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Hunnen

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Der Begriff Hunnen ist eine Sammelbezeichnung für eine Gruppe zentralasiatischer Völkerschaften mit nomadischer , später halbnomadischer Lebensweise, die ursprünglich im Gebiet zwischen Issyk-Kul und Ulan-Bator beheimatet gewesen waren.

Hinweise aus chinesischen Quellen, die auf ein Volk der Xiongnu (Hsiung-nu) deuten, gehen auf 1200 v. Chr. zurück.

Im 3. Jhrd. v. Chr. gründeten die Hsiung-nu unter Mao Tun ein großes Reich, das mehrfach Han-China bedrohte. Erst im 1. Jhrd. wurden sie durch China und benachbarte Stämme entgültig zur Unterwerfung bzw. zum Abzug nach Westen gezwungen.

Es herrscht keine völlige Einigkeit über die Identität der Hsiung-nu mit den Hunnen. Gewisse Indizien sprechen jedoch dafür. Beide Stämme sprachen türkisch, beide wurden mit den gleichen Schimpfwörtern bedacht und ihre Wanderung ist bis auf die Lücke von etwa 180 Jahren nachvollziehbar. Zu guter Letzt existieren Briefe sogdischer Handelsleute aus dem 4. Jhrd., welche die Wörter Hunnen und Hsiung-nu synonym verwendeten.

Im Verlauf ihrer Wanderung intigrierten die ursprünglich mongoliden Hsiung-nu/ Hunnen zunehmend indogerman. Gruppen, so daß sie in der Völkerwanderung ein Mischvolk darstellten.

Man sieht den Zeitraum der westlichen Wanderung des Reitervolkes der West-Hunnen, den "Hunnensturm" im 4. Jahrhundert n. Chr. Diese Gruppe, die europäischen Hunnen unter Attila, unterwarfen die Ostgoten und vertrieben die Westgoten. Nachdem Attila sich zum Alleinherrscher der Hunnenstämme gemacht hatte, wurden sie durch ständige Kriegszüge von Ungarn ('Hun-Garn') aus eine Gefahr für das Römische Reich. Nach der Niederlage gegen die Römer und Westgoten 451 n. Chr. und Attilas Tod zerfiel ihr Reich.

Die Ost-Hunnen, auch Weiße Hunnen (Chioniten, Hephthaliten) genannt, eroberten ab 350 Baktrien, Teile des Iran und Nordindiens und gründeten ein großes aber kurzlebiges Reich. Die Hephthaliten hatten wesentlichen Anteil am Niedergang des indischen Großreichs der Guptal.



Siehe auch: Geschichte der Mongolei

Zeittafel Hsiung-nu

  • 3. Jahrhundert v. Chr. Die möglicherweise aus der Mandschurei stammenden, mongoliden Hsiung-nu lassen sich in der heutigen Mongolei als Reiter- und Viehzuchtnomaden nieder.
  • 209 v. Chr. - 174 v. Chr. Unter Mao Tun (Mao-dun) gründen die Hsiung-nu ein eigenes Reich.
  • 160 v. Chr. Der endgültige Sieg der Hsiung-nu über die Yüe-tschi in der heutigen Provinz Kansu löst eine Völkerwanderung bis nach Baktrien aus, wo sich die Yüe-tschi und Saken (Teil der Skythen) nun niederlassen.
  • 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. Nach wiederholten Auseinandersetzungen besiegte Han-China die Hsiung-nu und drängte diese nach Norden (119 v. Chr. schwere Niederlage der Hsiung-nu in der Mongolei).
  • um 50 v. Chr.: Zerfall der Herrschaft der Hsiung-nu durch eine Folge von Bruderkämpfen, die von China gefördert wurden.
  • 48: Der südliche Bestand der Hsiung-nu gelangt unter chinesische Dominanz, der nördliche Restbestand gelangt nach einem Sieg der Chinesen (89) unter die Herrschaft der Sien-pi (Xian-bi) und flieht z.T. nach Westen.
  • nach 153: Die südlichen Hsiung-nu erobern Nordchina und bilden ein neues Reich. Es wurde schon 352 von den Mujung-Sien-pi zerstört, aber Nachfolgereiche wie das der Toba bis zum 6. Jh. (-vgl. Zeittafel der chinesischen Geschichte-).

Zeittafel Hunnen

  • 44 v. Chr. und 91 Flüchtige Gruppen der Hsiung-nu lassen sich an Ili und Tschu nieder und gründen kurzlebige Reiche.
  • 170 Ein Sien-pi Herrscher unterwirft die Reste der (Nord-)Hsiung-nu westlich des Altai.
  • ab 350: Angriffe der Hunnen (von denen angenommen wird, dass sie mit den Hsiung-nu identisch sind) gegen das Reich der Sassaniden (Baktrien).
  • 375: Ein mit den iranischen Alanen liierter Zweig der Hunnen unter Belamir schlägt die Ostgoten in Südrussland. Das über weite Gebiete Ost- und Mitteleuropa sich erstreckende Hunnenreich (mit Zentrum an der mittleren Donau) unterliegt nach Attilas Tod dem vereinten Widerstand von Germanenstämmen und des Römischen Reichs.
  • 451: Die Hunnen unter ihrem König Attila (*um 395, †453) werden in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern (Frankreich) von den Römern (Aëtius) und von den mit ihnen verbündeten Westgoten (Theoderid) geschlagen.