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Wellensittich

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Wellensittich
Wellensittiche
Wellensittiche
Wellensittiche (Melopsittacus undulatus)
Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Papageien (Psittaciformes)
Familie: Eigentliche Papageien
(Psittacidae)
Unterfamilie: Plattschweifsittiche (Platycercinae)
Gattung: Wellensittiche (Melopsittacus)
Art: Wellensittich (M. undulatus)

Der Wellensittich (Melopsittacus undulatus) ist eine Vogelart, die zur Ordnung der Papageien (Psittaciformes) und zur Familie der Eigentlichen Papageien (Psittacidae) gehört. Seine taxonomische Stellung innerhalb der Familie ist umstritten.

Aussehen

Das ursprüngliche Erscheinungsbild des Wellensittichs ist grün mit gelbem Gesicht. Eine schwarze Querbänderung beginnt am Hinterkopf und zieht sich über den Rücken und über die Flügeldecken. Das Gefieder ist bei beiden Geschlechtern gleich. Männchen haben eine blaue (in der Jugend violette), glatte Wachshaut (= Bereich über dem Schnabelansatz); Weibchen eine braun-graue, eher runzelige (beim Jungvogel glatt und hellbeige) Schnabelwachshaut.

Lebensraum

Ursprungsgebiet der Wellensittiche sind die Grassteppen Australiens. Nomadengleich ziehen sie Regenfällen hinterher von Wasserstelle zu Wasserstelle.

Tagsüber sind die in großen Schwärmen lebenden Vögel mit der Futtersuche am Boden beschäftigt. Mittags ziehen sie sich zum Schutz vor der meist großen Hitze in Baumkronen zurück, wo sie auch nachts zu finden sind.

Zur Brutzeit besiedeln Elterntiere alte, ausgehöhlte Bäume. Das Weibchen bebrütet das Gelege von ca. 4 Eiern etwa 18 Tage lang, während es vom Männchen versorgt wird. Junge Wellensittiche sind Nesthocker und mit 3 Wochen flügge.

Geschichte

Der Wellensittich wurde angeblich 1788 durch den Strafgefangenen Thomas Watling entdeckt, der wegen des Fälschens von Banknoten in die Strafkolonie Australien deportiert worden war. 1831 gelangte das erste Mal ein ausgestopfter Wellensittich nach Europa.

John Gould führte 1840 erstmals lebende Exemplare nach England ein. Kurz darauf wurden große Wildfänge nach Europa importiert, wo sich später erste Zuchterfolge einstellten. In den folgenden Jahren nahm der Export von Wellensittichen so stark zu, dass 1884 von der australischen Regierung ein Exportverbot erlassen wurde. Dieses Gesetz gilt bis heute, obwohl der Wellensittich in Australien nicht zu den bedrohten Arten zählt.

Mittlerweile wird der Vogel in zahlreichen Farbschlägen (blau, gelb, grau, weiß,...) gezüchtet. 1872 tauchten erstmals gelbe Tiere auf. Um 1900 kamen blaue hinzu, 1920 die ersten weißen Wellensittiche. Heute gibt es rund 100 "Standard-Farbschläge", die von den Zuchtverbänden anerkannt werden. Auf Vogelschauen wird der so genannte *Standardwellensittich zur Schau gestellt. Er ist deutlich größer als der normale Wellensittich.

Wellensittich, Männchen
Wellensittich, Männchen
Wellensittich ♂ (Melopsittacus undulatus), Albino

Haltung

Aufgrund seiner relativ leichten Züchtung war der Weg zur Haustierwerdung vorprogrammiert. Anfangs stellten Wellensittiche Ornithologen jedoch vor Rätsel, da sie sich in Gefangenschaft einfach nicht vermehren wollten. Erst als durch Zufall herausgefunden wurde, dass Wellensittiche ihre Eier in Hohlräumen oder eben in den schon erwähnten hohlen Baumstämmen ablegen, stellten sich Zuchterfolge ein.

Der Wellensittich zeichnet sich vor allem durch sein fröhliches Wesen und die verhältnismäßig problemlose Haltung aus. Ein Wellensittich kann unter guten Haltungsbedingungen bis zu 12 Jahre alt werden.

Grundsätzlich sollten diese geselligen Vögel mindestens paarweise gehalten werden. Der Käfig hat im Idealfall ein Mindestmaß von 80x40x60 cm und der tägliche Freiflug ist unverzichtbar.

Das Grundfutter besteht aus einer im Fachhandel erhältlichen ausgewogenen Körnermischung. Allerlei Sorten von Rispenhirse (als gelegentliches Leckerli, da sehr kalorienreich) und tägliche Gaben von Obst, wie Äpfel und Birnen, oder Gemüse, beispielsweise Gurke oder Karotte, runden den Speiseplan ab. Da der Wellensittich jedoch nicht alle Obst- und Gemüsesorten verträgt, sollte man vorher Erkundigungen einholen.

Das Wasser, das in einer Badewanne angeboten werden kann, ist mindestens einmal täglich zu wechseln.

Die Verwendung von Sand als Einstreu ist inzwischen umstritten, da dieser Verdauungsstörungen und Kropfreizungen verursachen kann. Alternativ kann man Buchenholzspäne verwenden oder den Käfig einfach mit Küchenrolle/Zeitung (kein buntes Hochglanzpapier, möglicherweise giftige Farben!) auslegen.

Wichtig ist, falls nicht mit Muschelgrit versetzter Sand benutzt wird, Grit in einer eigenen Schale anzubieten - er ist für die Verdauung unabdingbar. Die Einstreu muss mindestens einmal wöchentlich gewechselt werden. Grundsätzlich gilt: Bei starker Verschmutzung muss sie sofort ausgetauscht werden, da die Vögel ansonsten schnell krank werden können. So kann das Gefieder von Milben befallen werden.

Vor Zugluft sind Wellensittiche unbedingt zu schützen.

Weiteres Inventar: Gekauft werden sollte eine Sepiaschale zum Abwetzen des Schnabels und/oder ein Mineralstein. Statt der handelsüblichen Plastiksitzstangen, die schwere Fußleiden verursachen können, sollten Naturäste in verschiedenen Durchmessern (nicht direkt vom Straßenrand) verwendet werden.

Mit Spielsachen aus Kunststoff sollte eher gespart werden, jedoch spricht nichts gegen Zweige, an denen die Vögel auch nagen können. Plastikwellensittiche und Spiegel sind sehr umstritten und bei Einzelhaltung auf jeden Fall zusätzlich schädlich. Für im Schwarm gehaltene Vögel allerdings verlieren diese "Ersatzpartner" sowieso jede weitere Attraktivität.

Literatur

  • Siegfried Schmitz: Der Wellensittich und seine Verwandten. BLV Verlagsgesellschaft mbH, München 1993, ISBN 3405138574