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Roter Holocaust

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Begriff "Roter Holocaust" wurde in der kritischen Diskussion um das 1998 auf deutsch erschienene Buch Schwarzbuch des Kommunismus in die politisch-historische Debatte eingeführt. Er vergleicht Verbrechen kommunistischer Regierungen mit dem Holocaust am europäischen Judentum in der Zeit des Nationalsozialismus und stellt damit tendenziell dessen Singularität in Frage. Die Debatte darüber wird als Fortsetzung des westdeutschen Historikerstreits von 1986ff betrachtet.

Unter direktem Hinweis auf den Totalitarismus hatte der Herausgeber des Schwarzbuch, Stéphane Courtois, gegen die Auffassung der Mitautoren Nicolas Werth und Jean-Louis Margolin die ca. 25 Millionen während der Zeit des Nationalsozialismus getöteten Menschen mit jenen von Courtois mit etwa 80 bis 100 Millionen bezifferten Toten durch „den“ Kommunismus im 20. Jahrhundert verglichen. Nach Auffassung Courtois seien die kommunistischen Verbrechen durch die Betonung der „Singularität“ der faschistischen Verbrechen zu wenig beachtet worden. Der in der Geschichtswissenschaft gebräuchliche Begriff ‚Roter Holocaust‘ wurde dann in der kritischen Debatte um das Schwarzbuch des Kommunismus verwendet: Noch 1998 erschien die Aufsatzsammlung »Roter Holocaust«? Kritik des Schwarzbuchs des Kommunismus als kritische Antwort auf das Schwarzbuch und den Vergleich der Folgen von Kommunismus und Nationalsozialismus. Die Herausgeber warnten dort ausdrücklich vor einem Vergleich oder gar einer Gleichstellung der Verbrechen der Nationalsozialisten und denen der kommunistischen Diktaturen.

1999 wurde vom Historiker Horst Möller, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München und Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, in seinem Buch Der Rote Holocaust und die Deutschen der Begriff wieder aufgenommen. Im Jahr 2000 erschien Erinnerung an den Roten Holocaust. Der Jahrhundertverrat der Intellektuellen von Paul Rothenhäusler und Hans-Ueli Sonderegger (Hrsg.).

Der Umgang mit dem Begriff Holocaust und die damit verbundenen Kontroversen und Missverständnisse verweisen exemplarisch auf die Problematik – gerade für Deutsche – verschiedene Typen vergangener und zukünftiger Verbrechen gegen die Menschlichkeit einzuordnen, ohne den Holocaust zu relativieren, wie sich zeigt ein Kernpunkt im Rahmen der deutschen Vergangenheitsbewältigung.

Geschätzte Opferzahlen des Roten Holocausts

Nach neueren Schätzungen liegen die Opferzahlen unter totalitären kommunistischen Regimen zwischen 85 und 258 Millionen Menschen. Diese unwahrscheinlich großen Schwankungen lassen sich dadurch erklären, das manche Autoren z.B. nur rein zivile Opfer zählen oder die durch Kriege umgekommenen ganz ausklammern. In den höheren Zahlen sind Opfer von politischer Verfolgung, militärische und zivile Verluste durch Kriege, Opfer von Hungersnöten, die durch Krieg oder Misswirtschaft ausgelöst wurden, enthalten.

Einzelne Beispiele:

Je nach Quelle unterliegen diese Zahlen ebenfalls Schwankungen

Literatur

  • Courtois, Werth, Panné, Paczkowski, Bartosek, Margolin, Das Schwarzbuch des Kommunismus, Unterdrückung, Verbrechen und Terror. Piper-Verlag Mai 1998, ISBN 3492040535
  • Jens Mecklenburg / Wolfgang Wippermann (Hrsg.): "Roter Holocaust" ? Kritik des Schwarzbuchs des Kommunismus. Konkret Lit.-Vlg., H. 1998, ISBN 3894581697
  • Horst Möller: Der Rote Holocaust und die Deutschen. Piper-Verlag März 1999, ISBN 3492041191
  • Paul Rothenhäusler / Hans-Ueli Sonderegger (Hrsg.): Erinnerung an den Roten Holocaust. Der Jahrhundertverrat der Intellektuellen, 415 Seiten, br., 77 Fotos, 8 Lagerkarten, Rothenhäusler Verlag, Stäfa (Schweiz) 2000, ISBN 3-907817-11-7

Quellen

  1. John G. Heidenrich: How to Prevent Genocide: A Guide for Policymakers, Scholars, and the Concerned Citizen: An Assessment with Policy Recommendations; ISBN-10: 0275969878
  2. Jon Halliday, Jung Chang: Mao. Das Leben eines Mannes, das Schicksal eines Volkes; München 2005 ISBN 3896672002
  3. R. J. Rummel: Death by Government: Genocide and Mass Murder Since 1900; ISBN-10: 1560001453
  4. R. J. Rummel: Death by Government: Genocide and Mass Murder Since 1900; ISBN-10: 1560001453
  5. Asian Times Hungersnot von 1995 - 98
  6. Ben Kiernan: The Pol Pot Regime: Race, Power and Genocide in Cambodia Under the Khmer Rouge, 1975-79; ISBN-10: 0300096496
  7. R. J. Rummel: Death by Government: Genocide and Mass Murder Since 1900; ISBN-10: 1560001453
  8. David C. Isby: War in a Distant Country: Afghanistan - Invasion and Resistance; ISBN-10: 0853687692