Jesuskind

Das Jesuskind ist eine christliche Devotionalie. Der Kult der Kindheit Jesu basiert in der katholischen Kirche auf einer langen Tradition.[1] Der Protestantismus steht Devotionalien traditionell ablehnend gegenüber.
Schriften
Die vier Evangelien im Neuen Testament berichten von Jesus von Nazaret über seine Geburtsgeschichten und seine letzten Lebensjahre, das Evangelium nach Lukas außerdem über seine Darstellung nach 40 Tagen (Lk 2,22-24 EU) im Tempel von Jerusalem und über seinen dortigen Besuch als 12jähriger (Lk 2,41-52 EU).
Über die Kindheit von Jesus, in der er schon Wunder vollbrachte, und über seinen kindlichen Trotz erzählen apokryphe Schriften ( Kindheitsevangelium nach Thomas aus dem 2. Jahrhundert, Arabisches Kindheitsevangelium aus dem 6. Jahrhundert, Pseudo-Matthäus-Evangelium aus dem 8./9. Jahrhundert).
Im Koran kann Jesus, der Sohn Marias, gleich nach seiner Geburt sprechen (Sure 19:24-33).[2]
Legenden
Ab dem Mittelalter bilden sich Legenden um das Jesuskind und werden Bestandteil der regionalen Volksfrömmigkeit.
- In der Legenda aurea aus dem 13. Jahrhundert wird erzählt, dass das Jesuskind den Märtyrer Christopherus taufte, als dieser es über einen Fluss trug. [3]
- Das Heilige Kind von Atocha half im 13. Jahrhundert gefangenen Spaniern während der Reconquista gegen die Mauren. Es wird insbesondere in Mexiko verehrt und in der kubanischen Santeria mit Ellegua synkretisiert. [4] Wunder aus Atocha werden auch in den Cantigas de Santa Maria erwähnt.[5]
- Das Sarner Jesuskind ist eine 50 cm hohe Holzfigur aus dem 14. Jahrhundert im Benediktinerinnen-Kloster St. Andreas in Sarnen. Es hat sein rechtes Beinchen hochgezogen und die Weltkugel darauf abgestellt und zeigt mit der linken Hand auf sein Herz. Es macht das Kloster seit der spätmittelalterlichen Mystik zum viel besuchten Wallfahrtsort. [6]
- Das Santo Bambino ist eine 60 cm hohe wundertätige Figur in der Kirche Santa Maria in Aracoeli in Rom, die von einem Franziskanermönch im 15. Jahrhundert aus dem Holz eines Olivenbaums aus dem Garten Getsemani geschnitzt wurde.[7]
- Das Jesuskind erschien am 24. September 1445 dem Klosterschäfer Hermann Leicht bei Vierzehnheiligen.[8]
- Das Santo Niño von Cebu aus dem 16. Jahrhundert ist eine puppenhafte Holzfigur, die Ferdinand Magellan nach seiner Ankunft auf der philippinischen Insel Cebu der Hara Amihan, der Frau des Herrschers Raja Humabon am 14. April 1521 schenkte, weil sich das Herrscherpaar und viele Untertanen taufen ließen. Kurz darauf starb Magellan am 27. April bei einer Schlacht auf der Nachbarinsel Mactan. 44 Jahren später eroberte Miguel López de Legazpi die Insel zurück und zerstörte das Dorf des Raja Tupas, einem Neffen des Raja Humabon. Die Holzfigur wurde dort trotz der Feuerbrunst fast unversehrt gefunden. An der Fundstelle wurde die Basilica del Santo Niño als erste Kirche auf den Philippinen errichtet. Das Santo Niño war bis 2002 Schutzpatron von Cebu, für das weiterhin am 3. Sonntag des Januars das Sinulog Fest gefeiert wird. Um das Santo Niño ranken sich viele Legenden. [9]
- Das Prager Jesulein aus dem 17. Jahrhundert ist eine 47 cm hohe Wachsfigur in der Kirche Maria vom Siege in der Prager Kleinseite. 1628 schenkte sie Polyxena von Lobkowicz nach dem Tod ihres Mannes Adalbert von Lobkowicz dem Kloster der Barfüßigen Karmeliter in Prag im Rahmen der Rekatholisierung. [1] Im Barock entstanden neben dem Prager Jesulein weitere Jesuskind-Wallfahrtsorte. [10]
Kunst
Ab dem Mittelalter ändert sich die Einstellung zum Bilderverbot.
- Das Jesuskind wird in einer Krippe und als Fatschenkind dargestellt.
- Ab dem 14. Jahrhundert wird es auch mit Attributen gezeigt, die es als Gott und Erlöser kennzeichnen:
Heiligenschein, Krone, Weltkugel, Zepter, Herz, Lamm, Hirtenstab, Traube, Kreuz, Ysopstab, Lanze.[11] - Seit der Renaissance ist die Madonna mit dem Jesuskind ein bevorzugtes Motiv der Marienverehrung.
- Das Jesuskind ist ein Attribut von Antonius von Padua.
siehe auch
Weblinks
- Erzbistum Köln Kölner Krippengänge: Kind-Jesu-Verehrung
- Evangelische Kirche in Deutschland Glaubens-ABC: Jesuskind
- Teresianischer Karmel: Das Prager Jesulein
- Commons: Madonna mit dem Jesuskind – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Quellen
- ↑ a b Teresianischer Karmel: Das Prager Jesulein
- ↑ Dr. Martin Bauschke in Fontäne-Online (2002): Jesus im Koran
Koran im Projekt Gutenberg-DE: Sure 19 - ↑ Ökumenisches Heiligenlexikon Legenda Aurea: Von Sanct Christophorus
- ↑ *Dr. Hans Gerald Hödl Skriptum Vorlesung SS06 Afroamerikanische Religionen (PDF, 1,5 MB)
- ↑ Nuestra Señora de Atocha:Santo Niño de Atocha La devoción al Santo Niño de Atocha es muy fuerte en toda América Latina. Se relaciona su origen con Nuestra Señora de Atocha, en Madrid. Alfonso X el Sabio, en el siglo XIII, en sus famosas "Cantigas" ya hace mención del Santo Niño.
- ↑ Frauenkloster Sarnen: Sarner Jesuskind
Rezension: St. Andreas, Sarnen - ↑ ZENIT 23.12.2006: „Il Santo Bambino“: Das heilige Kind von Rom
- ↑ Website Franziskaner Kloster Vierzehnheiligen: Geschichte der Wallfahrt Vierzehnheiligen
- ↑ Englische Wikipedia: Santo Niño de Cebú
Basilica del Santo Niño 2007 Museum Exhibit: The Holy Child Jesus venerated in the Philippines and other countries - ↑ Traunsteiner Tageblatt 2005: Rosi Bauer zeigt in Sachrang Gnadenkindl aus ganz Europa
- ↑ Erzbistum Köln Kölner Krippengänge: Kind-Jesu-Verehrung