Hornbostel-Sachs-Systematik
Diese Systematik von Erich M. von Hornbostel und Curt Sachs ist ein Versuch, die weltweit existierenden Musikinstrumente in ein System zu bringen. Veröffentlicht wurde sie in der Zeitschrift für Ethnologie 46, 1914 (4-5), Seiten 553-590
Idiophone (1)
Das Material des Instruments gibt dank seiner Steifigkeit und Elastizität den Ton her, ohne gespannter Membranen oder Saiten zu bedürfen.
Schlagidiophone (11)
Das Instrument wird durch Perkussion in Schwingung versetzt.
Unmittelbar geschlagene Idiophone (111)
Der Spieler selbst führt die Schlagbewegung aus: etwaige mechanische Zwischenglieder, Schlägel, Klaviaturen, Läuteseile und dergleichen werden nicht berücksichtigt; entscheidend ist, daß der Spieler einzelne, scharf abgegrenzte Schläge auszulösen vermag, und daß das Instrument für diese Art der Perkussion eingerichtet ist.
- 111.1 Gegenschlagidiophone oder Klappern - Zwei oder mehr koordinierte klingende Teile werden gegeneinander geschlagen.
- 111.11 Gegenschlagstäbe oder Stabklappern - Annam, Vorderindien, Marshallinseln.
- 111.12 Gegenschlagplatten oder Plattenklappern - China und Vorderindien.
- 111.13 Gegenschlagrinnen oder Rinnenklappern - Birma.
- 111.14 Gegenschlaggefäße oder Gefäßklappern - Als Gefäß rechnet schon eine geringe Aushöhlung in einem Brett.
- 111.141 Kastagnetten - Natürliche und ausgehöhlte Gefäß- klappern.
- 111.142 Becken - Ausgebogene Gefäßklappern.
- 111.2 Aufschlagidiophone - Das Instrument wird mit einem nichtklingenden Werkzeug (Hand, Schlägel, Klöppel) oder gegen ein solches (Körper, Erdboden) geschlagen.
- 111.21 Aufschlagstäbe
- 111.211 (Selbständige) Aufschlagstäbe - Japan, Annam, Balkan; auch Triangelgehören hierher.
- 111.212 Schlagstabspiele - Mehrere Aufschlagstäbe von verschiedener Tonhöhe sind zu einem Instrument vereinigt. Alle Xylophone,sofern ihre Klangteile nicht biplan sind.
- 111.22 Aufschlagplatten
- 111.221 (Selbständige) Aufschlagplatten - In der orientalisch- christlichen Kirche
- 111.222 Schlagplattenspiele - Lithophone (China), auch die meisten Metallophone.
- 111.23 Aufschlagrohre
- 111.231 (Selbständige) Aufschlagröhren - Holztrommel, Röhrenglocke.
- 111.232 Schlagröhrenspiele - Tubaphon, Röhrenxylophon.
- 111.24 Aufschlaggefäße
- 111.241 Gongs Die Schwingungen nehmen nach dem Scheitel hin zu.
- 111.241.1 (Selbständige) Gongs Süd- und Ostasien; auch die sog. Metalltrommeln, besser Kesselgongs, gehören hierher.
- 111.241.2 Gongspiele Südostasien.
- 111.242 Glocken Die Schwingungen nehmen nach dem Scheitel hin ab.
- 111.242.1 (Selbständige) Glocken
- 111.242.11 Standglocken Das Gefäß steht auf der Hand oder einem Kissen; die Öffnung ist nach oben gerichtet. China, Indochina und Japan.
- 111.242.12 Hängeglocken: Die Glocke ist am Scheitel aufgehängt.
- 111.242.121 Schlägel-Hängeglocken: Kein befestigter Klöppel, sondern getrenntes Schlägel.
- 111.242.122 Klöppelglocken: Die Glocke hat einen festen Klöppel.
- 111.242.2 Glockenspiele (Unterteilung entsprechend)
- 111.242.1 (Selbständige) Glocken
- 111.241 Gongs Die Schwingungen nehmen nach dem Scheitel hin zu.
- 111.21 Aufschlagstäbe
Mittelbar geschlagene Idiophone (112)
Der Spieler selbst führt keine Schlagbewegung aus; die Perkussion entsteht erst mittelbar als Folge einer anders gearteten Bewegung des Spielers; es liegt in der Bestimmung des Instruments, Klang- oder Geräuschkomplexe, nicht aber Einzelschläge hören zu lassen.
- 112.1 Schüttelidiophone oder Rasseln - Der Spieler führt eine Schüttelbewegung aus.
- 112.11 Reihenrasseln - Durchlöcherte Eigenklinger sind gemeinsam aufgereiht und schlagen beim Schütteln gegeneinander.
- 112.111 Schnurrasseln: Die Rasselkörper sind auf eine Schnur gereiht. Halsschnüre mit aufgereihten Muscheln.
- 112.112 Stabrasseln: Die Rasselkörper sind auf einen Stab (oder Ring) gereiht. Sistrum mit Ringen.
- 112.12 Rahmenrasseln - Die Rasselkörper sind an einem Gegenstand befestigt und schlagen gegen ihn.
- 112.121 Pendelrasseln: Die Rasselkörper hängen frei am Rahmen. Tanzschild mit Rasselringen.
- 112.122 Gleitrasseln: Nichtklingende Körper gleiten in Ausschnitten eines klingenden hin und her und setzen ihn in Schwingung, oder klingende Körper gleiten in Ausschnitten eines nichtklingenden hin und her und werden beim jedesmaligen Anstoßen von diesem in Schwingung gesetzt. Anklun, (jüngeres) Sistrum mit Stäben
- 112.13 Gefäßrasseln
- 112.11 Reihenrasseln - Durchlöcherte Eigenklinger sind gemeinsam aufgereiht und schlagen beim Schütteln gegeneinander.
Die Rasselkörper sind in ein Gefäß eingeschlossen und schlagen gegeneinander, gegen die Gefäßwand oder in der Regel gegen beides. (NB. Die am Benue vorkommende Rassel aus einer Stielkalebasse, bei der die Rasselkörper nicht im Innern eingeschlossen, sondern außen in ein übergezogenes Netz eingeknüpft sind, ist als Varietät der Gefäßrassel anzusehen.) Fruchtkapseln mit Samenkörnern, Schellen mit frei eingeschlossenen Anschlagkügelchen.
- 112.2 Schrap-Idiophone - Der Spieler führt unmittelbar oder mittelbar eine Schrapbewegung aus: ein nichtklingender Körper fährt über einen gezahnten klingenden und wird abwechselnd durch die Zähne gehoben und gegen die Oberfläche geschnellt, oder ein elastischer klingender Körper fährt über einen gezahnten nichtklingenden und erhält auf die gleiche Weise eine Serie von Schlägen. Diese Gruppe darf nicht mit den Reib-Idiophonen verwechselt werden.
- 112.21 Schrapstäbe - Ein Zahnstab wird mit einem Stöckchen geschrapt.
- 112.211 Schrapstäbe ohne Resonator Südamerika, Vorderindien (Kerb-Musikbogen), Kongo.
- 112.212 Schrapstäbe mit Resonator Usambara und Ostasien (Tiger).
- 112.22 Schrapröhren - Südindien.
- 112.23 Schrapgefäß - Ein Gefäß mit gefurchter Oberfläche wird geschrapt. Südamerika und Kongogebiet.
- 112.24 Schrapräder oder Ratschen - Ein Zahnrad, dessen Achse als Stiel dient, und eine Zunge innerhalb eines frei um den gleichen Stiel drehbaren Rahmens; beim Herumschwingen schlägt die Zunge gegen die Zähne des Rades. Europa und Vorderindien.
- 112.21 Schrapstäbe - Ein Zahnstab wird mit einem Stöckchen geschrapt.
- 112.3 Reiß-Idiophone - Instrumente in Form federnder Tastzirkel, deren Spitzen sich berühren; diese werden mit einem Stäbchen auseinandergerissen, um vermöge ihrer Elastizität wieder zusammenzuschlagen. China (Huan t’u), Malaka, Persien (qasik), Balkan.
Zupf-Idiophone (12)
Zungen, d. h. einseitig befestigte, elastische Plättchen, werden abgebogen, um vermöge ihrer Elastizität wieder in die Ruhelage zurückzukehren
in Rahmenform (121)
Die Zunge schwingt innerhalb eines Rahmens oder Bügels.
- 121.1 Cricri - Die Zunge ist aus einer Schale herausgeschnitten, so daß sie in dieser einen Resonator hat. Melanesien.
- 121.2 Maultrommeln - Die Zunge sitzt innerhalb eines stab- oder plattenförmigen Rahmens und bedarf des Mundes als Resonators.
- 121.21 Idioglotte Maultromeln - Die Zunge ist aus dem Rahmen herausgeschnitten und hängt mit ihm an der Wurzel zusammen. Hinterindien, Indonesien und Melanesien.
- 121.22 Hetrogene Maultrommeln - Die Zunge ist auf dem Rahmen befestigt.
- 121.221 (Selbständige) heteroglotte Maultrommeln; Europa, Vorderindien, China.
- 121.222 Heteroglotte Maultrommelspiele Mehrere heteroglotte Maultrommeln in verschiedener Stimmung sind zu einem Instrument vereinigt. Aura
in Brett- oder Kammform (122)
Zungen sind auf ein Brett geschnürt oder aus einem Brett wie Kammzähne ausgeschnitten.
- 122.1 mit aufgeschnürten Zungen
- 122.11 ohne Resonator - Alle Zanzas aus einem einfachen Brett.
- 122.12 mit Resonator - Alle Zanzas mit Kasten oder Schale unter dem Brett.
- 122.2 mit ausgeschittenen Zungen - Eine Stiftwalze reißt die Zungen an: Spieldosen Europa.
Reib-Idiophone (13)
Das Instrument wird durch Reibung in Schwingung gebracht.
Reibstäbe (131)
- 131.1 (selbständige) Reibstäbe - Nicht bekannt.
- 131.2 Reibstabspiele
- 131.21 mit unmittelbarer Friktion - Die Stäbe selbst werden gerieben. Nagelgeige, Nagelklavier, Stockspiel.
- 131.22 mit mittelbarer Friktion - Die Stäbe sind mit anderen verbunden, die gerieben werden und durch ihre longitudinalen Schwingungsexkursionen jene in Transversalschwingungen versetzen. Chladnis Euphon.
Reibplatten (132)
- 132.1 (selbständige) Reibplatten - Nicht bekannt.
- 132.2 Reibplattenspiele - Neumecklenburg.
Reibgefäße (133)
- 133.1 (selbständige) Reibgefäße - Brasilien: Schildkrötenpanzer.
- 133.2 Reibgefäßspiele - Verillon.
Blas-Idiophone (14)
Das Instrument wird durch Anblasen in Schwingung gebracht.
Blasstäbe (141)
- 141.1 (selbständige) Blasstäbe - Nicht bekannt.
- 141.2 Blasstabspiele - Aeolsklavier.
Blasplatten (142)
- 142.1 (selbständige) Blasplatten - Nicht bekannt.
- 142.2 Blasplattenspiele - Piano chanteur.
- Gemeinsame Schlußteilung
- -8 mit Klaviatur,
- -9 mit mechanischem Antrieb
2 Membranophone
Tonerreger sind straffgespannte Membranen.
21 Schlagtrommeln
Die Membranen werden geschlagen.
211 Unmittelbar geschlagene Trommeln
Der Spieler selbst führt die Schlagbewegung aus; etwaige mechanische Zwischenglieder, Schlägel, Klaviaturen u. dgl. werden nicht berücksichtigt; nur geschüttelte Trommeln rechnen nicht hierher.
211.1Kesseltrommeln (Pauken)
Der Körper ist kessel- oder schalenförmig.
211.11 (selbst.) Kesseltrommeln
(Die europäische Pauke.)
211.12 Kesseltrommelspiele
(Die westasiatischen, ständig verbundenen Paukenpaare.)
211.2 Röhrentrommeln
Der Körper ist röhrenförmig.
211.21 Zylindertrommeln
Mittel- und Enddurchmesser sind einander gleich; Zuschärfungen der Enden werden ebensowenig in Rechnung gezogen wie Kopfscheiben.
211.211 Einfellige Zylindertrommeln
Die Trommel hat nur ein einziges praktikables Fell; ein auf afrikanischen Trommeln etwa vorhandenes zweites, zum Schnürwerk gehöriges Fell, das nicht geschlagen werden kann, zählt nicht.
211.211.1 Offene Zylindertrommeln
Das dem Fell entgegengesetzte Ende ist offen. (Malaka)
211.211.2 Geschlossene Zylindertrommeln
Das dem Fell entgegengesetzte Ende ist geschlossen. (Westindien.)
211.212 Zweifellige Zylindertrommeln
Die Trommel hat zwei praktikable Felle.
211.212.1 (Einzelne) Zylindertrommeln
Europa (Militärtrommel).
211.212.2 Zylindertrommelspiele
211.22 Faßtrommeln
Der Mitteldurchmesser ist größer als die Enddurchmesser; der Körper ist gewölbt.(Asien, Afrika, Altmexiko)
211.23 Doppelkonustrommeln
Der Mitteldurchmesser ist größer als die Enddurchmesser; der Körper ist geradwandig mit gebrochener Profillinie. Vorderindien (Mrdanga, Banya, Pakhavaja).
211.24 Sanduhrtrommeln
Der Mitteldurchmesser ist kleiner als die Enddurchmesser.(Asien, Melanesien, Ostafrika)
211.25 Konustrommeln
Die Enddurchmesser sind erheblich ungleich; gesinge Ungleichheiten sind als unvermeidlich nicht in Rechnung zu ziehen. (Vorderindien)
211.26 Bechertrommeln
Der Trommelkörper besteht aus einem kesselförmigen oder zylindrischen Hauptteil und einem schlankeren Ansatz. Verwischungen der Grundform, wie sie namentlich in Indonesien vorkommen, ändern am Begriff nichts, solange nicht die Zylinderform erreicht ist. (Darabukke)
211.3 Rahmentrommeln
Die Höhe des Körpers ist höchstens gleich dem Fellradius. NB. Die europäische Militärtrommel ist auch in ihren flachsten Exemplaren aus der langen Zylindertrommel hervorgegangen und wird daher nicht zu den Rahmentrommeln gerechnet.
Unterzuteilen wie 211.21.
211.31 Rahmentrommeln(ohne Siel)
211.311 Einfellige Rahmentrommeln (Tamburin)
211.312 Zweifellige Rahmentrommeln (Nordafrika)
211.32 Stieltrommeln
Am Rahmen sitzt ein Stiel im Sinne des Durchmessers.
211.321 Einfellige Stieltrommeln (Eskimo)
211.322 Zweifellige Stieltrommeln (Tibet)
212 Rasseltrommeln (Unterteilung wie bei den unmittelbar geschlagenen Trommeln)
Die Trommel wird geschüttelt; die Perkussion geschieht durch das Anschlagen angebundener oder eingeschlossener Kügelchen oder dgl. (Indien, Tibet)
22 Zupftrommeln
Unter der Fellmitte ist eine Saite verknotet; diese wird gezupft und überträgt ihre Schwingungen auf das Fell. (Indien (Gopi-yantra, Ananda-lahari))
23 Reibtrommeln
Das Fell wird durch Friktion in Schwingung versetzt.
231 Stab-Reibtrommeln
Ein mit dem Fell verbundener Stab wird gerieben, oder reibt das Fell.
231.1 mit durchgestecktem Stab
Der Stab durchdringt das Fell.
231.11 Fesselstab-Reibtrommeln
Der Stab kann sich nicht bewegen; es wird nur der Stab gerieben. (Afrika)
231.12 Halbfreistab-Reibtrommeln
Der Stab kann sich nur wenig bewegen; die Hand reibt den Stab, und der Stab das Fell. (Afrika)
231.13 Freistab-Reibtrommeln
Der Stab bewegt sich frei; nicht er wird gerieben, sondern ausschließlich das Fell durch ihn. (Venezuela)
231.2 mit aufgebundenem Stab=
Der Stab ist aufrecht auf das Fell gebunden. (Europa)
232 Schnur-Reibtrommeln
Eine mit dem Fell verbundene Schnur wird gerieben.
232.1 stehende Schnur-Reibtrommeln
Die Trommel wird festgehalten. (Europa, Afrika)
232.11 einfellige stehende Schnur-Reibtrommeln
232.12 zweifellige stehende Schnur-Reibtrommeln
232.2 Geschwungene Schnur-Reibtrommeln
Die Trommel wird geschwungen, und die Schnur reibt sich an einer Kerbe des Handgriffs. (Waldteufel (Europa, Indien, Ostafrika))
233 Hand-Reibtrommeln
Das Fell wird mit der Hand gerieben.
24 Ansingtrommeln (Mirlitons)
Die Membran wird durch Ansprechen oder Ansingen in Schwingung versetzt; das Fell gibt keinen eigenen Ton, sondern färbt nur die Stimme. (Europa, Westafrika)
241 Freie Mirlitons
Die Membran wird unmittelbar beeinflußt, ohne daß der Wind in einem Behälter gesammelt würde. (Das Seidenpapier auf dem Kamm)
242 Röhren- und Gefäßtrommeln
Die Membran sitzt im Innern einer Röhre oder eines Kastens. (Afrika; auch die ostasiatischen Flöten, deren eines Seitenloch mit einer Membran verklebt ist, stellen Kontaminationen mit dem Prinzip des Röhrenmirlitons dar.)
- 81 Schnur- (Riemen-)Schnürung
Die Schnüre laufen von Fell zu Fell oder bilden ein Netz, ohne eine der folgenden Vorrichtungen zu benutzen.
- 811 Ohne besondere Spannvorrichtung
Überall
- 812 Mit Spannligatur
Querbänder oder -schnüre sind um die Mitte des Schnurwerks gelegt, um es zu spannen. (Ceylon)
- 813 Mit Spannringen
Die Schnüre sind im Zickzack geführt; je zwei Führungen werden durch einen kleinen Ring oder eine Schlaufe zusammengefaßt. (Vorderindien)
- 814 Mit Spannkeilen
Zwischen Trommelwand und Schnüren sind Keile eingeschoben, durch deren Stellung der Spannungsgrad reguliert werden kann. (Vordesindien, Indonesien, Afrika)
- 82 Schnur-Fell-Schnürung
Die Schnüre sind unten an ein nichtpraktikables Fell geknüpft.(Afrika)
- 83 Schnur-Brett-Schnürung
Die Schnüre sind unten an ein Vorsatzbrett geknüpft. (Sumatra)
- 84 Schnur-Wulst-Schnürung
Die Schnüre sind unten an einen angeschnitzten Wulst geknüpft. (Afrika)
- 85 Schnur-Gurt-Schnürung
Die Schnüre sind unten an einen Gurt aus anderem Material geknüpft. (Vorderindien)
- 86 Schnur-Pflock-Schnürung
Die Schnüre sind unten an Pflöcke geknüpft, die in der Wand stecken. (Afrika)
- 9 Mit angeklemmtem Fell
Über den Fellrand ist ein Ring gestreift.
- 91 Mit Schnurklemmung (Afrika)
- 92 Mit Reifeneinklemmung
- 921 Ohne Maschinerie (Europäische Trommel)
- 922 Mit Maschinerie
- 9221 Ohne Pedale (Maschinenpauke)
- 9222 Mit Pedalen (Pedalpauke)
Gemeinsame Schlußteilung:
-6 Mit aufgeklebtem Fell
-7 Mit aufgenageltem Fell
-S Mit aufgeschnürtem Fell
3 Chordophone
4 Aerophone
Die Luft selbst gerät primär in Schwingung.
41 Freie Aerophone
Die schwingende Luft ist nicht durch das Instrument begrenzt.
411 Ablenkungsaerophone
Der Wind trifft auf eine Schneide, oder eine Schneide wird durch die Luft bewegt; in beiden Fällen findet nach neuerer Anschauung ein periodisches Abbiegen der Luft zu beiden Seiten der Schneide statt. (zB.: Peitsche, Säbelklinge).
412 Unterbrechungs-Aerophone
Der Windstrom wird periodisch unterbrochen.
412.1 Selbstklingende Unterbrechungsaerophone oder Zungen
Der Windstrom trifft auf eine Lamelle; diese gerät in Schwingung und unterbricht den Strom periodisch. Hierher gehören auch Zungen mit ”Aufsätzen”, d.h. Röhren, deren Luftinhalt nicht primär, sondern nur sekundär schwingt, also statt selbst den Ton zu erzeugen, diesen nur rundet und färbt; Aufsätze sind in der Regel am Fehlen von Grifflöchern zu erkennen. (zB.: Die Zungenpfeifen der Orgel)
412.11Gegenschlagzungen
Zwei Lamellen bilden eine Spalte, die sich beim Schwingen periodisch schließt. (zB.: Der eingespaltene Grashalm.)
412.12 Aufschlagzungen
Die Lamelle schlägt auf einen Rahmen.
412.121 (Selbständige) Aufschlagzungen British Columbia.
412.122 Aufschlagzungenspiele Die älteren Zungenstimmen der Orgel.
412.13 Durchschlagzungen
Die Lamelle schlägt durch eine genau passende Öffnung hindurch.
412.131 (Selbständige) Durchschlagzungen (zB.: Die eintonige Autohupe.)
412.132 Durchschlagzungenspiele NB. Die etwa – wie beim chinesischen Sen – vorhandenen Fingerlöcher dienen nicht zur Tonhöhenveränderung und sind daher nicht als Grifflöcher anzusehen. (zB.: Harmonium, Mund- harmonika, Ziehharmonika.)
412.14 Bandzungen
Der Wind geht gegen die Schärfe eines ausgespannten Bandes. Der akustische Vorgang ist bisher nicht untersucht worden. (British Columbia.)
412.2 Nichtselbstklingende Unterbrechungsinstrumente
Der Unterbrecher wird ohne Zutun der Luft bewegt.
412.21 Wandeleerophone
Der Unterbrecher wird in seiner eigenen Ebene fortbewegt. (zB.: Lochsirene, Wellensirene.)
412.22 Wirbelaerophone
Der Unterbrecher dreht sich um seine Achse. Schwirrholz , Schwirrscheibe, Flügelventilator.
413 Explosivaerophone
Die Luft erhält einen einmaligen Verdichtungsanstoß. Knallbüchse.
42 (Eigentliche) Blasinstrumente
Die schwingende Luft ist durch das Instrument selbst begrenzt.
421 Schneideninstrumente oder Flöten
Ein bandförmiger Luftstrom trifft auf eine Schneide.
421.1 Flöten ohne Kernspalte
Der Spieler selbst erzeugt mit den Lippen einen bandförmigen Luftstrom.
- 421.11 Längsflöten - Der Spieler bläst gegen den scharfen Rand der oberen Öffnung einer Röhre.
- 421.111 Einzellängsflöten
- 421.111.1 Offene Einzellängsflöten Das Unterende der Flöte ist offen.
- 421.111.11 Ohne Grifflöcher - Bengalen.
- 421.111.12 Mit Grifflöchern - Fast in der ganzen Welt.
- 421.111.2 Gedackte Einzellängsflöten - Das Unterende der Flöte ist geschlossen.
- 421.111.21 Ohne Grifflöcher - Der hohle Schlüssel.
- 421.111.22 Mit Grifflöchern - Besonders Neuguinea.
- 421.111.1 Offene Einzellängsflöten Das Unterende der Flöte ist offen.
- 421.112 Längsflötenspiele oder Panflöten - Mehrere verschieden gestimmte Längs- flöten sind zu einem Instrument verbunden.
- 421.112.1 Offene Panflöten
- 421.112.11 Offene (Floß-) Panflöten - Die Pfeifen sind brettartig nebeneinander gebunden oder in ein Brett eingebohrt. - China.
- 421.112.12 Offene Bündel-(Pan-) flöten - Die Pfeifen sind rund gebunden. Salomonen, Bismarck-Archipel.
- 421.112.2 Gedackte Panflöten - Europa, Südamerika.
- 421.112.3 Kombiniert offene und gedackte Panflöten - Salomonen, Südamerika.
- 421.112.1 Offene Panflöten
- 421.111 Einzellängsflöten
- 421.11 Längsflöten - Der Spieler bläst gegen den scharfen Rand der oberen Öffnung einer Röhre.
421.12 QUERFLÖTEN
Der Spieler bläst gegen den scharfen Rand eines Seitenloches der Röhre.
421.121 Einzelquerflöten
421.121.1 Offene Querflöten
421.121.11 Ohne Grifflöcher SW.-Timor.
421.121.12 Mit Grifflöchern Die europäische Flöte.
421.121.2 Halbgedackte Querflöten Die Mündung wird durch ein kleines Loch im Abschlußnodium gebildet. NW.-Borneo.
421.121.3 Gedackte Querflöten
421.121.31 Ohne Grifflöcher
421.121.311 Mit festem Mündungsboden Scheinen zu fehlen.
421.121.312 Mit verschiebbarem Mündungsboden (Stempelflöten) Malaka, Neuguinea.
421.121.32 Mit Grifflöchern Ostbengalen und Malaka.
421.122 Querflötenspiele
421.122.1 Offene Querflötenspiele Chamber flute orum.
421.122.2 Gedackte Querflötenspiele Bei den Siusi (NW.- Brasilien).
421.13 GEFÄSSFLÖTEN (OHNE AUSGEBILDETEN SCHNABEL!)
Der Pfeifenkörper ist keine Röhre, sondern ein Gefäß. Karaja (Brasilien), Bafiote (unterer Kongo).
421.2 FLÖTEN MIT KERNSPALTE ODER SPALTFLÖTEN=
Eine schmale Spalte führt den Luftstrom bandförmig gegen die scharfe Kante eines seitlichen Aufschnitts.
421.21 AUSSENSPALTFLÖTEN
Der Kanal liegt außerhalb der Flötenwand; auch der durch eine Wandabschrägung und einen übergestreiften Ring oder ähnlich gebildete Kanal wird hierher gerechnet.
421.211 (Einzelne) Außenspaltflöten
421.211.1 Offene Außenspaltflöten
421.211.11 Ohne Grifflöcher China, Borneo.
421.211.12 Mit Grifflöchern Indonesien.
421.211.2 Halbgedackte Außenspaltflöten Malaka.
421.211.3 Gedackte Außenspaltflöten
421.212 Außenspaltflötenspiele Tibet.
421.22 INNENSPALTFLÖTEN
Der Kanal ist durch das Innere der Röhre gelegt. Hierher gehören auch Flöten, deren Kanal durch einen Sattel (Nodium, Harz) im Innern der Röhre und eine außen aufgebundene Deckung (Rohr, Holz, Leder) gebildet ist.
421.221 (Einzelne) Innenspaltflöten
421.221.1 Offene Innenspaltflöten
421.221.11 Ohne Grifflöcher Europäische Signalpfeifen.
421.221.12 Mit Grifflöchern Blockflöte.
421.221.2 Halbgedackte Innenspaltflöten Indien und Indonesien.
421.221.3 Gedackte Innenspaltflöten
421.221.31 Ohne Grifflöcher
421.221.311 Mit festem Mündungsboden Europäische Signalpfeifen.
421.221.312 Mit verschiebbarem Mündungsboden (Stempelpfeifen).
421.221.4 Spalt-Gefäßflöten
421.221.41 Ohne Grifflöcher Tonpfeifchen in Tierform (Europa, Asien).
421.221.42 Mit Grifflöchern Okarina.
421.222 Innenspaltflötenspiele
421.222.1 Offene Innenspaltflötenspiele
421.222.11 Ohne Grifflöcher Offene Labialstimmen der Orgel.
421.222.12 Mit Grifflöchern Doppelflageolett.
421.222.2 Halbgedackte Innenspaltflötenspiele Rohrflötenstimmen der Orgel.
421.222.3 Gedackte Innenspaltflötenspiele Gedackte Labialstimmen der Orgel.
422 SCHALMEIEN
Der Wind erhält durch Vermittlung schwingender, am Instrument angebrachter Lamellen stoßweisen Zutritt zu der in Vibration zu setzenden Luftsäule.
422.1 OBOEN
Die Schalmei hat ein ”Rohr” aus Gegenschlagzungen (meist einen flachgedrückten Halm).
422.11 EINZELOBOEN
422.111 Mit zylindrischer Röhre
422.111.1 Ohne Grifflöcher British Columbia.
422.111.2 Mit Grifflöchern Aulos, Krummhorn.
422.112 Mit konischer Röhre Die europäische Oboe.
422.12 OBOENSPIELE
422.121 Mit zylindrischer Bohrung Doppelaulos.
422.122 Mit konischer Bohrung Vorderindien.
422.2 KLARINETTEN
Die Schalmei hat ein ”Blatt” aus einer aufschlagenden Lamelle.
422.21 EINZELKLARINETTEN
422.211 Mit zylindrischer Röhre
422.211.1 Ohne Grifflöcher British Columbia.
422.211.2 Mit Grifflöchern Die europäische Klarinette.
422.212 Mit konischer Röhre Saxophon.
422.22 KLARINETTENSPIELE
Ägypten (Zummara).
422.3 DURCHSCHLAGZUNGEN- SCHALMEIEN
Die Zunge schlägt durch eine genau passende Öffnung hindurch. Es müssen immer Grifflöcher vorhanden sein; sonst gehört das Instrument zu den freien Durchschlagzungen 412.13. Hinterindien.
422.31 EINZELNE DURCHSCHLAGZUNGENSCHALMEIEN
422.32 DOPPELTE DURCHSCHLAGZUNGENSCHALMEIEN
423 TROMPETEN
Der Wind erhält durch Vermittlung der schwingenden Lippen des Bläsers stoßweisen Zutritt zu der in Vibration zu setzenden Luftsäule.
423.1 NATURTROMPETEN
Ohne Vorrichtung zur Tonhöhenveränderung.
423.11 SCHNECKENTROMPETEN
Als Trompete dient ein Schneckengehäuse.
423.111 Mit endständigem Mundloch
423.111.1 Ohne Mundstück Vorderindien.
423.111.2 Mit Mundstück Japan (Rappakai).
423.112 Mit seitenständigem Mundloch Ozeanien.
423.12 RÖHRENTROMPETEN
423.121 Längstrompeten Die Anblasöffnung sitzt in der Achsenrichtung.
423.121.1 Längstuben Die Röhre ist ungebogen und ungeknickt.
423.121.11 Ohne Mundstück Einzelne Alphörner.
423.121.12 Mit Mundstück Fast in der ganzen Welt.
423.121.2 Längshörner Die Röhre ist gebogen odes geknickt.
423.121.21 Ohne Mundstück Asien.
423.121.22 Mit Mundstück Lurer.
423.122 Quertrompeten Die Anblasöffnung sitzt an der Seite.
423.122.1 Quertuben Südamerika.
423.122.2 Querhörner Afrika.
423.2 CHROMATISCHE TROMPETEN
Mit Vorrichtung zur Tonhöhenveränderung.
423.21 GRIFFLOCHTROMPETEN
Zinken, Klappenhörner.
423.22 ZUGTROMPETEN
Die Röhre kann durch Ausziehen der Stangen innerhalb der Scheiden verlängert werden. Europäische Posaune.
423.23 VENTILTROMPETEN
Die Röhre wird durch Ein- oder Ausschalten von Zusatzröhren verlängert oder verkürzt. Europa.
423.231 Signalhörner Die Röhre verläuft rein konisch.
423.232 Waldhörner Die Röhre verläuft überwiegend konisch.
423.233 Trompeten Die Röhre verläuft überwiegend zylindrisch.
Gemeinsame Schlußteilung:
-6 Mit Windbehälter
-61 Mit starrem Windbehälter
-62 Mit flexiblem Windbehälter
-7 Mit Grifflochverschluß
-71 Mit Klappenmechanik
-72 Mit Bandmechanik
-8 Mit Klaviatur
-9 Mit mechanischem Antrieb