Zum Inhalt springen

Wasserlos

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Juni 2007 um 23:52 Uhr durch Reise-Line (Diskussion | Beiträge) (+ Bild Alzenauer Schlossberg). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Wasserlos ist ein Stadtteil der unterfränkischen Stadt Alzenau in Bayern.

Geographie

Der Weinort mit etwa 3000 Einwohnern liegt ungefähr einen Kilometer südlich von Alzenau am Fuß des Hahnenkamms.

Geschichte

Regionales

Ehemaliges Schloss Wasserlos (jetzt städtisches Krankenhaus)

Nahezu neunhundert Jahre lässt sich die Geschichte von Wasserlos in schriftlichen Dokumenten sicher belegen. Es wird 1268 als Wasserlois, 1284 als Wasserlaiß und 1305 als Wasserflois in den Urkunden genannt. Eine keltische Friedhofsanlage aus dem dritten bis ersten Jahrhundert vor Christus zeigt jedoch, dass der Ort bereits wesentlich früher besiedelt war.

Vom Mittelalter bis zum Reichsdeputationshauptschluss 1803 gehörte Wasserlos zu den Besitzungen von Kloster Seligenstadt (Kurmainz), das nicht nur den Weinbau brachte, sondern auch über Jahrhunderte Gerichts- und Steuerherren stellte.

Seit dem 14. Jahrhundert ist das Geschlecht der Schelriß in Wasserlos nachweisbar, deren Burg 1405 auf Geheiß König Ruprechts als Räubersitz zerstört wurde. 1790 baute Prinz Ludwig Eugen (Württemberg) an dieser Stelle eine barocke Schlossanlage mit englischem Landschaftspark, die wechselnden Besitzverhältnissen unterworfen war.

Wasserlos gehörte wie Alzenau nach der Säkularisierung von Kloster Seligenstadt 1803 zunächst zu Hessen-Darmstadt, das es 1816 an Bayern abtrat. 1972 wurde Wasserlos im Rahmen der Gebietsreform als Stadtteil nach Alzenau eingemeindet.

Lokalpolitik / Bürgermeister

  • Von 1869 bis 1881 und von 1888 bis 1905 war Konrad Heilos der Schultheiß von Wasserlos.
  • Seine Amtszeiten wurden unterbrochen von 1882 bis 1887 von Nikolaus Bareiter. Unter seiner Amtszeit wurde im Jahre 1885 ein neues Schulgebäude in der Glockengasse errichtet und die alte Schule aus dem Jahr 1760 zum Abbruch freigegeben.
  • Es folgte Adam Ullrich, der 1906 bis 1918 als erster Bürgermeister fungierte. 1914 begann der Bau der St.-Katharina-Kirche.
  • Von 1919 bis 1924 war Heinrich Heilos im Amt. 1920 erfolgte die Einweihung der neu erbauten Kirche.
  • Von 1925 bis 1937 war Karl Nikolaus Amberg Bürgermeister.
  • Ihm folgte von 1937 bis 1945 Josef Reinhart. Im Jahr 1938 entstand das Kriegerehrenmal im ehemaligen Teepavillon des Schlosses.
  • Von 1945 bis 1948 war Otto Krämer als erster Bürgermeister tätig.
  • 1948 bis 1966 war Ludwig Amberg im Amt. Im Jahr 1955 wurde die aus dem späten 16. Jahrhundert stammende Schlosskapelle, die 1943 bei einem Fliegerangriff stark beschädigt worden war, abgerissen. 1963 wurde ein neues Schulhaus errichtet.
  • Als letzter Bürgermeister der Gemeinde stand von 1966 bis zur Eingemeindung zum 31. Dezember 1971 Anton Heilos als erster Bürgermeister der Gemeinde Wasserlos vor. Unter seiner Amtszeit wurde die alte Schule zum Rathaus umgebaut.

Sehenswürdigkeiten und Bauwerke

  • 1914 bis 1920 im neubarocken Baustil errichtete St.-Katharina-Kirche in der Ortsmitte
  • Früherer Teepavillon im ehemaligen Rosengarten, der 1938 als Kriegerehrenmal im Kirschgarten umgewidmet wurde und heute einen Aussichtspunkt über das Maintal darstellt
  • Ehemaliges Schloss und Schlosspark mit seinen exotischen Bäumen.

Schloss Wasserlos

Englischer Landschaftspark am Schloss mit historischer Blutbuche

Das Schloss wurde 1790 auf den Resten der ehemaligen Burg durch Prinz Ludwig Eugen, Sohn des Herzogs Karl Alexander von Württemberg, erbaut. Besitzer um 1800 war Johann Gabriel Marquis von Chasteler de Courcelles; unter diesem wurden die Gartenanlage und die Wirtschaftsgebäude ausgebaut und ein Pavillon als Teehaus errichtet. Unter den weiteren Schlossbesitzern war von 1845 bis 1868 auch Ludovica des Bordes, geb. Brentano, genannt Lulu, die 1851 die Schlosskapelle restaurierte, sowie deren Adoptivtochter Meline, Gemahlin des Grafen Moritz Casimir IV. zu Bentheim-Tecklenburg.

1866 diente das Schloss während des Deutschen Krieges als Lazarett. Im Jahr 1901 erwarb Baron von Mumm das Schlossgut Wasserlos. Er war ein fortschrittlicher Landwirt, und die hier hergestellten Weine und Branntweine waren von gutem Ruf. Er betrieb auch eine bekannte Rinder- und Pferdezucht. Ihm folgte 1916 Wilhelm Weigang, der das Schloss nach dem Ersten Weltkrieg umbaute. 1942 verkaufte die Familie Weigang das Schlossgut, das während des Zweiten Weltkrieges erneut als Lazarett diente, an die Reichsjugendverwaltung der NSDAP. Am Kriegsende wurden Schloss und Park von der Militärregierung beschlagnahmt und gingen dann in den Besitz des Landesamtes für Vermögensverwaltung über. 1945 genehmigte die Militärregierung die Übertragung des Schlosses an den damaligen Landkreis Alzenau.

Am 1. April 1949 wurde der Besitz an das Land Bayern übertragen, der das ganze Areal mit dem 3,3 Hektar großen Englischen Garten 1951 an den Landkreis Aschaffenburg übergab. In dem Schloss und in den Anbauten befindet sich seit dieser Zeit das Kreiskrankenhaus Wasserlos.

Im Krankenhauspark mit Spazierwegen entlang an Teichen, einem kleinen Bach und durch Mischwälder mit historischem Baumbestand (Rotbuchen, Eichen, Platanen) wachsen auch exotische Bäume (z. B. Mammutbäume), welche normalerweise in dieser Region nicht gedeihen. Außerdem befindet sich hier der Eingang zu einem früheren Geheimgang, der am Kriegerdenkmal (ehemaligen Teehäuschen und Belvedere) endet. Es ist historisch nicht abschließend geklärt, ob der Geheimgang wirklich als Fluchtweg gedient hat, oder andere Zwecke erfüllte.


Wirtschaft und Infrastruktur

Weinanbau

Weinlage Alzenauer Schlossberg mit Hotel

Ein Hauptwirtschaftsfaktor von Wasserlos ist der Weinbau. Die Rebhänge zwischen Wasserlos und dem Nachbarortsteil Hörstein sind seit dem Mittelalter bestockt und konstituieren das Nordende des Weinbaugebiets Franken. Die Äbte des Klosters Seligenstadt führten spätestens im 13. Jahrhundert den Weinbau an diesem Gebiet ein, woran der Name einer Weinlage des Nachbarortsteils - Hörsteiner Abtsberg - noch erinnert.

Zu Wasserlos gehören die beiden Weinlagen Wasserloser Schloßberg und Wasserloser Luhmännchen. Mehrere Familienweingüter teilen sich die Bewirtschaftung. Das älteste dieser Weingüter - benannt nach dem Vorbesitzer Richard Becker († 1961), der als erster nach dem Zweiten Weltkrieg den brach liegenden Weinbau von Wasserlos revitalisierte - lässt sich urkundlich bis zu den Württemberger Schlossherren zurückführen und trägt daher auch den Beinamen Schlossweingut. Die heutigen Besitzer (seit 2000) betreiben auch ein Hotel und eine Vinothek im Ort. Auch die anderen Weingüter bieten Ausschank in historischen Hofgütern unweit des Schlosses an.

Gestockt werden hauptsächlich Riesling und Müller-Thurgau, ferner Bacchus, Ortega, Domina und Spätburgunder. Aus den beiden letztgenannten roten Rebsorten wird auch eine Cuvée gekeltert. Zu den Anbaugebieten auf felsigen Böden gehören Steilllagen mit Steigungen bis zu 70 %, in denen alle Winzerarbeit noch von Hand verrichtet wird.


Einrichtungen

  • Kreiskrankenhaus Wasserlos
  • Kindergarten und Hauptschule

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter von Wasserlos (in Wasserlos geboren)

Literatur

  • Stadt Alzenau (Hrsg.): Alzenauer Stadtbuch, Beiträge zur Geschichte der Stadt Alzenau und ihrer Stadtteile, Alzenau, Druck: I.Götz KG, 2001, ISBN 3-00-008608-0
  • Stadt Alzenau (Hrsg.): Alzenauer Beiträge zur Heimatgeschichte. Band 1, Ludovica Freifrau von des Bordes, geborene Brentano von La Roche, Alzenau, Druck: Steiner, 2002, ISSN 1610-4897
  • Heimat- und Geschichtsverein Alzenau (Hrsg.): Gedenkbuch für Kriegsopfer von Wasserlos, Alzenau, Druck: Ropa Copy, Roland Hirsch, 2003

Vorlage:Koordinate Artikel