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Sizilianische Verteidigung

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Bei der Sizilianischen Verteidigung handelt es sich um eine Eröffnung des Schachspiels. Sie zählt zu den Halboffenen Spielen, die dadurch charakterisiert werden, dass Schwarz auf den Doppelschritt des weißen Königsbauern (1. e2-e4) mit einem anderem Zug als 1. ... e7-e5 antwortet. In den ECO-Codes ist sie unter den Schlüsseln B20 bis B99 klassifiziert.

Die Sizilianische Verteidigung beginnt mit den Zügen:

1. e2-e4 c7-c5

Sie wird sehr häufig mit den Zügen 2. Sg1-f3 und 2. ... d7-d6/Sb8-c6/e7-e6 gefolgt von 3.d4 cxd4 4.Sxd4 fortgesetzt und in mehrere Varianten unterteilt. Die Eröffnung ist etwa 400 bis 500 Jahre alt und wurde zuerst in Italien gespielt.

Diese Eröffnung führt laut dem Lehrbuch des Schachspiels oft zu einem „scharfen Kampf“. In der Turnierpraxis erfreut sich der „Sizilianer“ sowohl auf Klubspieler- als auch auf Großmeister-Niveau großer Beliebtheit. Eine sehr große Zahl an Großmeistern setzt die Sizilianische Verteidigung mit den schwarzen Steinen regelmäßig ein. Die berühmtesten Sizilianischspieler sind Garri Kasparow und - in seiner aktiven Zeit - Bobby Fischer, die an stetigen Erneuerungen und Verbesserungen der alten Verteidigung maßgeblich beteiligt waren.

Die populärsten Varianten der Sizilianischen Verteidigung sind die Drachenvariante (die allerdings in der absoluten Weltspitze inzwischen selten gespielt wird), die Najdorf-Variante und die Sweschnikow-Variante.

Die Offene Variante

Die Offene Variante der Sizilianischen Verteidigung entsteht nach den Zügen 1.e2-e4 c7-c5 2.Sg1-f3. Die wichtigsten Fortsetzungsmöglichkeiten für Schwarz sind nun 2...Sb8-c6, 2...e7-e6 und 2...d7-d6, nach denen meistens 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 gespielt wird.

2...Sc6

Sweschnikow-Variante

  • 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 Sg8-f6 5.Sb1-c3 e7-e5

Das ist die Grundstellung der Sweschnikow-Variante, meistens wird mit 6.Sd4-b5 d7-d6 7.Lc1-g5 a7-a6 8.Sb5-a3 b7-b5 fortgesetzt.

Rossolimo-Variante

  • 3.Lf1-b5

Weiß vermeidet 3.d2-d4 und die daraus resultierenden zahlreichen, theoretischen Verwicklungen. Weiß ist bereit sein Läuferpaar gegen die Verschlechterung der schwarzen Bauernstruktur durch einen Doppelbauern auf c6 herzugeben.

Zu den häufigsten Fortsetzungen zählen 3...g7-g6, 3...e7-e6 und 3...d7-d6.

Beschleunigte Drachenvariante

  • 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 g7-g6

Die Beschleunigte Drachenvariante unterscheidet sich von der klassischen Drachenvariante dadurch, dass Schwarz noch nicht d7-d6 gespielt hat. Dies kann insofern von Vorteil sein, als dass Schwarz sich durch ein direktes d7-d5 im Vergleich zu d7-d6-d5 ein Tempo erspart. Andererseits erhält Weiß die Möglichkeit mit 5.c2-c4 (der Maroczy-Aufbau, benannt nach Geza Maroczy) fortzusetzen, da Sb1-c3 noch nicht gespielt wurde. Er muss davon aber nicht Gebrauch machen, sondern kann auch mit 5.Sb1-c3 fortsetzen.

2...e6

Taimanow-Variante

  • 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 Sb8-c6

Diese Variante, benannt nach Mark Taimanow, ist eine der solidesten Aufbaumöglichkeiten für Schwarz. Meist wird mit 5.Sd4-b5 oder 5.Sb1-c3 fortgesetzt.

Paulsen-Variante

  • 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 a7-a6

In vielen Sprachräumen auch als Kan-Variante bekannt, stellt die Paulsen-Variante eine der flexibelsten Möglichkeiten dar. Schwarz wartet ab, wie Weiß seine Figuren entwickelt und reagiert dann dementsprechend. Zu den häufigsten Antworten des weißen Spielers gehören 5.c2-c4, 5.Sb1-c3 und 5.Lf1-d3.

Basman-Sale-Variante

  • 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 Lf8-c5

Dieser ungewöhnliche Läuferausfall wird von Valery Broznik in seinem Buch über dieses System als Basman-Sale-Variante bezeichnet, da beide Spieler diesen seltenen Läuferzug häufig und mit Erfolg in der Praxis einsetzten. Der Läufer wird aktiv aufgestellt und übt Druck auf d4 und auch schon indirekt auf f2 aus. Sie ist ein scharfe, wenn auch im Spitzenschach selten anzutreffende Alternative zu den Hauptsystemen.

Sizilianischer Angriff

  • 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 Sg8-f6 5.Sb1-c3 Lf8-b4

Sizilianisches 4 - Springerspiel

  • 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 Sg8-f6 5.Sb1-c3 Sb8-c6

2...d6

Dies ist der häufigst gespielte zweite Zug des Schwarzen. Viele Varianten sind sehr tief ausanalysiert, sodass es einem Spieler ohne entsprechende Eröffnungskenntnisse eher abzuraten ist, in diese Varianten einzusteigen.

Moskauer Variante

  • 3.Lf1-b5 +

Weiß vermeidet 3.d2-d4 und die daraus resultierenden zahlreichen, theoretischen Verwicklungen. Weiß ist bereit sein Läufer abzutauschen und kommt schnell zur kurzen Rochade.

„Klassischer Sizilianer“

  • 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 Sg8-f6 5.Sb1-c3 Sb8-c6

Die klassische Variante der Sizilianischen Verteidigung erhält ihren Namen von den „klassischen“ Entwicklungszügen der Springer. Es gibt eine Unzahl an Möglichkeiten fortzusetzen, zu den populärsten zählen 6.Lc1-g5 (die Richter-Rauser-Variante) und 6.Lf1-c4 (die Sosin-Variante - einst von Bobby Fischer häufig angewandt).

6.Lf1-e2, 6.g2-g3, 6.Lc1-e3, 6.f2-f3 und 6.f2-f4 sind weitere Optionen. 6.Lf1-e2 e7-e6 führt zur Scheveninger Variante , 6.Lf1-e2 g7-g6 zur Drachenvariante . 6.Lf1-e2 e7-e5 ist die Boleslawski-Variante .

Der schwarze Sc6 übt Druck auf den weißen Sd4 aus und modifiziert einige weiße Fortsetzungen im Vergleich zur Najdorf-Variante . Nach 6.g2-g3 verkompliziert hier 6. ...Lc8-g4 die Situation. Nach dem wünschenswerten 7.f2-f3 ist Weiß durch 7. ...Sc6xd4 quasi zum Bauernopfer 8.Dd1xd4 Lg4xf3 9.Lf1-b5+ Sf6-d7 10. 0-0 gezwungen.

Das in der Najdorf-Variante mittlerweile vielgespielte 6.Lc1-e3 führt hier nach 6. ...Sf6-g4 zum für Schwarz zentrumsstärkenden Abtausch 7. Sd4xc6 b7xc6 oder zum Tausch des Le3. Denn nach 6.Lc1-e3 Sf6-g4 wird ein Zug des Le3 mit 7. ...Db6 beantwortet. Durch 5. ...Sc6 (statt 5.-a6) ist nunmehr der Sd4 doppelt angegriffen. Ein Zug des Sd4 ergibt allerdings 8. ...Db6xf2 matt.

Drachenvariante

  • 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 Sg8-f6 5.Sb1-c3 g7-g6

Die Drachenvariante ist eine der aggressivsten Eröffnungsvarianten überhaupt. Bei Rochaden nach unterschiedlichen Seiten kann ein zweischneidiger Kampf entstehen, in dem beide Spieler die gegnerischen Königsstellungen anzugreifen versuchen. Hier zählen 6.Lc1-e3 und 6.Lf1-e2 zu den wichtigsten Fortsetzungen. Es gibt vielfältige Opfermöglichkeiten, insbesondere das gängige Qualitätsopfer auf c3.

Scheveninger Variante

  • 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 Sg8-f6 5.Sb1-c3 e7-e6

In der Scheveninger Variante baut sich der Schwarze zunächst zurückhaltend auf und sucht Spiel am Damenflügel, mitunter mit einem Bauernvorstoß im Zentrum. Auch hier gibt es unzählige Fortsetzungen, darunter: 6.g2-g4 (der Paul-Keres-Angriff), 6.Lf1-e2, 6.f2-f4, 6.Lc1-e3, 6.Lf1-c4 und 6.g2-g3.

Najdorf-Variante

  • 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 Sg8-f6 5.Sb1-c3 a7-a6

Die Najdorf-Variante (benannt nach Großmeister Miguel Najdorf) zählt zu den wichtigsten und bekanntesten Varianten der gesamten Eröffnungstheorie. 6. Lc1-g5, 6. Lc1-e3 und 6. Lf1-e2 sind die häufigsten Abspiele. Mit 6. Lf1-c4 geht das Spiel in die Sosin-Variante über, 6. g2-g3 ist eine eher ruhige, positionelle Fortsetzung.

Kupreitschik-Variante

  • 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 Sg8-f6 5.Sb1-c3 Lc8-d7

Sonstige zweite Züge

Neben den drei Hauptvarianten gibt es noch mehrere Optionen für den schwarzen Spieler, diese sind allerdings nur für Amateur- und Klubspieler von Relevanz:

Alternativen für Weiß

Morra-Gambit

  • 2.d2-d4 c5xd4 3.c2-c3

Beim Morra-Gambit opfert Weiß einen Bauern, um auf den freien Linien besseres Spiel zu erhalten. Auf Profi-Niveau ist diese Variante kaum anzutreffen, unter Klubspielern ist das Gambit wesentlich beliebter.

Alapin-Variante

  • 2.c2-c3

Ursprünglich verwendet, um die ausgetretenen Pfade des offenen Sizilianers zu umgehen, hat die Alapin-Variante (benannt nach Simon Alapin) mittlerweile selbst eine beachtliche Menge an Theorie entwickelt und wird heutzutage auch von Großmeistern angewandt. Einer ihrer Verfechter ist der lettische Großmeister Jewgeni Sweschnikow. Schwarz hat zwei Hauptfortsetzungen: 2. ... d7-d5 und 2. ... Sg8-f6. Weitere Entgegnungen sind 2. ... b7-b6 („Mureys Gegengift“, so benannt vom Internationalen Meister Frank Zeller, nach dem israelischen Großmeister Jacob Murey), 2. ... d7-d6, 2. ... g7-g6 und 2. ... Dd8-a5.

„Geschlossener Sizilianer“

  • 2.Sb1-c3

Weiß versucht sich ruhig aufzubauen und hält die Stellung geschlossen, indem er Sg1-f3 hinauszögert oder gar Sg1-e2 spielt und weiters auf d2-d4 verzichtet. Die Hauptvariante ist 2...Sb8-c6 3.g2-g3 g7-g6 4.Lf1-g2 Lf8-g7 5.d2-d3 d7-d6, wonach Weiß entweder mit 6.Lc1-e3 oder 6.f2-f4 fortsetzen kann. Der ehemalige Weltmeister Boris Spassky wandte diese Variante oftmals erfolgreich an, momentan wird sie von Profis nur sehr selten gespielt.

Grand-Prix-Angriff

  • 2.f2-f4 oder erst
  • 2.Sb1-c3 nebst 3.f2-f4

Sizilianisches Flügelgambit

  • 2.b2-b4

Weiß möchte seinen d-Bauern nicht gegen den schwarzen c-Bauern tauschen und will diesen durch dieses Gambit ablenken. Die Korrektheit des Gambits wird bezweifelt, auf Großmeisterebene wird es fast nie gespielt.

Literatur