Land Art

Land Art (engl. für Landschaftskunst) ist eine Kunstrichtung der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Im Amerikanischen ist der Begriff der Earthworks gebräuchlich, der im Rahmen einer Ausstellung in der Galerie Virginia Dwan in New York 1968 geprägt wurde. Ende der 60er Jahre war die Kunst mehr als je zuvor zu einer Plattform für theoretische und ideologische Auseinandersetzungen geworden. Minimal Art und Land Art - die Künstler selbst lehnten jegliche Klassifizierung strikt ab und arbeiteten oft parallel in vielen verschiedenen Richtungen - zählen wohl zu den radikalsten künstlerischen Konzepten jener Zeit, die bis heute auch in der Architektur und Landschaftsarchitektur als wichtige Inspirationsquellen dienen (Geoglyphe).
Im Unterschied zur Minimal Art, die um Objektivität bemüht war und hauptsächlich im Kontext der Galerien und Museen zu finden war, kennzeichnete die Land Art eine romantische aber auch eine explizit gesellschaftskritische Komponente. Dem Besitzbürgertum, das die Werke der bildenden Kunst nur noch als Spekulationsobjekte betrachtete, wollte man kein neues Konsumgut liefern. Man schuf deshalb in den abgelegenen Wüstengebieten Nordamerikas gigantische Erdbauwerke, die in keinem Museum, in keiner Galerie ausgestellt werden konnten, also weder transportabel, käuflich noch dauerhaft waren. Zu Beginn gestatteten die Künstler nicht einmal Foto- oder Filmaufnahmen ihrer vergänglichen Arbeiten. Wenn jemand die Kunstwerke sehen wollte, dann musste er sich auf eine innere und äußere Reise begeben und die Skulptur direkt in der Landschaft unter freiem Himmel bei Wind und Wetter mit all seinen Sinnen erleben. Die Kunstwerke wurden nicht wie Objekte in die Landschaft gestellt, nutzen die Landschaft nicht einfach als attraktiven Hintergrund, sondern wurden selbst zur Landschaft.
Besonders eindrucksvoll dokumentiert sich der radikale Ansatz im Werk "Double Negative" von Michael Heizer aus dem Jahr 1969: Mit Bulldozern und Dynamit wurden zwei 9 Meter breite und 15 Meter tiefe, exakt lineare Einschnitte mit einer Gesamtlänge von mehr als 450 Metern in die Erosionskante der wüstenartigen Hochebene Mormon Mesa bei Las Vegas getrieben. 240.000 Tonnen Gestein mussten bewegt werden um einen enormen Raum zu schaffen, eine erlebbare "negative" Skulptur, die man nicht wie gewohnt nur von außen betrachten, sondern die man begehen und als meditativen Raum ohne vorher festgelegten Standort erfahren sollte.
Mit den Intentionen der später aufkeimenden Ökologiebewegung hatten die Land Art Künstler nicht das Geringste im Sinn. "It's about art, not landscape." betonte Michael Heizer, einer der jungen Pioniere dieser Kunsttendenz, ausdrücklich und widersetzte sich damit allen Versuchen, die Land Art als ökologische Landschaftskunst zu interpretieren. Erst die europäische Natur-Kunst, die zu Beginn der siebziger Jahre mit dem zunehmenden Umweltbewusstsein entstand, orientierte sich stark an ökologischen Grundgedanken. Viele künstlerische Interventionen, die heute sehr verallgemeinernd als "Land Art" bezeichnet werden, unterscheiden sich grundsätzlich von den ursprünglichen Ansätzen der amerikanische Avantgardekunst der 60er Jahre und sind treffender als "Natur-Kunst" oder "Environmental Art" zu bezeichnen. Anders als bei der Land Art steht beispielsweise die gesellschafts- und kunstkritische Komponente nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses, und es geht der Mehrzahl der Natur-Künstler weniger um provozierende, radikale Gesten in der Landschaft als vielmehr um feinfühlige, häufig dekorative Setzungen von vergänglichen Objekten in die Natur.
Die Bezeichnung 'Land Art' wurde 1969 von dem deutschen Filmemacher und Fernsehgaleristen Gerry Schum mit seiner ersten Fernsehausstellung "Land Art" (Ausstrahlung am 15. April 1969 im SFB) geprägt und ist seither v.a. in Deutschland gängig. Die Natur (Wüsten, Felder oder Wasserflächen) wird als Medium künstlerischer Gestaltung genutzt. Die Dokumentation erfolgte oftmals wegen der großen Ausdehnung der Kunstwerke und der angestrebten Wirkung durch Luftaufnahmen, ist aber nicht, wie häufig missverstanden, zwangsläufig Teil der Arbeit. Es gibt durchaus auch kleine Land Art-Kunstwerke; die Ausmaße sind nicht entscheidend, allein die Verortung in der Natur ist von Belang.
Wichtig ist auch der Einfluss der Natur auf die Kunstwerke. Oft verändern Witterung und Wachstum der verwendeten Materialien das Kunstwerk. So entsteht Dynamik und Prozesshaftigkeit. Daher ist die Dokumentation, v. a. durch Fotografie, sehr wichtig, da die wenigsten Betrachter diese teilweise langwierigen Entwicklungen auch verfolgen können.
Bedeutende Künstler der "Land Art"

- Dani Karavan
- Cornelia Konrads Weblink: [1]
- Richard Long
- Dennis Oppenheim
- Walter De Maria
- Robert Morris
- Robert Smithson (1938-1973)
- Jan Dibbets
- Barry Flanagan
- Marinus Boezem
- Patricia Leighton
- James Turrell
- Hannsjörg Voth
- Chris Booth
- Lucien den Arend
Bedeutende Künstler der "Natur-Kunst"


- Andy Goldsworthy (*1956)
- Nils Udo Weblink: www.greenmuseum.org
- David Nash
- Lars Vilks
- Mikael Hansen
- Partick Dougherty
- Bruni/Barbarit Weblink: perso.wanadoo.fr
- Dominique Bailly
- Chris Drury
- Alfio Bonanno
- Hellen Mayer Harrison & Newton Harrison
- Jan Meyer-Rogge
- Michael Singer
- Atelier LandArt Wolfgang Buntrock/Frank Schulze Weblink: www.landart.de
- Kostja Schibrowski Weblink: www.schibrowski.com
- Giuliano Mauri
- Benoit Tremsal Weblink: www.benoit-tremsal.de
- Herman Prigann
- Richard Long Weblink: [2]
Literatur
- John Beardsley: Earthworks and Beyond. Contemporary Art in the Landscape. New York 1998 ISBN 0789202964
- Giller A. Tiberghien: Land Art. Ed. Carré 1995
- Jeffrey Kastner, Brian Wallis: Land and Environmental Art. Boston 1998 ISBN 0714845191
- Udo Weilacher: Zwischen Landschaftsarchitektur und Land Art. Basel Berlin Boston 1999 ISBN 3764361204
- Patrick Werkner: Land Art USA. Von den Ursprüngen zu den Großraumprojekten in der Wüste. München 1992 ISBN 3791312251
- Sarah Whitfield, Richard Long: Richard Long: Walking the Line. New York 2002 ISBN 0500510660
- Sigrid Wollmeiner: Natur-Kunst. Künstlersymposien in Deutschland. Petersberg 2002 ISBN 393559030X
Weblinks
- http://www.zuzuku.de Information zu Land Art-Projekten und Skulpturen in Europa
- www.chiemseelandart.de

- http://greenmuseum.org/ (engl.)
- Kunstfelder
- landwirtschaft-und-kunst.de
- streuwerk
- Artfield Land Art
- [http://www.chrisbooth.co.nz/ Chris BoothC
- James Turrell
- Hannsjörg Voth
- Michael Heizer (Dia Center)
- AiRmania Link-CoOp: LandArt - Wind, Kinetik, Wasser, Himmel + Erde..
- LandArt+WindArt PhotoGalerie Wind, Kinetik, Wasser, Himmel + Erde..
- Hermann Prigann
- De Fluiter Adri A.C.
- Hirakawa Shigeko
- Ogorzelec Ludwika
- Wela, Elisabeth Wierzbicka
- Xenakis Dimitri
- Jørn Hansen
- Arte Sella, Beispiele
- Kurt Fleckenstein