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Strahlentherapie

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Strahlentherapie (Radiotherapie) ist die medizinische Anwendung von Strahlung, um Krankheiten zu heilen oder zumindest zu bremsen.

Im engeren Sinne versteht man darunter die Anwendung ionisierender hochenergetischer Strahlen (Gammastrahlung, Röntgenbremsstrahlung, Elektronen, Neutronen, Protonen) zu Heilzwecken meist bei bösartigen Tumorerkrankungen (Krebs).

Datei:Linearbeschleuniger.jpg
Medizinischer Linearbeschleuniger

Die dazu erforderliche Strahlung wird in der Regel in so genannten Beschleunigern erzeugt. Andere Geräte verwenden radioaktive Nuklide als Strahlungsquelle. Afterloading (eng. für "Nachladen") nennt man ein Verfahren, bei dem eine kleine Strahlenquelle in ein Hohlorgan wie z.B. die Gebärmutter eingeführt wird. Anlagen mit Neutronen, Schwerionen und Protonen sind nur in großen Forschungszentren verfügbar; ihr Nutzen ist noch umstritten. Die Neutronentherapie ist in ihrem Geburtsland, England, wegen der starken Nebenwirkungen bereits verlassen [1].

Im weiteren Sinne wird unter Strahlentherapie auch die medizinische Anwendung von Mikrowellen- und Wärmestrahlen, die Licht- und UV-Therapie sowie die Behandlung mit Ultraschallstrahlung verstanden.

Geschichte der Strahlentherapie

Datei:Roentgentherapie1920.jpg
Röntgenbestrahlung um 1920

Am 6. März 1897 veröffentlichte der Österreicher Leopold Freund in der Wiener Medizinischen Wochenschrift einen Artikel mit dem Titel: Ein mit Röntgen-Strahlen behandelter Fall von Naevus pigmentosus piliferus. Es war der erste beschriebene Fall, bei dem Röntgenstrahlen zu Heilzwecken angewendet und ihre Wirksamkeit nachgewiesen wurden. Mit 3 Bestrahlungsserien hat Freund ein fünfjähriges Mädchen mit einem großen Tierfellmuttermal behandelt.

Im Jahr 1903 gab Freund das erste Lehrbuch der Strahlentherapie heraus: Grundriss der gesamten Radiotherapie für praktische Ärzte.

Bestrahlung bei gutartigen Erkrankungen

Zahlreiche chronisch-entzündliche und degenerative Erkrankungen können bestrahlt werden, wie z.B. Fersensporn, Tennisellbogen, Schulterschmerzen. Die Ansprechraten sind 50–70 %. Die verwendeten Gesamtdosen liegen im Bereich von 1-20 Gray und sind somit deutlich niedriger als die Dosen, die bei der Therapie von Krebserkrankungen (20-80 Gy) verwendet werden müssen.

Strahlentherapie bei Krebs

Bestrahlungsplan für Brustkrebs

Bösartige Tumoren werden sehr häufig bestrahlt; oft auch in Kombination mit anderen Behandlungsverfahren wie Operation und Chemotherapie. Dabei nutzt man die Tatsache aus, dass Tumorgewebe meist strahlenempfindlicher ist als das umgebende Normalgewebe. Die Heilwirkung erfordert hohe Dosen von 20 - 100 Gray je nach Art des Tumors. Um die Nebenwirkungen gering zu halten, wird die Bestrahlung auf viele tägliche Einzeldosen aufgeteilt (Fraktionierung) und über mehrere Wochen verabreicht (Protrahierung). Symptomlindernde Behandlungen für unheilbare Patienten können kürzer sein.

Nebenwirkungen der Strahlenbehandlung

Einige Nebenwirkungen (Frühreaktionen) treten in Abhängigkeit von der Dosis, Eindringtiefe und Anzahl der aplizierten Einzeldosen auf: Hautrötungen im Bestrahlungsfeld, Schleimhautentzündungen im Mund-Rachen-Bereich oder der Speiseröhre, wenn die Kopf-Hals-Region bestrahlt wird. Völlegefühl, Übelkeit oder Durchfälle sowie Blasenbeschwerden treten bei Bestrahlungen im Bauchbereich auf. Mit Haarausfall ist nur zu rechnen, wenn der Kopf bestrahlt wird. Nebenreaktionen können nur an Stellen auftreten, an denen auch bestrahlt wird.

Nebenreaktionen sind im allgemeinen bezogen auf sogenannte Risikoorgane. Jedes Risokoorgan hat seine eigene Toleranzdosis (in Gray), ab der Nebenwirkungen zu erwarten sind. Diese Toleranzdosen dürfen nicht überschritten werden. Diese Toleranzdosen ergeben sich aus der Strahlensensibilität des Gewebes, sowie dessen Regenerationsfähigkeit, und ob das gesamte Organ oder nur ein Teil bestrahlt wird.

Spätreaktionen nach mehr als 6 Monaten sind Verfärbungen der Haut, Verhärtungen im Unterhautfettgewebe, verminderte Speichelbildung, Geschmacksverlust und andere.

Verbesserungen der Strahlentherapie gegenüber den Anfängen

Zahlreiche wissenschaftliche und technische Verbesserungen haben erreicht, dass eine moderne Strahlentherapie mit der früheren Röntgen- und Radiumtherapie kaum noch etwas gemein hat.

Hochenergetische Röntgenstrahlen (6 - 23 MeV) aus Linearbeschleunigern dringen tiefer ins Gewebe ein und erzeugen gleichmäßige Dosisverteilungen als die Strahlung von Radium und Kobalt-60 mit 1,33 MeV (in Deutschland sind nur noch 2 Co-60 Geräte in Betrieb). Verbesserte Schnittbildverfahren (CT, Kernspintomographie) und computergestützte dreidimensionale Bestrahlungsplanung vermindern die Belastung von gesundem Nachbargewebe. Sogenannte Multileaf-Kollimatoren können unregelmäßige Bestrahlungsfelder formen und während der laufenden Sitzung modifizieren (intensitätsmodulierte Radiotherapie).