Kathedrale



Die Kathedrale, genauer Kathedralkirche (von griechisch/lateinisch: ecclesia cathedralis), ist die Kirche eines Bischofssitzes. Der Stuhl (griechisch kathedra) des Bischofs steht in ihr an hervorgehobener Stelle. Kathedralen sind meist eindrucksvoll gestaltete Kirchengebäude.
Kathedrale
Im Allgemeinen wird ist Begriff Kathedrale gleichbedeutend mit Bischofskirche.
Den künstlerischen und bautechnischen Höhepunkt erfuhren die Kathedralen in der Gotik, besonders in Frankreich. Im Einflussbereich des französischen Kathedralbaus haben seit der Spätromanik Kathedralen Gemeinsamkeiten in Bauform und Ausstattung. Typisch ist ein großer Chorraum im Osten, der dem Klerus vorbehalten war und durch ein Querschiff vom übrigen Kirchenschiff getrennt wird. Die Westfassade wird von zwei Türmen geprägt. Ein weiterer Turm befindet sich oft über der Kreuzung von Hauptschiff und Querschiff, der so genannten Vierung. In der Gotik wurde auf diesen Vieringsturm nicht selten verzichtet, während die Westtürme immer höher gebaut wurden. Nach Ende der Gotik gebaute Kathedralen haben über der Vierung oft eine Kuppel, wie in Florenz, Rom Petersdom, Salzburg und London St. Paul's Cathedral). Kuppeln auf Pfarrkirchen sind außerhalb der orthodoxen Konfessionen dagegen selten. In der Zeit des Barock wurden – wie auch bei anderen Kirchen – vielerorts zusätzliche pompöse Altäre eingebaut. Einige Kathedralen, z.B. die von Köln oder Prag, blieben nach Ende der Gotik unvollendet stehen und wurden erst im 19. Jahrhundert fertiggestellt. Die wohl bekannteste gotische Kathedrale in Deutschland ist der Kölner Dom. Eine seltenere und missverständliche Bezeichnung für die Kathedrale ist Mutterkirche, mit der z. B. die alte Kathedrale von Rom, die Lateranbasilika, bezeichnet wird.
Hans Jantzen bezeichnete die Kathedralen als „Träger der führenden Gedanken der abendländischen Baukunst“. Die kunstgeschichtliche Definition Adolf Adams, der „unter Kathedralen die Hauptkirchen des gotischen Baustils“ versteht, stimmt mit der kirchlichen insoweit überein, als Bischofskirchen grundsätzlich die größten und wichtigsten waren, in der zeit der Gotik aber die größte AUfmerksamkeit erfuhren. Im frühen Mittelalter hatten oft auch Klöster und ihre Kirchen eine ebenso große bedeutung. Nach Reformation und Gegenreformation richtete sich das Augenmerk der Kirche(n) mehr auf die Seelsorge und damit auf Pfarrkirchen und Wallfahrtskirchen.
Dom
Die Verwendung der Bezeichnung ecclesia cathedralis taucht erstmalig auf dem Konzil von Tarragona 516 auf. Als eine bedeutsame Kirche nannte man sie auch ecclesia maior (große Kirche). Als Hauptgotteshaus eines Bezirkes hieß die Kathedrale schließlich lateinisch Domus Dei (Haus Gottes), woraus sich der deutsche Name Dom und das italienische Duomo ableiten.
Münster
Zuweilen werden im deutschsprachigen Raum Kathedralen auch Münster genannt (z.B. das Freiburger Münster oder das Ulmer Münster mit dem höchsten Kirchturm der Welt).
Kathedralbasilka
Der Papst verleiht einigen bedeutenden Kirchen der Römisch-Katholischen Kirche den Titel Basilika minor. Ein Beispiel hierfür ist der Xantener Dom St. Viktor, der nie eine Kathedrale war. Kathedralen mit dem Titel Basilica minor werden auch als Kathedralbasilika bezeichnet. Ansonsten ist Basilika eine für andere Zwecke entwickelte, aber vor allem bei Kirchen anzutreffende Bauform, nämlich eine mehrschiffige Halle, deren Mittelschiff höher ist als die Seitenschiffe.
Kaiserdom

Als Kaiserdom werden in Deutschland der Aachener Dom, der Bamberger Dom, die Stiftskirche St. Peter und Paul in Königslutter, der Speyerer Dom, der Mainzer Dom und der Wormser Dom bezeichnet. Ursprünglich leitete sich die Bezeichnung daraus ab, dass der betreffende Dom von Kaisern erbaut wurde. Später wurden auch andere bedeutende oder sehr große Kirchenbauten als Kaiserdom bezeichnet, so etwa der Wormser Dom, an dem kein Kaiser mitgewirkt hat, oder der Frankfurter Dom, weil er Sitz der Kaiserkrönungen war.
Kathedrale oder Dom

Während es in fast allen anderen Sprachen nur eine Bezeichnung für die Bischofskirche gibt (engl. cathedral, franz. cathédrale etc), bestehen im Deutschen (wie auch z.B. im Italienischen) zwei Bezeichnung nebeneinander - Kathedrale und Dom. Es gibt keine klar definierte Abgrenzung, jedoch können folgende Unterscheidungsmerkmale zusammengefasst werden:
- nach der Konfession: protestantische Bischofskirchen werden nie als Kathedralen, orthodoxe nie als Dome bezeichnet.
- nach dem Standort: englische, französische und spanische Bischofskirchen werden Kathedralen genannt (also in jenen Ländern, in denen auch im Original nur die Bezeichnung "Kathedrale" besteht), deutsche, österreichische, italienische und skandinavische in der Regel als Dom.
- nach der Funktion: Kathedrale bezieht sich eher auf die Funktion "Bischofssitz" und kann als solcher Begriff für jede Bischofskirche verwendet werden ("der Wiener Erzbischof geleitet die Prozession in seine Kathedrale", obwohl es "Stephansdom" heißt)
Größe, Baustil und Gestalt spielen dagegen keine Rolle, wie der Petersdom in Rom, der Kölner Dom und der eher bescheidene Osloer Dom verdeutlichen. Allerdings werden zwei Sakralbauten ganz anderer Funktion wegen ihrer Kuppel (engl. und franz. dome) als Dom bezeichnet, der Invalidendom in Paris und der Felsendom, eine Moschee auf dem Jerusamlemer Tempelberg.
Kathedrale ohne Bischofssitz

Eine ehemalige Kathedrale oder zweite Kathedrale in einem Bistum wird als Konkathedrale oder Mit-Dom bezeichnet. Die Kathedrale des Münchener Erzbistums ist besser unter ihrer alten Bezeichnung Frauenkirche bekannt, während der ursprüngliche Bischofssitz, der Freisinger Dom, heute die Konkathedrale ist.
In vielen Fällen haben auch ehemalige Bischofskirchen im Volksmund die Bezeichnung Dom behalten. Beispielsweise leitet sich im Fall des Wormser Doms die Bezeichnung daraus ab, dass Worms bis zur Säkularisierung 1803 Bistumssitz war.
Auch wenn die Begriffe Kathedrale und Dom meist synonym verwendet werden, gibt es auch Kirchen, die wegen ihrer Größe oder ihrer kulturhistorischen Bedeutung als Dom bezeichnet werden, obwohl sie keine Bischofskirchen sind. Beispiele sind der Petersdom in Rom, der Frankfurter Kaiserdom St. Bartholomäus, welcher von 1562 bis 1792 Schauplatz von zehn Kaiserkrönungen war, aber niemals Bischofssitz, oder der Berliner Dom schon zur Zeit, als er nicht einmal Landesbischofssitz, sondern "nur" die Hauptkirche der evangelisch-deutschen Staatskirche war.
Klein und Groß

- Die um das Jahr 800 erbaute Katedrala svetoga Križa (Heilig-Kreuz-Kathedrale) in Nin, Kroatien, gilt offiziell als die kleinste Kathedrale der Welt. Man nimmt an, dass sie früher (vermutlich im 8. Jahrhundert) Bischofssitz war.
- Der Petersdom in Rom gilt meist als die größte Kathedrale der Welt. Er gehört in jedem Falle zu den größten sakralen Bauwerken der Welt.
Siehe auch
- Liste von Kathedralen und Domen
- Liste als Duomo / Dom / Domkirche bezeichneter Kirchen
- Liste als Münster / Minster bezeichneter Kirchen
- Liste der Kathedralen und Basiliken in Nordeuropa
Literatur
- Sonja Ulrike Klug: Kathedrale des Kosmos. Die heilige Geometrie von Chartres. 2. Auflage. Bad Honnef 2005, ISBN 9783981024517
- Sonja Ulrike Klug: Chartres - der Kathedral-Führer. Geschichte, Architektur, Schule, Skulpturen, Labyrinth und Glasfenster der französischen Kathedrale. Bad Honnef 2007. ISBN 9783981024531
- Uwe A. Oster: Die großen Kathedralen. Gotische Baukunst in Europa. Primus, Darmstadt 2003, ISBN 3896782401
- Adolf Adam: Wo sich Gottes Volk versammelt. Gestalt und Symbolik des Kirchenbaus. Herder, Freiburg/Basel/Wien 1984
- Hans Jantzen: Kunst der Gotik. Klassische Kathedralen Frankreichs – Chartres, Reims, Amiens. Neuausgabe, erweitert und kommentiert durch ein Nachwort von Hans-Joachim Kunst. Reimer, Berlin 1987, ISBN 3-496-00898-9
- Otto von Simson: Die gotische Kathedrale. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1968
- Ernst Ullmann: Die Welt der gotischen Kathedrale. Union, Berlin 1981, ISBN 3-85063-117-6
- Christoph Markschies: Gibt es eine 'Theologie der gotischen Kathedrale'. Winter, Heidelberg 1995,