Geschichte Rostocks

Kolorierter Kupferstich: Franz Hogenberg (1597)

Radierung: Wenzel Hollar (1624/25)
Die Geschichte Rostocks beschreibt die Entwicklung Rostocks von einer Wendensiedlung an der Warnow bis zur modernen Großstadt, die als das wirtschaftliche Zentrum von Mecklenburg-Vorpommern gilt. Die Stadt hatte von ihrer Gründung 1218 bis heute eine wechselvolle Geschichte. Von einer in der Hansezeit prosperierenden Handels- und Universitätsstadt, einer Industrie- und Werftstadt im 19. und 20. Jahrhundert, den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und dem anschließenden Wiederaufbau, der Zeit in der DDR mit einem immensen Zuwachs an Einwohnern, führte die Entwicklung zur heutigen modernen, auf Hafen, Tourismus und Wissenschaft setzenden Stadt.
Mittelalter
Vorgeschichte
Schon lange vor der eigentlichen Gründung der Stadt Rostock war der Raum um die Unterwarnow ein Seehandelsort von überregionaler Bedeutung. Nach germanischer Besiedlung bis zur Mitte des ersten Jahrtausends unserer Zeit gründeten slawische Stämme einen Handwerker- und Handelsplatz.
Slawische Fürstenburg
Spätestens im 12. Jahrhundert existierte in den Niederungen des rechten Warnowufers, auf der späteren Petribleiche, eine slawische Fürstenburg der zum Stamm der Liutizen gehörenden Kessiner mit einer frühstädtischen Marksiedlung. Noch in Quellen des 13. Jahrhunderts wurde dieser Handwerker- und Handelsplatz als „Wendische Wik“ bezeichnet.
Die möglicherweise erste Erwähnung Rostocks ist die isländische Knýtlinga-Saga, in der von der Landung Knuts des Großen (994/995-1035) bei Raudstokk berichtet wird, womit allerdings auch die Odermündung gemeint sein kann. Als erster sicherer Beleg Rostocks gilt die Chronik Gesta Danorum des Dänen Saxo Grammaticus (um 1200).[1] Darin wird berichtet, wie 1160 der Abodritenfürst Niklot im Abwehrkampf gegen den Sachsenherzog Heinrich den Löwen wenige Kilometer südlich von Rostock bei der Burg Werle fiel. Nikolets Söhne Pribislaw und Wertislaw wurden aus dem Abodritenland vertrieben und im folgenden Jahr zerstörte der mit den Sachsen verbündete dänische König Waldemar I. die slawische Fürstenburg Rostock (urbs roztoc).
Eroberung durch Heinrich den Löwen
Andere frühe Chroniken sind die Slawenchroniken von Helmold von Bosau (um 1170) und von Arnold von Lübeck (um 1210). 1167 unterwarf sich Pribislaw nach diesen Quellen Heinrich dem Löwen und wurde daraufhin von ihm mit einem großen Teil Westmecklenburgs belehnt, jedoch ohne die Grafschaft Schwerin. So konnte er einen großen Teil der Herrschaft seines Vaters zurück erlangen und errichtete um 1170 die Burgen Mecklenburg, Ilow und Rostock. Allmählich entwickelte sich Rostock zu einem zweiten Schwerpunkt des Landes Mecklenburg neben der nahegelegenen Burg Kessin.
Nach einer gemeinsamen Pilgerfahrt 1172 nach Jerusalem von Heinrich und Pribislaw vermählte Heinrich eine seiner Töchter mit Pribislaws Sohn, Borwin I. (1178-1227). Während Pribislaw also seine Herrschaft durch ein hohes Maß an Weitsicht sicherte, entwickelte sich später zwischen seinem Sohn Borwin I. und Nikolaus I., dem Sohn Wertislaws, ein Konflikt um die Herrschaftsnachfolge, die bis zum offenen Krieg führte. Ein Siegel aus dieser Zeit zeigt Nikolaus als Fürsten von Rostock (nicolaus de roztoc), als reitenden Krieger mit Schwert.
Deutsche Siedlung und Stadtwerdung


Nachdem 1160/61 die Fürstenburg Rostock zerstört worden war, wurden die Burg und ein Handwerkerwiek wahrscheinlich rechts der Warnow wieder aufgebaut. Noch im 12. Jahrhundert hatten sich aber auch auf dem hochgelegenen linken Warnowufer Handwerker und Kaufleute niedergelassen, darunter Holsteiner, Sachsen, Westfalen, Dänen und Slawen. Diese Siedlung auf dem Hügel um die spätere Petrikirche und den Alten Markt bildete den Ausgangspunkt der Stadtwerdung Rostocks. Die erste urkundliche Erwähnung Rostocks stammt vom Jahre 1189, als Nikolaus den Mönchen des 1186 gegründeten Klosters Doberan Zollfreiheit auf dem Rostocker Markt gewährte. Die Erwähnung einer Clemens-Kirche mit deutschem Priester weist dabei auf die Christianisierung der Siedlung hin.
Nach der Bestätigung des lübischen Stadtrechts durch Heinrich Borwin I. vom 24. Juni 1218 folgte eine Erweiterung der Siedlung nach Süden mit der Nikolaikirche als Mittelpunkt. 1232 wird die Marienkirche erstmals urkundlich als Pfarrkirche einer selbständigen Siedlung erwähnt,[2] die sich westlich, jenseits eines Warnowzuflusses („Grube“), an die ältere Stadt anschloss und über einen eigenen Markt und ein Rathaus verfügte. Nach weiterer Ausdehnung in Richtung Westen über die „Faule Grube“ als weitere natürliche Begrenzung entstand um 1252 die Neustadt als vierte eigenständige Siedlung, deren Mittelpunkt die Jakobikirche war. In den Jahren 1262 bis 1265 vereinigten sich schließlich die Stadtzellen und der mittlere Siedlungskern wurde nun zum Verwaltungszentrum der Stadt, in dem der Stadtrat und das Gericht ihren Sitz hatten und das Rathaus nach Lübecker Vorbild erbaut wurde.
Während die Fürstenburg und die wendische Siedlung rechts der Warnow ihren Niedergang erlebten, wuchs der städtische Bereich auf der linken Warnowseite bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts so rasant an, dass der beanspruchte Raum bis in das frühe 19. Jahrhundert nicht mehr erweitert werden musste. Auch zwei Stadtbrände 1250 und 1265 konnten diesen Aufschwung nicht unterbrechen. Gestärkt wurde die Stellung Rostocks durch die Erwerbung von Rechten, wie das Fischereirecht auf der Unterwarnow, und den Kauf der Rostocker Heide, die als riesiger Stadtforst den enormen Holzbedarf deckte und Platz für die umfängliche Schweinemast Rostocks bot.
Gleichzeitig entwickelte sich die Stadt zum Zentrum der Herrschaft Rostock. Die Straßennamen „Amberg“ an der Petrikirche und „Burgwall“ bei der Marienkirche scheinen darauf hinzuweisen, dass befestigte landesherrliche Höfe in der Stadt angelegt wurden. Die dänische Lehnshoheit über Mecklenburg, die Waldemar II. 1214 Kaiser Friedrich II. abgerungen hatte, endete 1227 nach der Schlacht bei Bornhöved und dem Tod Heinrich Borwins II. 1229 wurde das Land durch die mecklenburgische Hauptlandesteilung unter dessen Söhnen aufgeteilt und Heinrich Borwin III. wurde Territorialherr über die Herrschaft Rostock.
Der rasante Aufstieg Rostocks zur bedeutendsten Stadt Mecklenburgs ging im 13. Jahrhundert mit dem Schwinden der Landes- und Stadtherrschaft der Herren von Rostock einher, während gleichzeitig im Deutschen Reich die Macht des Königs zur Zeit des Interregnums 1254-1273 auf einem Tiefpunkt angelangt war. Der Vogt verlor zunehmend an Gewicht gegenüber dem Stadtrat, der aus einem exklusiven Kreis ratsfähiger Geschlechter der wohlhabenden Kaufmannschaft gebildet wurde. Ab 1289 sind Bürgermeister nachweisbar.
Während die Burgwälle der landesherrlichen Burgen in und um Rostock abgetragen wurden, errichtete Rostock eine steinerne Stadtmauer, die eine Fläche von ca. 1 km² umschloss und sieben Meter hoch und bis zu einem Meter breit war. In drei Metern Höhe konnten im Bedarfsfall hölzerne Wehrgänge angelegt werden. Zur Stadtbefestigung gehörten 22 Stadttore, von denen heute noch das Steintor, das Kröpeliner Tor, das Mönchentor und das Kuhtor existieren. Wie sehr Rostock auf den Seehandel ausgerichtet war, ist daran zu erkennen, dass mehr als die Hälfte der Stadttore auf die Hafenanlagen an der Unterwarnow ausgerichtet waren.
Hansestadt

Mit dem Erwerb des Seehafens bei Warnemünde 1264 und der Hundsburg bei Schmarl 1278 erhielt Rostock den erstrebten freien Zugang zur zwölf Kilometer entfernten Ostsee. Bereits 1251 hatte Rostock vom dänischen König Abel die gleichen Handelsprivilegien wie zuvor schon Lübeck erhalten und noch ehe sich die drei Siedlungen zu einer Stadt vereinigt hatten, schloss Rostock 1259 ein Bündnis mit den Ratsherren der Städte Lübeck und Wismar. Der Rostocker Landfrieden 1283 zwischen Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, Stettin, Demmin und Anklam gegen einige Fürsten, wie den Markgrafen von Brandenburg, markiert den Beginn des Wendischen Quartiers innerhalb der Hanse.
1323 hatten die Bemühungen, das Städtchen (oppidum) Warnemünde ganz zu erwerben, endlich Erfolg. 1325 erwarb die Stadt das Münzrecht von Heinrich II. und wurde zeitweilig Mitglied des Wendischen Münzvereins. Darüber hinaus erlangte Rostock 1358 die volle Gerichtsbarkeit. Damit stand Rostock an der Schwelle zur freien Stadt, der letzte Schritt dazu sollte jedoch nie gelingen. Die Hansestadt war auf dem Gipfel ihrer Autonomie und ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Blüte, zumal die innerstädtischen Auseinandersetzungen zwischen den Erhebungen von 1314 und 1408 ruhten und die Herzoge von Mecklenburg dieser Zeit Förderer der Stadt waren. Mit etwa 14000 Einwohnern um 1410 wurde Rostock in Norddeutschland nur von Lübeck, Hamburg und Bremen übertroffen.[3]
Von großer Bedeutung für den hansischen Handel Rostocks waren die Rigafahrer und der Heringshandel auf der Schonischen Messe auf der Halbinsel Skanör-Falsterbo in Schonen, wo Rostock eine eigene Vitte unterhielt. Hinsichtlich des Handels mit Norwegen konzentrierte sich Rostock im Gegensatz zu Lübeck nicht so sehr auf das Kontor Bryggen in Bergen, sondern auf die Kontrolle der Niederlassungen in Oslo und Tønsberg. Große Bedeutung hatte daneben anfangs die Gotlandfahrt nach Visby, weniger ausgeprägt waren dagegen die Verbindungen zum Hansekontor in Brügge und dem Londoner Stalhof im Westen sowie dem Peterhof in Nowgorod im Osten. Das einzige eigene Produkt, das Rostock im großen Stil ausführte, war Bier.
Unter den wendischen Städten, dem Kern der Hanse, nahm Rostock neben Stralsund die Rolle der bedeutendsten Stadt hinter Lübeck ein. Häufig tagten Hansetage an der Warnow und Rostocker Ratsherren übernahmen oft wichtige diplomatische Missionen für die Hanse. Besonders der langjährige Bürgermeister Arnold Kröpelin († um 1394) tat sich hier hervor. In allen großen Unternehmungen der Hanse, wie dem ersten und zweiten Krieg mit Dänemark, war Rostock maßgeblich beteiligt. Mitunter handelte die Stadt aber auch gegen die Politik der Hanse, etwa als sie Ende des 14. Jahrhunderts gemeinsam mit Wismar die Vitalienbrüder unterstütze. Auch wenn Rostock häufig zwischen den Interessen der Hanse und Rücksichtnahme auf den mecklenburgischen Fürsten lavieren musste, nahm die Stadt bis zum letzten Hansetag 1669 eine führende Rolle in dem Städtebündnis ein.
Krisen, Auseinandersetzungen und Unruhen

Seit Ende des 13. Jahrhunderts führte die soziale Ausdifferenzierung der Stadt zu Krisen und Machtkämpfen zwischen den Patrizierfamilien und der übrigen Stadtbevölkerung. Im 15. und 16. Jahrhundert kam es wiederholt zu Unruhen und Aufständen gegen den Stadtrat. Wiederkehrende Forderungen waren die Zusammenfassung der Forderungen und Rechte der Bürgerschaft in „Bürgerbriefen“ und Einfluss der Handwerker auf die Zusammensetzung des Rates. Die erste gedruckte Rostocker Stadtchronik von Peter Lindenberg berichtete Ende des 16. Jahrhunderts von sechs großen „Tumulten“. Die Schwäche der Herren von Rostock weckte zudem das Interesse der benachbarten Fürsten an der blühenden Stadt.
Zu ersten innerstädtischen Auseinandersetzungen, in deren Folge die üblicherweise lebenslang amtierenden Ratsherren abgesetzt und durch neue aus dem gleichen Kreis ratsfähiger Familien ersetzt wurden, kam es 1286/87. Schwerer waren die Aufstände der Bürgerschaft gegen den Rat zwischen 1298 und 1314. Durch Kriegshandlungen des letzten Herren von Rostock, Nikoloaus, genannt „das Kind“, gegen den Markgrafen von Brandenburg und andere Fürsten wurde auch die Stadt in Mitleidenschaft gezogen, in der die aufgebrachte Bürgerschaft einige Ratsherren vertrieb. Nikolaus sah sich nun gezwungen sein Land unter den Schutz und die Lehensherrschaft des Königs Erich von Dänemark zu stellen. Die Stadt verweigerte sich jedoch dem König, der die Machtprobe durch Sperrung der Ostseezufahrt für sich zu entscheiden versuchte. Die Rostocker stürmten eine Doppelturmanlage in Warnemünde, verbrannten diese und errichteten – unter anderem mit Steinen des dafür abgerissenen Turms der Petrikirche – selbst einen gewaltigen Turm, der 1312 nach langer Belagerung wiederum fiel. Als der Stadtrat zur Kapitulation neigte, brach ein von den Handwerkern angezettelter Aufstand los. Einige Ratsherren wurden getötet, andere verbannt. In dieser Situation gelang Heinrich II., der „Löwe von Mecklenburg“ 1314 die Einnahme Rostocks. Noch im gleichen Jahr starb Nikolaus das Kind und die Herrschaft Rostock fiel als dänisches Lehen an Heinrich. Nach dem Tod sowohl König Erichs, als auch des Markgrafen Waldemar von Brandenburgs vereinigten er und sein Sohn Albrecht II. das Land Mecklenburg allmählich wieder und förderten Rostock als ihre wichtigste Stadt.
Nach weiteren Aufständen in den Jahren 1408/16 und 1427/39 kam es 1487 bis 1491 zur „Rostocker Domfehde“. Auslöser war die Einrichtung eines allgemein als „Dom“ bezeichneten Kollegiatstiftes an der Jakobikirche, mit der Herzog Magnus II. die Finanzieung der Universität und seine Machtposition innerhalb der Stadt sichern wollte. Am Tag der Weihe des Stiftes, dem 12. Januar 1487, wurde der eben eingesetzte Stiftsprobst Thomas Rode auf offener Straße brutal umgebracht, die anwesenden Fürsten mussten aus der Stadt fliehen. Erst 1491 endete der von Handwerkern getragene Aufstand mit der Hinrichtung des Anführers Hans Runge und drei weiterer Aufständischer.
Universität und Wissenschaft

Sichtbares Zeichen der Bedeutung Rostocks war 1419 die Gründung der Universität – der ältesten Universität Nordeuropas. Damit hatte Rostock im gesamten Hanseraum für zwei Jahrhunderte eine führende Rolle in der Wissenschaft erlangt. Sowohl die Landesherren Johann IV. bzw. Heinrich IV., die gemeinsam mit dem Bischof von Schwerin Papst Martin V. um die Genehmigung einer Universitätsgründung baten, als auch der Stadtrat, der die finanzielle Grundlage bereitstellte, verfolgten mit der Gründung das Ziel, ihre jeweilige Machtposition zu stärken, waren aber auf gegenseitige Unterstützung angewiesen. Wie zu dieser Zeit üblich, wurden zunächst nur die Artistenfakultät, Jura und Medizin eingerichtet. 1433 folgte mit der Theologie die angesehenste der klassischen Vier Fakultäten. Nach der Verhängung von Bann und Interdikt über die Stadt Rostock verließ die Universität 1437 bis 1443 Rostock in Richtung Greifswald, wo 1456 offiziell eine eigene Universität gegründet wurde. Spätere Spannungen zwischen Stadt bzw. Landesherren und Universität hatten zwei weitere Auszüge 1487 nach Wismar und Lübeck und 1760 nach Bützow zur Folge.[4]
Bereits 1476 wurde eine erste Buchdruckerei von den Brüdern vom Gemeinsamen Leben im Michaeliskloster gegründet. Zur Blüte kam das Druckwesen unter Ludwig Dietz, der unter anderem 1518 eine niederdeutsche Ausgabe des Narrenschiffs von Sebastian Brant herausbrachte.
Seit 1379 verfügte die Marienkirche über die berühmte Astronomische Uhr, deren Uhrwerk noch heute funktioniert.
Kirchen und Klöster

Als Kirche der Mittelstadt entwickelte sich die St. Marien zur Haupt- und Ratskirche Rostocks, deren Kirchenpatronat jedoch beim Landesherrn lag. Der für Rostock zuständige Bischof hatte seinen Sitz in Schwerin. Neben den vier Pfarrkirchen gab es verschiedene Klöster in Rostock: Um 1240 bzw. 1256 waren die Bettelorden der Franziskaner und der Dominikaner in die Stadt gekommen und hatten das Katharinen- und das Johanniskloster erbaut.[5] 1283 starb die dänische Königin Margarete Sambiria im Zisterzienserkloster zum Heiligen Kreuz, dessen Stiftung man ihr zuschrieb. Darüber hinaus entstanden das Heilig-Geist- und das St.-Georg-Hospital als Stiftungen. Sowohl die Klöster, als auch die Hospitäler verfügten über umfangreiche Grundherrschaft über eine Vielzahl von Dörfern im Umland.
Im 14. und 15. Jahrhundert kamen das sogenannte Michaeliskloster der Brüder vom gemeinsamen Leben und das Kartäuserkloster außerhalb der Stadt in Marienehe sowie das Gertrudenhospital vor dem Kröpeliner Tor und einige andere Stiftungen hinzu.
In geringer Zahl sind seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Juden in Rostock nachweisbar. In der Zeit des Schwarzen Todes um 1350 wurden diese nach angeblichen Brunnenvergiftungen aus der Stadt vertrieben.
Frühe Neuzeit
Reformation

Die Reformation ging in Rostock von der Petrikirche in der ärmlichen östlichen Altstadt aus, wo Joachim Slüter seit 1523 als Kaplan wirkte. Von hier setzten sich die Lehren Martin Luthers vergleichsweise langsam durch, da die Altkirche mit dem Rat, der Universität, dem Kollegiatstift von St. Jakobi, dem Dominikanerkloster St. Johanni und dem Herzog von Mecklenburg-Güstrow, Albrecht VII., starke Gegenkräfte mobilisieren konnte. Landesherrliche Unterstützung erhielt Slüter dagegen von Albrechts Bruder Heinrich V., dem Herzog von Mecklenburg-Schwerin. Slüter hielt seine Predigten in niederdeutscher Sprache und zog solche Massen an, dass er unter freiem Himmel predigen musste, weil der Kirchenraum die Zuhörer nicht mehr faßte. Auch ein 1525 bei Ludwig Dietz erschienenes Gesangsbuch hatte er in der Volkssprache verfasst. Neben Slüter wirkten auch der Stadtsyndikus und Universitätsprofessor Johann Oldendorp und während eines kurzen Aufenthalts Ulrich von Hutten entscheidend an der Durchsetzung der Reformation mit.
Überraschend schwenkte der Rat jedoch im April 1531 um und erklärte die reformatorische Lehre in allen vier Hauptpfarrkirchen für verbindlich. Bereits ein Jahr später starb Slüter. Sein früher Tod schürte den Verdacht, er sei von Papisten ermordet worden. Auch nach der Ratsordnung von 1531 blieben die Universität sowie die Klöster zum Heiligen Kreuz, St. Johanni und die Kartause in Marienehe der alten Lehre treu. Seit Beginn der 1530er Jahre flammten erneut innerstädtische Unruhen auf.
Die 1534 aufgehobene Schule der Brüder vom Gemeinsamen Leben im Michaeliskloster wurde ein Jahr später auf der Basis des lutherischen Glaubens wieder erlaubt. 1580 wurde in den Räumen des Johannisklosters die Große Stadtschule eingerichtet, die unter der Leitung von Nathan Chyträus blühte.
Auseinandersetzungen um die bürgerliche Repräsentation

Während der Grafenfehde 1534 kam es in verschiedenen Hansestädten erneut zu Unruhen, so auch in Rostock. Wie 1427/28 wurde ein Bürgerrat eingerichtet, der sich aus 64 Kaufleuten und Handwerkern zusammensetzte, und vom Stadtrat anerkannt werden musste. Als der Krieg 1535 mit einer Niederlage gegen Dänemark endete, wurden die alten Verhältnisse ohne große Gegenwehr wieder hergestellt, in Zukunft sollte der Rat sich aber in allen strittigen Fällen Bürgerausschüssen gegenübergestellt sehen. 1562 bis 1665 wurde ein Sechzigerrat dem Stadtrat gleichberechtigt zur Seite gestellt und trotzte diesem erneut einen Bürgerbrief ab.
Das Verhältnis zwischen der Stadt und den mecklenburgischen Herzögen war seit der Grafenfehde zunehmend gestört, da die Ambitionen Albrechts VII. auf die dänische Krone mit der Niederlage katastrophal geendet und das Land hoch verschuldet hatten. Bereits 1523 hatten sich die Landstände zusammengeschlossen und traten den Landesherren selbstbewußt gegenüber. Dabei nahm die Stadt Rostock als finanzstärkste Stadt des Herzogtums eine führende Rolle in der Landständischen Union ein. Besonders die Universität war häufig Gegenstand der Auseinandersetzung zwischen Stadt und Landesherrn.
Nach innerstädtischen Unruhen hielt am 28. Oktober 1565 der mit dem Rat verbündete Johann Albrecht I. mit bewaffneten Kräften Einzug in Rostock, nachdem die Stadt ihm den formalen Huldigungseid verweigert hatte. Er löste die Sechziger auf und vernichtete den Bürgerbrief. Anfang 1566 marschierte auch sein zuvor mit dem Sechzigerrat verbündeter Bruder Ulrich ein. Die beiden Landesherren einigten sich, rissen das Steintor und die südliche Stadtmauer ab und errichteten eine Festung vor der Stadt im heutigen Rosengarten. Erst mit den Rostocker Erbvertägen 1573 und 1584 wurde der schwelende Konflikt zwischen Stadt und Landesherrn gelöst. Rostock erkannte die landesherrliche Oberhoheit des Herzogs an, insbesondere auf den Gebieten der Gerichtsbarkeit und der Steuerzahlung. Rostocks Hoffnung, die Reichsunmittelbarkeit zu erlangen, waren damit endgültig zerstört, das Steintor konnte jedoch wieder aufgebaut und die herzogliche Festung geschleift werden.
1583/84 wurde neben dem weiterhin von ratsfähigen Patriziern gestellten Rat ein neuer Bürgerausschuß eingerichtet, das Hundertmännerkollegium, das sich aus 40 Brauherren, 20 weiteren Kaufleuten und 40 Handwerkern zusammensetzte. Als Hauptausschuss der Hundertmänner wurde Ende des 16. Jahehunderts ein Sechzehnerrat eingeführt. Nach mehreren Jahrhunderten voller Unruhen gelang mit dem Hundertmännerkollegium erstmals langfristig eine innere Befriedung der Stadt. Anders als bei früheren Bürgerausschüssen waren der Rat und das Kollegium auch kaum noch gegeneinander auszuspielen, wenn auch die Zusammenarbeit beider Gremien nicht immer spannungsfrei verlief.
Dreißigjähriger Krieg

Bild: A.F.Lorenz


Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), der das endgültige Ende der Hanse herbeiführte, litt Rostock stark unter den ständig wechselnden Besetzungen und Plünderungen. Im Zentrum langfristiger Konflikte stand dabei der Schwedenzoll, der in Warnemünde erhoben wurde.
Es begann damit, dass der Schwedenkönig Gustav II. Adolf nach einer führenden wirtschaftspolitischen Rolle auf der Ostsee strebte. Damit macht er sich viele Feinde, Russen, Polen, Holländer, die Kaiserlichen des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation und Spanien. Der Dreißigjährige Krieg kam ihm bei seinen Vorhaben daher nur gelegen.
Zunächst besiegte er Russen und Polen, nahm Häfen im Osten des baltischen Meeres und erhob in ihnen Zoll, um sie wirtschaftlich von sich abhängig zu machen. Darauf wollte er die Häfen an der deutschen Küste für sich erobern. Da die Kaiserlichen und Spanien (Philipp IV. war ebenso Habsburger) aber diese Häfen für den Handel gerade mit den habsburgischen Ländern wollten, kam es ab 1624 zur Auffestung der Stadt Rostock durch den niederländischen Festungsbaumeister Johan van Valckenburgh, wie auch auf der Karte zu sehen ist. Trotzdem wäre sie bereits 1627 von Truppen des Kaisers fast besetzt worden, wären nicht 140.000 Reichstaler gezahlt worden. Schon 1626, am 26. Oktober war Wismar von ihnen besetzt und zum Reichskriegshafen umgebaut worden. Allerdings konnte die Besetzung Rostocks 1628 nicht mehr verhindert werden. Wallenstein erhielt von Kaiser Ferdinand II. nach der Absetzung der beiden Herzöge im Januar als Kriegsentschädigung die herzögliche Würde über das Herzogtum Mecklenburg und das Bistum Schwerin, sowie den Titel „General des Baltischen und ozeanischen Meeres“. Er kam mit einem 1000 Mann starken Heer nach Rostock[6] und ließ im selben Jahr eine Befestigungsanlage errichten, um von Rostock aus die Eroberung Pommerns zu unternehmen. Auch wurde in Warnemünde eine Schanze angelegt, um den Hafen behaupten zu können. In der Folgezeit dieser Handlungen kam es im Ostseehandel zu umfangreichen Blockaden zwischen den Kaiserlich-Spanischen und Schweden, welche den besetzten Städten zusätzlich zusetzten. Gustaf Adolf wollte nun die Habsburger vertreiben und eroberte erst Pommern und dann, mit der Hilfe der vertriebenen mecklenburgischen Herzöge (deren Mütter, also des Schwedenkönigs und der Herzöge, im Übrigen Schwestern sind), Mecklenburg. Im Oktober 1631 wurde Rostock vom kaiserlichen General Virmont übergeben (die Schanze in Warnemünde bereits am 27. August) und auch Wismar konnte im Januar 1632 erobert werden.
Nun waren die Herzöge zwar wieder in Besitz ihres Landes und auch der Schwedenkönig abgezogen, er erhob allerdings, wie zuvor auch in den östlichen Häfen, in Wismar und Rostock gegen den Protest der Herzöge und Städte Zoll in den Häfen. Gustaf Adolf, der sich Mecklenburg aber auch vertraglich sichern wollte und so seinen Anspruch zu legalisieren suchte, bot eine Allianz. Die mecklenburgischen Herzöge aber zögerten. Die Allianz hätte sie von ihren Verbündeten im Reich distanziert und ihnen gleichzeitig ihre Selbständigkeit geraubt. Dies befürchteten sie zu Recht, da der Schwedenkönig trotzdem bis zum Friedensschluss Zoll verlangte, später auch den Ort Warnemünde, sowie die Schanze. Einerseits unterschätzen die Herzöge die folgenden Kosten immens, andererseits konnten sie die Allianz auch nicht verhindern und sie wurde am 29. Februar 1632 beschlossen. Wismar und Warnemünde wurden darauf an Gustaf Adolf übergeben. Auch kamen sie nicht umhin, den Schweden auf allen mecklenburgischen Flüssen den Zoll zu gestatten. Die Herzöge erhielten aber einen geringen Teil der Einnahmen, die Quote, für sich. Zwar war der Zoll nun legal, aber aufgrund einer geschickten Formulierung nicht endgültig, denn es hieß, zum Ende des Krieges müsse man sich um die strittigen Dinge weiter einigen. So hing alles vom Ausgang des Krieges ab. Gleichzeitig hatten etliche Bittschriften Rostocks an den Schwedenkönig um eine Abschaffung beziehungsweise Herabsetzung des Zolls keinen Erfolg und immer weniger Schiffe handelten mit der Hansestadt. Darüber hinaus wurde der Zoll Wismars ausgesetzt und der in Warnemünde erhöht, wodurch die Händler Rostock erst recht auswichen. So betrug er im Frühling 1634 5 %, später 6 2/3 % des Warenwertes, allerdings wurde dieser viel zu hoch geschätzt, was dazu führte, dass bis zu 20 % des Warenwerts gezahlt werden musste. Kaufleute und Schiffer verließen darauf die Stadt und Beamte konnten nicht mehr bezahlt werden, da die Kassen leer waren. Zu diesem Zeitpunkt war Gustaf Adolf schon tot, er starb am 16. November 1632 bei der Schlacht bei Lützen, indem ein kaiserlicher Reiter ihn aus nächster Nähe erschoss. Nackt und ausgeraubt wurde er unter Leichen geborgen. Sein Kanzler Axel Oxenstierna führte den Krieg weiter, da die Tochter und Nachfolgerin des toten Königs noch ein Kind war. Abzubringen war Oxenstierna von dem Zoll aber ebenso wenig, schließlich bedeutete er die Haupteinnahmequelle Schwedens.
Ein Wendepunkt war die vernichtende Niederlage der Schweden bei der Schlacht bei Nördlingen. Die Kaiserlichen errangen immer mehr Siege und am 30. Mai 1635 kam es zum endgültigen Frieden von Prag. Mecklenburg konnte sich darauf aus dem Bündnis lösen, was in den Jahren von 1635-1638 eher noch eine Verschlechterung der Lage in Rostock darstellte. Verhandlungen über den Warnemünder Zoll wurden erst ausgesetzt, dann wurde er verdoppelt, um so weitere Zahlungen von Rostock zu erzwingen. 1637/38 mussten die Schweden in Mecklenburg vor dem kaiserlichen General Gallas in Richtung Pommern zurückweichen. Die Rostocker baten sowohl diesen General, als auch den Kaiser, der Rostock in seinen Schutz nahm, um die Eroberung der Schanze und die Übergabe zur Demolierung. Sie wird am 11. März 1638 von den Sachsen unter Graf Vitzthum, der dabei starb, eingenommen. Die Lage für Rostock hatte sich dabei aber nur verschlechtert. Die Schweden bezogen, nachdem sie den Ort Warnemünde verloren, ihren Zoll von Schiffen aus, die vor Warnemünde lagen. In der Schanze war nun der kaiserliche Kommandant und verlangte dort eine eigene Abgabe. Erst als die Dänen unter Christian IV. eingriffen, eigene Schiffe vor die Warnowmündung legten und so jede Zolleinnahme verhinderten, mussten die Schweden abziehen und der Zoll war wenigstens eine Zeit lang aufgehoben.
Im selben Jahr wollten die Schweden die Schanze allerdings zurückerobern. Ein erster Angriff in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober 1638 konnte von den Kaiserlichen zurückgeschlagen werden, die auf Anweisung des Dänenkönigs Christian IV. dann auch abzogen, worauf sich die Rostocker an die Schleifung der Schanze machen, um ein Festsetzen der Schweden in Zukunft zu erschweren. Das konnte aber nur begonnen werden und die Schweden zogen am 26. Oktober wieder in die Schanze ein, sie wurde repariert und darüber hinaus noch verstärkt, der Zoll in alter Höhe wieder aufgenommen. In den folgenden Jahren konnte dieser Zoll unter dem Schein der Legalität weiter aufrecht erhalten werden.[7]
Erst Ende des Dreißigjährigen Krieges, 1648, zogen sich die Schweden auch aus Warnemünde zurück, bezogen aber noch bis 1654 den Schwedenzoll. Nach dem Westfälischen Frieden gab die Stadt die Verluste, die sie durch den Krieg erlitten hatte mit 1.763.647 Reichstalern an.
Waren die Konflikte mit Schweden nicht genug, sorgte spätestens der Brand am 11. August 1677 dafür, dass ein Drittel der Stadt vernichtet wurde, also etwa 700 von einmal 2000 Häusern, und Rostock völlig in die politische und wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit geriet. Die Einwohnerzahl sank so in der Zeit von 1594 bis 1677 von einmal 14.800 auf 5.000 ab.
Nordischer Krieg, Siebenjähriger Krieg
Karte: Tarnow

Das Ende des Dreißigjährigen Krieges bedeutete für Rostock nicht das Ende des andauernden Verfalls von Macht und Stärke. Der Große Nordische Krieg und der Siebenjährige Krieg zeichneten die Stadt weiter. Darüber hinaus nutzten die Fürsten die Schwäche Rostocks aus und sicherten in dieser Zeit langfristig mit den Landesherrlichen Erbverträgen von 1755 und 1788 ihre Macht.
Erst Ende des 18. Jahrhunderts begann langsam der Wiederaufstieg der Hansestadt. Vor allem trug dazu die Blockade Großbritanniens durch das revolutionäre Frankreich bei, da die Rostocker sich so den von der französischen Konkurrenz verlassenen britischen Markt erschließen konnten. Allerdings wurde Mecklenburg 1806 von dem französischen General Michaud besetzt, Rostock musste sich somit Frankreich und den Bedingungen der Kontinentalsperre beugen und Rostocker Bürger in der napoleonischen Armee dienen. Ein anderer Rostocker allerdings, der in Toitenwinkel geborene Gebhard Leberecht von Blücher, kämpfte während der Befreiungskriege auf der Seite der Allianz und war entscheidend an der Schlacht von Waterloo beteiligt, in der Napoleon geschlagen werden konnte.
19. Jahrhundert
Industrialisierung


Bild: Friedrich Jentzen (1883)



Erst das 19. Jahrhundert brachte mit der umfassenden Industrialisierung der Stadt einen neuen Reichtum, was sich in vielen Gebäuden und Anlagen dieser Zeit heute noch deutlich zeigt. Um 1830 begannen die Rostocker auch außerhalb der Stadtmauergrenzen zu bauen. Villen- und Arbeiterviertel entstanden. 1832 wurden Teile der Befestigung abgerissen, die unnötig geworden waren und eine Gartenanlage wurde am Steintor angelegt. Um die gleiche Zeit entwickelte sich auch Warnemünde zu einem der bedeutendsten Seekurorte in Deutschland. 1834 wurden dort die ersten Bäder errichtet, die für Damen und Herren noch getrennt waren. Dieser Bäderstandort entwickelte sich vor allem durch die günstigen Verkehrsverbindungen mit dem Zug nach Berlin und der Fähre nach Gedser weiter.
1852 wurde auf der „Schiffswerft und Maschinenfabrik von Wilhelm Zeltz und Albrecht Tischbein“ der erste deutsche Schraubendampfer fertiggestellt und 1870 erhielt die Universität ihr heutiges Hauptgebäude. Gegen Ende des Jahrhunderts, 1891, wurde die „Neptun Schiffswerft und Maschinenfabrik AG“ als der erste industrielle Großbetrieb Mecklenburgs gegründet. Hatte die Stadt 1890 noch um die 44.000 Einwohner, waren es 1939 über 121.000. Auch Industrien wie die Chemischen Fabriken des Friedrich Witte, sowie Landmaschinenbau, Bauwesen und die Entwicklung Rostocks zum Verwaltungs- und Bankenstandort trugen dazu bei, in dieser Zeit die Einwohnerzahl der Stadt um etwa 1000 Bürger pro Jahr zu steigern und ihr so zu einem seit langem ungekannten Aufstieg zu verhelfen. So wuchs die Stadt in westliche und südliche Richtung, es entstand mit der Kröpeliner-Tor-Vorstadt ein Arbeiterviertel und in der Steintor-Vorstadt ein Villenviertel für die reichen Unternehmer und Beamten Rostocks.
20. Jahrhundert
Die schnelle Industrialisierung brachte aber nicht nur Gutes. Spätestens mit dem Ersten Weltkrieg kam es zu viel Armut unter den Arbeitern, die sich in Unruhen äußerten und in der Forderung nach einem Ende des Krieges, sowie der Beseitigung der halbfeudalen Verhältnisse in Mecklenburg. So waren es vor allem die Rostocker, die für die Demokratisierung und den Sturz des Großherzogs im Land verantwortlich waren. Die erste demokratische Verfassung Rostocks war es schließlich erst, welche den Landesherrlichen Erbvergleich von 1788, der die Stadt über Jahrhunderte an einer freien Entwicklung hinderte, außer Kraft setzte. In den 20er Jahren konnte bereits die Industrialisierung fortgesetzt werden. So wurden vor allem die Flugzeugwerke von Ernst Heinkel 1922 in Rostock gegründet.
In der Vorbereitung des Zweiten Weltkriegs wurde Rostock als Industriestandort in die allgemeine Aufrüstung eingebunden. Wurden in der Neptun-Werft erst nur Kriegsschiffe produziert, entwickelte sich Rostock dadurch später zu einem wichtigen Standort des deutschen U-Bootbaus.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten
Im November 1920 schlossen sich die linken Kräfte innerhalb der Unabhängigen Sozialdemokratisch Partei Deutschlands (USPD) an die KPD an, die bei den Rostocker Arbeitern zunehmend an Einfluss gewann. Im Oktober 1922 erhielt sie erstmals mehr Mandate als die Kandidaten der SPD. Die politischen Aktivitäten der Arbeiterbewegung wurden von den politischen Wirren der Weimarer Republik und der sich im Zuge der Inflation zunehmend verschlechternden Lebenslage bestimmt. Die Krisen des Jahres 1923 spiegelten sich in einer Reihe großer Demonstrationen und anhaltenden Streiks der Arbeiter und Handwerker wieder. Neben politischen Forderungen zur Sicherung der Demokratie wurden durchgreifende Maßnahmen zur Verbesserung der angespannten Versorgungslage und Kampf gegen die anhaltende Teuerung verlangt. Im Untergrund bildeten die Kommunisten im Herbst 1923 in Rostock bewaffnete Hundertschaften, die allerdings vergeblich auf ein Signal zum Umsturz warteten. Als Gegenpol der Linksextremisten und ihrer radikalen Parolen hatten sich auch rechtsradikale und völkische Gruppierungen gebildet. Zum neuen Sammelbecken der rechtsradikalen Kräfte entwickelte sich seit Dezember 1922 die Deutschvölkische Freiheitspartei (DVFrP), der sich in Mecklenburg auch die Nationalsozialisten anschlossen. Unter Führung Dr. Kurt Blomes wurden im November 1923 600 bewaffnete Zeitfreiwillige aufgestellt, die Adolf Hitlers Putschversuch vom Norden her abschirmen sollten. Getarnt als Nationalsozialistische Vereinigung entstand am 5. März 1924 in Rostock die erste Ortsgruppe der NSDAP Mecklenburgs. Sie zählte acht Gründungsmitglieder, angeführt von dem Maschinenschlosser Walter Stopperam (1891-1946). Aus wahltaktischen Gründen schlossen sie sich der DVFrP an. Seit Anfang 1925 erfolgte dann der Aufbau einer eigenständigen Parteiorganisation, um Führungsansprüche geltend machen zu können. Im November 1930 zog die NSDAP mit 16 Abgeordneten als zweitstärkste Fraktion nach der SPD in die Bürgervertretung ein. Im Januar des darauffolgenden Jahres konnten die Nationalsozialisten einen ersten und im Oktober bereits einen zweiten Stadtrat in den Rat wählen lassen.
Bei den Landtagswahlen im Juni 1932 entfielen in Rostock 40,33 Prozent der abgegebenen Stimmen auf die Nationalsozialisten. Die Kreisleitung sorgte für entsprechende Propaganda, deren Höhepunkte zwei Wahlveranstaltungen mit Adolf Hitler als Redner darstellten. Viele Rostocker begrüßten den Machtantritt Hitlers als Reichskanzler am 30. Januar 1933. In der Folgezeit verstärkte sich aggressiv und demonstrativ die Präsenz der Nationalsozialisten auf Rostocks Straßen. Kurz darauf kamen erste Verhaftungen und Hausdurchsuchungen dazu, um aktiv politische Gegner einzuschüchtern. Besonders aus den Reihen der SA kam es zu Ausschreitungen und willkürlichen Übergriffen jenseits aller gesetzlichen Grundlagen. Fast gelähmt von solchen Umständen verloren die städtischen Behörden die Kontrolle über die Situation. Ende Februar nahmen die Übergriffe der SA in Rostock zu. Mit Sorge beobachteten die Liberalen die zunehmende Gewaltbereitschaft der Nationalsozialisten. Die Bitte des Rostocker Demokraten Richard Moeller in einem Brief an den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, allen Bürgern, unabhängig von der jeweiligen politischen Anschauung, den verfassungsmäßig garantierten Schutz des Staates gegen nationalsozialistische Willkürakte zu gewähren, blieb ungehört. Der permanente Ausnahmezustand des Dritten Reiches wurde am 28. Februar 1933 besiegelt, als sämtliche demokratischen Rechte und Freiheiten der Weimarer Verfassung aufgehoben wurden.
Am Vorabend der Reichstagswahl 1933 wurden 21 Rostocker Kommunisten in Schutzhaft genommen. Zwar durften alle Parteien zur Wahl antreten, doch schränkten Presseverbot, Hausdurchsuchungen und Demonstrations- und Kundgebungsverbote den Wahlkampf der Linksgruppierungen erheblich ein. Die NSDAP wurde in Rostock mit 35,5 Prozent stärkste Partei, jedoch erst im Verband mit der deutschnationalen Kampffront Schwarz-Weiß-Rot (20,3 Prozent) meinte eine Mehrheit von rund 56 Prozent der Rostocker Wähler sich mit dem nationalsozialistisch-konservativen Kabinett unter Hitler als Regierungsmodell arrangieren zu können.
Mit der Gleichschaltung der Länder mit dem Reich sah ein neues Gesetz vor, sämtliche KPD-Mandate aufzuheben und eine Neuzusammensetzung der Stadtverordnetenversammlung auf der Grundlage der jüngsten Reichstagswahlergebnisse, und nicht wie sonst üblich durch Wahlen, in einer Art Wahlinszenierung, bei der lediglich Wahlen vorgetäuscht wurden, zu veranlassen. Wie auch in den meisten anderen Städten wurden daraufhin viele NSDAP-Funktionäre in hohe Ämter, wie Polizei, Feuerwehr, Stadtrat usw., eingesetzt.
Judenvertreibung
Der Auftakt zu den antijüdischen Pogromen erfolgte in Rostock bereits am 30. März 1933 mit der Postierung von SA-Leuten vor jüdischen Geschäften und setzten sich am Folgetag mit einer Großkundgebung auf der Reiferbahn fort. Durch den Nationalsozialisten David Thormann wurde öffentlich zum Boykott von insgesamt 57 Rostocker Geschäften, Arztpraxen und Anwaltskanzleien aufgerufen, welche unter massiven Bedrohungen schließen mussten. Zahlreiche Gewerkschaftsführer wurden verhaftet. Am 10. Mai 1933 brannten in Rostock wie vielerorts in Deutschland Scheiterhaufen, auf denen öffentlich Bücher bürgerlich-humanistischer, marxistischer und jüdischer Autoren verbrannt wurden. Vor der Universität stand ein sogenannter Schandpfahl, an dem Studenten Beispiele angeblich zersetzender Literatur angeschlagen hatten.
Durch das reichsweite Verbot der SPD am 22. Juni 1933 vollendete sich die stadtparlamentarische nationalsozialistische Machtergreifung in Rostock. Jedoch erst am 3. April 1935 erhielt die NSDAP das höchste Amt, den Posten des Oberbürgermeisters. Dieser konnte bis dahin nicht durch gleichwertigen Ersatz aus SA-Reihen ersetzt werden und so blieb der konservative Robert Grabow zunächst Stadtoberhaupt. Sämtliche Ratsherren, die im Oktober 1935 berufen wurden, gehörten der NSDAP an. Mit der Umsetzung der Deutschen Gemeindeordnung fand die Machtübernahme der NSDAP in der Stadt Rostock im Herbst 1935 ihren Abschluss.
Bis Ende der 1930er Jahre stabilisierten sich die Lebensverhältnisse. Die Überwindung der Arbeitslosigkeit, die Verbesserung der Wohnverhältnisse und das geistig-kulturelle Leben vermittelten ein Bild, das über Jahre hinweg eine zunehmende Identifikation mit dem NS-Staat förderte. Die NSDAP hatte gelernt, über die Medien effektiv bis in alle Bereiche des Lebens zu propagieren.
Im Jahre 1938 erreichte die Judenverfolgung eine neue Dimension. Maßnahmen, wie erhöhte Steuerforderungen und Löschung aus dem Handelsregister zwangen jüdische Geschäftsinhaber zur Aufgabe ihrer Unternehmen. Die Verdrängung jüdischer Unternehmen fand Mitte 1939 ihren Abschluss in Rostock. In Rostock wurden im Rahmen der Deportation am 28. Oktober 1938 insgesamt 37 Juden verhaftet und nach Polen abgeschoben. Im Zuge des von den Nationalsozialisten entfesselten Pogroms brannte am 10. November 1938 die Synagoge in der Augustenstraße. Dem Brandanschlag folgte unmittelbar eine Welle der Gewalt. SA- und SS-Trupps besetzten Häuser, Wohnungen und Geschäfte, zerstörten Einrichtungsgegenstände und tyrannisierten jüdische Bürger. 64 von der Gestapo verhaftete Juden wurden in die Strafanstalt Altstrelitz eingewiesen, wo sie erschwerten Haftbedingungen ausgesetzt waren. Die Auswanderung der restlichen Juden unterstützte der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Arnold Bernhard mit den finanziellen Mitteln aus dem Zwangsverkauf des Synagogengrundstücks. Mit Kriegsbeginn lebten noch 70 Juden in Rostock, die jetzt keine Möglichkeit mehr hatten, Deutschland zu verlassen. Die meisten von ihnen wurden in Konzentrationslager deportiert und ermordet.
Im Gedenken an die ermordeten Juden wurde zunächst ein schlichtes Beton-Mahnmal im Rosengarten errichtet, wo vor dem Krieg ein Denkmal des mecklenburgischen Großherzogs Friedrich Franz III. gestanden hatte. Noch heute werden dort an Trauertagen Kränze niedergelegt.
Seit 2001 erinnern darüber hinaus Stolpersteine an die jüdischen Opfer des Holocaust aus Rostock, wie zum Beispiel Richard Siegmann, der viele Jahre Straßenbahndirektor gewesen war. Die Platten sind eingelassen vor dem letzten Wohnort der Personen und haben deren Namen und Todesort eingraviert. Insgesamt sollen 85 dieser Steine gestiftet werden.
Zweiter Weltkrieg

Durch die Erweiterung der Heinkel-Werke ab 1933, und vor allem die Entstehung neuer Produktionsstätten im Stadtteil Marienehe, wurde Rostock zu einem Schwerpunkt der Rüstungsindustrie des Deutschen Reiches ausgebaut. Das Unternehmen wurde so mit bis zu 14.000 Arbeitern zum größten Arbeitgeber Mecklenburgs. Diese Entwicklung hatte allerdings nicht nur zur Folge, dass Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene von Heinkel beschäftigt wurden, sondern auch, dass die Stadt zu einem wichtigen Angriffsziel der Alliierten im Zweiten Weltkrieg geworden war.
Schon 1942 bombardierte die Royal Air Force die Werke der Firmen Heinkel und Arado. Eine U-Boot Werft und zwei Flugzeugfabriken wurden zerschlagen. Bomben zerstörten Rostock und Warnemünde dabei zu großen Teilen. Daran beteiligt waren vor allem Wellingtons, Stirlings, Whitleys, Hampdens, Manchesters, Lancasters und Halifaxes, von denen dabei insgesamt 27 verloren gingen.[8]
Die Bilanz am Ende des Krieges war für Rostock erschreckend: Von einmal 10.535 Wohnhäusern in der Stadt waren 2611 vollständig zerstört, weitere 6735 beschädigt. Das waren 47,7 % der Wohnungen und 42,2% der wirtschaftlich genutzten Gebäude. 204 Personen sollen dabei getötet, weitere 89 verletzt worden sein. Die vergleichbar geringe Opferzahl liegt darin begründet, dass die Bombardierung zuvor angekündigt worden ist. Zerstört durch die Bombardements 1942 wurden unter anderem das Amtsgericht, die Jakobikirche, das Kuhtor, das Landratsamt, die Nikolaikirche, das Oberlandesgericht, die Petrikirche, das Petritor, das Post- und Telegrafenamt, das Stadttheater und das Steintor, darüber hinaus zwei Kliniken, acht Schulen, sowie die Straßen und Versorgungssysteme.
Rostock wurde am 1. Mai 1945 – kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs – durch die Rote Armee besetzt. Die Überreste der weitgehend zerstörten Flugzeugwerke fielen als Reparationen an die Sowjetunion. Die Neptun-Werft wurde wieder aufgebaut und in Warnemünde entstand 1945/46 die Warnowwerft. Beide Werften führten anfangs fast ausschließlich Reparationsaufträge durch.
DDR
Durch Kriegsheimkehrer und den Zustrom Vertriebener stieg die Einwohnerzahl bis 1950 wieder auf den Vorkriegsstand. Schnell wurde der Wiederaufbau der zerstörten Stadt in Angriff genommen, viele Gebäude – wie das Stadttheater – waren jedoch nicht mehr zu retten. Andere, wie die Jacobikirche hätten möglicherweise gerettet werden können. Das erste Neubaugebiet nach dem Krieg entstand ab 1953 in Reutershagen im Stil des sozialistischen Klassizismus.
1952 wurde Rostock durch die Verwaltungsreform Bezirksstadt des gleichnamigen Bezirks (Siehe: Bezirk Rostock). Dieser Status führte zu einer wachsenden Bedeutung innerhalb der DDR. In den Folgejahren entwickelte sich die Stadt zum Schiffbau- und Schifffahrtszentrum der DDR. Neben den Werften entstanden 1949 das Dieselmotorenwerk, 1950 das spätere Fischkombinat und 1952 die Deutsche Seereederei Rostock (DSR). Infolge des Krieges und der deutschen Teilung verfügte die DDR jedoch über keinen bedeutenden Seehafen und musste auf Hamburg und Stettin ausweichen. So entstand zwischen 1957 und 1960 der Überseehafen Rostock. Auch die Hochschullandschaft folgte der maritimen Ausrichtung: die Universität eröffnete 1951 einen Fachbereich für Schiffbau, später eine Technische Fakultät. Die Ingenieurschule für Schiffbautechnik Warnemünde wurde mit der Seefahrtschule Wustrow zusammengeschlossen.
Der wirtschaftliche Aufschwung ließ viele Zuwanderer nach Rostock strömen. Bis 1988 wuchs die Stadt auf über 250.000 Einwohner. Dieses schnelle Wachstum stellte die Stadt jedoch auch vor Probleme. Während auf der grünen Wiese im Nordwesten und Nordosten immer mehr der neuen Stadtteile in industrieeller Plattenbauweise entstanden, konnte die Entwicklung der Infrastruktur, von Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten vor Ort kaum mithalten. Außerdem wurden die Altbauten in der Innenstadt dem Verfall preisgegeben. Die nördliche Altstadt, wo die Kriegsschäden nur dürftig repariert worden waren, wurde Anfang der 80er Jahre nahezu komplett abgerissen und durch Plattenbauten ersetzt. Immerhin wurden dabei Elemente norddeutscher Giebelbauweise berücksichtigt.
Unzureichende Investitionen führten, wie vielerorts in der DDR, auch in Rostock zu einer sichtbaren Stagnation der Wirtschaft und zu Versorgungslücken. Fehlende politische Freiheiten und Einflussmöglichkeiten ließen die Unzufriedenheit weiter wachsen. Dennoch erreichten die 1989 aufkeimenden Demonstrationen – im Gegensatz zum Süden der Republik – erst relativ spät eine größere Öffentlichkeit. Die erste Donnerstags-Demo fand am 19. Oktober statt. Ende November wurde dann auch in Rostock ein Runder Tisch gebildet, um aktiv den politischen Umbruch mitzugestalten.
Deutsche Einheit


Mit der politischen Wende 1989 und der Deutschen Wiedervereinigung 1990 erlebte die Stadt wichtige Veränderungen. Am deutlichsten war jedoch zunächst ein starker Bevölkerungsrückgang um ungefähr 50.000 Einwohner, der erst knapp 15 Jahre später zum Stillstand kam. Gleichzeitig verloren viele Menschen, wie in der ganzen Region, Arbeitsplätze und neue konnten aufgrund fehlender, wirtschaftlicher Strukturen nicht schnell genug entstehen.
Als ein Tiefpunkt dieser Zeit müssen die ausländerfeindlichen Ausschreitungen von Lichtenhagen im August 1992 gewertet werden, die das Bild der Stadt noch Jahre danach in der Öffentlichkeit prägten. Eine gesellschaftliche Antwort Rostocks darauf war die Initiative „Bunt statt Braun“.
Seit 1990 wird viel an der Stadt gebaut: Gebäude, die vor dem Verfall standen, wurden gerettet, ein behutsamer Rückbau und Umbau in den Plattenbaugebieten wurde zusammen mit Verbesserungen des Wohnumfelds durchgeführt, um einem Leerstand von Wohnungen entgegenzuwirken. Die Infrastruktur wurde erneuert und als ein wichtiges, sichtbares Zeichen für den Neuanfang erhielt St. Petri seinen neu errichteten Turmhelm, der unter anderem aus Spendengeldern auch vieler Rostocker Bürger finanziert worden ist. Stück für Stück entstand so mit Rostock das wichtigste wirtschaftliche Zentrum Mecklenburg-Vorpommerns.
Rostock richtete 2003 die Internationale Gartenschau (IGA) aus. Im selben Jahr wurde auch der Warnowtunnel eröffnet. Die gemeinsame Bewerbung mit Leipzig um die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2012 aber misslang schon in der internationalen Vorauswahl durch das IOC am 18. Mai 2004. Trotzdem führte die Bewerbung unter dem Motto „Ich bin ein Rostock-Olymp“, der als Sticker selbst auf Bussen, Polizei- und Müllwagen klebte, zu einer verstärkten Identifizierung der Bürger mit der Stadt. Am Strand bildeten 2002 einige tausend Menschen das Logo nach. Zu einer stärkeren Identifizierung mit der Stadt tragen auch bis heute weitere umfangreiche Renovierungen der historischen Bausubstanz in Rostock bei und nicht zuletzt Veranstaltungen wie die Hanse Sail.
Diese Jahre sind neben einerseits einer wirtschaftlichen Konsolidierung im Gegensatz zur Zeit vor 1990, allerdings ebenso geprägt von emotionalen Auseinandersetzungen mit der Politik des Landes und des Bundes um Kürzungen der Finanzierung vor allem im Bildungswesen und in der Kultur. Die Universität ist so beispielsweise gezwungen, älteste Fakultäten zu schließen. Rostock selbst ist verschuldet und kämpft um seine Verwaltungsautonomie. Daher werden einige umfangreiche strukturelle Reformen in der Stadt, aber auch der Verwaltung des Landes Mecklenburg-Vorpommern unternommen, die zu mehr Effizienz führen sollen.
In den Blickpunkt der internationalen Öffentlichkeit geriet Rostock Anfang Juni 2007 mit dem Weltwirtschaftsgipfel der G8 im westlich gelegenen Seebad Heiligendamm. Ein großer Teil der Begleitveranstaltungen zum G8-Gipfel fand in Rostock statt, so der Alternativgipfel und zahlreiche Demonstrationen. Am Rande der Auftaktdemonstration am 2. Juni kam es zu Ausschreitungen zugereister, radikaler Autonomer des Schwarzen Blocks, bei denen nach offiziellen Angaben rund 1.000 Personen verletzt wurden, vorwiegend durch Steinwürfe und den Einsatz von Wasserwerfern.[9]
Einzelaspekte der Geschichte
Wichtige Chronisten
- 12./13. Jh. Slawenchronik des Geistlichen Helmold von Bosau
- 12./13. Jh. Slawenchronik des Abtes Arnold von Lübeck
- 1185-1200 Gesta Danorum des Saxo Grammaticus
- 1254-1273 Das älteste Rostocker Stadtbuch - in fünf Fragmenten
- 1529-1583 Rostocker Chronik des Dietrich vam Lohe
- 1584-1625 Rostocker Chronik des Vicke Schorler
Münzwesen

Wie die meisten anderen Städte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit hatte auch Rostock ein eigenes Münzwesen. Dazu nutzte es die Schwäche der Fürsten, um 1325 die teilweise und 1365 die uneingeschränkte Münzgerechtigkeit zu erlangen. Zu Beginn wurden in Rostock Brakteaten, Ende des 14. Jahrhunderts Witten geprägt. Meist bestanden die Münzen aus Kupfer oder Silber. Geprägt wurden dann vor allem Schillinge (bis zur ersten Hälfte des 17. Jhd.), Pfennige (ab der zweiten Hälfte des 17. Jhd.) und sogar silberne Taler (um die Mitte des 17. Jhd.), schließlich Gulden. Rostock behielt das Münzrecht bis 1873, die letzte Rostocker Münze wurde allerdings bereits 1864 geprägt. Ab jetzt beanspruchte das 1871 entstandene Deutsche Reich die volle Münzgerechtigkeit für sich.[10][11]
Münzmeister der Rostocker Taler waren Hans Dethloff (Münzmeister von 1623 bis 1629) und Mathias Freude d. Ältere (Münzmeister 1630). Münzmeister der Rostocker Pfennige waren u.a. Johann Heinrich Berg (Münzmeister von 1750 bis 1776), Franz Heinrich Brand (Münzmeister von 1776 bis ca. 1794) und Benjamin Steinhorst (Münzmeister von ca. 1848 bis 1859).[12]
In den 20er Jahren des 20. Jahrhundert wurde in Rostock außerdem mit dem Reutergeld genannten Notgeldscheinen gezahlt.
Literatur
- Schröder, Karsten: In deinen Mauern herrsche Eintracht und allgemeines Wohlergehen. Eine Geschichte der Stadt Rostock von ihren Ursprüngen bis zum Jahr 1990. Rostock, Ingo Koch Verlag 2003. ISBN 3-929544-68-7
- Landeskundlich-historisches Lexikon Mecklenburg-Vorpommern. Herausgegeben von der Geschichtswerkstatt Rostock e.V.; Redaktion: Thomas Gallien. Rostock, Hinstorff, 2007. ISBN 3-356-01092-1
- Ernst Münch, Ralf Mulsow: Das alte Rostock und seine Straßen. Rostock, Redieck & Schade 2006. ISBN 3-934116-57-4
- Ernst Münch, Wolf Karge, Hartmut Schmied: Die Geschichte Mecklenburgs. Rostock, Hinstorff, 2004. ISBN 3-356-01039-5
- Helge bei der Wieden, Roderich Schmidt: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Band 12: Mecklenburg, Pommern.Stuttgart, Kröner 1996. ISBN 978-3-520-31501-4
Weblinks
- Commons: Historisches Kartenmaterial zu Rostock – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Fußnoten
- ↑ Vgl.: Saxo Grammaticus: Gesta Danorum. Mythen und Legenden des berühmten mittelalterlichen Geschichtsschreibers Saxo Grammaticus. Übersetzt, nacherzählt und kommentiert von Hans-Jürgen Hube. Wiesbaden: Marix-Verlag 2004. ISBN 393771541X. Siehe auch: Gesta Danorum im lateinischen Volltext auf der Homepage der dänischen Königlichen Bibliothek
- ↑ G. Baier, Die Marienkirche zu Rostock. Berlin, Union-Verlag 1988, S. 2.
- ↑ Vgl. Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Mecklenburg, Pommern. S. 99.
- ↑ Vgl. u.a.: Schröder, Karsten: In deinen Mauern herrsche Eintracht und allgemeines Wohlergehen. Kap.: Eine Universität der Hanse, S. 47f. Rostock: Konrad Reich 2001. ISBN 3861671026
- ↑ Vgl. Ulpts, Ingo: Die Bettelorden in Mecklenburg (Saxonia Franciscana 6) Werl 1995, 34-43/80-86.
- ↑
Kapitulation der Stadt Rostock vor Wallenstein. Rostock 1628.
- ↑ Vgl.: Alexander Pries: Der schwedische Zoll in Warnemünde in den Jahren 1632-1654. Inaugural-Dissertation. Wismar 1914.
- ↑ Campaign Diary des Royal Airforce Bomber Command (Auflistung der eingesetzten und verlorenen Flugzeuge sowie Darstellung der geplanten und erreichten Ziele): April 1942 und Mai 1942
- ↑ Fotogalerien: Rostocker-Zeitung.de, FAZ.net
- ↑ Rostocker Webseite zur Geschichte des Münzwesens in der Hansestadt: [1]
- ↑ Weitere Abbildungen hier
- ↑ Siehe auch: Walter Hannemann: Die Münzmeister der Stadt Rostock. Ihre Zeichen und ihre Münzen. Lüneburg: Verlag Nordostdeutsches Kulturwerk 1974. In: Schriftenreihe Nordost-Archiv; 8. ISBN 3-922296-07-6.