Voynich-Manuskript
Das Voynich-Manuskript (benannt nach Wilfried A. Voynich) ist ein mindestens 400 Jahre altes Schriftstück. Es enthält viele Abbildungen, im allgemeinen naturkundlicher Art (Pflanzen, menschliche Anatomie, Tierkreiszeichen und Sternsymbole), die von einem in einer unbekannten Schrift und unbekannten Sprache geschriebenen Text begleitet sind.
Geschichte
Die ursprüngliche Herkunft des Manuskriptes ist bis heute unklar. Es gibt darüber lediglich vage Theorien. Auch die Geschichte ist sehr lückenhaft.
Aus einer Unterschrift auf der ersten Seite des Manuskriptes lässt sich schließen, dass dieses einmal im Besitz von Jacobus Horcicky de Tepenec gewesen sein muss. Da er schon seinen Adelstitel verwendete, muss dieser Eintrag nach 1608 entstanden sein. Aus dem Brief eines späteren Besitzers geht zudem hervor, dass angeblich auch Rudolf II. von Habsburg, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, um jenen Zeitpunkt Besitzer dieses Manuskriptes war, nachdem er es für die damals hohe Summe von 600 Golddukaten einem unbekannten Händler abgekauft hätte. Entweder war Jacobus Horcicky dieser Händler oder, und diese Theorie gilt als wahrscheinlicher, das Manuskript wurde ihm von Rudolf II. für weitere Analysen anvertraut, da er als erfolgreicher Chemiker und Pharmazeut bekannt war.
Der nächste bekannte Besitzer ist Johannes Marcus Marci, kurz vor 1666. Er hätte es von einem nicht näher genannten Freund erhalten, wie er in einem Brief ausführt, der später in dem Manuskript gefunden wurde. Der Brief war an Athanasius Kircher gerichtet, einem Bekannten, mit dem er regelmäßig korrespondierte. Dieser beschäftigte sich nach seiner Tätigkeit als Mathematik-Professor in Rom mit diversen wissenschaftlichen Untersuchungen und pflegte Schriftverkehr zu vielen anderen Wissenschaftlern. Marci versendete den Brief zusammen mit dem Manuskript, damit Kircher es näher untersuchen sollte. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass ihn beides nie erreichte. Denn in keinem der nach Kirchers Tod angefertigten Kataloge über seinen wissenschaftlichen Nachlass, wird etwas von jenem Manuskript erwähnt.
Was die nächsten zwei Jahrhunderte mit dem Manuskript geschah, ist reine Spekulation. Wiederentdeckt wurde es von Wilfried A. Voynich, der es 1912 zusammen mit etwa 30 anderen wertvollen Manuskripten den Jesuiten der Villa Mondragone in Frascati abkaufte. Er hielt den Inhalt für einen bedeutenen Fund für die Wissenschaft und macht sich daran, diesen zu entschlüsseln. Während ihm das nicht gelang, konnte er zumindest die vorangestellte Geschichte rekonstruieren. Nach seinem Tode im Jahr 1931 erbte seine Frau Ethel Voynich das Manuskript, die ebenfalls kurze Zeit später verstarb. Vor ihrem Tode gab Ethel Voynich das Manuscript an W. Voynichs frühere Sekretärin Anne Nill weiter, die es für einen Betrag von 25.000 US$ an Hans P. Kraus verkaufte. Dieser wollte es gewinnbringend weiterverkaufen, fand jedoch keinen Käufer und stiftete das Manuskript schließlich der Yale-Universität.
Inhalt
Das Voynich-Manuskript bestand vermutlich aus 116 beidseitig beschriebenen Pergament-Seiten, von denen heute allerdings nur noch 102 erhalten sind. Die Seiten sind in einem unbeschrifteten Ledereinband zusammengefasst, der knapp die Größe eines DIN A4 Blattes aufweist. Da manche Seiten aufgrund der großflächigen Zeichnungen deutlich größer sind, wurden diese mehrmals gefaltet.
Der Inhalt des Buches lässt sich nur durch die ungewöhnlich zahlreichen, bunten Zeichnungen erahnen. Danach besteht das Manuskript aus den folgenden Abschnitten:
- Pflanzenkunde mit Abbildungen von Gewächsen, die zwar uns bekannten Pflanzen ähnlich sehen, sich jedoch häufig durch entscheidende Details unterscheiden.
- Astronomie und Astrologie mit ganzseitigen Zeichnungen von Sternkreisbildern, sowie Sonne, Mond und Sternenanordnungen, die häufig von nackten Frauen gehalten werden.
- Vermutlich Anatomie mit Abbildungen von nackten Frauen in Röhrensystemen, die wahrscheinlich Organe darstellen sollen.
- Kräuterkunde mit ähnlich unbekannten Abbildungen von kleinen Gewächsen und Wurzeln.
- Eventuell etwas wie Rezepte mit kurzen Textabschnitten, die jeweils mit einem Stern eingeleitet werden. Hier gibt es keine Abbildungen.
Theorien und Fakten
Selbst nach vier Jahrhunderten ist man keinen Schritt weitergekommen, auch nur ein Wort des Manuskriptes zu entschlüsseln. Daher gibt es viele Theorien, die an der Echtheit des Manuskriptes zweifeln. Einerseits hätte es der einstige Händler erstellen können, um die 600 Golddukaten von Kaiser Rudolf II. kassieren zu können, der für seine Sammelleidenschaft von allerlei ungewöhnlichen Dingen bekannt war. Andererseits glauben einige, dass Wilfried Voynich selbst das Manuskript um der Aufmerksamkeit wegen gefälscht habe. Darüberhinaus wurde noch nie ein Schriftstück mit ähnlicher Schrift oder Sprache gefunden.
Anmerkung: Im Manuskript war auch ein alter Brief an einen Gelehrten, mit der Bitte eben jenes zu entschlüsseln, enthalten. 2004 wurde in einem südeuropäischen Kloster ein weiterer Brief an diesen Gelehrten gefunden (1 Jahr später verfasst), in diesem Brief wird das Voynich-Manuskript auch erwähnt. Die Vorwürfe der Fälschung stützten sich auf die Theorie dass Mr.Voynich nur den ersten Brief gefunden hätte, und dann aus Profitgier das Manuskript selbst verfasst hätte. Der zweite Brief entlastet Voynich, da dieser nicht von ihm Wissen konnte dass dieser existiert.
Vor Allem Computer- und Sprachanalysen in den letzten Jahrzehnten zeigen jedoch einige widerlegende Argumente:
- Vergleicht man die Häufigkeiten der einzelnen Buchstaben und auch der einzelnen Wörter, so ergibt sich eine sinnvolle sprachliche Struktur. Es muss sich daher um ein vollständiges Sprachsystem handeln. Das schließt zwar auch eine erfundene Sprache ein; die Entwicklung hätte jedoch viel Zeit gekostet.
- Das Manuskript wurde von mindestens zwei Personen geschrieben und nachträglich zusammengefügt. Nicht nur die Handschrift unterscheidet sich, sondern es scheint auch ein anderer Sprachdialekt verwendet worden zu sein.
- Es wurden keinerlei Korrekturen in dem Manuskript vorgenommen. Da so etwas kaum möglich ist, muss es höchstwahrscheinlich eine Vorlage dafür gegeben haben.
- Gordon Rugg von der britischen Keele Universität beschäftigte sich mit der Methode, mit der das Voynich-Manuskript entstanden sein könnte. Dazu erstellte Rugg eine Tabelle mit zufälligen Zeichenkombinationen, die dann als Vor- Mittel- oder Nachsilben neuer "Wörter" diente. Über diese Tabelle schob er ein so genanntes Cardan-Gitter, eine Schablone mit drei Fenstern, wie sie im 16. Jahrhundert zur Verschlüsselung von Texten verwendet wurde. Die Zeichenfolgen, die jeweils in den drei Fenstern erschienen, wurden transkribiert, und eine dreisilbige unverständliche Sprache entstand, die grosse Ähnlichkeiten mit dem Buchstabensalat im Voynich-Manuskript aufwies.
Weitere Daten
Das Buch "Indiana Jones und der Stein der Weisen" sowie das PC Spiel "Baphomets Fluch 3" bauen auf das Voynich-Manuskript auf.
Weblinks
- http://www.voynich.nu - Ausführliche Informationen zum Thema
- http://beinecke.library.yale.edu/dl_crosscollex/ - Datenbank der Yale University (Aufbewahrungsort des Manuskripts) mit kompletten Scans des Buches (nach 'Voynich' suchen)
- http://www.homomagi.de/voynich.htm - Seiten zum Manuskript