Alte Maße und Gewichte (Bayern)
Mit Verordnung vom 28. Februar 1809 wurden die Maße in Bayern auf definierte Größen verbindlich festgelegt. Vorher gab es teilweise regionale Unterschiede, zum Beispiel zwischen dem Aschaffenburger Schuh mit 0,2875 m und Rheinländischem Fuß mit 0,3139 m. Eine Wirtschaftsreform von Montgelas sollte auch die Maße und Gewichte vereinheitlichen.
Eine Übersicht verschiedener europäischer Maße und Gewichte von Ferdinand Malaise (1842) gibt dem bayerische Fuß – seinem Referenzmaß – 129,38 Pariser Linien.
Am 29. April 1869 führte Bayern per Gesetz zum Jahreswechsel 1872 das metrische System ein. Der bayrische Fuß wurde hierbei auf 0,291 859 206 Meter festgelegt.
Die Maßbezeichnungen und Maße, deren Werte gleichzeitig erstmals in metrischen Einheiten festgelegt wurden, blieben aber weiterhin im Alltagsgebrauch bestehen.
Längenmaße
Herleitung des bayrischen Fußes
Der bayrische Fuß ist – wie der Hannoveraner Fuß und der Lütticher Lambertsfuß – vom römischen Fuß abgeleitet. Die Ratio der drei ersteren zum letzterem beträgt 63 : 64.
Wobei letztlich beide Längenmaße auf die Nippur-Elle zurückgehen.
Die alten, duodezimalen Längenmaße
Während das Fußmaß im Altertum stets in sechzehn Fingerbreit unterteilt wurde, setzte dich im Mittelalter europaweit die duodezimale Zolleinteilung durch, in manchen Sprachen auch Daumenbreit genannt. Die duodezimale Fußeinteilung galt in Bayern bis einschließlich der Frühen Neuzeit.
Scrupel | = | 0,1689 mm | (typographisch, inoffiziell) | |||
Linie | = | 12 | Scrupel | = | 2,0268 mm | |
Zoll | = | 12 | Linien | = | 24,3216 mm | |
Fuß | = | 12 | Zoll | = | 291,8592 mm | Wurde 1869 amtlich genau festgelegt: 0,291 859 206 m. |
Schritt | = | 28 | Zoll | = | 0,681 0048 m | (1869 nicht erwähnt.) |
Klafter | = | 6 | Fuß | = | 1,751 1552 m | |
Rute | = | 12 | Fuß | = | 3,502 3104 m | |
Meile | vor 1811: | = | 7,414 975 km | = 25406 bayrische Fuß, eigentlich fünf römische Meilen. | ||
1811/71: | = | 7,470 903 km | = 25600 bayrische Fuß | |||
ab 1872: | = | 7,200 000 km | (ist metrisch gerundet) |
Die Länge der bayrischen Elle betrug genau 2 Fuß 10¼ Zoll, also etwa 83,30 cm. Diese etwas merkwürdige Ellendefinition erklärt sich leicht folgendermaßen:
Historisch ist die alte, bayrische Elle zweifelsohne eine 45-römische-digiti Elle. Da der bayrische Fuß selbst 63/64 römische Fuß misst, entspricht dies also genau 34 2/7 bayrischen Zoll. Sei es aus historischer Unkenntnis oder sei es nur aus Vereinfachungsgründen, man rundete auf 34 ¼ Zoll ab. So verzichtete man also auf genau ein 28.stel zusätzliches bayrisches Zoll.
Die dezimalen Übergangslängenmaße
Nachdem 1806 das Heiliges Römisches Reich aufgelöst war, trat Bayern dem Rheinbund bei und wurde von Napoleon mit Gebietsgewinnen zum Königreich erhoben.
Zwar wagte man es in Bayern noch nicht, den in Frankreich seit 1793 eingeführten Meter gleich zu übernehmen, dezimalisierte aber – sozusagen vorbereitend – den bayrischen Fuß.
Dieses System galt bis zum 1. Januar 1872, dem Tag des Inkrafttretens des Gesetzes von 1869.
Scrupel | = 0,0003 m | = 291,8592 µm | |
Linie | = 10 Scrupel | = 0,0029 m | = 2,918592 mm |
Zoll | = 10 Linien | = 0,0292 m | = 2,918592 cm |
Fuß | = 10 Zoll | = 0,2919 m | = 29,18592 cm |
Rute | = 10 Fuß | = 2,918592 m |
Flächenmaße
Quadratzoll | = 0,0006 m² | |
Quadratfuß | = 144 Quadratzoll | = 0,085182 m² |
Bifang, Pifang | ||
Beet | = 9 Quadratfuß | = 0,7666 m² |
Quadratrute | = 100 Quadratfuß | = 8,5182 m² |
Dezimale | = 4 Quadratruten | = 34,072709 m² |
Tagwerk (Morgen, Jauchert, Joch) | = 100 Dezimale | = 3407,2709 m² |
Hube, Hufe | = 33-42 Tagwerke |
Volumen
Der bayrischer Kubikfuß ist größer gleich 24,861 044 Liter. Dieser wurde aber nicht für Hohlmaße verwendet.
Hohlmaße, fest
Hiermit maß man alle nicht-flüssigen Stoffe, wie z.B. auch Getreide, Mehl, Kalk, etc.
Definition 1869: Ein bayrisches Scheffel ist 1 / 0,449 725 9946 Hektoliter.
Herleitung:
Historisch ist die bayrische Metze nicht vom bayrischen Fuß selbst hergeleitet, sondern vom sogenannten Drusianischen Fuß, der landsläufig auch Fuß Karls des Großen genannt wird.
Dieser hat die Ratio 9:8 zum römischen Fuß und misst somit acht Siebtel bayrische Fuß. So besteht zwischen dem verwendeten, bayrischen Kubikfuß und dem eigentlichen bayrischen Kubikfuß die Ratio (7×7×7=) 343 : 512 (=8×8×8). Der sogenannte Karlsfuß misst knapp mehr als ein Drittel Meter.
Dreißiger | = ½ Sechzehntelmetzen | = 1,158 l |
Sechzehntelmetze(n), Mäßlein | = ½ Achtelmetzen | = 2,316 l |
Achtelmetze(n) | = ½ Viertelmetzen | = 4,63245 l |
Viertelmetze(n), halbes Viertel | = ½ Viertel | = 9,2649 l |
Viertel, halber Metzen | = ½ Metzen | = 18,5298 l |
Metze(n) | = 34 2/3 Maß | = 37,0596 l |
Scheffel, Schaff (Pl.: Schäff) | = 6 Metzen | = 222,3576 l |
Muth | = 4 Scheffel | = 889,4304 l |
Hohlmaße, flüssig
Definition 1869: Das bayrische Maß ist der 208. Teil des Volumens eines bayrischen Scheffels.
Historisch ist das bayrische Maß aber sicher genau 50 Karls-Kubikzoll. Demnach ist die Metze also genau (1728/50=) 34,56 Maß, statt 34⅔ Maß. Der dadurch auftretende metrologische Fehler beträgt genau 1/325 = 0,308%. Nimmt man aber umgekehrt den Karls-Kubikfuß, das heißt die Metze, zum Referenzwert, so beträgt ein altbayrisches Maß eben nicht 1069,027 ml, sondern etwa 1072,327 ml. (Somit wurden also alle bayrischen Maßbiertrinker – Dank ignoranter Gesetzesgebung – beim Ausschank stets um knapp 3,3 ml betrogen!)
Achterl | = 1/8 Maß | = 0,133 l | |
Quart(el), Schoppen | = 2 Achterl | = ¼ Maß | = 0,267 l |
Gazel | = 1/3 Maß | = 0,357 l | |
Seidel, Halbe | = 2 Quartel | = ½ Maß | = 0,535 l |
Maß(kanne) | = 2 Seidel | = 3 Gazel | = 1,069 l |
Schenkeimer | = 60 Maß | = 64,142 l | |
Visireimer (Biereimer) | = 64 Maß | = 68,416 l |
Gewichte
Handelsgewichte
Gran | = 0,073 g | |
Pfenniggewicht | = 15 Gran | = 1,094 g |
Quint | = 4 Pfenniggewicht | = 4,375 g |
Lot | = 4 Quint | = 17,5 g |
Vierling | = 8 Lot | = 140 g |
Pfund | = 4 Vierlinge | = 560 g |
Apothekergewichte
Gran | = 62,5 mg | |
Scrupel | = 20 Grän | = 1,25 g |
Drachme | = 3 Scrupel | = 3,75 g |
Unze | = 8 Drachmen | = 30 g |
Pfund | = 12 Unzen | = 360 g |
Münzgewichte
Richtpfennig (Silber) | = 3,568 mg | |||
Aß (Silber) | = 53,735 mg | |||
Pfenniggewicht (Silber) | = 17 Aß | = 256 Richtpfennige | = 913,5 mg | |
Loth (Silber) | = 16 Pfenniggewichte | = 14,6159 g | ||
Gran (Gold) | = 0,812 g | |||
Karat (Gold) | = 12 Grän | = 9,744 g | ||
Mark | = 16 Loth | = 24 Karat | = 233,855 g |
Literatur
- Heinrich Grebenau: Tabellen zur Umwandlung des bayerischen Masses und Gewichtes in metrisches Maß und Gewicht und umgekehrt. Nebst dazu gehörigen Preisverwandlungen. Auf Grund der mit allerhöchster Verordnung vom 13. August 1869 amtlich bekannt gemachten Verhältnißzahlen. Mit einer kurzen Geschichte und der nöthigen Erläuterung des metrischen Mass- und Gewichts-Systems. Lindauer, München 1870 (Digitalisat)