oder bestehen). Sie können Objekte, Personen oder Begriffe bezeichnen. Namen sind somit einer Person, einem Gegenstand, einer organisatorischen Einheit (z.B. einem Betrieb) oder Begriff zugeordnete Informationen, die etwas von etwas anderem unterscheiden sollen (Funktion der Identifikation, Namensklarheit). Sie sind eine künstliche Eigenschaft, die mit dem Bezeichneten zu diesem Zweck verbunden wird. Namen im engeren Sinne sind Eigennamen, die ein individuelles Wesen oder einen Gegenstand bezeichnen.
Darüber hinaus gelten im weiteren Sinne auch solche Bezeichnungen als Namen, die sich auf Personen oder Gegenstände mit gemeinsamen Merkmalen beziehen (Gattungsnamen). Im Kontext der Grammatik werden manchmal sogar alle Substantive als Namen bezeichnet (Nomen).
Das Herstellen und Verwenden (Erkennen) der Namen soll mit minimalem Aufwand möglich sein. Mit der wissenschaftlichen Erforschung von Namen beschäftigt sich die Onomastik. Die Herkunft von Namen versucht die Etymologie zu klären.
Die sprachlichen Eigenschaften von Namen werden in dem Artikel Eigenname dargestellt. Die ältesten bekannten Namen aus dem indoeuropäischen Sprachraum (Indogermanische Personennamen) waren zumeist zweigliedrig und bestanden aus zwei verschiedenen Wortstämmen. Aus ihnen entwickelten sich die meisten unserer Vornamen.
Personennamen (Anthroponyme)
Die Personennamen umfassen einerseits die Bezeichnungen für Einzelwesen (Vornamen und Familiennamen) und andererseits die Bezeichnung von Gruppen von Einzelwesen (Volksnamen und Stammesnamen).
Im deutschen Sprachraum hat sich seit dem 12. Jh. ein zweigliedriges Namensystem mit einem Individualnamen (Vorname, Rufname, Nebenname) und Familiennamen (Beiname, Nachname, Zuname) entwickelt. In anderen Ländern gibt es verschiedene Namensysteme. So verwendet man beispielsweise in Russland ein dreigliedriges Namensystem mit einem Vatersnamen. Solche mehrgliedrigen Namensysteme sind seit der Antike bekannt. Die Römer trugen ebenfalls drei Namen, bestehend aus Rufname, Sippenname und Beiname.
Die verschiedenen Namensysteme und die dazu geltenden gesetzlichen Regelungen sind aufgelistet in:
- Erich Mergenthaler und Heinz Reichard: Standesamt und Ausländer Frankfurt am Main 302006.
- Andrea und Silvio Brendler: Europäische Personennamensysteme. Ein Handbuch von Abasisch bis Zentralindisch Erscheint demnächst.
Geographische Namen
Großobkjektnamen (Makrotoponyme)
- Raumnamen (Choronyme): Erdteile-, Meeres-, Zonen-, Regions-, Wüsten-, Landschaftsnamen
- Gebirgsnamen (Oronyme)
- Insel- und Halbinselnamen
- Gewässernamen (Hydronyme): Meeres-, See-, Fluß-, Bach-, Kanal-, Sumpfnamen
- Wald- und Forstnamen, Reviernamen
- Ortsnamen (Toponyme/ Oikonyme): Stadt-, Dorf-, Burg, Stadtteil-, Ortsteilnamen
- Wüstungsnamen
- Gemeindeverbandsnamen
Raumnamen (Choronyme)
Nach Peter von Polenz unterteilen sich die Raumnamen in naturräumliche und politische Gebilde. Erstere umfassen Landschaften und Gebiete, letztere fest umgrenzte Räume (Bezirks- und Ländernamen). Bereits in frühester Zeit wurden Stammesbezeichnungen als Raumnamen verwendet. Beispielsweise ist der Name des Bundeslandes Sachsen aus dem gleichnamigen Stamm entstanden. Gleiches gilt für Bayern, Thüringen, Holstein und Hessen.
Gewässernamen (Hydronyme)
Die Gewässernamen sind die ältesten Zeugnisse unserer Sprache. Da insbesondere an den größten Flüssen die ersten Besiedlungen zu finden waren, wurden hier die ersten Gewässernamen vergeben. Daraus resultiert die Beobachtung, dass je größer ein Fluss, um so älter sein Name ist. Es wird zwischen stehenden und fließenden Gewässern unterschieden, wobei insbesondere die fließenden Gewässer im Mittelpunkt des Interesses der Forschung stehen.
In der Gewässernamenforschung haben Hans Krahe und dessen Schüler W.P. Schmidt die bis heute stark umstrittende Theorie der Alteuropäischen Hydronymie geprägt. Sie besagt, dass es Gewässernamen gibt, die außerhalb ihrer Einzelsprache in ganz Europa Entsprechungen besitzen, wodurch die Existenz einer voreinzelsprachlichen, indogermansichen Sprache belegt werden soll. Ein Beispiel hierfür ist die Isere in Südfrankreich - Iser/Jizera in Tschechien - Isar in Deutschland - Ijessel in der Niederlande.
Ortsnamen (Toponyme)
Die Ortsnamenforschung beschäftigt sich im Besonderen mit den Strukturen, der Entstehung, dem Wandel und dem Verlust von Siedlungsbenennungen. Sie geht dabei diachronisch vor, indem sie von der heutigen Ortsnamenform ausgehend Belege sammelt und mit Hilfe derer versucht, den ursprünglichen Namen zu rekonstruieren. Anhand dieser Grundform kann die Etymologie des Namens bestimmt werden. Unterschieden wird dabei nach Bildungsweise der Orte und sprachlicher Zugehörigkeit.
Kleinobjektnamen (Mikrotoponyme)
- Örtlichkeitsnamen: Gelände-, Verkehrswege-, Berg-, Talnamen
- Flurnamen: Gewann- und Parzellenamen, Ackerbau- und Viehwirtschafts-, Weidewirtschaftsnamen
- Straßennamen (Hodonyme): Straßen-, Gassen-, Platznamen
- Bergbaunamen: Zechen- und Schachtnamen
Flurnamen
Flurnamen sind sprachliche Zeichen, die der Orientierung im Raum, zur Identifizierung sowie Individualisierung von Objekten kleinerer landschaftlicher Einheiten dienen. Dazu gehören: Äcker, Wiesen, Spezialkulturen (Reben, Hanfgärten), Hecken, Wälder, Berge, Täler, Alpen, Felsen, Bäche, Flüsse, Seen, Quellen, Brunnen, Wege, Gassen, Grenzen und Gewerbeanlagen (Köhlereien, Mühlen, Stampfwerke). Flurnamen bezeichnen demnach die unbesiedelten Teile einer Landschaft. Aufgrund ihrer geringen kommunikativen Reichweite werden sie auch als Mikrotoponyme bezeichnet. In der Forschung ist umstritten, ob Objekte innerhalb von Siedlungen den Flurnamen zuzurechnen sind oder nicht. In Bezug auf Bildungsweise und sprachlicher Zugehörigkeit sind sie den Ortsnamen vergleichbar.
Eine gute Einführung in die Flurnamen bietet das Werk:
- Ulrich Scheuermann: Flurnamenforschung Melle 1995.
Straßennamen (Hodonyme)
Straßennamen dienen der Orientierung in einer Stadt. Sie werden unterteilt in längliche Gebilde (Prodonyme) und Plätze (Agoronyme). Sie sind im Mittelalter entstanden. Seit dem werden sie oft zu politischen Zwecken genutzt, wobei man sich heute zunehmend um zeitlose Namen bemüht. Hierzu gibt es für die Kommunen Arbeitshilfen, vor allem um Doppelbenennungen oder gleichklingende Namen zu vermeiden. Im Zuge dieser neuen Benennungssituation sind zunehmend hodonymische Felder entstanden. Das bedeutet, dass zusammenhängende Gebiete nach einheitlichen Gesichtspunkten benannt werden, bspw. nach Komponisten, Blumen oder Planeten.
Ereignisnamen
- Politische Ereignisnamen: Volksbewegungen, Revolutionsnamen, Kriegsnamen, Konfliktnamen
- Feier- und Festtagsnamen
- Epochennamen
- Naturereignisnamen
Instituionsnamen
- Verwaltungsbereichsnamen: Staats-, Landes, Provinz-, Bezeirks-, Kreisnamen
- Arbeits- und Bildungsstättennamen
- Erholungsstättennamen
- Gedenk- und Kulturstättennamen
Produktnamen (Ergonyme)
- Gebäudennamen, Hausnamen, Hofnamen
- Verkehrsmittelnamen
- Warenzeichennamen
- Warennamen (Ökonyme)
- Mediennamen
- Bücher- und Zeitschriftennamen
- Produktionsverfahrensnamen, Technologienamen
Haus- und Hofnamen
Bevor im 18. Jh. nach französischem Vorbild Hausnummern eingeführt wurden, waren die Haus- und Hofnamen ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal in den Städten. Sie teilten die Städte in Viertel und trennten sie von den Vorstädten und Dörfern. Vor allem die öffentlichen Bauten erhielten Titel, sowie Kaufhäuser und Mietshäuser mit entsprechendem Standard. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Verwendung von Haus- und Hofnamen stark zurück, und ist nur noch in sehr ländlichen, wenig dicht besiedelten Gebieten üblich.
Warennamen (Ökonyme)
Zu den Warennamen gehören Artikelnamen, Markennamen und Firmennamen. Sie müssen bestimmte Informationen an den Käufer übermitteln, sei es über den Hersteller, den Herstellungsort, den Stoff des Produkts, die Eigenschaften des Produkts, den Verwendungszweck oder die Wirkungsweise.
Sie sind insofern eine besondere Gruppe, als dass die Namen zu Gattungsbegriffen werden können. Als Beispiel sei hier das Tempotaschentuch genannt, das ursprünglich die herstellende Firma betitelte und nun im alltäglichen Sprachgebrauch das Papiertaschentuch betitelt.
Die Warennamen sind urheberrechtlich geschützt. Die gesetzlichen Bestimmungen dazu, sind nachzulesen in:
- Volker Ilzhöfer: Patent-, Marken- und Urheberrecht München 2002, 5. Auflage.
Mediennamen
Die Namen für die verschiedenen Medien sind durch gesetzliche Regeln definiert und geschützt. Mit der Firma wird ein bestimmtes Unternehmen namentlich gekennzeichnet und somit individualisiert.
Sie sind die Namen, die am stärksten Modeerscheinungen unterworfen sind. Die Marketinganforderungen an einen Mediennamen sind:
- er muss sich von denen der Wettbewerber unterscheiden
- er muss einen Neuigkeitseffekt auslösen
- er muss den neuen Wert kommunizieren
- er muss unverwechselbar attraktiv sein
- er muss schutzfähig (Kennreichenrecht) sein.
Entsprechende gesetzliche Bestimmungen finden sich bei:
- Volker Ilzhöfer: Patent-, Marken- und Urheberrecht München 2002, 5. Auflage.
Namen für Handlungen
- Tanz- und Spielnamen
Namen für Gedankliches
- Literarische Namen
- Planungen
- Kunstnamen
Kunstnamen
In der Kunst spielen Namen eine wichtige Rolle. Mit dem eigen- oder Künstlernamen einen "Namen" zu erarbeiten, ist eine der größten Motivationen der meisten Künstler. Mit der Bekanntheit des eigenen "Namens" steigt auch der Wert seiner angebotenen Kunst.
Salvador Dalí ging gegen Ende seiner Karriere spielerisch mit seinem Namen um. So signierte er weiße Blätter und verkaufte diese. Den Käufern stand es frei, ein Bild zu malen, das den Namen Dalí trug. Einen anderen Ansatz verfolgt das Kunstprojekt "1111namen.com". Da wird jeder beliebige Name Teil des Gesamtwerkes.
Musikalische Namen
- Instrumentennamen
- Kompositionsnamen
Sonstige Namen
- Tier- und Pflanzennamen
- Himmelskörper- und sphärennamen (Kosmonyme)
- Gegenstände
Tier- und Pflanzennamen
Tiere, zu denen Menschen eine besondere Beziehung aufbauen, erhalten sehr oft Namen, die menschlichen Namen entsprechen. In Märchen, aber auch in Erzählungen der Neuzeit, haben Tiere oft Namen.
Dagegen ist die schon seit der Antike nachweisbare, von Carl von Linné in unserer heutigen Form eingeführte Nomenklatur nicht im engeren Sinn "Name", sondern bezieht sich meist auf Eigenschaften, die in die Gattungsnamen eingearbeitet werden. Diese Eigenschaften können sowohl Organe, Aussehen, als auch Fundorte beschreiben. Des Weiteren werden auch teilweise Personen gewürdigt, die die Art als erste beschrieben haben bzw. geehrt werden sollen. Deutsche Tier- und Pflanzennamen werden nach ähnlichen Gesichtspunkten gebildet, beruhen jedoch nicht grundsätzlich auf Binominalität.
Eine weitere Form der Tier- und Pflanzennamen sind Benennungen von Zuchtformen, also von willentlich erzeugten Kreuzungen bzw. Hybriden von Tieren und Pflanzen. Die Namensgebung erfolgt meist durch die Züchter, die ihre Erzeugnisse oft nach sich selbst oder dem Zuchtort benennen. Allerdings werden vor allem Zuchtpflanzen häufig nach berühmten Persönlichkeiten (z. B. Herrschern) benannt.
Gegenstände
Auch Gegenstände hatten oder haben Eigennamen, dies ist in verschiedenen Kulturen üblich. So führten etwa bei den Germanen einzelne Schwerter (z.B. Siegfrieds Schwert „Balmung“) oder Helme Namen, heute noch Autos (z. B. die „Grüne Minna“), Schiffe, Eisenbahnzüge, Puppen oder Spieltiere.
Zitate
- „Der Name ist nicht alles, aber ohne guten Namen ist alles nichts.“ - (Karl-Heinz W.Smola, Trend- und Zukunftsforscher)
- „Ein guter Name ist mehr wert als Reichtum“ - (Miguel de Cervantes, spanischer Schriftsteller)
- „Nomen est omen.“ - (lateinisches Sprichwort)
- „Namen sind Schall und Rauch.“
- „Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.“ - (Victor von Hase, Jurist)
Siehe auch
- Begriff, Wort
- Trivialname, Benennung, Bezeichnung, Buchtitel, Identifizierung, Firma
- Namenszusatz, Paragramm, Titel, Zuordnung
- Namensrecht, Markenartikel, Wappen, Zirkel (Studentenverbindung)
- Patronym
- Top Level Domain
Literatur
- Andrea und Silvio Brendler: Namenarten und ihre Erforschung. Ein Lehrbuch für das Studium der Onomastik Hamburg 2004
- Andrea und Silvio Brendler; Namenforschung morgen: Ideen, Perspektiven, Visionen Hamburg 2005
- Ernst Eichler: Namenforschung. Ein internationales Handbuch zur Onomastik, mehrbändiges Werk, München - New York
- Hartwig Kalverkämper: Eigennamen in der Fachkommunikation: Onomastik der Moderne - eine moderne Onomastik? Hamburg 2006
- Gerhard Koß: Namenforschung. Eine Einführung in die Onomastik Tübingen 32002
- Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im gesamten deutschen Sprachgebiet München 42003
- Rudolf Schützeichel und Matthias Zender: Namenforschung Heidelberg 1965
Weblinks
- Gesellschaft für deutsche Sprache
- Gesellschaft für Namenkunde e.V.
- Namenforschung - Onomastik.com
- Sammlung ausgefallener Personen- und Ortsnamen