Innenministerium der UdSSR

Die Aufgaben eines Innenministeriums der UdSSR wurden nach der Oktoberrevolution 1917 von dem Volkskommissariat des Inneren wahrgenommen.
NKWD: Als Bezeichnung setzte sich die Abkürzung NKWD = Narodny Kommissariat Wnutrennich Djel (russ. НКВД = Народный комиссариат внутренних дел
;) durch, die bis 1946 gebräuchlich war.MWD: 1946 wurden in der UdSSR für Volkskommissar die Bezeichnung Minister eingeführt. Das Ministerium für innere Angelegenheiten (russ. Министeрство внутренних дел) führte nun die Abkürzung MWD.
Entwicklung und Aufgaben
Zur Zarenzeit
Bereits Zar Alexander I. hatte 1802 ein Ministerium für innere Angelegenheiten geschaffen, das für die Polizei, die im Inland tätigen Wachmannschaften und für die Aufsicht über die Regierungsbehörden verantwortlich, mithin eine der einflussreichsten Institutionen des Zarenreichs, war. Zudem fiel die Verwaltung des Gefängniswesens, die Brandbekämpfung, das staatliche Postwesen, die Verwaltung des staatlichen Besitzes, das Bauwesen, die Unterhaltung der Straßen, das Medizinalwesen, der Klerus, die Verfügung über die natürlichen Ressourcen und die den Adel betreffenden Fragen unter seine Zuständigkeit. Viele dieser Aufgaben wurden um die Mitte des 19. Jhs. zunehmend von eigenständigen Behörden wahrgenommen, sodass hauptsächlich die Fragen der inneren Sicherheit in den Mittelpunkt rückten, die mit dem Anwachsen anarchistischer und sozialistischer Bewegungen auch dringender wurden. Geheimdienstliche Aufgaben wurden von 1881 bis 1917 von der Ochrana wahrgenommen, die dem MWD unterstellt war, daneben wurde auch eine eigene Abteilung zur Spionageabwehr eingerichtet.
Nach der Oktoberrevolution
Die in der Oktoberrevolution siegreiche Bolschewiki ging jedoch bald daran, selbst eine entsprechende Verwaltungsstruktur zur Wahrung der inneren Sicherheit aufzubauen. Die Aufgaben des zaristischen MWD übernahm dabei das Volkskommissariat für innere Angelegenheiten (NKWD), das damit faktisch eine Fortführung des MWD unter neuer Führung war.
Am 20. Dezember 1917 wurde auf Beschluss der Partei unter der Leitung von Felix Dserschinski daneben der sowjetrussische Staatsicherheitsdienst mit der Bezeichnung „WeTscheKa“ (russisch ВЧК) gegründetet. Die Tscheka, welche die Bolschewisten als „den bewaffnete Arm der Diktatur des Proletariats“ bezeichneten, wurde hauptsächlich zur Bekämpfung der Opposition, der Konterrevolution, und für ausländische Geheimdienstaktivitäten eingesetzt. Diese Organisation wurde vielfach umbenannt (GPU, OGPU, GUGB, NKGB, MGB, KGB)
Der schon seit dem Ersten Weltkrieg existierende, aber weithin unbekannte Geheimdienst der Streitkräfte war die GRU (Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije).
Im Laufe der Jahre hat der Polizeiapparat der Sowjetunion mehrere Teilungen und Fusionen durchgemacht. Zeitweise unterstanden dem NKWD auch die russische Miliz und die Sicherheitsdienste mit der Geheimpolizei der UdSSR (Siehe dazu die Aufstellung).
Im März 1946 wurden alle Volkskommissariate in Ministerien umbenannt, das NKWD erhielt demnach die alte Bezeichnung MWD zurück. Umbenannt wurde auch das dem NKWD unterstellte Volkskommissariat für Staatssicherheit (NKGB), das nunmehr Ministerium für Staatssicherheit (MGB) hieß.
Nach Stalins Tod
Lawrenti Pawlowitsch Berija ordnete unmittelbar nach Josef Stalins Tod im März 1953 die Verschmelzung von MWD und MGB an, um an der Spitze der so geschaffenen Organisation eine möglichst umfassende Macht im Erbfolgekampf gegen Regierungschef Georgi Malenkow und Parteichef Nikita Chruschtschow zu erlangen. Wenig später, im Juni 1953, wurde Berija allerdings auf Betreiben Chruschtschows gestürzt, das "Superministerium" wurde wieder aufgeteilt, wobei dem MWD die Polizeifunktionen und dem jetzt KGB genannten vormaligen MGB als Staatssicherheitsdienst die Aufgaben einer Geheimpolizei zugeordnet wurden.
1960 ordnete Chruschtschow im Rahmen einer Verwaltungsreform, die gegen eine allzu starke zentrale Bürokratisierung gerichtet war, aber die Kompetenzen der Einzelrepubliken stärken sollte, die Auflösung des MWD der UdSSR an. In der russischen Unionsrepublik übernahm diese Aufgaben ab 1962 das so genannte Ministerium zur Sicherung der öffentlichen Ordnung.
Leonid Iljitsch Breschnew, stets ein Gegner der Chruschtschowschen Reformen, machte auch diese Aktion wieder rückgängig und schuf im Juli 1966 wieder ein gesamtsowjetisches Innenministerium, das Allunionsministerium zur Sicherung der öffentlichen Ordnung, dem Nikolai Schtschjolokow vorstand und das 1968 den alten Namen MWD wiedererlangte. Zu den Aufgaben des MWD gehörte auch der Kampf gegen Wirtschaftskriminalität, wozu in sowjetischer Zeit jede Form eigenständigen Unternehmertums zählte. Allerdings galten weite Teile der MWD-Führung selbst als korrupt bzw. von Schattenwirtschaft und kriminellen Banden beeinflusst. Die Mitte der 80er Jahre einsetzende Perestroika- und Glasnost-Politik sollte auch in diesem Bereich für mehr Transparenz und Reformen sorgen.
Das russische MWD heute
Nachdem Breschnew das MWD der russischen Unionsrepublik zwischenzeitlich aufgelöst hatte, wurde es 1990 wieder errichtet. Nach der Auflösung der UdSSR wurde es, neben den Innenministerien der übrigen Nachfolgestaaten der UdSSR, Rechtsnachfolger des Unions-MWD.
Heute ist das MWD zuständig für die Militsiya (also die regulären Polizeikräfte), für die Aufsicht über die Staatsstraßen, sowie für die rund 250.000 Mann der Inneren Truppen, die für Notfälle, innere Konflikte und den Schutz des Nukleararsenals zuständig sind.
Der russische Inlandsgeheimdienst ist heute der FSB (Federalnaja Sluschba Besopasnosti), der aus dem KGB hervorging. Der Geheimdienst in Weißrussland trägt weiterhin die Bezeichnung KGB.