Last.fm
Last.fm ist eine Web-2.0-Anwendung und ein Internetradio („personalised online radio station“), das entwickelt wurde, um Nutzern auf Basis ihrer Hörgewohnheiten neue Musik, Menschen mit ähnlichem Musikgeschmack und Konzerte in ihrer Umgebung empfehlen zu können. Es ist eine ehemalige Schwesternseite von Audioscrobbler, mit dem es sich früher eine Musikdatenbank teilte. Musikverlage und Musiker werden ermuntert, Last.fm Lizenzen zum Abspielen ihrer Musik zu erteilen, da dies, zumindest in der Theorie, ihre CD-Verkäufe erhöhen würde. Last.fm hat derzeit ein Wissen von über 80 Millionen einzelnen Songs und davon über eine Million für sein Internetradio zum Streaming vorrätig, sowie 150.000 legale, freie MP3-Downloads. Mit über 20 Millionen aktiven Nutzern ist Last.fm derzeit die größte europäische Web2.0-Community.
Last.fm fusionierte am 9. August 2005 mit Audioscrobbler und übernahm somit auch dessen Funktionen. Diese speichern alle auf dem PC abgespielten Musikstücke in einer Datenbank, erzeugen individuelle oder globale Charts und verbinden User mit musikalischen Nachbarn. Bei musikalischen Nachbarn handelt es sich um Personen, welche einen ähnlichen Musikgeschmack haben. Die Datenbank errechnet Schnittmengen aus den Interpreten der Lieder innerhalb des angemeldeten Personenkreises. Stimmen viele Interpreten mit einer anderen Person überein, wird diese als musikalischer Nachbar bezeichnet.
Last.fm-Streams können im MP3-Format mit 128 kbit/s bei einer Samplingrate von 44,1 kHz abgerufen werden.
Geschichte
Audioscrobbler wurde als Projekt der Computerwissenschaften von Richard „RJ“ Jones an der Universität von Southampton in England begonnen. Jones entwickelte die ersten Plugins und öffnete das API für die Entwicklergemeinschaft, nachdem viele Musik-Player auf verschiedenen Betriebssystem-Plattformen unterstützt waren. Audioscrobbler war darauf limitiert, auf einem registrierten Computer gespielte Musik zu protokollieren, was Charts und kollaborative Filter ermöglichte.
Last.fm wurde im Jahre 2002 von den österreichischen und deutschen Staatsbürgern Felix Miller, Martin Stiksel, Michael Breidenbruecker und Thomas Willomitzer als eine Internetradio-Station und Musik-Community-Site gegründet. Die Musikprofile der verschiedenen Nutzer werden miteinander verglichen und die so ermittelten Ähnlichkeiten dazu benutzt, um dynamische Wiedergabelisten zu generieren. So soll der Musikgeschmack der Hörer möglichst genau getroffen werden. Die „Love“- und „Ban“-Buttons erlauben es Benutzern, ihre Profile während der Wiedergabe anzupassen. Last.fm hat den Europrix 2002 gewonnen und wurde für den Prix Ars Electronica im Jahre 2003 nominiert[1].
Die Teams von Audioscrobbler und Last.fm begannen eng zusammenzuarbeiten, beide Teams zogen in die gleichen Büros in Whitechapel, London, und im Jahre 2003 war Last.fm vollkommen in die Audioscrobbler-Profile integriert. Eingaben konnten durch ein Audioscrobbler-Plugin oder eine Last.fm-Musikstation kommen. Die beiden Webseiten teilten auch manche Community-Foren. Am 9. August 2005 wurde die Audioscrobbler-Website auf audioscrobbler.com vollständig in die Last.fm-Website integriert. Audioscrobbler.net wurde am 5. September 2005 als entwicklungsorientierte Website gestartet.
Am 14. Juli 2006 wurde eine Neufassung von Last.fm veröffentlicht. Dabei wurden die Wiedergabe von Last.fm-Radio-Streams das „scrobbling“, also die Übermittlung von Titeln, die mit anderen Programmen wie iTunes, Winamp oder Amarok abgespielt werden, erstmals unter einer Programmoberfläche vereinigt. Weitere Neuerungen sind die Verbesserung des Freunde-Systems und die Vereinfachung von bidirektionalen Freundschaften, sowie das Last.fm Dashboard, in welchem Benutzer auf einer Seite alle Infos ihres Profils sehen können. Dies umfasst unter anderem kürzliche Journaleinträge, Musikempfehlungen und Antworten auf Forumsnachrichten, erweiterte Optionen für Musikkäufe von Onlineshops.
Am 15. Juli 2006 wurde eine japanische Version der Website gestartet.
Seit dem 19. Dezember 2006 ist die Seite auch in einer deutschen Version verfügbar. Ein deutschsprachiger Browser wird in der Regel direkt zur deutschen Seite geleitet.
Am 10. Mai 2007 wurde eine Neufassung von "Playlist's" veröffentlicht. Damit kann man sich eine Playliste mit mindestens 15 Songs zusammenstellen, die dann als Musikstücke in voller Länge im Zufallsmodus abgespielt werden. Neu wurde auch eine Rubrik Namens Widgets eingeführt. Neben einem Playlist-Player enthält er auch Widgets für digitale Charts (mit 30 Sekunden-Abspielfunktion), ein Radioplayer-Widget, sowie die schon bekannten Quilts. Die Widgets lassen sich in andere Communities wie Myspace.com, Virb.com, etc. einfügen.
Am 17. Mai 2007 wurden Musikvideos eingeführt, aber noch keine Musikvideo-Channels. (siehe unten)
Am 30. Mai 2007 wurde bekannt, dass Last.fm für 280 Millionen Dollar an das amerikanische Unternehmen CBS Corporation verkauft wurde.[2].
Spiegel Online implementierte am 14. Juni 2007 vorübergehend Last.fm in ihrem Webangebot. Aufgrund Mängel des Jugendschutzfilters, nahm der Verlag jedoch das Angebot wieder heraus. [3]
Nutzung und Wiedergabe
Last.fm-Website
Die Homepage von Last.fm bietet zahlreiche Daten-Feeds in mehreren Formaten (derzeit eigene XML-Formate, RSS, Klartext und XSPF). Auf diese Art ist es für Entwickler von Programmen und Websites sehr einfach möglich, auf die Informationen von Last.fm zuzugreifen. Für eine vereinfachte Nutzung der Last.fm-Dienste steht des weiteren die Audioscrobbler Web Services API zur Verfügung. Die Webdienste von Last.fm können, wenn nicht anders angegeben, im Rahmen der Creative Commons-Lizenz by-nc-sa genutzt werden.
Flash-Player
Die Website selbst bietet zur Wiedergabe der Last.fm-Radiostreams sowohl eine integrierten Flash-Player an, als auch die Wiedergabe über externe Applikationen über ein eigenes URL-Protokoll (lastfm://).
Last.fm-Player
Der Last.fm-Player ist ein Client-Programm für die Dienste von Last.fm, und dient gleichzeitig als Referenzimplementierung der verfügbaren Schnittstellen. Eine intuitive Oberfläche erlaubt eine komfortable Nutzung der Radiostreams und zahlreicher Dienste der Website, ohne dass hierfür der Webbrowser geöffnet sein muss.
Da der Player in C++ programmiert ist und das Qt-Framework verwendet, ist er für sehr viele Betriebssysteme verfügbar.
Abspielprogramme mit Last.fm-Integration
In der Open Source-Szene hat sich in der jüngeren Vergangenheit ein Trend hin zur Integration von Last.fm in Multimedia-Programme gezeigt. Mehrere namhafte Projekte nutzen bereits in großem Umfang die Dienste von Last.fm, oder beabsichtigen eine derartige Integration in näherer Zukunft.
Freie Programme
- Amarok: Das erste Abspielprogramm mit umfangreicher Last.fm-Unterstützung. Das Programm ermöglicht nicht nur die Wiedergabe von Last.fm-Radio und Übermittlung gespielter Stücke, sondern nutzt darüber hinaus auch in großem Ausmaß Informationen von Last.fm, beispielsweise zur Anzeige von ähnlichen Interpreten, Bewertungen etc. Das Amarok-Projekt plant, diese Unterstützung in Zukunft noch weiter zu verbessern. Zur Vermeidung von "unbekannten" Künstlern untersützt Amarok die Musikdatenbank Musicbrainz.
- Banshee: Bietet eine sehr umfangreiche Integration der Funktionen von Last.fm. Eine Unterstützung der Radio-Streams ist in Planung.
- BMPx
- Rhythmbox
Proprietäre Programme
- MP3Toys: Unterstützt die Radiostreams, Empfehlungen und das Übermitteln gespielter Stücke.
- AlbumPlayer: Unterstützt die Radiostreams, Empfehlungen und das Übermitteln gespielter Stücke.
Plugins
Es sind für nahezu alle verbreiteten Player Last.fm-Plugins mit mehr oder weniger umfangreichem Funktionsumfang verfügbar. Der Radiostream wird aufgrund seiner Komplexität derzeit nur von sehr wenigen Plugins unterstützt.
Player, für die Plugins verfügbar sind:
- Amarok
- foobar2000
- iTunes (und iPod)
- Noatun
- Quod Libet
- QCD
- Songbird
- Winamp
- Windows Media Player
- XMMS und XMMS2
- Musikcube
- XMPlay
Proxy-Programme
Es gibt mehrere Programme, die den Last.fm-Radiostream konvertieren. Diese fungieren ihrerseits als HTTP-Streamingserver, und ermöglichen es daher, das Last.fm-Radio mit nahezu jedem Streaming-kompatiblen Player zu nutzen. Zu diesen zählen unter anderem MyLastFM oder LastFMProxy.
Abonnement
Es besteht auch die Möglichkeit, den Last.fm-Dienst kostenpflichtig zu abonnieren. Als Gegenleistung erhält der Abonnent eine werbefreie Oberfläche, priorisierte Radiostreams sowie verschiedene weitere personalisierte Radios.
Finanzierung und Mitarbeiter
Last.fm finanziert sich durch Werbung auf der Webseite, den Verkauf von Musik (CDs, Downloads) und Konzerttickets sowie Spenden von Benutzern und den Beiträgen der Abonnenten. Im Jahr 2005 erhielt Last.fm die erste Finanzierung durch Business Angel, angeführt von Stefan Glänzer, der auch die Anteile von Michael Breidenbrücker übernahm. 2006 stieg der europäische Investor Index Ventures ein, deren General Partner Neil Rimer und Danny Rimer dem Board of Directors, bestehend aus Felix Miller, Martin Stiksel und Stefan Glänzer (Vorsitz), beitraten.
Derzeit arbeiten 50 Mitarbeiter bei Last.fm in Ost-London.
Event-System
Seit Oktober 2006 besteht ein Event-System. Es erstellt dem User eine automatische Konzertliste, basierend auf dem Musikprofil des Benutzers. Darüber hinaus kann der Benutzer leicht eigene Events hinzufügen. Die Interaktion zwischen Nutzern soll damit verstärkt werden, da man erkennen kann, welche andere User das selbe Konzert besucht haben und besuchen wollen.
Im März 2007 wurde das Event-System ausgebaut, um größere Städte direkt via Link zugänglich zu machen.
Video-Channels
Am 17. Mai 2007 wurden auf der englischen Seite Musikvideos eingeführt. Nun können Musik-Labels und Bands Musikvideos in das System hochladen. Diese Beschränkung besteht, damit Last.fm nicht wie Youtube mit Copyright-Klagen überzogen wird. Die Videos sind mit einer Bitrate von 128kbps kodiert (derzeitiger Youtube-Standard: 64kbps). Es besteht nun auch ein Reiter für Musikvideos auf den Band- und Track-Seiten. Ziel ist es, analog zum Last.fm-Radio, Last.fm-Videochannels anzubieten. Dem Benutzer werden also personalisierte Musikvideo-Streams gezeigt. Eine Entwicklung, die die Art des Musikvideokonsums nachhaltig verändern könnte und viel selektiver macht.
Weblinks
Fußnoten
- ↑ EUROPRIX Student Award Winners 2002. EUROPRIX, abgerufen am 3. September 2006. (Englisch)
- ↑ Music site Last.fm bought by CBS. BBC NEWS, abgerufen am 30. Mai 2007. (Englisch)
- ↑ DWDL: Spiegel Online hat Last.fm schon wieder deaktiviert