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Linkshänder

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Linkshänder sind Personen, die bevorzugt die linke Hand benutzen. Dies betrifft vor allem Tätigkeiten, die nur mit einer Hand ausgeführt werden und nicht durch Erziehung beeinflusst sind. Teilweise wurden und werden Linkshänder auf die rechte Hand umerzogen, weil diese kulturell als besser bewertet wird.

Ursache der Linkshändigkeit

Als wahrscheinliche Ursache für die Linkshändigkeit gilt eine angeborene rechtshemisphärische Hirnhemisphärendominanz. Die Auswirkungen der Dominanz der rechten Hirnhälfte sind noch nicht in allen Einzelheiten bekannt und erforscht.

Genetische Ursachen für die Linkshändigkeit sind wahrscheinlich, bei der Forschung nach den Vererbungsmustern trifft man jedoch immer wieder auf unerklärliche Schwierigkeiten: Unter eineiigen Zwillingen kommen Links-Rechts-Händer-Kombinationen ähnlich häufig vor wie bei anderen Geschwister-Paaren. Eine im Jahr 1998 durchgeführte Studie der James McDevitt-Universität in Oklahoma hat zudem gezeigt, dass Kinder, deren Eltern beide linkshändig sind, nur mit 26-prozentiger Wahrscheinlichkeit selbst Linkshänder werden.

Anteil der Linkshänder

Statistiken geben den Anteil der Linkshänder in der Bevölkerung mit 10 bis 15 Prozent an. Es ist dabei zu beachten, dass bei Befragungen dieser Wert unter Umständen geringer ausfällt als bei gezielten Tests, was eben auf die lange Zeit verbreitete Umerziehung zurückzuführen ist. Dies führt auch dazu, dass in Statistiken die Wahrscheinlichkeit, unter alten Menschen Linkshänder zu finden, deutlich geringer ist.

Die Schlussfolgerung, dass Linkshänder eine kürzere Lebenserwartung haben, etwa, weil sie schlecht an die rechtshänder-dominierte Welt angepasst sind und daher eher bei Unfällen sterben, hat sich jedoch als falsch herausgestellt. Tatsächlich liegt diese statistische Erscheinung am ehesten an der vor allem früher häufigen Umschulung auf die rechte Hand.

Umerziehung und negative Folgen

Früher wurden die meisten Linkshänder auf die rechte Hand umerzogen. Später erkannte man, dass diese Umerziehung auf die rechte Hand negative Begleiterscheinungen hat, beispielsweise psychische Probleme, schlechtere Schulleistungen oder Sprachstörungen. Auch die Legasthenie wird in einigen Fällen als Folge der Umerziehung eines Linkshänders angesehen. Einige umerzogene Linkshänder berichten zudem von einer Art innerer Zerissenheit, wenn sie etwa die linke Hand zum Zeichnen verwenden. Auch zu Beginn des dritten Jahrtausends ist es vielerorts noch üblich, Linkshänder umzuerziehen, da die neuronalen Zusammenhänge und die psychischen und kognitiven Folgen der Umerziehung noch nicht ausreichend in der Bevölkerung bekannt sind. So glauben manche noch immer, ein Linkshänder habe es einfacher in einer Rechtshänder-Welt, wenn er gleich auf rechts umerzogen wird, häufiger ist eine Umerziehung jedoch kulturell begründet (beispielsweise durch die zur Begrüßung verwendete rechte Hand). Dies trifft weltweit zu: So gibt es in arabischen Kulturen ein schweres Stigma gegen Linkshändigkeit, dessen Ursachen viele Jahrhunderte in der Vergangenheit liegen und einen zum Teil pragmatischen Grund haben. In der arabischen und in anderen Kulturen wird die Reinigung nach dem Stuhlgang üblicherweise direkt mit der linken Hand und Wasser ausgeführt. Dies führte zu der Betrachtung der linken Hand als unrein und sie wird daher nicht zum Essen oder für soziale Kontakte eingesetzt.

Alltagsprobleme von Linkshändern

Viele Linkshänder berichten, dass ihre Händigkeit auf die meisten Aufgaben des Alltags keinen Einfluss hat. Dennoch gibt es Situationen, in denen die Ausrichtung auf die deutlich häufiger vorkommende und daher als normal angesehene Rechtshändigkeit zu Schwierigkeiten führen kann:

Da von links nach rechts geschrieben wird, müssen Linkshänder darauf aufpassen, mit der Schreibhand das zuvor Geschriebene nicht zu verwischen. Für Linkshänder wurde deshalb eine Spezialtinte entwickelt, die schneller trocknet und nicht so leicht verschmiert. Die auf dem Blatt aufliegenden Teile der linken Hand sollten stets unterhalb der Schrift vorbeigeführt werden. Dafür kann es hilfreich sein, das Schreibblatt gegenüber der Tischkante leicht nach rechts zu neigen. Ebenfalls aufgrund der Schreibrichtung können Rechtshänder die Stiftspitze vorwiegend über das Papier ziehen, wohingegen Linkshänder die Stiftspitze schieben müssen. Insbesondere bei Füllfederhaltern mit schmaler Feder ergibt sich bei Linkshändern somit häufig das Problem, dass sich die Feder beim Schreiben ins Papier spießt. Deshalb sollte man einen Füller vor dem Kauf stets ausprobieren und bei Problemen auf eine breitere Feder zurückgreifen. Bei Füllern mit Griffmulden muss man darauf achten, die linkshändige Variante zu kaufen.

Häufig sind zudem in den Schulen die Klassenzimmer so ausgerichtet, dass die Fenster von der Schülerseite aus links sind. Damit wird bei Rechtshändern das Schreiben nicht durch einen störenden Schatten behindert. Das Gegenteil ist natürlich bei Linkshändern der Fall.

Einige Küchenwerkzeuge für Linkshänder.

Asymmetrische Werkzeuge wie Schere, Korkenzieher, Dosenöffner und ähnliches sind meist für Rechtshänder ausgelegt, einige Werkzeuge wie Schleifmaschinen und Bohrmaschinen können regelrecht gefährlich werden, da sie von Linkshändern nicht wie vom Hersteller vorgesehen gehalten und gehandhabt werden können. Auch der einseitige Sicherungshebel von Schusswaffen ist grundsätzlich für den Daumen der rechten Hand ausgelegt. Bei neueren Schusswaffen werden vermehrt zweiseitige Sicherungen eingesetzt.

Besonderheit eines (2) Rechtshänder- und (3) Linkshänder-Messers.

Der kritische Punkt bei der Schere ist die Anordnung der Klingen. Um präzise schneiden zu können, muss die Innenseite der oberen Schneidekante dem Auge zugewandt sein. Diese Anordnung kommt auch der Anatomie der menschlichen Hand entgegen: Die Klingen werden so beim Schneiden zusammengepresst, wohingegen sie bei umgekehrter Anordnung eher auseinandergedrückt werden. Dies ist der Grund dafür, dass Linkshänder mit stumpfen Rechtshänderscheren oft nicht richtig schneiden können.

Die meisten Küchenmesser sind nur einseitig angeschliffen. Nutzt ein Linkshänder ein rechts-geschliffenes Messer, liegt beim Gebrauch die angeschrägte Seite am Schnittgut. Ein gerader Schnitt ist so fast unmöglich.

Auch viele Musikinstrumente sind asymmetrisch. Das Umlernen führt entweder zu schwächeren Leistungen (berichtet wird auch von Überbelastungen der "falsch" strapazierten Hand), oder (laut Sattler) zu deutlich überdurchschnittlichen Leistungen (Überkompensation). Manche Musikinstrumente werden in linkshändigen Formen hergestellt (Piano) oder lassen sich beidseitig verwenden/aufbauen (Gitarren, Schlagzeug).

Ebenso sind Fotoapparate zumeist für die rechte Hand (bezüglich Auslöser) konzipiert. Der japanische Kamera-Hersteller Yashica sorgte aber vor Jahren für Furore, als sie mit der Yashica Samurai Z-L eine Linkshänderversion eines Kameramodells auf den Markt brachten.

Auch das ständige Umdenken in einer Rechtshänderwelt wird von einigen als Stress empfunden. Deshalb empfinden manche Linkshänder die Nichtberücksichtigung ihrer Veranlagung als Diskriminierung. Andere wiederum meinen, dass die Konfrontation mit der Rechtshänderwelt auch eine Flexibilität im Denken und Handeln trainiere, oder sie schenken ihrer Händigkeit keine außergewöhnliche Beachtung.

Erkennung

Bei manchen Kindern ist die Händigkeit sehr stark ausgeprägt und daher für die Eltern und Erzieher früh und leicht zu erkennen, etwa, weil das Kind zum Malen immer die linke Hand verwendet.

Es gibt jedoch auch Kinder, bei denen die Ausprägung nicht so stark ist, dass die Eltern sie problemlos erkennen. So kann es sein, dass ein Kind immer die Hand zum Malen benutzt, in die man ihm gerade den Stift gegeben hat. In solchen Zweifelsfällen kann ein geschulter Berater aufgesucht werden. Dieser prüft die Händigkeit eines Kindes anhand einer Vielzahl von kleinen Aufgaben, wie dem Zeigen auf einen Gegenstand, Fangen und Greifen von Gegenständen, Zähneputzen, Papier zerreißen, Einfädeln eines Fadens in eine Nadel und vieles mehr. Ein versehentliches Umerziehen durch die Eltern kann so vermieden werden.

Prominente Linkshänder

Zu prominenten Linkshändern zählen unter anderem Commodus als einziger römischer Kaiser, das Universalgenie Leonardo da Vinci, der die meisten seiner Aufzeichnungen der Einfachheit halber (!) in Spiegelschrift verfasste; der Maler Pablo Picasso, der zur Zeit reichste Mensch der Welt Bill Gates, der Diktator Adolf Hitler, die Physiker Isaac Newton, Albert Einstein und Marie Curie, der österreichisch-tschechische Schriftsteller Franz Kafka, der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche, der französische Feldherr, Eroberer und Kaiser Napoléon Bonaparte, der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe, die ehemaligen amerikanischen Präsidenten Gerald Ford, Ronald Reagan, George H. W. Bush, Bill Clinton, der amerikanische Rockmusiker Jimi Hendrix und der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Weitere bekannte Linkshänder sind/waren u. a. Paul McCartney, Kurt Cobain, Eminem, Whoopi Goldberg, Scarlett Johansson, Angelina Jolie, Johannes B. Kerner, Mark Knopfler (der jedoch rechtshändig Gitarre spielt), Chris Martin, Morgan Freeman, Diego Maradona, Tom Cruise, Marilyn Monroe, Keanu Reeves, Hanna Nagel, Pelé, Julia Roberts, James Marsters, Matt Groening, 50 Cent und Bruce Willis.

Besonderheiten von Linkshändern

In der Literatur werden mitunter Linkshändern besondere Eigenschaften zugeschrieben, die bei ihnen statistisch gesehen stärker ausgeprägt sein sollen als bei Rechtshändern. Genannt wird etwa, dass Linkshänder im Durchschnitt intelligenter seien als Rechtshänder. Insbesondere in der populärwissenschaftlichen Literatur wird die mit der Händigkeit einhergehende Dominanz jeweils einer bestimmten Gehirnhälfte mit statistisch vorherrschenden Stärken, Schwächen und Persönlichkeitsmerkmalen in Verbindung gebracht. Auch wird angenommen, dass Linkshänder kreativ denken und handeln, während Rechtshänder in der Mehrzahl eher rational vorgehen.

Dabei ist aber stets zu berücksichtigen, dass vor allem in der älteren Generation nur ein Teil der eigentlichen Linkshänder als solche erkannt wurden. Diejenigen, die sich zur Linkshändigkeit "bekannt" haben, könnten eine bestimmte Auswahl darstellen, die den Gesamteindruck verfälscht.

Nach einer Studie mit 12.000 Teilnehmerinnen, die zwischen 1932 und 1941 geboren wurden, fanden niederländische Forscher der Universität Utrecht heraus, dass Linkshänderinnen ein bis zu doppelt so hohes Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken als Rechtshänderinnen. Nach Ansicht der Forscher könnte das erhöhte Risiko dadurch begründet sein, dass Linkshänderinnen vor der Geburt, in der Gebärmutter, stärker mit dem weiblichen Geschlechtshormon Östrogen in Berührung kommen.

Linkshändertag

Seit dem Jahr 1976 ist der 13. August der internationale Linkshändertag. Dean R. Campbell, der 1975 auch Lefthanders international gründete, rief diesen Tag zum Linkshändertag aus.

In den letzten Jahren hat der Linkshändertag zunehmend Berichte über Linkshändigkeit am 13. August in verschiedenen Medien angeregt.

Siehe auch

Wiktionary: Linkshänder – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Literatur

Johanna Barbara Sattler: Der umgeschulte Linkshänder oder der Knoten im Gehirn, Auer Verlag, ISBN 3-403-02645-0

Hermann-Josef Zoche: Ich sehe die Welt auch von der anderen Seite!, Ariston, ISBN 3-7205-2305-5