Kinothek
Eine Kinothek (Kunstwort aus Kino und Bibliothek) ist eine Einrichtung, die der frühen Stummfilmmusik entstammt und ihren Anfang um 1910 hat. In ihr wurde Notenmaterial nach Kriterien des Musikcharakters sortiert aufbewahrt.
Neben improvisierter und speziell für den Film komponierter Musik (original Filmmusik) wurden zum Stummfilm auch präexistierende (bestehende) Musiken verwendet. Solche Musik wird in die Bereiche Compilation (lat. Zusammenstellung) und Illustration unterteilt. Sie ist vor allem klassisch und erstreckt sich über viele Sparten wie Salonstücke, Potpourris, Fantasien, Opernparaphrasen, Ouvertüren, Märsche, Tänze und andere.
Allen diesen Stücken wurde eine dramaturgische Situation zugewiesen, die in einem Film vorkommen kann (Heiterkeit, Liebe, Verfolgung u.a.). Für die meisten Filme dieser Zeit wurde keine Musik vorgegeben. So musste der Dirigent des Kino-Orchesters die Stücke selbst aussuchen und konnte bequem auf die Kinothek zurückgreifen, nachdem er einen Blick in den Film geworfen hatte, um abzuschätzen, was für Musik dazu passen könnte. Diese Vorgehensweise wurde jedoch bald von der speziellen Komposition zu Filmen (original Filmmusik) abgelöst, da sie nicht besonders attraktiv war.