DAX

Der DAX, ursprünglich Deutscher Aktienindex, ist der wichtigste deutsche Aktienindex. Er wird sowohl als Performanceindex, also als Aktienindex, der neben der Wertsteigerung der Aktien auch die Kapitalvermehrung durch Dividenden nachzeichnet (Dividenden werden reinvestiert), wie auch als Kursindex berechnet. Letzterer hat beim DAX in der Praxis allerdings kaum eine Bedeutung. Der DAX ist eine Kennziffer, die über Entwicklung und Stand der deutschen Aktienkurse Auskunft gibt. Er ist ein Maßstab für die Beurteilung der Lage des deutschen Aktienmarktes. Er soll als Basis für den deutschen Index-Terminhandel dienen. Zunächst war er nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den anderen etablierten deutschen Aktienindizes gedacht, inzwischen hat er diese an Bekanntheit aber hinter sich gelassen und den Charakter eines offiziellen Index des deutschen Aktienmarktes gewonnen.
Der DAX wurde gemeinsam von der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen, der Frankfurter Wertpapierbörse und der Börsen-Zeitung entwickelt und am 11. Januar 1988 eingeführt. Er ist der Leitindex der Deutschen Börse und setzt sich zusammen aus 30 der 35 größten deutschen börsennotierten Aktiengesellschaften hinsichtlich Marktkapitalisierung und Orderbuchumsatz (sog. 35/35-Regel). Gesellschaften dieser Größe werden allgemein auch Blue Chips genannt.

Zur Indexberechnung werden die Gesellschaften je nach Größe unterschiedlich gewichtet. Es zählen hierbei nur die sich in Streubesitz befindlichen Aktien. Über die jeweilige Zugehörigkeit zum DAX entscheidet die Deutsche Börse einmal jährlich zum ordentlichen Anpassungstermin im September. Außerordentliche Änderungen in der Indexzusammensetzung werden unter folgenden Umständen vorgenommen:
Herausnahme: Wenn ein Unternehmen bei Marktkapitalisierung und Börsenumsatz nicht mehr zu den 45 größten Unternehmen zählt (Fast-Exit-Regel).
Aufnahme: Wenn ein Unternehmen bei Marktkapitalisierung und Börsenumsatz eines der 25 größten Unternehmen ist (Fast-Entry-Regel).
Der Index basiert auf den Kursen des elektronischen Handelssystems XETRA. Seine Berechnung beginnt börsentäglich ab 9.00 Uhr MEZ, wenn mindestens 20 der 30 Unternehmen aus dem DAX eine Kursnotierung haben und endet mit den Kursen aus der XETRA-Schlussauktion, die um 17.30 Uhr MEZ startet. Während dieser Zeit wurde der DAX bis zum 31. Dezember 2005 im 15-Sekunden-Takt berechnet; seit dem 1. Januar 2006 wird er im Sekundentakt berechnet.
Im Frühjahr 1994 wurde der so genannte DAX100 eingeführt. Dieser Index soll die Wertenentwicklung der 100 liquidesten Werte des Aktienmarkts dokumentieren. Neben dem DAX100 bilden der CDAX, der alle in Frankfurt gehandelten deutschen Aktien umfasst, sowie der MDAX, der die Kursentwicklung von 50 (vor dem 24. März 2003 waren es noch 70) ausgewählten Aktien mittelkapitalisierter Unternehmen, so genannten Midcaps, wiedergibt, die wichtigsten Ergänzungen zum DAX.
Am 5. Juni 2007 wurde der ÖkoDAX für Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien eingeführt.

Nach der Schlussauktion berechnet die Deutsche Börse AG den L-DAX (Late DAX). Er ist ein Indikator für die Wertentwicklung des DAX nach Xetra Handelsschluss. Basis ist der Parketthandel an der Frankfurter Wertpapierbörse. Der L-DAX wird börsentäglich zwischen 17.45 Uhr und 20.00 Uhr MEZ berechnet.
Die Eurex bietet Optionen (ODAX) und Futures (FDAX) auf den DAX an.
DAX ist eine eingetragene Marke der Deutsche Börse AG.
Unternehmen im DAX
Die folgende Tabelle zeigt die dem DAX-Index zugeordneten Unternehmen (Stand: 19. Februar 2007 [1]):
Name | Gewichtung im DAX |
Anzahl der Aktien |
Marktkapitalisierung in Mio. € |
Aktienverteilung |
---|---|---|---|---|
adidas AG | 1,07 % | 203.536.860 | 7.736 |
Streubesitz 100 % |
Allianz SE | 9,28 % | 449.124.357 | 72.039 |
Streubesitz 100 % |
Altana AG | 0,45 % | 140.400.000 | 7.650 |
Susanne Klatten 50,10 % |
BASF AG | 5,28 % | 501.550.000 | 38.228 |
Streubesitz 100 % |
Bayer AG | 4,69 % | 764.341.920 | 38.530 | Streubesitz 100 % |
BMW AG St | 2,04 % | 601.995.196 | 27.282 |
Johanna Quandt 16,70 % |
Commerzbank AG | 2,70 % | 657.168.541 | 19.540 |
Assicurazioni Generali 8,65 % |
Continental AG | 2,00 % | 146.502.627 | 15.017 |
Streubesitz 100 % |
DaimlerChrysler AG | 7,09 % | 1.023.285.581 | 61.620 |
Kuwait Investment Authority 7,20 % |
Deutsche Bank AG | 7,72 % | 521.381.058 | 59.530 |
Deutsche Bank 5,01 % (hält eigene Aktien) |
Deutsche Börse AG | 2,25 % | 102.000.000 | 17.600 |
Streubesitz 100 % |
Deutsche Lufthansa AG | 1,41 % | 457.920.000 | 10.102 |
Streubesitz 100 % |
Deutsche Post AG | 2,63 % | 1.200.979.267 | 30.504 |
KfW 30,6 % |
Deutsche Postbank AG | 0,76 % | 164.000.000 | 11.793 |
Deutsche Post AG 50,0 % |
Deutsche Telekom AG | 5,26 % | 4.361.090.825 | 58.352 |
KfW 16,87 % |
E.ON AG | 9,75 % | 657.195.297 | 76.341 |
Streubesitz 100 % |
Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA St |
0,91 % | 96.803.987 | 10.727 |
Fresenius AG 36,77 % |
Henkel KGaA Vz | 0,94 % | 59.387.625 | 8.928 |
Streubesitz 100 % |
Hypo Real Estate Holding AG | 0,97 % | 134.072.175 | 6.590 |
Streubesitz 100 % |
Infineon Technologies AG | 1,27 % | 747.609.294 | 8.580 |
Streubesitz 100 % |
Linde AG | 1,20 % | 156.931.806 | 13.235 |
Deutsche Bank AG 9,80 % |
MAN AG St | 1,45 % | 140.974.350 | 13.876 | Volkswagen AG 15 % Streubesitz 84,94 % |
METRO AG St | 1,21 % | 324.109.563 | 18.386 |
Originäre Gesellschafter Beisheim, Haniel und |
Münchener Rück AG | 3,54 % | 229.580.233 | 30.095 |
Allianz SE 4,91 % |
RWE AG St | 5,30 % | 523.405.000 | 40.621 |
RW Energie Beteiligungsgesellschaft mbH 11,10 % |
SAP AG | 4,37 % | 316.884.312 | 44.985 |
Klaus Tschira 9,98 % |
Siemens AG | 9,91 % | 891.085.461 | 79.934 |
Familie Siemens 6,10 % |
ThyssenKrupp AG | 2,18 % | 514.489.044 | 20.386 |
Alfried-Krupp-von-Bohlen-und-Halbach-Stiftung 25,10 % |
TUI AG | 0,58 % | 250.732.575 | 5.078 |
Luis und Carmen Riu Güell 5,10 % |
Volkswagen AG St | 1,79 % | 284.161.027 | 31.991 |
Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG 30,9 % |
Gesamt | 100,00 % | 16.605.723.624 | 893.012 |
Da der DAX nach Marktkapitalisierung gewichtet ist, ändert sich die Gewichtung der einzelnen Aktien mit jeder Neuberechnung des DAX. Eine aktuelle Rangliste lässt sich zudem auf der Website der Deutschen Börse herunterladen: [1]
Zusammensetzungshistorie
Im Laufe seiner Notierung hat der DAX zahlreiche Anpassungen in der Zusammensetzung erfahren. Als einziger Wert schaffte bisher die Continental AG am 22. September 2003 den Wiedereinstieg in den DAX, nachdem dieses „Gründungsmitglied“ seinen Platz im Jahre 1996 an die Münchener Rück AG verlor.
Bei seiner Einführung am 1. Juli 1988 umfasste der DAX folgende Werte: Allianz, BASF, Bayer, Bayerische Hypotheken- und Wechselbank, Bayerische Vereinsbank, BMW, Commerzbank, Continental, Daimler Benz, Degussa, Deutsche Bank, Deutsche Babcock, Deutsche Lufthansa, Dresdner Bank, Feldmühle Nobel, Henkel, Hoechst, Karstadt, Kaufhof, Linde, MAN, Mannesmann, Nixdorf, RWE, Schering, Siemens, Thyssen, Veba, Viag, Volkswagen.
Alle bisherigen Zusammensetzungsänderungen werden in folgender Tabelle dargestellt[2] (Stand: 30. Mai 2007).
Datum | ausgeschieden | aufgenommen | Ursache |
---|---|---|---|
03.09.1990 | Feldmühle Nobel | Metallgesellschaft | Übernahme von Feldmühle Nobel durch Stora Enso |
Nixdorf Vz. | Preussag | Nixdorf geht in Siemens-Nixdorf auf | |
18.09.1995 | Deutsche Babcock | SAP | Höhere Marktkapitalisierung von SAP |
22.07.1996 | Kaufhof | METRO | Zusammenschluss von Kaufhof und Metro Cash & Carry |
23.09.1996 | Continental | Münchener Rück | |
18.11.1996 | Metallgesellschaft | Deutsche Telekom | Börsengang der Telekom |
22.06.1998 | Bayerische Hypotheken- <br\> und Wechselbank | adidas | Zusammenschluss von Vereinsbank und Hypobank zur HypoVereinsbank |
Bayerische Vereinsbank | HypoVereinsbank | ||
21.12.1998 | Daimler-Benz | DaimlerChrysler | Zusammenschluss von Daimler Benz mit Chrysler |
22.03.1999 | Degussa | Degussa-Hüls | Übernahme der Hüls AG durch Degussa |
25.03.1999 | Thyssen | ThyssenKrupp | Zusammenschluss von Thyssen und Krupp |
20.09.1999 | Hoechst | Fresenius Medical Care | Zusammenschluss von Hoechst und Rhône-Poulenc zu Aventis |
1999 | Karstadt | KarstadtQuelle | Zusammenschluss von Karstadt und Quelle |
14.02.2000 | Mannesmann | Epcos | Übernahme von Mannesmann durch Vodafone |
19.06.2000 | Veba | E.ON | Zusammenschluss von Veba und Viag zu E.ON |
VIAG | Infineon | ||
18.12.2000 | Degussa-Hüls | Degussa | Abspaltung von Degussa |
19.03.2001 | KarstadtQuelle | Deutsche Post | Börsengang der Deutschen Post |
23.07.2001 | Dresdner Bank | MLP Vz. | Übernahme der Dresdner Bank durch die Allianz |
23.07.2002 | Preussag | TUI | Preussag benennt sich in TUI um |
23.09.2002 | Degussa | Altana | |
23.12.2002 | Epcos | Deutsche Börse | |
22.09.2003 | MLP Vz. | Continental | |
31.01.2005 | Lanxess | Lanxess wird von Bayer abgespalten. Um Verzerrungen in der DAX-Berechnung zu vermeiden, umfasste der DAX am 31. Januar 2005 bisher einmalig 31 Werte. Mit dem Schlusskurs von Lanxess wurde die Gewichtung von Bayer zum 1. Februar 2005 neu berechnet und Lanxess wurde wieder aus dem DAX genommen.[3] | |
01.02.2005 | Lanxess | ||
19.12.2005 | HypoVereinsbank | Hypo Real Estate | Übernahme der HypoVereinsbank durch die UniCredit |
18.09.2006 | Schering | Postbank | Übernahme von Schering durch Bayer |
18.06.2007 | Altana | Merck | Nach dem Verkauf der Pharmasparte an Nycomed zu geringe Marktkapitalisierung von Altana[4] |
Historische Entwicklung
Der DAX wird von der Deutschen Börse seit dem 1. Juli 1988 berechnet und startete bei 1.163,52 Punkten. Die Indexbasis liegt bei 1.000,00 Punkten per 31. Dezember 1987. Zum Zeitpunkt seiner Einführung wurde er exemplarisch bis 1959 zurückberechnet.
Den größten Tagesabsturz erlitt der DAX am 16. Oktober 1989, er brach um 12,81 Prozent ein. Am 29. Juli 2002 erlebte der Index mit 7,85 Prozent den größten Tagesanstieg in seiner Geschichte.
1960 überwand der Index rechnerisch erstmals die Marke von 500 Punkten. Die Stagnation des DAX in den 1960er und 1970er Jahren und die rasante Entwicklung in den 1980er und 1990er Jahren lässt sich an seiner Verdopplungsrate erkennen. 25 Jahre dauerte es, bis sich der Index von 500 Punkte 1960 auf 1.000 Punkte 1985 verdoppelte. Die Verdopplung auf 2.000 Punkte im Jahre 1993 dauerte mehr als acht Jahre. Für die Verdopplung auf 4.000 Punkte 1997 benötigte der DAX knapp vier Jahre, bis auf 8.000 Punkte im Jahre 2000 nur noch knapp drei Jahre.
Seinen bisherigen Höchstwert erreichte der Index am 7. März 2000 mit 8.136 Punkten im Handelsverlauf. Er schloss am gleichen Tag mit 8.064,97 Punkten auf einem Allzeithoch.
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Von 2000 bis 2003 sank der DAX kontinuierlich auf 2.188 Punkte im Handelsverlauf. Er schloss am 12. März 2003 mit 2.202,96 Punkten auf dem Stand vom 27. November 1995. Das war ein Rückgang um 72,7 Prozent (5.862,01 Punkte) gegenüber seinem Höchststand vom 7. März 2000. Der 12. März 2003 markiert den Wendepunkt der Talfahrt. Ab dem Frühjahr 2003 war der DAX wieder auf dem Weg nach oben und überstieg am 5. Mai 2003 erneut die 3.000-Punkte-Marke, am 2. Januar 2004 wieder die 4.000-Punkte-Marke und am 28. September 2005 erneut die 5.000-Punkte-Marke. Am 3. April 2006 überstieg der Index erstmals seit 1998 die 6.000-Punkte-Marke und am 21. Februar 2007 erstmals seit dem Jahr 2000 die Marke von 7.000 Punkten. Schon am 1. Juni 2007 wurden im Handelsverlauf kurzzeitig wieder über 8.000 Punkte erreicht. Am 15. Juni 2007 schloss der DAX dann erstmals seit 2000 wieder über 8.000 Punkten, nämlich bei 8.036,12 Punkten.[6][7]
Siehe auch
Weblinks
- DAX tagaktuell
- MDAX tagaktuell
- L-DAX tagaktuell
- Renditeberechnung des Verbraucherschutzes
- DAX und weitere Börsen-Begriffe erklärt
- Der zurückberechnete DAX seit 1959 (monatliche Entwicklung)
- Der zurückberechnete DAX seit 1966 (tägliche Entwicklung)
Einzelnachweise
- ↑ Deutsche Börse: DAX-Gewichtung vom 19. Februar 2006 (*.xls)
- ↑ http://www.sueddeutsche.de/,ra11m3/finanzen/artikel/426/116310/
- ↑ boerse.ARD.de: Nur ein kurzes Dax-Gastspiel für Lanxess
- ↑ Frankfurter Allgemeine Zeitung: Merck ersetzt Altana im Dax
- ↑ Universität Münster: Der zurückberechnete DAX seit 1966 (tägliche Entwicklung)
- ↑ Der Tagesspiegel: Das Auf und Ab des DAX (21. Februar 2007)
- ↑ Internetseiten der Deutschen Börse: DAX (Performance)