Nationale Gesellschaft der Belgischen Eisenbahnen

NMBS (Nationale Maatschappij der Belgische Spoorwegen, niederländische Abkürzung) oder SNCB (Société Nationale des Chemins de fer Belges, französische Abkürzung) ist die Abkürzung für die staatliche Belgische Eisenbahngesellschaft. Übersetzt bedeutet beides Nationale belgische Eisenbahngesellschaft. Im Firmensymbol, welches 1936 von Henry van de Velde entworfen wurde, steht einfach der Buchstabe B in einem liegenden Oval.

Geschichte
Belgien ist historisch gesehen das erste Land in Kontinentaleuropa mit Eisenbahnverbindungen. Nach der Unabhängigkeit Belgiens verkaufte der Staat Konzessionen zum Bau von Eisenbahnlinien. Ende des 19. Jahrhunderts kaufte er diese jedoch wieder zurück und gründete die sogenannte „Eisenbahnverwaltung“. 1926 wurde die Nationale Gesellschaft der Belgischen Eisenbahnen gegründet. 1927 wurde diese Gesellschaft bereits privatisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte dann eine erneute Verstaatlichung der NMBS/SNCB.

Nach dem 2. Weltkrieg fand eine Reduktion auf wichtige Verbindungen statt: Einige in dünn besiedelte Gebiete führende Strecken wurden stillgelegt und durch kostengünstigere Autobusse ersetzt, bzw. ein paar im Krieg zerstörte Strecken gar nicht erst wieder aufgebaut (z.B. Gouvy - St. Vith). Während man auch in den 1980er Jahren zahlreiche eher schwach frequentierte Haltepunkte schloss, fand zeitgleich - und im Vergleich zu anderen europäischen Bahnen schon recht früh - eine Renaissance des Bahnverkehrs in ländlichen Gebieten statt; man eröffnete Strecken neu und attraktivierte den Fuhrpark. Beispiel hierfür sind die Strecken Antwerpen - Neerpelt und Welkenraedt - Eupen. Ebenfalls in den 1980er Jahren wurde ein landesweit einheitliches InterCity/InterRegio-Netz für den Fernverkehr geschaffen. So verbanden - auch recht früh - ab dem 3. Juni 1984 13 vertaktete IC-Linien und 16 vertaktete IR-Linien die 70 wichtigsten Bahnhöfe Belgiens. Für den lokalen Nahverkehr wurden P- und L-Züge eingeführt. Während Letztere - ähnlich den ICs und IRs - vertaktet sind, fahren die P-Züge (Piekuurtrein=Spitzenverkehrszug) als eine Art Eilzug, welcher die Fläche mit Oberzentren, wie Brüssel und Antwerpen verbindet, nur im Zeitraum von 6 bis 9 und 16 bis 19 Uhr. Ergänzend fahren die sogenannten T-Züge (des trains touristiques) in der Urlauberzeit. Dieses Zugsystem hat sich bis heute bewährt und wurde im InterCity- und InterRegio-Bereich um mehrere Linien ergänzt, sodass gegenwärtig 15 IC- und 18 IR-Linien landesweit verkehren (Stand: 2007).
Seit 1991 ist die NMBS/SNCB ein sogenannter „selbständiger Betrieb“. Im Zuge der EU-weiten Anpassung und Liberalisierung des Eisenbahnverkehrs wurde die NMBS/SNCB in drei Geschäftsbereiche aufgeteilt: NMBS/SNCB Holding Group (Kontrollaufgabe, übergeordnete Organisation), Infrabel (Anbieter des Schienennetzes) und NMBS/SNCB (Anbieter von Reisen). Um den weiteren Anforderungen des europäischen Eisenbahnverkehrs gerecht zu werden, entschied man sich in den 1990er Jahren zum völligen Neubau von Strecken, wie der Hochgeschwindigkeitstrasse Brüssel-Lüttich-Aachen, zur großzügigen Modernisierung von wichtigen Bahnhöfen und zur weiteren Modernisierung des Fahrzeugparks.
1935 wurde die erste Elektrifizierung zwischen Brüssel und Antwerpen durchgeführt. Hierbei wurde 3000 Volt Gleichstrom angewendet. Seit den 1950er Jahren kam es zu einem zeitlichen Verzug bei den Elektrifizierungen, da man aus Kostengründen dieselelektrische Lokomotiven bevorzugte. Inzwischen jedoch strebt man eine vollständige Elektrifizierung des Streckennetzes an.
Die NMBS/SNCB verwendet im weitaus überwiegenden Teil des Streckennetzes weiterhin 3000 Volt Gleichstrom. Nur bei einigen Modernisierungen (Athus-Meuse) und auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken wird grundsätzlich mit 25.000 Volt Wechselspannung (50 Hertz) elektrifiziert.
Verkehr
Aktueller Betrieb
Die staatliche Belgische Eisenbahn betreibt eines der dichtesten Eisenbahnnetze weltweit. Der nationale Verkehr ist vertaktet und man kann (fast) jeden größeren Ort mit leistungsstarken Zügen erreichen.
Der Personenverkehr in Belgien wird fast ausschließlich durch die NMBS/SNCB durchgeführt, sie betreibt außerdem die Regionalzüge auf den Strecken Lüttich–Aachen (euregioAIXpress) und Lüttich–Maastricht. Die Hauptstadt Brüssel ist ein Zentrum des europäischen Hochgeschwindigkeitsverkehrs mit Eurostarverbindungen nach London und Thalysverbindungen nach Amsterdam, Köln und Paris. Weitere Knotenpunkte des Belgischen Eisenbahnverkehrs sind Antwerpen, Löwen, Gent-St.-Pieters, Brügge, Lüttich-Guillemins, Namur und Charleroi.
Zwischen Deutschland und dem Antwerpener Hafen wird eine Frachtlinie von der privaten „Dillen en Lejeune Cargo“ (DLC) betrieben.
- Züge des internationalen Verkehrs (Thalys, ICE, Eurocity, INT (Internationale Trein / Train international)
- IC Intercitytrein: 15 überwiegend im Stundentakt verkehrende Linien mit den Bezeichnungen IC A bis IC O, Halteabstände geringer als in anderen Ländern, Durchschnittsgeschwindigkeit 70 bis 95 km/h
- IR Interregiotrein: 16 überwiegend im Stunden- oder 2-Stundentakt verkehrende Linien mit den Bezeichnungen IR a bis IR r (ohne Linien o und p), Qualität und Durchschnittsgeschwindigkeit ähnlich dem deutschen Regionalexpress bzw. dem ehemaligen Eilzug
- P Spitzenverkehrszug (Piekuurtrein / Train d´heure de pointe): die Angebotsqualität liegt zwischen IR und Lokalzug, verkehrt allerdings nur im Zeitraum von 6 bis 9 und 16 bis 19 Uhr.
- L Lokalzug (Stoptrein): Grundangebot im Nahverkehr, Regionalbahn
Tarife
Die Personenbeförderungstarife richten sich nach der Entfernung mit einem Maximaltarif bei mehr als 150 km. Bestimmte Personengruppen bekommen (zum Teil nur an bestimmten Tagen und auf bestimmten Strecken) Ermäßigungen (Rentner, Schwerbehinderte, Kinder, Kriegsinvaliden, ...). Außerdem existieren spezielle touristische Tages- und Wochenendfahrkarten mit Ermäßigungen zwischen 40% und 60% wie auch die im Dreiländereck um Lüttich/Aachen/Maastricht gültige Tageskarte EUREGIO-Ticket. Pendler bekommen außerdem durch den Arbeitgeber Teile des Monatskartenpreises erstattet. Eine weitere Besonderheit stellt der rail pass dar; hierbei handelt es sich um eine Fahrkarte, die der Fahrgast sich 10-malig selbst ausstellen kann (Eintrag von Start- und Zielbahnhof, Wochentag und Datum).

Planungen
In den letzten Jahren wird eine umfassende Modernisierung des Fahrzeugparks durchgeführt. Für Brüssel ist ein RER-Netz (S-Bahn) in Vorbereitung (Réseau Express Régional (Brüssel)).[1]
Zahlen
2001 beförderte die Gesellschaft 160 Millionen Reisende auf einem Streckennetz mit einer Gesamtlänge von 3.454 Kilometern. Vom Gesamtstreckennetz sind 2.701 km elektrifiziert. Die Netzdichte beträgt 112,6 m/km² und liegt damit weit über dem EU-Durchschnitt von 51,2 m/km². Die SNCB verfügt über 537 Bahnhöfe und Haltestellen - jährlich kommen neue hinzu.
Die SNCB war im Jahr 2004 mit mit 1.27 Milliarden Euro der größte belgischer Investor, der Umsatz der SNCB beläuft sich auf etwa 2.21 Milliarden Euro (Stand: 2004).
Wichtige Bahnhöfe
- Bahnhof Antwerpen-Centraal
- Bahnhof Brüssel-Central
- Bahnhof Brüssel-Süd
- Bahnhof Lüttich-Guillemins
- Bahnhof Brügge (Hauptbahnhof)
- Bahnhof Gent-Sint-Pieters
Siehe auch
- Bahnstrecken in Belgien
- Railteam
- HSL 1, HSL 2, HSL 3, HSL 4 (Neubaustrecken für den Hochgeschwindigkeitsverkehr)
Weblinks
- Commons: SNCB – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Commons: Belgische Bahnhöfe – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Offizielle Seite der Staatlichen Belgischen Eisenbahnen
- Fotogalerien auf Paul-Zimmer.de
- Bilder von allen Bahnhöfen Belgiens - alphabetisch geordnet