Spontane menschliche Selbstentzündung
Spontane menschliche Selbstentzündung - SHC (engl. Spontaneous human combustion) ist die Bezeichnung für eine Legende, nach der menschliche Körper ohne erkennbaren Grund verbrennen können. Angeblich bleiben dabei meist die Gliedmaßen und oft die inneren Organe erhalten. Gegenstände in unmittelbarer Nähe bleiben nahezu unversehrt.
Das Phänomen wurde angeblich bereits im 17. Jahrhundert beobachtet (zusammengestellt von Jonas Dupont, Dissertatio inauguralis de Incendiis Corporis Humani Spontaneis, Lugduni Batavorum (Leiden) 1763). Man glaubte offenbar, durch übermäßiges Trinken brennbarer Spirituosen werde der menschliche Körper selbst brennbar. Charles Dickens verwendet es in diesem Zusammenhang in seinem Roman Bleak House (dt. "Bleakhaus", 1852). Bis heute geistert es immer wieder durch die Öffentlichkeit. Tobe Hooper widmete dem Phänomen seinen Horrorfilm Spontaneous Combustion (1990; dt. Verleihtitel: Fire Syndrome). Anspielungen finden sich beispielsweise in jeweils einer Folge der Fernsehserien Picket Fences, Akte X, CSI – Den Tätern auf der Spur, Grey's Anatomy, South Park und Navy CIS, oder in scherzhafter Form auch in dem Film Con Air. Die Comicserie South Park widmet dem Thema sogar eine ganze Folge gleichen Namens (Folge 33 "Spontane Selbstentzündung").
Nach Analysen von Skeptikern stammen die wiederkehrenden Spekulationen oft von Polizisten und Feuerwehrleuten, die über verbrannte Leichen neben oder auf kaum beschädigten Möbeln erstaunt waren.
Ein Erklärungsversuch stützt sich auf die Theorie, dass häufig vor allem gebrechliche, kranke oder alkoholisierte Menschen auf die beschriebene Weise ums Leben kämen. Setze eine offene Flamme Haare oder Kleidung in Brand, beispielsweise bei gleichzeitigem Umgang mit Spirituosen und brennenden Gegenständen (Zigaretten etc), könnten diese unter Umständen nicht rasch genug gelöscht werden. Nach einer gewissen Zeit komme es - dieser Theorie nach - in der Folge zur Verflüssigung des Unterhautfettgewebes, welches austrete und mittels der Dochtwirkung der Kleidung ein Aufrechterhalten des Brandes bewirken soll. Da die entstehende Flamme wie bei einer Fackel allein durch den Dochteffekt genährt werde, hielte sich der Schaden in der Umgebung in Grenzen.
Die Vorstellung einer Selbstentzündung und extrem schnellen, vollständigen Verbrennung eines Menschen widerspricht physikalischen und chemischen Gesetzmäßigkeiten. Tatsächlich gibt es weder gesicherte Augenzeugenberichte noch andere Beweise für die Existenz des Phänomens, so dass es als moderne Sage einzustufen ist.
Literatur
- Arnold, L. (1995) Ablaze! New York: M. Evans & Co.
- Benecke, M. (1997) Spontane Selbstentzündung vom Menschen (SHC): Widerlegung eines Kapitels aus dem Volksglauben. 6. Frühjahrstagung der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin. Berlin: Humboldt-Universität, S. 82
- Benecke, M. (1998) Spontaneuos Human Combustion (SHC) - Thoughts of a forensic biologist. Skeptical Inquirer 22 (March/April), S. 47-51
- Bschor, F. (1965) Befunde bei Brandleichen und deren Bewertung. Archiv für Kriminologie 136, S. 30-38; 93-105
- Heymer, J.E. (1996) The Entracing Flame. London: Little, Brown & Co.
- Hünefeld, F.L. (1830) Zur Erklärung der Selbstverbrennung oder des Empresmus des menschlichen Körpers. Archiv für medizinische Erfahrungen (Horn’s, Nasse’s und Wagner’s Archiv) Juli/August 1830, S. 718-742
- Irwing A (1998) The theory of spontaneous human combustion goes up in flames. Daily Telegraph, 17. April 1998, S. 3
- Merkel, H. (1932) Diagnostische Feststellungsmöglichkeiten bei verbrannten und verkohlten menschlichen Leichen. Deutsche Zeitschrift für die gesamte Gerichtliche Medizin 18, S. 233-249
- Richards, N.F. (1977) Fire Investigation - Destruction of Corpses. Medicine, Science and the Law 17, S. 79-82
- Teige, B., Lundevall, J., Fleischer, E. (1977) Carboxyhemoglobin concentrations in fire victims and in cases if total carbon monoxide poisoning. Zeitschrift für Rechtsmedizin 80, S. 17-21
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