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Peristylhaus mit dem Dionysosmosaik

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Dionysus-Mosaik, Ausschnitt, ca. 220/230 n. Chr., Römisch-Germanisches Museum Köln

Das Peristylhaus mit dem Dionysosmosaik wurde 1941 beim Ausheben eines Luftschutzkellers in der Nähe des Kölner Doms gefunden und anschließend zum Schutz mit Sand abgedeckt. Heute stellt es das zentrale Denkmal des Römisch-Germanischen Museums dar. Das in situ befindliche Mosaik ruht auf einer von neun Stützen getragenen Spezialkonstruktion. Ende der 50er Jahre wurde es mit einer Kunstharzschicht überzogen, um die Farben frischer wirken zu lassen und aus Schutzgründen.

Das Haus hat seine Bekanntheit und seine Bedeutung vor allem durch das große in ihm gefundene Dionysosmosaik. Daneben ist es eines der wenigen römischen Häuser in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, dessen Plan halbwegs vollständig bekannt ist und es ist ein Beispiel für ein Haus in den germanischen Provinzen, das in einem eher mediterranen Stil erbaut wurde.

Das Haus war nord-südlich orientiert und lag am Rheinufer. In der Mitte hatte das Haus ein Peristyl, in dem sich auch ein Brunnen befand und um das sich alle Räume des Hause gruppierten. Es konnten mehrere Bauphasen unterschieden werden. Das Haus ist anscheinend in claudischer Zeit (oder kurz danach) errichtet worden, die zweite Bauphase datiert wohl in flavische Zeit, während um 230 das ganze Haus nochmals vollkommen umgestalltet wurde. In dieser Zeit wurde auch in der Mittelachse des Peristyls ein großes Triclinium errichtet, das mit dem Dionysosmosaik ausgestattet wurde, wobei dieser Raum aber schon vorher ein Mosaik hatte, das nur noch in Resten festgestellt werden konnte. Das Mosaik ist mit 27 mehrfarbigen Medailions geschmückt, die Szenen um Dionysos, aber auch Jahreszeiten, Vögel und Früchte zeigen. Insgesamt besteht das 70 qm große Mosaik aus rund 1,5 Millionen tesserae aus Naturstein, Glas und Ton.

Einige andere Räume des Hause waren auch mit Mosaiken ausgestattet und sind teilweise mit Wandmalereien dekoriert worden, von denen sich aber nur noch geringe Reste fanden. Einige Räume hatten Hypocausten. Die Frontseite des Hauses hatte Speicher oder Läden.

Beim Weltwirtschaftsgipfel 1999 diente das Mosaik als Speiseraum für die angereisten Staats- und Regierungschefs der G8-Staaten. Dabei wurde die Mosaikfläche zum Schutz von einer schweren Acrylglasplatte abgedeckt. Der Versicherungswert des Mosaiks beträgt 15 Millionen Euro (2007).

Beim verheerenden Orkantief Kyrill in der Nacht vom 18. zum 19. Januar 2007 riss sich die Holzabdeckung des Brunnens auf der Domplatte los. Die Platte mit bis zu 70 Kilogramm schweren Holzbalken und Brettern schleuderte, von einer erfasst, quer über den Roncalliplatz in die Scheibe des weltberühmten Museums, durchschlug dort die Glasfront und beschädigte dabei das Dionysos-Mosaik erheblich: rund 120 defekte Stellen (Ablösung von tesserae und bis zu drei Millimeter tiefe Abschürfungen bei rund 1,5 Millionen Steinen, die 9 mm dick sind). Spezialisten vom Nationalmuseum Luxemburg und vom Rheinischen Landesmuseum Bonn haben die Schäden begutachtet. Zahlreiche Glas- und Natursteine waren zum Teil ausgebrochen, verschiedene Medaillons beschädigt, jedoch nicht das zentrale Bildmotiv mit dem trunkenen Dionysos selbst. Der Erfurter Fachhochschulprofessor vom Fachbereich Konservierung und Restaurierung Christoph Merzenich und zwei Restauratorinnen haben nun bis Mitte Juni 2007 größere Schäden als bislang vermutet konstatiert. Durch den Aufprall der Holzplanken wurden zahlreiche tesserae gelockert. Nun werden alle Mosaiksteinchen abgeklopft. Besucher des Römisch-Germanischen Museums können die fortschreitenden restauratorischen Arbeiten vor Ort miterleben. Der Gesamtschaden am Mosaik, das mit 15 Millionen Euro versichert ist, dürfte eine zweistellige Millionensumme erreichen.

Literatur

  • F. Fremersdorf: Das römische Haus mit dem Dionysosmosaik vor dem Südportal des Kölner Domes. Mann, Berlin 1956
  • Heinz Günter Horn: Mysteriensymbolik auf dem Kölner Dionysosmosaik (Beihefte der Bonner Jahrbücher Band 33). Bonn 1972